Unerwarteter Klappentext?

Ich frage für einen Freund. :blush:

Hattet ihr schon einmal Erfolg mit einem unerwarteten Klappentext? Einer, der Regeln bricht und gegen Konventionen verstößt? Ich frage nicht, weil mir Klappentexte schwerfallen, sondern weil ich wirklich gerne einmal etwas Außergewöhnliches probieren möchte. Nebenbei gesagt kann der Klappentext noch so gut sein, Sichtbarkeit bedeutet er nicht. Es könnte demnach egal sein. Aber trotzdem will ich immer, dass der Fachmann staunt und der Laie sich wundert. Mich würde eure Meinung interessieren. Also nicht jede, aber immerhin doch die der meisten.
Dieser Klappentext ist nichts anderes als ein Ausschnitt aus dem Buch, ein innerer Monolog der weiblichen Hauptperson. Ich nehme ganz bewusst in Kauf, dass der Stil abschrecken könnte, das soll er auch. Ich will Leser nicht enttäuschen und wer den Stil nicht mag, sollte erst gar keine Bücher von mir lesen. Aber abgesehen davon, was haltet ihr von der Idee?

»Der Club, der am weitesten weg lag, und den ich noch kannte, war in Kuhstedt. Schauen Sie mich nicht an, das Kaff heißt wirklich so, liegt zwischen Bremen und Stade an der B 74 und hat die geilste Dorfdisco auf dem Planeten. Dort hängen Typen ab, die sieben Tage die Woche nur Ärsche und Euter von Kühen sehen. Die meisten sind nicht besonders wählerisch und ich bin noch nie ohne einen Mann dort rausmarschiert. Egal ob Bauer oder Knecht, mir war jeder Mann dort recht.
Bauerndisco, wie geil. Schon im Vorraum fühlte ich mich auf der Stelle wohl und heimisch. Tumbe Bauernsöhne, die fünftausend Kalorien täglich aßen, obschon sie nur dreitausend brauchten, verhurte Dorfmatratzen auf der Jagd nach dem Bauern mit den dicksten Kartoffeln, ein paar Rocker mit Nutten, ein paar alte Rocker ohne. Volk von vierzehn bis sechzig. Ich stammte vom Land, aus einer anderen Gegend aber man sah den Leuten an, dass es hier ähnlich zuging. Wenn deine Mutter gleichzeitig deine Schwester ist und dein Vater auch dein Opa, kommt nach ein paar Generationen etwas dabei heraus, was so aussieht wie ich.«

(Hedda)

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Ich finde den Textausschnitt sogar ziemlich interessant, wüsste aber trotzdem nicht ob ich das Buch kaufen würde, da ich ja gar nicht weiß worum es gehen wird.

Allgemein kann ich natürlich nur für mich sprechen, aber wenn ich ein Buch sehe, das mir optisch gefällt, dann lese ich den Klappentext, um zu erfahren welches Genre das Buch hat und welche Handlung ich erwarten kann, um mich dann zu entscheiden ob es etwas für mich sein könnte. Oft lese ich danach noch die erste Seite quer, ob mir der Stil gefällt. Mich hättest du also bei Schritt zwei verloren, da der Klappentext mir nicht hilft zu erfahren was für ein Buch ich in der Hand habe.

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Ich finde deinen Klappentext für die Kaufentscheidung recht aussagekräftig, weil der Leser anhand dieses Ausschnitts den Stil und die Stimmung des Buches kennenlernt. Da kann ich als Kaufinteressent schon ziemlich gut entscheiden, ob das Buch in mein „Beuteschema“ fällt oder nicht.

Das Genre sollte aber auch noch aus dem Buchcover hervorgehen. Vielleicht auf der Titelseite? Man könnte ja direkt unter dem Buchtitel so etwas wie z. B. „Regionalkrimi aus Norddeutschland“ dazuschreiben.

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Mir geht es ähnlich wie Corinna. Der Klappentext sagt mir schon recht viel, dazu das Genre und der Buchtitel selbst… die Idee mit einem kleinen Untertitel ist auch gut.
Worüber ich aber stolperte ist gleich zu Anfang der Satz: „Schauen Sie mich nicht an…“ Auch beim zweiten Lesen bin ich hängen geblieben. Ich schaue niemanden an, ich lese gerade… wahrscheinlich bin ich da zu kleinlich. Aber „Ja, Sie lesen richtig!“ würde mich sofort zum Schmunzeln bringen und neugierig machen.

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Ich finde den Ton gelungen, passt gut.

Allerdings ist das, was du planst nichts ungewöhnliches. Es gibt zig-Bücher, die Textschnipsel abgedruckt haben. Für hinten drauf wäre dein gewählter ja schon zu lang. Daher entscheiden sich viele Verlage dazu, ihn innen im Schutzumschlag als extra halbe Seite abzudrucken (besonders beliebt bei Schutzumschläge der Hardcover). Oder direkt innen auf Seite 2 ohne extra halber Seite.
Rein als Klappentext wäre es mir zu wenig. Will wissen, worin der zentrale Konflikt im Roman besteht oder zumindest die Aufgabe (=Reise) der Hauptfigur erkennen können. Und das kommt bei deinem Schnipsel nicht raus.

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Mir geht es genauso. Ich finde den Beispieltext durchaus interessant, er würde mir aber für eine Kaufentscheidung nicht reichen. Dazu müsste ich das Buch auch nur aufklappen und willkürlich irgendwo einen Absatz lesen. Ich erwarte eine kurze Basisinfo dazu, worum es geht.

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Cool, das klingt vielversprechend, denn das Genre geht aus dem Cover hervor. Was allerdings der Ausschnitt mit dem Genre zu tun hat, ist das Rätsel. Für viele (siehe euch) wäre es zu wenig und ich fürchte, für die, für die es zu wenig Info ist, wäre auch das Buch nichts.
Ich bin noch von der alten Schule, ein Genre ist mir egal. Die schrecken mich eher ab, denn mir ist es lieb, überrascht zu werden. Sonst hätte ich niemals all die Bücher gelesen, die ich gelesen habe. Falls mir eine Leseprobe gefällt, kaufe ich das Buch. Erst gerade wieder geschehen. Ich war am Stöbern, hab eine Ein-Sterne-Bewertung gelesen, die vielversprechend klang, und nach einem kurzen Blick ins Buch das Ding gekauft. So kann es laufen.

Dieser kurze Ausschnitt sagt eine Menge darüber aus, was das Buch alles nicht ist.

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Danke für den Fehlerteufel, da muss ein »so« (schauen Sie mich nicht so an) rein, dann passt es. Denn es geht natürlich um die Redewendung, nicht das wirkliche Anschauen. Da es im Buch im Wesentlichen und Sehen, Gesehenwerden und Wahrnehmung geht, passt das so dann schon.

Als Text humorvoll, weil (leider) zutreffend. In der Dorfdisco ist alles möglich und (IRONIE EIN) ein kleines südwestlich liegendes Bundesland mit S, zeigt die Ergebnisse von 2000 Jahren Inzucht (IRONIE AUS).

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Ist mir auch aufgefallen, als ich hierher gezogen bin. Jetzt, nach anderthalb Jahren fällt es mir schon weniger auf. Nach Saarbrücken strömen sie eben von weither auch vom Land. Und das auch noch aus strukturschwachen Gegenden zweier Länder, drei, zählt man auch die Pfalz mit.

Grundsätzlich gefällt mir Dein Stil – böse, ironisch (soweit ich ihn aus dem Klapptext erlesen kann). Kaufen würde ich das Buch alleine anhand des Klapptextes nicht, sondern würde blättern und querlesen, ob sich der Stil durchzieht. Danach würde ich entscheiden: Eine Geschichte, die in der Gänze auf diese Weise erzählt ist, würde mich tierisch aufregen.