Verbfaulheit und Perfekt / Plusquamperfekt

Hallo,

Ich habe gerade die höheren Grade der Stilanalyse erkundet und probehalber mal die “Verbfaulheits”-Einstellungen ausprobiert.

Nun kranken meine Texte eher weniger an “tat”, “kam” und “machte”, aber die Stilanalyse wurde doch recht häufig fündig, und zwar an unpassender Stelle:

Jede einfache und komplexe Perfekt- und Plusquamperfekt-Forum, die mit Hilfsverben gebildet werden muss, wurde in hellviolett verziert.

Das hat mit Verbfaulheit eigentlich weniger zu tun als mit grammatikalischen Zwängen in gewissen Zeitformen. Kann man der Stilanalyse (irgendwann?) beibiegen, dass ein Unterschied zwischen echter Verbfaulheit und grammatikalisch korrektem Einsatz von haben und sein besteht?

Oder gibt es das schon, und ich habe den Punkt nur noch nicht gefunden? Im jetzigen Modus ist die “Verbfaulheits-Analyse” für mich nicht nutzbringend anwendbar.

–Thea

Herzogenaurach, Germany

Der Begriff “Verbfaulheit” wurde in Ermangelung eines besseren Wortes gebildet und ist nicht als Tadel gegenüber dem Schreibenden gedacht. Was die leidigen zusammengesetzten Zeiten im Deutschen anbelangt, ist es vom Lesen her genauso ermüdend, mit einer langen Reihe von “hatte gesehen”, “hatte gestanden”, “hatte gesagt” konfrontiert zu werden, wie wenn “hatte” aus anderem Grund vielfach vorkommt (“hatte keine Lust, hatte Husten, hatte ein Bonbon in der Tasche”); insofern ist es durchaus berechtigt, dass eine Stilanalyse hier anmahnt. Ein Absatz kann grammatikalisch korrekt und trotzdem schlecht sein - das ist ja das Problem!

Und nochmal: Anders als die Rechtschreibprüfung hat die Stilanalyse nicht zum Ziel, am Ende einen Text ohne Unterstreichungen zu erhalten. Weswegen sie auch eine dezentere Farbe verwendet. Die Markierungen dienen nur dazu, einen anzuregen, über gewisse Aspekte des Textes nachzudenken und Änderungen zu erwägen. Zum Beispiel nach Möglichkeiten zu suchen, das Plusquamperfekt weniger zu verwenden.

Hallo Thea,

so wie es im Papyrus beschrieben ist, wird noch daran gearbeitet (ich hoffe, ich darf den Text hier reinkopieren, ansonsten bitte löschen!):

"28.5.4.8 Verbfaulheit

Die Verwendung von Hilfsverben mag darauf hindeuten, dass hier eine Tätigkeit eher stilistisch unsauber umschrieben wird, als dass ein treffenderes Verb gesucht worden wäre.

Insbesondere ein Konjunktiv mit »würde« lässt sich meist mit einem direkt in den Konjunktiv gesetzten Verb stilistisch feiner bilden.

Es gilt hier allerdings zu beachten, dass die Papyrus Autor Stilanalyse noch keine Grammatikanalyse beinhaltet. Somit werden unter dieser Kategorie auch Zeitformen wie die vollendete Gegenwart oder vollendete Vergangenheit »gefunden«. Wen das stört, der schalte diese Funktion ab. Wir arbeiten derweil an noch intelligenteren Suchroutinen."

LG

Kerstin

Hallo Freyr,

Den Teil habe ich im Handbuch überlesen. :astonished: Damit ist ja dann alles geklärt.

Hallo Andreas,

Die Beschreibung „Verbfaulheit“ assoziiere ich mit der Überbenutzung von schwachen Verben. Wenn mir das Programm aber in der wörtlichen Rede (steht naturgemäß im Präsens oder Perfekt, ausser ich habe einen wirklich blasierten Gelehrten) jeden einzelnen Satz anstreicht, ist im Übermaß des Fehlerfindens die Nützlichkeit des Programms nicht mehr gegeben. Vor allem, da ich bei jedem angemäkelten habe feststellen musste, dass es keine Verb-Benutzung des Vollverbs sondern eben eine gemischte Form war.

Vielen Dank soweit,

Thea

Herzogenaurach, Germany

Man muss die Punkte als Anregungen verstehen. Ich habe vorhin zum ersten Mal einen kurzen Text verfasst (Buchbesprechung) mit eingeschalteter Stilanalyse, interessante Erfahrung.

Und in wörtlicher Rede ignoriere ich sie. Wenn meine Protas gelegentlich Füllwörter benutzen, ist das Absicht. :wink: