Anbei nun das erste Kapitel von „Uvalog Adventures“. Über Feedback jeglicher Art würde ich mich sehr freuen!
Gruß
Super Girl
Verliebt in Marie (Kapitel I)
Ich seufzte leise vor mich hin, während ich die korrekten Daten für die Übungsaufgaben in den PC eingab. Wir hatten eine Stunde EDV bei Pauker Ronnigan. Ich fand dieses Fach stinklangweilig. Und so seufzte ich ein weiteres Mal, während ich zu meiner Sitznachbarin Marie rüber schaute. Ach ja, Marie mit ihren funkelnden, azurblauen Augen. Ehrlichen Augen, die mir schon an meinem ersten Tag in der Intergalaktischen Handelsschule aufgefallen sind.
Oh ja, der erste Schultag war für mich besonders schlimm. Und das nicht nur, weil ich „der Neue“ war. Noch am selben Tag hatten mich die Jungs Dylan und Jeff in der großen Pause geärgert. Sie hatten mich geschubst und mir mein Pausengeld weggenommen. An diesem Tag war Marie auf die Raudys zugetreten und hat ordentlich mit ihnen geschimpft. Ich war daraufhin so verblüfft gewesen, dass ich beinahe mein Pausenbrot fallen gelassen hätte. Ich konnte es gerade noch festhalten. Und Marie, dieses bezaubernde Mädchen, hielt den Raudys einen Vortrag über Anstand und Respekt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass meine neue Klassenkameradin so schimpfen konnte!
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als eine strenge Stimme durch den Raum donnerte: „Und jetzt speichern bitte alle Damen und Herren ihr Dokument und schließen es. Das gilt auch für einen gewissen Herrn Cosmin!“ Mit diesen Worten packte mich der strenge Pauker von hinten.
„Bin ja schon fertig!“, brummelte ich, speicherte die Tabellen-Datei und schloss sie. Dann steckte ich mein Persönliches Elektronisches Terminal, kurz PET, mit der integrierten Halterung an meinen Gürtel. Dieses moderne Gerät war besonders praktisch, denn es ersparte uns eine Menge Papierkram. Unsere Lehrer sendeten uns die Übungsaufgaben und alles weitere Schulmaterial per Bluetooth-Übertragung an die PETs. Weiterhin konnten auf diese Weise auch Daten empfangen werden. Das brachte mich auf eine Idee. So klickte ich erneut mein PET vom Gürtel, kaum, dass sich Pauker Ronnigan von mir entfernt hatte und tippte eine Nachricht darauf ein. Sie lautete: „Hey Marie, wollen wir uns nachher in der Pause treffen? Ich möchte dir etwas zeigen! Gruß, Arian!“
Nur wenige Sekunden später kam die Antwort:
„Ja, gerne. Ich dachte, du fragst nie! Gruß, Marie!“
Mein Herz machte einen Hüpfer, als ich diese Zeilen las. Doch vor der Pause mussten wir noch eine Sozialkunde-Stunde über uns ergehen lassen. Dennoch freute ich mich bereits jetzt auf das Treffen mit Marie. Ich konnte nicht anders, ich lächelte meine Sitznachbarin an. Marie lächelte zurück. Ihr Lächeln war so bezaubernd, dass es mir die Sprache verschlug. Ich mochte nicht nur ihre Sommersprossen oder ihre azurblauen Augen, sondern ihren ganzen, warmherzigen Charakter.
Während der gesamten Sozialkunde-Stunde, in der Pauker Knüttrich uns etwas über die Politik der „Alten Erde“ zu erklären versuchte, schmachtete ich vor mich hin. Im nächsten Moment brummte mein PET. Eine Nachricht darauf lautete: „Loser, was hast du? Du stehst doch nicht etwa auf das Menschenmädchen Marie, oder?“
Ich blickte auf den Absender. Es war Dylan, die größte Nervensäge der achten Klasse. Ich war erst drei Tage an der Intergalaktischen Handelsschule, aber das genügte, um zu wissen, wer die Guten waren und wer die Bösen.
Jedenfalls tippte ich sofort zurück. „Lass mich in Ruhe! Du hast ja keine Ahnung von der Liebe!“
Da schallte es von vorne. „Es wäre sehr aufmerksam von Ihnen, wenn Sie meinem Unterricht folgen würden. Das gilt auch für die Herren Cosmin und Watt. Können Sie mir vielleicht erklären, was ich seit einer halben Stunde der Klasse zu vermitteln versuche, Herr Watt? Oder Sie, Herr Cosmin? Hat auch nur ansatzweise einer von Ihnen aufgepasst?“
„Klar, hab ich aufgepasst!“, brummte ich.
„Es ging um das politische System der „Alten Erde“. Und wie die Erdenbewohner ihre Demokratie aufgebaut haben!“, antwortete Dylan.
Für eine „alternative Lebensform“ war Dylan sehr schlau. Er hielt sich für etwas Besseres, nur weil er direkt von der „Neuen Erde“ stammte. Um meinen Rivalen zu übertrumpfen, rief ich nach vorne: „Es weiß doch jeder, dass die Erdenbewohner durch ihre Umweltsünden den Planeten zugrunde gerichtet haben! Ich sag nur globale Klimakrise! Warum sonst sind die letzten lebenden Menschen ausgewandert, um auf der „Neuen Erde“ Zuflucht zu finden?“
„Das ist korrekt, meine Herren. Darauf gibt es eine Zwei. Wenn Sie doch nur von Anfang an so gut mitgearbeitet hätten…“, setzte der Pauker an.
„Dann hätte es eine Eins gegeben“, murrte Dylan.
Da ertönte plötzlich eine Lautsprecherdurchsage. „Der Schüler Arian Cosmin soll sich umgehend in der Funkzentrale melden. Ich wiederhole, der Schüler Arian Cosmin…“
„Ich habe es verstanden!“, rief ich lauter, erhob mich von meinem Platz und eilte mit hochrotem Kopf zur Tür. Ich wusste, dass mir sofort alle anderen hinterher starrten. Doch das war mir egal.
Das war nun schon das zweite Mal in drei Tagen, dass ich aus dem Unterricht herausgerufen wurde. Oh Mann, wie peinlich! Ich wusste genau, wer das war und was er von mir wollte: Commander Ignaz!
Wie gut, dass keiner aus meiner Klasse wusste, dass ich als Gestaltwandler mein Aussehen verändern konnte. Ja, ich war ein Bewohner vom Planeten Uvalog. Und ja, ich gehörte einer fremden Rasse an. Den sogenannten Metamorphmodulanten!
„Arian Cosmin!“, wurde ich erneut ausgerufen.
„Bin schon da!“ Ich klopfte energisch an die Tür zur Funkzentrale. Sofort wurde ich eingelassen.
„Was ist denn so dringend, dass nicht warten kann?“
„Dein Onkel hat schon wieder angerufen! Familiäre Probleme, behauptet er! Du sollst ihn umgehend zurückfunken!“, ertönte die dominante Stimme der Funkmeisterin, die ihren Platz am Überwachungspult für mich räumte.
Ich seufzte leise. Wenn die wüsste! Ich hatte meine geheime Mission natürlich nicht vergessen. Ich sollte die letzten lebenden Menschen in meinem Zuständigkeitsbereich, Sektor 52 B, finden und ihnen einen Sende-Chip implantieren, damit unsere Befehlshaber von Uvalog sie besser überwachen konnten. „Alternative Lebensformen“ waren zwar auf der „Neuen Erde“ bekannt, aber wir Metamorphmodulanten von Uvalog hatten uns bisher bedeckt gehalten. Keiner auf der „Neuen Erde“ wusste von unseren speziellen Fähigkeiten wie dem Gestaltwandeln. Okay, wir sahen etwas anders aus als herkömmliche Zweibeiner. Vielleicht lag es ja an der grünen Augenfarbe oder an der Tätowierung am rechten Oberarm, was uns kennzeichnete. Fakt war jedenfalls, dass ich den Befehl von Commander Ignaz unmöglich ausführen konnte. Und genau das sagte ich ihm nun per Funkkontakt, kaum, dass die Funkmeisterin Rosa ihr Pult verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ich hoffte inständig, dass keiner von außen lauschte.
„Wie bitte? Was soll das heißen, du kannst einen einfachen Befehl nicht ausführen, Junge?“
„Nun ja, ich könnte schon, aber diese Bewohner der „Alten Erde“ sind mindestens genauso intelligent wie wir. Was ist, wenn sie mich durchschauen und unser geheimer Plan auffliegt? Ist das nicht ein wenig zu riskant?“, konterte ich.
„Was erlaubst du dir eigentlich, Bursche? Du bist auf der „Neuen Erde“, um einen Befehl auszuführen, und nicht um den Sinn deiner Mission zu hinterfragen!“, donnerte Commander Ignaz durch das Funkgerät. Ich hoffte weiterhin, dass unser Gespräch nicht belauscht wurde.
„Ja, Sir, das habe ich laut und deutlich verstanden!“
„Gut, dann weißt du ja, was zu tun ist, Junge! Und nun geh und enttäusche mich ja nie wieder!“
Klick. Mit diesen Worten hatte Commander Ignaz aufgelegt. Meine Beine schlotterten. Ich wusste im nächsten Moment nicht, ob es eine gute Idee gewesen war meinen Funkpartner zu provozieren.
Ich hatte einfach aus dem Bauch heraus geantwortet und wie im Gespräch zuvor hatte mir Commander Ignaz die Leviten gelesen. Puh, das war knapp! Wie gut, dass ich meine Gefühle für Marie nicht erwähnt hatte. Dann wäre er bestimmt total ausgerastet!
Marie! Die liebreizende Marie! Ich wollte mir nicht vorstellen, was mit ihr passierte, wenn Commander Ignaz sie in die Finger bekäme. So schwor ich mir ab sofort Marie vor allem Bösen zu beschützen. Nachdem ich diesen fixen Gedanken gefasst hatte, rannte ich zurück in Richtung Klassenzimmer. Da stürmte mir die Klasse entgegen, weil die Pause schon begonnen hatte.
„Hey Cosmin, was war denn los?“ Herausfordernd blickte mich Dylan an. Da ich einen Streit mit ihm vermeiden wollte, blickte ich einfach in Richtung Marie. Ich fand sie inmitten einer aufgeregt tuschelnden Mädchenschar.
Ich wusste aus meiner ehemaligen Schule, dass sich Gerüchte unter Schülern schnell herumsprachen. Doch das war mir in diesem Moment egal. Wütend auf Commander Ignaz ging ich nun erhobenen Hauptes auf Marie zu und hakte mich bei ihr unter. „Wollen wir ein Stück zusammen gehen? Also auf den Pausenhof, meine ich!“ Sofort kicherten die anderen Mädels.
„Von mir aus gerne! Lass die anderen ruhig reden! Die Mädels machen einen auf oberschlau, aber im Grunde wissen sie gar nichts von dir, Arian. Mach dir nichts draus. Ich wurde auf meiner alten Schule auch geärgert. Das ist für mich nicht neu. Und nur weil ich die einzige Bewohnerin der „Alten Erde“ hier auf dieser Schule bin, gibt es den anderen noch lange nicht das Recht, mich zu mobben!“
Den letzten Satz sprach Marie so laut aus, dass die anderen es hören konnten. Sofort verstummte die aufgeregt tuschelnde Meute. Selbst Dylan blieb kurz die Sprache weg. Das war die gerechtigkeitsliebende Marie, wie ich sie liebte!
Wir gingen in die hinterste Ecke des Pausenhofs. Keiner folgte uns, dessen war ich mir sicher. Da zückte Marie plötzlich zwei Laser-Tennis-Schläger. „Hast du Lust auf eine schnelle Runde Laser-Tennis? Das habe ich bisher nur mit den Mädels gespielt!“
„Gerne. Die anderen Mädels sind total zickig. Und die Jungs wie Dylan nerven voll. Du bist ganz anders als die Mädels, die ich bisher kennengelernt habe. Irgendwie freundlicher und trotzdem energischer. Das gefällt mir!“
Marie lächelte mich dankbar an. Wir spielten so lange Laser-Tennis und ich zeigte ihr ein paar strategische Moves, bis der Schulgong ertönte. Dieses Mal ärgerte uns keiner, als wir das Klassenzimmer betraten!