Versuch eines Klappentextes

Ich möchte euch gern mal auf den ersten Entwurf eines Klappentextes gucken lassen, falls ihr Lust dazu habt. Findet ihr Ungereimtheiten? Würdet ihr neugierig auf mehr werden?

Schon mal danke schön!

Aus dem Tagebuch des Engel Chamuel vom 18. Juli 1966:

Und während ich im ersten Stock stand, in völliger Dunkelheit und in völliger Stille, schoss mir zum ersten Mal der Gedanke durch den Kopf, der mich danach nicht mehr losließ: Sieben Kinder! Warum nur die süße, hübsche, kleine Uschi? Warum nicht alle sieben Kinder?
Sieben auf einen Streich dachte ich und musste kichern.

***
Ein kleines idyllisches Dorf Mitte der sechziger Jahre, eingebettet in Wälder, Wiesen und Felder. Jeder kennt jeden, für die Kinder sind das gesamte Dorf und seine Umgebung ein einziger Abenteuerspielplatz. Doch die Idylle trügt. Niemand ahnt, dass eine Gruppe von Kindern beobachtet wird, mit dem einzigen Ziel, sie alle zu töten. Doch vorher beginnt ein perfides Spiel, welches von ihnen als Märchen erlebt und von den Erwachsenen erst wahrgenommen wird, als das Spiel zu Ende gespielt ist.

6 „Gefällt mir“

Hi,
meine Lust wäre deutlich größer, wenn du die Schriftart nicht so ipselig eingestellt hättest.

Nun zum Inhalt: Man erfährt, worum es geht. Gut.
“Mitte der sechziger Jahre” würde ich weglassen. Das sieht man ja schon an dem Tagebucheintrag. Den Platz könntest du noch für eine Zusatzinfo nutzen.
Ansonsten finde ich den Text ansprechend. Ich würde das Buch lesen wollen.

1 „Gefällt mir“

Moin! Ich finde, Du verrätst ein bisschen zuviel. Es geht also im Roman nicht mehr um die Entwicklung einer Situation, bzw. die hat der Klappentext ja schon vorweg genommen. Es geht also um

Du hast auch bereits verraten, dass die tumben Erwachsenen nichts schnallen. Wenn ich als Leser breits weiss, wie es ausgeht - und damit bist Du ein wenig zu deutlich - warum sollte ich es dann noch lesen? Eben. Ich würde weniger preis geben.

finde ich ganz okay. Schon weil der Leser sich schon mal vom Handy verabschieden kann und Ermittlungstechniken auch noch nicht soweit waren.
Ich würde liebe so etwas schreiben wie:
“Mitte der 60er Jahre verschwinden aus einem Dorf unerklärlich immer wieder Kinder. Niemand an, welch perides Spiel hier gespielt wird.”
Ja, nix druckreif, aber Du weisst vielleicht, was ich meine.
Wenn Du nur das sog. perfide Spiel beschreiben willst und nicht den Weg bis zur Erkenntnis, dass es sich um so eins handelt, isses natürlich okay. Aber: Es ist ja immer auch Geschmackssache und ich bin nicht der Papst.
Der Plot klingt mindestens interessant, ich rieche viel Potential. Kommt nur auf die Ausführung an.

Finde ich krass! und nicht ungeil! Man stellt sich unwillkürlich die Frage, warum ein Engel Tagebuch führt. Und über den traigischen Tod von Uschi so lacht. Gehört der Text zur Klappe? Also das macht neugierig!

5 „Gefällt mir“

Ich schließe mich @Suse an - bitte nicht sooo winzige Schrift …

und auch @narratöör hat einen Punkt, bzw. mehrere: nicht so viel verraten (perfides Spiel - keiner merkt was - bis es zu spät ist) und ein Engel, der Tagebuch schreibt? Vor allem dieser Engel (wie eine quick & dirty Recherche ergab …), belustigt sich über Kindstötung??

Fantasy oder Esoterik? Ersteres wäre ok und könnte spannend sein, das Zweite nicht.

3 „Gefällt mir“

Fantasy oder Thriller? Ich möchte wissen, was genau ich da kaufen soll. Das sollte schon deutlich werden.

1 „Gefällt mir“
1 „Gefällt mir“

Ja, doch. Ebenfalls Quick&Dirty:
“Während Henoch ihn als einen hellen Engel Gottes beschreibt, gibt es auch Stimmen, die Chamuel mit Samael und somit (wie in der jüdischen Tradition nicht unüblich) mit Satan gleichsetzen.”

Zum Klappentext ein paar Kommentare nur:

  • ggf. “kleines” streichen. Wenn nicht anders erwähnt, halten vermutlich die meisten Menschen Dörfer für klein.
  • ggf. “idyllisches” streichen, weil wenig später die “Idylle” in einem anderem Satz folgt.
  • Ja, Dorf halt? Würde diese Info weglassen und mit dem Rest des Satzes was neues bauen. Ggf. aber auch ganz weg.

Würde ich kürzer schreiben.

Ist es wirklich zu Ende gespielt? Oder ist das eine Fehlinfo? Ist ggf. sowas wie “… das Spiel sich schon dem Ende zuneigt…” besser?

4 „Gefällt mir“

Mir persönlich ist es egal, unter welchem “Namen” eine Geschichte läuft. Ich brauche da keine Schublade. Wenn die Geschichte gut ist, ist sie gut. Wenn nicht, dann nicht. Das Genre ist mir dabei ganz gleich.

2 „Gefällt mir“

So denken aber die Allerwenigsten. Und wenn man bei einem Verlag veröffentlichen will, muss man sich schon Gedanken über das Genre machen. Schon auch, um die Zielgruppe zu definieren, für die man schreiben will. Man kann es nicht allen recht machen, deshalb gibt es Zielgruppen.
Randy Ingermanson empfiehlt sogar, sich als erstes über Genre und Zielgruppe Gedanken zu machen, weil das auch Einfluss auf Plot und Charaktere hat.
Wenn ich z.B. weiß, dass ich für Jugendliche schreibe, ist Sex tabu. Und Gewalt sollte sich vielleicht auch in Grenzen halten. Auch Erwachsene sortieren da vor. Ich kenne Leute, die Krimis nur lesen, wenn diese nicht zu gewalttätig und blutrünstig sind. Insofern wäre eine Genreeinteilung schon sinnvoll.

5 „Gefällt mir“

Hallo Maria,

ich finde den Tagebucheintrag gut bis auf “Drei Adjektiv-Uschi”, da ist weniger mehr. So ein Einstieg ist ungewöhnlich und verleitet direkt zu Spekulationen. Schreibt da ein echter Engel? Ein metaphorischer i. S. v. Krankenschwester/-pfleger? Oder ist das der “Künstlername” eines durchgeknallten Serienkillers?

Beim restlichen Text schließe ich mich der Kritik meiner Vorredner an. Es wird schon zuviel verraten und manches ist redundant. Bspw. deine ersten Sätze: idyllisches Dorf - Beschreibung der Idylle - Idylle trügt. Das “idyllt” mir persönlich zuviel, da bin ich sehr bei @Stolpervogel. Vielleicht ist es sinnvoll, im Klappentext anzugeben, wo dieses Dorf liegt, um noch ein paar Assoziationen beim Leser zu wecken? Die meisten stellen sich unterschiedliche Dörfer vor, wenn es ein Gebirgsdorf in den Alpen, ein Kuhkaff im Westerwald oder eine Hallig ist. Und die eigentliche Handlung dann nur andeuten: *Doch jemand hat andere Interessen an den Kindern und verfolgt seine perfiden Pläne akribisch/unerbittlich/unerkannt/etc.
*
Und ich denke auch, dass das Genre deutlich benannt werden sollte, vielleicht nicht unbedingt als Bestandteil des Klappentextes, sondern als gesonderter Teaser, a là “Der neue Psychothriller von Maria Dohle” o. ä.
Du siehst ja schon hier in den Beiträgen, in wie viele verschiedene Richtungen die Spekulationen bzgl. Genre gehen.

6 „Gefällt mir“

Ich dachte du magst Fantasy nicht.:wink:

1 „Gefällt mir“

Ja, eben. Wenn es schon dran steht, packe ich es gar nicht erst an. Man hätte also die Chance, dass ich “versehentlich” so ein Buch in die Hand bekomme und es lesen würde. Möglicherweise fände ich es gut. Freiwillig einen Fantasyroman zu lesen, auf die Idee käme ich nicht. Wenn der Klappentext mich jedoch überzeugen würde, läse ich auch Fantasy.
Der Herr der Ringe finde ich übrigens nervtötend langweilig. Zu dick, zu verworren und das alles wegen eines dämlichen Ringes. Nee, nee. Fesselt mich überhaupt nicht. Das nur am Rande. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren was Fantasy angeht.

1 „Gefällt mir“

Danke erstmal für eure Mühen. Es ist für mich echt interessant, was aus dem Text herausgelesen wird, wenn der Inhalt des Buches nicht bekannt ist. Bisher hatten den Text nur Leute gelesen, die wissen worum es in der Geschichte geht.

Bingo!:thumbsup:

Zuviel habe ich wohl nicht im Klappentext verraten, weil eigentlich keiner so richtig drauf gekommen ist, worum es geht. Nur macht es das natürlich auch nicht besser. Wenn der potentielle Leser glaubt zu wissen, wie das Buch ausgeht, dann will er es auch nicht mehr lesen. Egal, ob ich ihn in die Irre geführt habe oder nicht.

„Der sensationelle Psychothriller von Maria Dohle wurde nie verkauft, weil die Autorin im Klappentext so tat, als hätte sie das Ende schon verraten. Einfach genial!“
Ist zwar auch irgendwie eine Form des Erfolges, aber vielleicht nicht gerade beim ersten Buch besonders prickelnd.

Die Geschichte spielt in einem westfälischen Dorf im Jahr 1966. Der Leser weiß von Anfang an, dass es in dem Dorf eine Person gibt, die sich selbst Engel Chamuel nennt, zunächst „nur“ Uschi töten will, dann aber sieben (magische Zahl!) Kinder töten möchte. Wobei es für ihn eher ein „muss“ als ein „möchte“ ist. Der Leser soll aber bis zum Ende nicht wissen, wie diese Jagd ausgeht. Und er soll idealerweise bis zum Schluss rätseln, welcher der Dorfbewohner und Dorfbewohnerinnen sich hinter dem Engel Chamuel verbirgt.

Also Genre Thriller.

Im Klappentext ist das scheinbar so gar nicht rübergekommen. Dank eurer Kommentare werde ich mich da nochmal dransetzen.

Vielen Dank nochmal an alle. Mir ist klar geworden, dass bei weitem nicht jedem etwas klar ist, nur weil es mir klar ist:confused:

P.S. Und nein, der Klappentext hat auch nicht verraten wie es ausgeht, auch wenn ich ungewollt so getan habe, als hätte ich es verraten.

10 „Gefällt mir“

Ich oute mich jetzt mal als Leserin, die ein Buch nur dann kauft, wenn sie denkt, dass sie das Genre und das ungefähre Ende kennt. :smiley:
Am liebsten lese ich Happy-End-Liebesromane. Es darf gern schon auf der ersten Seite klar sein, wer am Ende wen bekommt. Beispiel “Unser italienisches Jahr” von Susan Pohlmann. Die ersten beiden Sätze des Klappentextes sind “Eine Familie steigt aus. Und findet wieder zueinander.” So weiß ich bescheid und kann entspannt verfolgen, wie die nette Familie sich wieder zusammenrauft und die drohende Scheidung abgewendet wird. Es gibt ja auch Liebesroman-Autoren, die im Gegensatz zu mir eine Scheidung für ein Happy-End halten (“Der neue Partner passt viel besser! Endlich lässt sie den langweiligen Familienalltag hinter sich und verwirklicht sich selbst!”), deshalb kaufe ich nur Liebesromane, bei denen ich von vornherein sicher bin, dass auch ich das Happy-End für ein zufriedenstellendes Happy-End halten werde.

Bei Krimis und Thrillern ist das gar nicht so viel anders. Es stört mich nicht, wenn ich von Anfang an weiß, wer der Mörder ist, aber ich würde das Buch nie kaufen, wenn ich nicht schon vorher wüsste, dass niemand Wichtiges stirbt und der Mörder am Ende seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Beispiel J.D.Robb, von der ich im Schnitt jeden Krimi mehr als zweimal (die ersten Bände wohl inzwischen je viermal) gelesen habe: Man kann durchaus mitfiebern, ob Eve den Serienmörder schnappt, bevor er das dritte Opfer tötet, oder ob es auch noch ein drittes und viertes Opfer geben wird, das sie nicht rechtzeitig retten kann. Aber es ist von vornherein klar, dass Eve und ihre Freunde nicht getötet werden und dass sie den Mörder am Ende fängt. Also werde ich auch Band 43 am selben Tag kaufen, an dem er auf deutsch als Taschenbuch herauskommt. Das Erscheinungsdatum steht schon in meinem Kalender.

5 „Gefällt mir“

Das eignet sich zwar nicht als Klappentext, hat mich aber sehr viel neugieriger gemacht, als der Klappentext. :wink:

Den Tagebucheintrag fand ich interessant. Vielleicht ließe sich im zweiten Abschnitt ja mehr auf das Rätsel um die Identität des Engels eingehen. Eine Dorfbewohnerin plant den Mord an sieben Kindern und bedient sich eines geheimen Spiels, um ihren Plan umzusetzen. ISt es die Kindergärtnerin, der Pfarrer, der Stalljunge oder vielleicht verschrobene Autor, der jeden Sonntag zur Märchenstunde einlädt (Spoiler: der ist es garantiert nicht)? Das Böse weilt mitten unter uns und wir merken es erst, wenn es zu spät ist. Da würde ich ja schon gern mehr erfahren.

Ich mag deinen Humor! :smiley: