Unstrukturiertes Schreiben

Moin!

Ich bin immer noch am Überlegen, wie man mit Papyrus sowas abdecken kann, was “Jers Novel Writer” oder “Scrivener” machen, d.h. das unstrukturierte Schreiben von Text (d.h. Schreiben von Kapitel 4, wenn Kapitel 2 noch nicht existiert, hinterlegen von Texten in einer Datenbank (die Datenbank von Papyrus kann doch noch kein Richtext oder?)

Ich weiß immer noch nicht so recht, in welchem System ich meine Geschichten nun erstellen soll.

Wie arbeitet ihr?

Michael

Das würde ich in Papyrus anders machen: Einfach drauflosschreiben, nachher die einzelnen Teile aufs Klemmbrett ziehen und den Text von dort aus dann so zusammensetzen, wie er werden soll. Wobei die Gliederungsübersicht in Verbindung mit entsprechenden Absatzformaten für den “Adlerblick” sorgt.

Ich bin ein “halbstrukturierter” Schreiber: Ich plane immer nur die nächsten 2-3 Kapitel genauer, vom weiteren Verlauf der Geschichte kenne ich nur grobe Umrisse. Es kommt schon vor, dass ich die 3. Szene des 4. Kapitels vor der 4. Szene des 3. Kapitels schreibe - so früh aber schon, sagen wir, die 3. Szene des 41. Kapitels zu schreiben wäre Zeitverschwendung, weil sich bis dahin noch jede Menge Dinge ergeben, die ich vorher einfach noch nicht weiß.

Meine Erfahrungen mit Programmen wie “Scrivener” usw., die sich anbieten, Textblöcke zu verwalten, ist die, dass man da aufpassen muss: Allzu leicht gerät der Text dabei inkohärent, d.h. er liest sich später auch wie aus Stücken zusammengesetzt. Tatsächlich schadet es gar nichts, wenn das Versetzen von Text ein bisschen schwieriger ist als nur eine Zeile in einer Outline zu verschieben. Oft muss man ja mit kleineren und kleinsten Schnipseln hantieren, und wenn man dann so ein Outline-orientiertes Programm benutzt (ich habe das letzte Jahr mit Scrivener und Jer’s Novelwriter verbracht, ich weiß, wovon ich rede), denkt man irgendwann furchtbar viel darüber nach, wie und wo man die Textblöcke unterteilen muss… Dabei kann es ja sein, dass man z.B. einen Satz mitten aus einem längeren Absatz nehmen und woandershin tun muss! Das fällt einem dann aber oft gar nicht mehr ein.

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Papyrus nutze ich zum Schreiben, weil es sehr einfach ist und sich anfühlt, als würde man noch eine alte Schreibmaschine nutzen: Zeilenumbrüche finden sofort statt, der Text verändert sich nicht nachträglich oder bei jedem neuen Öffnen wie bei Word. Alles, was mir den direkten Zugriff zum Text erschwert, vermeide ich. Von daher käme ich auch nie auf die Idee, Blöcke verwalten zu lassen. Ich kenne die beiden genannten Programme nicht, aber es hört sich so an, als würden die so etwas machen.

Es gibt eine grobe Planung für die ganze Geschichte und eine genauere über die nächsten 2-3 und dann schreibe ich kapitelweise. Früher habe ich mißlungene Absätze in einer zweiten Datei gesichert, heute mumifiziere ich sie. Die Idee mit dem Klemmbrett, um Absätze oder ganze Kapitel hin- und herzuschieben, finde ich interessant, das muß ich ausprobieren, das Klemmbrett habe ich bisher noch nie benutzt. Jetzt, mit der neuen Version, ist es ja auffälliger geworden.

Wenn ich das Gefühl habe, mich verrannt zu haben, speichere ich unter einer Versionsnummer und verändere die aktuelle Fassung, auch dabei mumifiziere ich möglichst, obwohl das irgendwann nur noch unübersichtlich wird. Wäre nicht schlecht, wenn man Blöcke nebenan auf das Klemmbrett legen könnte, so daß sie mitwandern (wäre das umsetzbar?), sie wandern aber nur, wenn man sie mit Rahmen wieder zurück in den Text zieht und da stören sie mich dann. Aber so eine Zettelwirtschaft wäre sicher auch nicht erfolgreicher, zumindest bei mir nicht. Eine wirklich befriedigende Lösung habe ich mit Papyrus noch nicht gefunden.

Was ich beim Schreiben von längeren Texten stört, ist der Anblick des Kopf- und Fußbereichs. Wenn man den wegblenden und durch eine zarte Linie ersetzen könnte wie bei der Word Normalansicht… Diese Lücken behindern das flüssige Schreiben, der Text wird zerhackt. Man kann zwar das Papierformat auf 4 Meter Länge ändern, aber das ständige Umformatieren geht mir irgendwann auf den Wecker.

So sind die Leut’ verschieden…

Ich zum Beispiel mag das gerade. “Wieder eine Seite fertig” sagt sich mein Unterbewußtsein, wenn wieder der Fußbereich auftaucht. Höchst befriedigend.

Ein bisschen so wie früher, als ich noch auf einer richtigen Schreibmaschine geschrieben habe.

Bei einem iMac würde mich das auch nicht stören, weil man da einen guten Überblick hat. :slight_smile: Hier am Schreibtisch mit dem MacMini und dem 17-Zoll-Bildschirm geht es auch. Wenn ich aber mit dem Text aufs Notebook umziehe und die Vergrößerung altersgemäß aktiviert ist, kommt kein Vergleich zu den alten Schreibmaschinenzeiten auf, bei denen man immerhin die ganze Seite überblicken konnte. Ich formatiere ähnlich wie beim ausgedruckten Buch mit realitv viel Kopf- und Fußraum und dann stehen unter Umständen nur wenige Zeilen auf dem Bildschirm.

Und so eine blaue oder gestrichelte Linie kann doch auch ein Erfolgserlebnis sein. Zudem wäre diese Option ja abschaltbar.

Moin!

Ich hab nie auf einer richtigen Schreibmaschine geschrieben, ich sitze an Computern, seit ich 15 bin - was 22 Jahre her ist. Ich hab mit dem Schreiben von Geschichten mit etwa 18 Jahren angefangen, also schon auf dem Computer.

Ich fände das nahtlose Schreiben auch erheblich schöner. Ideal wäre also eine umschaltbare Ansicht, zumal es andere Dokumente gibt, wo ich die Papiergrenzen gerne sehen würde.

OK, wir diskutieren mal den Aufwand hier intern, Christian und ich.

@ Andreas: Natürlich abschaltbar, mit Default der Anzeige der ganzen Seite.

Wir wollen Dir ja nicht Deine Erfolgserlebnisse nehmen. :cool:

Danke übrigens für diese Anregung; das hat mich darauf gebracht, auszuprobieren, was passiert, wenn man Textblöcke aufs Klemmbrett zieht und von dort aus auf den rechten Papierrand: Stimmt, dann wandern sie mit! Höchst praktisch. Dabei werden sie am Rand abgeschnitten, was es erlaubt, sie ganz nach außen zu schieben, so dass nur noch so eine Art violetter Streifen mit ein paar Buchstaben zu sehen ist; fast wie diese einklebbaren Lesezeichen, die man so kaufen kann. Das nutze ich jetzt, um Textstellen, die ich rausnehme, von denen ich mir aber nicht sicher bin, ob ich sie nicht doch wieder reinnehmen werde, am Ort des Geschehens zu lagern.

@ Ulli

Ich hoffe, das bleibt erhalten?

(Wird ja hoffentlich kein Softwarefehler sein. :))

Dank zurück, ohne Deine Anregung hätte ich das gar nicht ausprobiert.

Was ich dabei vermisse, um vernünftig damit arbeiten zu können, ist ein Sichbarmachen des Textes in diesem kleinen lila Rahmen, der sich ja nicht nach unten erweitern läßt. Man sieht ihn nur, wenn man den Text markiert, ihn dann nach links auf eine weiße Stelle auf der Seite zieht und mit der Maus festhält. Ideal wäre, wenn er durch eine einfache Mausbewegung über dem Feld erschiene. Zweitbeste Möglichkeit: im Kontextmenü wie bei mumifizierten Blöcken einen “Text anzeigen”-Dialog zu integrieren.

Bisher habe ich grundsätzlich alle Blöcke, die ich erst einmal hinauswerfen wollte, mumifiziert, aber letztlich komme ich so gut wie nie darauf zurück. Diese aufdringelichen roten Symbole stören mich beim Schreiben (deswegen schalte ich sie meistens ab) und dann sind sie einfach zu abstrakt und erzeugen letztlich ein unübersichtliches Durcheinander, während solche Zettel eher handfest erscheinen würden. Ich will das Mumifizieren nicht abschaffen, aber es sollte farblich unterschiedliche Varianten geben wie bei den Notizzetteln. Und eine Option, mit der sie über dem rechten Rand hinaus gut sichtbar werden und mit einem Faden an der Stelle hängen, an der sie gelöscht wurden, also ohne den anderen Text zu überdecken wie jetzt bei der Anzeige. Und zwar alle. Word kann das sehr schön, ist aber aus anderen Gründen in diesem Zusammenhang nicht zu gebrauchen.

Ich hoffe, das versteht jetzt noch einer. Für mich ist das ein eminent wichtiger Punkt beim Schreiben: Wie organisiere ich Textabschnitte, die ich zumindest vorübergehend aus dem Text nehme, wo kann ich sie ablegen, wie kann ich sie voneinander hierarchisch unterscheiden und wie kann ich sie sichtbar machen, einzeln und alle zusammen?

Dann fehlt uns also eine Funktion zur Verwendung der leistungsfähigen Datenbank von Papyrus als Zettelkasten mit Such- und Strukturierungsfunktionen?

Wäre vielleicht auch nicht uninteressant, vor allem in Bezug auf Michaels Frage am Anfang des Threads.

Konkret habe ich eher an eine Mischung aus Mumifizierung und Notizzettel/Textschnipsel gedacht, die eine farbliche Unterscheidung der Notizzettel erlaubt, die die Links der gelöschten Textausschnitte im Text beibehält wie bei der Mumifizierung, die das komplette Ansehen des Blocks rechts vom Text gestattet, ohne den Text zu überdecken und die auch die Option, alle verborgenen Blöcke ansehen zu können ermöglicht. Ich will es so einfach, direkt und handlich wie möglich, also ohne Anbindung an eine Datenbank.

Bißchen viel auf einmal, ist ja auch nur als Diskussionsgrundlage gedacht.

Das habe ich auch schon auf meinen Wunschzettel geschrieben, dass man diese Textschnippsel größer und kleiner machen und sich komplett anschauen können sollte. Ähnlich wie die Sticky Notes auf dem Mac.

Es wäre manchmal nämlich - wenn einem für einen kurzen Textabschnitt nur lauter Fragmente im Kopf herumschwirren - auch nützlich, die einfach direkt in Textschnipsel zu schreiben, die man dann auf dem Klemmbrett anordnet und begrübelt, und wenn man herausgefunden hat, wie es sein soll, zieht man sie der Reihe nach in den Text.

Das geht mit den Notizzetteln. Diese blauen Rahmen, die entstehen, wenn man Text aufs Klemmbrett zieht, sind Textschnipsel. Wenn man nun mit der rechten Maustaste aufs Klemmbrett klickt, kann man Notizzettel in verschiedenen Farben anlegen (die Farben lassen sich unter Einstellungen - Notizzellelfarben ändern, mir ist das Gelb zu grell). Man braucht ein paar auf Vorrat auf dem Klemmbrett, in die man dann Text hineinschiebt oder man schreibt direkt im Klemmbrett, wie Du das vorhast. Diese Notizzettel lassen sich im Gegensatz zu den Textschnipseln in der Größe verändern, sie wachsen auch beim Schreiben mit und verhalten sich aber ansonsten genau wie diese, man kann sie vom Klemmbrett aus an den Textrand schieben, wo sie mitwandern und wieder zurück aufs Klemmbrett legen.

Ich experimentiere gerade damit herum. Habe mir eine unauffällige graue Hilfslinie parallel zum rechten Rand gelegt, an welche ich die Notizzettel andocke, das sieht dann etwas ordentlicher aus.

Das funktioniert mit den (beim Ausdrucken) unsichtbaren Magnetlinien sogar noch besser.

Die meinte ich ja. :slight_smile: Die Notizzettel sieht man beim Ausdruck auch nicht.

Ist bei der Diskussion schon etwas herausgekommen? Ich vermisse so eine “Endlosanzeige” zum “Runterschreiben ohne Seitenumbrüche” inzwischen auch, die Normalansicht von Word ist da ja perfekt. Selbst InDesign bietet jetzt einen Word-ähnlichen “Bearbeitungs-Modus” ohne großartige Layoutinformationen. Sogar mit Formatvorlagenanzeige übrigens!

(Und layouten will ich mein Werk sowieso erst am Ende, nach dem Motto: Erst der Rohbau, dann der Putz.)

Programmiertechnisch kann es doch nicht so schlimm sein. Ich bin jetzt auf den Workaround gestoßen, ein Papierformat mit einer Höhe von 8,9 Metern zu erzeugen. Das geht und man kann es auch einer Stammseite zuweisen.

Dann noch die Ränder verkleinern und fertig ist die “Normalansicht”. Müsste man nur noch irgendwie auf einen Befehl legen.

Wird darüber noch nachgedacht?

Herzliche Grüße

Johann

Steht auf der ToDo-Liste und wird gegen andere Funktionen abgeschätzt, u.a. auch im Betatester-Forum (das geht leider nicht mit allen, ich bitte um Verständnis).

Und bitte nicht immer alte bis uralte Threads ohne neuen konstruktiven Beitrag wieder “nach vorn” holen. Nachfragen kann man auch einfach uns direkt.

Natürlich (!) sammeln wir alle Funktionen und Ideen, die hier im Forum kommen.

Ab und zu machen wir auch Umfrage-Aktionen, welche Funktionen welche Wichtigkeit bekommen, das kann aber der Arbeit der Auswertung wegen nicht immer mit allen Anwendern geschehen.