Anbei nun einmal der Anfang meines Projektes „Velingrad - Die andere Seite der Magie“, in der die „Bösen“ meiner „Moringrad“-Helden die Hauptrolle spielen!
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Gruß
Super Girl
Der Racheplan (Episode 1)
Diese verdammten Retter! Haben es doch tatsächlich gewagt, mich in die Unterwelt zu verbannen. Wenn die wüssten, was mich erwartet. Aber nicht mit mir. Ich habe schon einen Plan, von dort zu entfliehen. Und meine Rache wird grausam sein!
Unter Gleichgesinnten wird die Unterwelt nicht Unterwelt genannt. Wir kennen diese magische Zone besser als die Weltenretter. Velingrad heißt die Zone mit richtigem Namen. Nicht mal das wissen diese Retter. Unwissende!
Wie gut, dass Joffrey und ich mittlerweile Freunde sind. Der Geist des Zorns und der Zerstörung hat mit mir eines gemeinsam. Hass auf diejenigen, die sich dazu verschrieben haben, ihre Heimat vor dem Bösen zu befreien. So behaupten es diese selbsternannten Gerechtigkeitskämpfer. Dabei sind wir gar nicht so böse. Wir vertreten nur unsere Meinung.
Erst neulich hat mir Joffrey erzählt, dass es ihm einmal gelungen ist, einen jungen Menschenkörper zu besetzen. Und genau das hat mich auf eine Idee gebracht. Wir werden uns gemeinsam an denen rächen, die uns nach Velingrad verbannt haben.
Ich habe Joffrey in meinen Plan eingeweiht. Diese Retter, die mich verbannt haben, werden sich noch wundern. Wir werden uns zusammen mit den Dämonen erheben, die unsere Interessen vertreten. Wir werden in die Oberwelt zurückkehren und dann gibt es keine Gnade!
Im Südwesten Velingrad soll sich laut Joffrey ein magisches Tor befinden. Laut einer Legende soll dieses Tor mit der richtigen Zauberformel den Anwender zum genannten Zielort transportieren. Doch um dorthin zu gelangen, müssen wir unter anderem die Schlucht der Qualen durchqueren. Diese trägt ihren Namen nicht umsonst. In der Schlucht lauern viele Gefahren. Es soll dort Höllenhunde geben, die nur darauf warten, unerfahrene Dämonen zu zerfleischen, meint zumindest Joffrey.
Es ist schlimm genug, im Gefängnis der Schatten mit Gleichgesinnten festzusitzen. Joffrey ist der Einzige unter uns, der sich als unsichtbarer Geist frei bewegen kann. Mein Plan besteht darin, mich mit Joffrey zu vereinigen, die Zelle mittels schwarzer Magie aufzubrechen und zu entkommen. Joffrey ist von dieser Idee begeistert. Doch ich zögere noch. Wie gut kenne ich Joffrey wirklich? Gut genug, um ihm blind zu vertrauen? Er hätte viel früher abhauen können, zumal er auch durch Wände gehen kann. Seine Beweggründe sind mir bis heute ein Rätsel. Nun will er, dass ich mich sofort entscheide. Der Bursche ist ganz schön ungeduldig.
Es fühlt sich sehr seltsam an, eine Vereinigung mit einem Geist einzugehen. Eine unbekannte Energiewelle durchströmt mich. Überall kribbelt es, Hitze steigt in mir auf. Ich denke daran, dass es mich gleich zerreißt. Ich zittere, im nächsten Moment wird mir kalt. Mir ist innerlich heiß und äußerlich kalt, wie bei einem magischen Fieber.
Joffrey lässt mich wissen, dass die Vereinigung nun abgeschlossen ist. Mein Körper beruhigt sich nur langsam von der Anstrengung. In der neuen Fusion schließe ich die Augen. Joffrey teilt mir mit, dass nun ein günstiger Zeitpunkt gekommen ist, um das Gefängnis der Schatten zu verlassen.
Dann geschieht das Unglaubliche. Mit einer gigantischen magischen Explosion sprengen wir unsere Zelle auf.
Es fühlt sich irgendwie gut an, plötzlich doppelt so stark wie zuvor zu sein. Ich spüre, wie Joffreys Magie durch meine Adern fließt. Mein Herz pocht noch immer etwas unruhig, als wir aus der gesprengten Zelle in die Freiheit entfliehen. Das Kribbeln in meinem Körper ist verschwunden.
Insgeheim hoffe ich, dass Joffrey keinen Vorteil aus unserer Vereinigung zieht. Da der Geist offenbar meine Gedanken lesen kann und dies verneint, bin ich erstmals beruhigt. Doch ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass irgendetwas gewaltig schief gehen kann.
Wir haben kein Problem damit, drei Mitgefangene mittels schwarzmagischer Explosionen zu befreien. Der Erste heißt Vito Volkhorn. Nachdem er sich von seinem kurzen Schock erholt, meint er, dass es bislang noch keinem Dämon gelungen ist, aus dem Gefängnis der Schatten auszubrechen. Ich sei der Erste, der bislang Erfolg damit hat. Er stellt sich mir als Dämon des Verderbens vor.
Der zweite Insasse überlegt nicht lange und springt aus seiner gesprengten Zelle nach draußen. Ich erfahre, dass er Ragisso gerufen wird. Er erwähnt mir gegenüber, dass er als Dämon der Wut bekannt ist. Man habe ihn bereits vor vielen Jahren als gefährlich eingestuft und darum mehrmals versucht ihn nach Velingrad zu verbannen.
Bei dem dritten Typen, der aus seiner Zelle nach draußen tritt, handelt es sich um Runmahr. Dieser erwähnt, dass er nach Velingrad verbannt wurde, weil er bereits vielen Menschen schlimme Alpträume beschert hat.
Doch wir vier Dämonen haben alles etwas gemeinsam, wie sich schnell herausstellt. Wir haben in unserem Leben überwiegend Schlechtes erfahren und können solche Leute nicht leiden, die üble Gerüchte über uns verbreiten. Zum Beispiel wir seien von Grund auf abgrundtief böse. Was in meinem Fall überhaupt nicht stimmt.
Uns bleibt jedoch nicht viel Zeit zum Plaudern, denn nur wenig später schlagen die Wachen Alarm. Ragisso erzählt mir noch kurz, dass er schon öfter aus der Unterwelt entkommen konnte. Dies habe er einem starken Hexenmeister zu verdanken.
Langsam keimt in mir Hoffnung, dass meine Rache bald Wirklichkeit werden kann. Rache an diesen Möchtegern-Weltenrettern aus den dunklen Reichen.
Vito als ältester Dämon in unserer Runde weiß, wie man mit Wesen aus der Oberwelt in Kontakt treten kann. Dazu benötige es eine sehr starke Seelenverbindung beider Seiten. Er schlägt mir diese Methode vor, sollte Plan A wider Erwarten fehlschlagen. Ich bin damit einverstanden.
Gemeinsam machen wir uns nun zu fünft auf den Weg nach Südwesten zum magischen Tor. Joffrey weist uns die Richtung.
Allerdings bleibt unsere Flucht nicht unbemerkt. Ein schriller Pfiff ertönt zusammen mit weiteren Alarmsignalen. Wenig später hetzen uns fünf Wachen mit drei Höllenhunden hinterher.
Wie zum Teufel ist es den Wachen gelungen, diese Biester zu dressieren?
Ich verwerfe diesen Gedanken gleich wieder, denn ich habe eine andere Sorge. Dass uns diese Biester sofort zerreißen!
Höllenhunden wird nachgesagt, sie würden die Tore zur Hölle bewachen. Ferner sollen diese Bestien einem Wesen magischer Natur durch einen Biss die magischen Kräfte entziehen. Ich bin nicht scharf darauf, meine Kräfte an einen Höllenhund zu verlieren. So renne ich schnell davon.
Vito und Ragisso bleiben jedoch zurück. Ich drehe mich kurz zu meinen Begleitern um und stelle fest, dass sie Energiekugeln auf ihre neuen Gegner feuern. Auf diese Weise gelingt es ihnen, zumindest einen dieser Höllenhunde auszuschalten. Die übrigen beiden Bestien verfolgen uns hartnäckig. Sie bellen und rennen uns hinterher.
Atemlos erreichen wir die Schlucht der Qualen. Ich schlucke. „Müssen wir da wirklich durch?“, frage ich in die Runde. Die anderen nicken zustimmend.
„Das magische Tor befindet sich im Südwesten am äußersten Rand von Velingrad“, weiß Joffrey. Er zaubert eine Landkarte herbei, die wir sorgfältig studieren. Wir beschließen, unser Lager etwas abseits von der Schlucht aufzuschlagen und erst am nächsten Tag weiter zu reisen. Hunger verspüre ich keinen. Das Einzige, was ich will, ist Rache an den Weltenrettern, die mich nach Velingrad verbannt haben. Denn eines muss ich eingestehen. In den dunklen Reichen von Shalafir ist es weitaus schöner als bei den Höllenhunden in Velingrad.
Müde von den Anstrengungen des Tages ruhen wir uns aus. Zum Schluss löst sich die Vereinigung zwischen Joffrey und mir auf, sodass wir wieder zwei eigenständige Wesen werden.
„Keine Sorge, Ashgaron, wir können das jederzeit wiederholen“, höre ich die Gedanken von Joffrey. Auf Drängen der anderen hin, erzähle ich nun meine Lebensgeschichte. Ich räuspere mich kurz, dann beginne ich mit meiner Erzählung.