Verwendung vom Zeitangaben

Oh Mann, ich hab so viele Fragen …

Wie haltet ihr es mit Zeitangaben in euren Manus?
Eine meiner Testleserinnen (nein, das fast schon Lektorat, was sie macht) hat ein paar Fehler entdeckt, die mir auch nach dem x-ten Lesen nicht aufgefallen sind.

Je Kapitel (nach der lfd. Nummer des Kapitels)

  • eine detaillierte Zeitangabe verwenden (bis hin zu Datum und Uhrzeit?
    Das ermöglicht m. E. die heftigsten Fehler
  • Nur vage Zeitangaben, wie z. B. Tage später, ein Monat später, Jahre zuvor
    Das ist freundlicher zum Autor und Fehler können wohl auch einfacher beseitigt werden
  • Gar keine Zeitangaben

Kann dabei der Zeitstrahl helfen?

Verirrten Gruß
nolimit

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Du als Autor solltest dir über die Zeitangaben klar sein.
Ob du die Zeitangaben für die Leser aufschreiben möchtest, ist die zweite Frage. Mit Uhrzeiten wäre ich sparsam, wenn die für die Handlung nicht ausnahmsweise eine große Rolle spielen. (Alibis in Krimis oder so.)

Ich persönlich kam mit dem Zeitstrahl nicht gut zurecht. Ich habe statt dessen angefangen, im Organizer in eine Notizspalte einzutragen, wieviel Zeit eine Szene in Anspruch nimmt und zu welcher Tageszeit sie stattfindet. Das mache ich jetzt nachträglich auf meinem Überarbeitungs-Weg von der ersten zur zweiten Romanfassung, dass ich mir nacheinander jede Szene vornehme und in den Organizer eintrage, wieviel Zeit dort vergeht und (von @Pamina22 abgeschaut und für mich abgewandelt) was sich in der Szene verändert, ob es dort einen Konflikt gibt, welche Ziele die Personen verfolgen und was sie dabei motiviert, ihr Ziel zu erreichen. Durch diese Auflistung fällt mir einiges auf, das ich verbessern kann. Gleichzeitig arbeite ich die Hinweise meiner ersten Testleserin ab, so habe ich an jeder Szene so viel zu feilen, dass ich für die ersten 10 (von ca. 160) Szenen zwei Wochen gebraucht habe. :sweat:

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Du solltest dich fragen, ob Zeitangaben deine Geschichte wirklich besser machen. Einerseits mag die Kapiteleinleitung realistischer klingen. Andererseits merkt sich diese Zeitangaben eh kaum jemand. Du aber musst natürlich sicherstellen, dass sie auch realistisch sind.

Dazu würde ich heute tendieren.

Manchmal finde ich, gehört eine gewisse zeitliche Einordnung in die Geschichte.

Beim Zeitstrahl darauf achten, dass es ein Hilfsmittel bleibt und kein Diktator wird. Ich persönlich kann damit nicht arbeiten. Irgendwann lebe ich nur noch für den Zeitstrahl und versuche, selbst Minutenbruchteile von besonderen Szenen darin abzubilden. Und wenn dann alles super ist, verschiebst du irgendwas, weil du eine bessere Idee hast und ein komplettes Zeitstrahl-Kartenhaus bricht in sich zusammen.

Es gibt hier aber auch Leute, die große Fans vom Zeitstrahl sind. Wahrscheinlich arbeiten die organisierter als ich :slight_smile:

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@_Corinna
Gute Idee - hört sich super an

@tomP
Besser machen diese detaillierten Zeitangaben die Geschichte nicht, irgendwann habe ich damit angefangen und merke jetzt langsam, dass ich mir damit selbst ins Bein geschossen habe

Ich werde beide Tipps beherzigen.

nolimit

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ging mir auch so :slight_smile:

Wie @_Corinna schon schrieb, du als Autor solltest genau wissen, wann eine Szene spielt. Ich habe z. B. den Navigator immer eingeblendet und trage im Tab „Zeitstrahl“ ein, wann eine Szene stattfindet. Meist reicht Datum, manchmal ist aber auch Uhrzeit wichtig, das hängt von deiner Geschichte ab. Abgesehen davon zwingt es auch zu einem gewissen Realismus. Wenn deine Geschichte im November spielt, ist ein Kaffeetrinken im Garten bei Sonnenschein und 30° eher unwahrscheinlich (jedenfalls in D). Oder im Hochsommer ein Sonnenuntergang um 17 Uhr. Wenn du deinen Leser genaue Daten mitteilst, sollten ggf. auch echte Ereignisse zumindest erwähnt werden. Eine Geschichte, in der es um einen Septemberurlaub im Jahre 2001 geht, wird nicht um eine Erwähnung der Anschläge auf das WTC herumkommen.

Was und wie du Zeiten deinen Lesern mitteilst, hängt von dir und deiner Geschichte ab. Es kann auch ein Stilmittel sein, um Spannung zu erzeugen: 78 Tage, 7 Stunden, 38 Minuten bis zum Einschlag des Asteroiden als Kapitelüberschrift und noch jede Menge zu tun, erzeugt Zeitnot.
Ob ich nun detaillierte oder vage Zeitangaben benutze, mache ich davon abhängig, was realistisch ist. Einen Arzttermin bspw. würde ich mit Datum (ohne Jahr) und Uhrzeit angeben, eine Einladung zum Kaffeetrinken „Ach, komm doch einfach heute Mittag mal um 15:53 Uhr zum Kaffee vorbei, dann können wir reden“ wäre unrealistisch. Ich persönlich arbeite mit beidem, detaillierte Zeitangaben, um auch den Leser wissen zu lassen, wann etwas stattfindet und auch als Fixpunkt für mich, aber verbunden durch vage Angaben als „Gummileine“ für mich zwischen diesen Fixpunkten, um noch genug Flexibilität zu haben. Beispiel:
„Als nächsten Termin könnte ich Ihnen den 25.06. um 8 Uhr anbieten“, sagte die Sprechstundenhilfe am Telefon.
„Den nehme ich“, meinte Eva entschlossen.
Die Zeit bis zum Termin verbrachte sie wechselweise mit schlimmsten Befürchtungen und Verdrängung. Bei einem Abendessen mit Adam …

Nur eines vermeide ich wie der Teufel das Weihwasser in der Regel: Jahreszahlen. Einfach aus den Grund, dass die Geschichte länger haltbar ist. Wenn der Leser das Gefühl hat, dass eine Geschichte schon älter ist, baut sich m. M. n. eher eine emotionale Distanz auf, also umgehe ich das, wenn es nicht notwendig ist. Natürlich lässt sich die Illusion nicht dauerhaft aufrechterhalten. Spätestens wenn deine Protas fieberhaft eine Telefonzelle suchen, um einen wichtigen Anruf zu machen, weiß jeder, dass das schon ein paar Jährchen her ist.
Und abschließend: Ja, der Zeitstrahl kann helfen, das hängt aber davon ab, welcher Typ du bist. Mir liegen tabellarische Darstellungen weitaus mehr als grafische, daher benutze ich ihn nur sporadisch, aber durch die o. g. Eintragungen im Navigator erzeugt er sich en passant, zum Planen nutze ich ihn nicht.

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Ich verwende den Zeitstrahl auch nicht, stattdessen mache ich mir meistens eine Tabelle als Kalender: also 7 Spalten, so viele Zeilen wie die Handlung Wochen umfasst, jedes Feld steht für einen Tag, und da schreibe ich stichwortartig rein, was an dem Tag passiert. Im Grunde muss ich bis auf seltene Ausnahmen nur wissen, passiert es vormittags, nachmittags oder abends.

Und wenn ich was umplanen muss, sind einzelne Zeilen schnell markiert, ausgeschnitten und anderswo wieder eingefügt.

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Mit direkten Zeitangaben gehe ich sparsam um und auch nur dann, wenn es für die Geschichte unerlässlich ist.
Um den Leser ein zeitliches Gefühl zu geben, verwende ich keine direkten Zeitangaben, sondern eher Angaben wie „… trafen sich zum Frühstück“, oder „sie besuchten die Kinovorstellung am nachmittag“ oder „sie war spät dran. Die Abendvorstellung hatte bereits begonnen und ihr wurde der Einlass verwehrt.“
Obige Beispiele sind für den Leser gedacht.
Für mich führe ich eine detaillierte Aufstellung der zeitlichen Abfolge, damit alles stimmig ist. Da wird aufgeführt was am Tag 1 in der Früh (manchmal mit Uhrzeit) passiert, was am Tag 2 am Nachmittag passiert usw.

Gruß aus MG
Klaus

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Zeiten schildere ich so ungenau wie möglich und so genau wie nötig.

Ich versuche, mich nicht festnageln zu lassen und schreibe im Spätsommer, Herbst, Winter, Vorfrühling. Oder oft auch ›nach ein paar Tagen oder Wochen‹ und oft genug schreibe ich gar nicht, wie viele Tage es her ist, denn es ergibt sich auch aus dem Inhalt. Wenn sich die Protas einmal pro Woche sehen und ich habe drei Monate nicht geschildert, dann reiche ich nach, dass sie sich in der Zwischenzeit ein paarmal gesehen haben. Meinen Lesern hat das bisher immer ausgereicht. Zu viel Akkuratesse ist hinderlich beim Schreiben und der Leser denkt vielleicht, dass es wichtig ist, dabei ist es oft unwichtig.

Ich würde Zeiten aus dem Inhalt bzw. Context heraus erzählen. Wenn man sich zum Frühstück, Abend- oder Mittagessen trifft, ist klar, welche Zeit ist. Fahren alle in den Sommerurlaub oder gehen auf den Weihnachtsmarkt, auch. Brennt die Mittagssonne, oder weht eine kühle Briese wie jede Nacht? Wie ist das Licht der Sonne? Welche Gefühle löst die aktuelle Tageszeit / der aktuelle Monat aus? Ist das Wochenende langweilig wie immer oder geht jemand aus wie jeden Samstag?

Edit: Ich gehe davon aus, dass du nicht einen Western mit dem Titel „High Noon“ schreibst, dann würde ich es tatsächlich auf die Minute genau nennen, aber nur dann. :innocent:

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Nein, kein Western. Hier geht es um eine Handlung, die im Jahr 1977 einsetzt und bis in die Gegenwart läuft
Die Gegenwart ist hier relativ, das ist leicht anzupassen.