Umgang mit temporalen Nebensätzen

Servus zamma!

Ich nutzte Papyrus erst seit Kurzem und damit die Stilanalyse. Ich werde mein Manuskript freilich komplett durchgehen, über was ich allerdings öfter stolpere, sind temporale Nebensätze mit “als” und “während”. Ich bin teilweise überfordert, wie ich diese temporalen Nebensätze auflösen kann.

Ein Beispiel:

Noch ein Beispiel:

Manche Dinge passieren gleichzeitig oder kurz hintereinander. Stehe ich auf dem Schlauch oder gibts da bessere Lösungen?

Vielen Dank schon mal für Hilfe!

Also zunächst mal: Temporale Nebensätze sind ja nicht verboten - Du solltest nur überprüfen, ob Du sie a) zu oft benutzt, und ob es b) vielleicht eine besserer Alternative gibt. Oft ist ja die zeitliche Abfolge alleine durch die Erzählreihenfolge schon klar und die entsprechende Konjunktion damit unnötig - was aber nicht heißt, daß Du sie nicht trotzdem benutzen darfst. Ich finde, man kann jede Entscheidung treffen - man sollte das dann nur bewußt aus Gründen tun.

Wenn Du die Sätze oben ohne temporale Nebensätze haben möchtest, wäre die Unterteilung in zwei Sätze die einfachste Möglichkeit:
“Bartholomäus’ Körper juckte unangenehm, während sämtlicher Eifer aus ihm drang.”

Bartholomäus’ Körper juckte unangenehm. Sämtlicher Eifer Drang aus ihm heraus.

“Die Verletzung gab einen kurzen Impuls an sein Gehirn, als die wunden Handteller den schwarzen Stoff berührten.”

Seine wunden Handteller berührten den schwarzen Stoff. Die Verletzung gab einen kurzen Impuls an sein Gehirn.

Die Frage, die ich mir zu diesen Beispielen stelle: Ist die von Dir mit dem “während” bzw. “als” betonte Gleichzeitigkeit wichtig? Also: Dir wichtig?

Noch allgemein zur Stilanalyse: Sie ist ein Werkzeug, das Du benutzt. Sie zeigt Dir mögliche Schwächen auf, damit Du sie hinterfragen kannst. Oft hat sie recht - aber nicht immer. Und selbst wenn sie objektiv betrachtet recht hat, ist es Dein gutes Recht als Autor zu sagen: Ich will das an dieser Stelle aber so haben. Übrigens kannst Du die Stilanalyse ziemlich fein einstellen nach etlichen Kriterien, damit sie zu Deinen eigenen Vorstellungen am besten paßt. Spiel einfach mal damit herum.

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@Buchling Danke dir für die Hilfe!
Deine Alternativen sind ziemlich simpel eigentlich, dass ich darauf nicht gekommen bin… :smiley:
Vielleicht bin ich da durch meine Arbeit als technischer Redakteur geprägt, da schreibt man für gewöhnlich in kurzen Sätzen, damit der Anwender folgen und verstehen kann. Mir kommen viele kurze Sätze hintereinander immer etwas unschön vor, zumal sie oft Dringlichkeit suggerieren. Aber du hast recht. Ich werde das Fall für Fall entscheiden.

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Hallo Maxe,

über dieses Feature bin ich auch schon öfter gestolpert. Weil ich nämlich sehr gern Sätze mit „als“ und „während“ verknüpfe. :cry:
Und wenn ich mir meine Schreibe so durchlese, dann sind das natürlich nicht die einzigen Konjuktionen(?), die häufig auftauchen. „Und“, „dass“, „obwohl“, „da“, „doch“, „bevor“, „ehe“, „bis“ … und so weiter. Die Alternative, alles per Kommata aneinanderzureihen bzw. Hauptsätze zu benutzen, finde ich leider auch nicht so angenehm, das stört für mich den Rhythmus extrem. Ich benutze natürlich auch Hauptsätze, wenn es mir sinnvoll erscheint, bin aber nachwievor ein großer Freund des Satzgefüges. :astonished:
An anderer Stelle im Forum wurde eine temporäre Verknüpfung mit „als“ allerdings als ein No-Go eingestuft… das hat mir schon ein wenig zu denken gegeben.

Wie gehe ich jetzt damit um?

Beispielsatz eins:

*Maximilian hatte sich auf seinem Stuhl entspannt zurückgelehnt und blickte hinauf in die Baumkrone der großen Linde, die dem Biergarten seinen Namen verlieh. …]
Kies knirschte, als sich Peter einen Stuhl griff und sich neben ihm niederließ, doch Maximilian rührte sich nicht von der Stelle. *

Hier finde ich es sehr schwer, eine passende andere Konstruktion zu finden. Mir ist wichtig, dass der „Kameraschwenk“ vom Kies zur Figur geht. Vermutlich nur möglich, wenn man komplett umsortiert.

Beispielsatz zwei:

*Er machte eine galante Verbeugung vor Marie, küsste ihre Hand und dann drehte er sie auch schon im Kreis, während alles johlte und im Takt mit den Füßen stampfte. *

Würde ich an dieser Stelle so lassen. Denn natürlich passieren die beiden Dinge gleichzeitig. Mögliche Alternative: „Unter dem Gejohle und Geklatsche der anderen machte er…“ Gefällt mir leider garrrr nicht. Gibt es aber sicher auch noch eine bessere Variante.

Beispielsatz drei:
Emil verabschiedete sich mit einem Handschlag von Meier und ging sich schon einmal bettfertig machen, während Sophia es sich nicht nehmen ließ, ihren Gast zur Tür zu bringen.

Joah. Da fänd ich es es jetzt nicht so tragisch, das umzubasteln.
„…ging sich schon einmal bettfertig machen; Sophia ließ es sich jedoch nicht nehmen, ihren Gast zur Tür zu bringen.“ Holpert für meinen Geschmack etwas, aber warum nicht.

Fazit: Wenn man einmal drauf achtet, springt es einen im Text leider überall an, auch beim Lesen. Die allgemeine Aversion gegen diese Konstruktion kann ich noch nicht ganz nachvollziehen, aber in Zukunft werde ich vermutlich schon beim Schreiben drauf achten, damit ich gar nicht erst in die Situation komme, dann wie der Ochs vorm Scheunentor davor zu stehen und krampfhaft nach einer anderen Formulierung zu suchen, wenn sich die erste schon so ins Hirn gebrannt hat.
Übrigens habe ich festgestellt, dass ich diesen Fehler, wenn es denn einer ist, in meinem ersten Kapitel sehr viel häufiger drin habe als in den späteren. Offenbar hat da schon ganz von selbst eine Entwicklung stattgefunden.

Und allein, dass sie die Stellen anzeigt, ist ja schon mal superhilfreich. :thumbsup:

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Ich verstehe das auch nicht wirklich. Für meine Einstellung diesbezüglich bin ich aber schon fast mal gesteinigt worden.

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Das Problem ist, wenn man das Problem im Nachhinein fallweise angeht und die Sätze umbaut, stört das möglicherweise den gesamten Lesefluss. Eventuell muss ich doch nochmal meine 120.000 Wörter durchgehen und über jede dieser Konstruktionen einzeln nachdenken. :smiley:

Vielen Dank für eure Input bisher!

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Wenn ich es richtig verstanden habe, wird dadurch das “Show, don’t tell” verletzt. Aber da ein Text ja immer eine Mischung von beidem sein soll… kann ich die temporalen Nebensätze ja vielleicht im “tell” ab und zu behalten. :wink:
Aber gut, wenn das wirklich für einen Lektor ein Ausschlusskriterium ist, guck ich halt, dass ich es weglasse, wo es geht.

Ja, so geht es mir jetzt mit den zitierten Stellen. Für mich war es vorher rund, und es nun umzuformulieren, macht es gefühlt “unrund”.
Aber mei, wenn es keine Arbeit wär, könnte das ja jeder, näh. :stuck_out_tongue: Man wächst ja mit seinen Aufgaben und so.

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ich denke, dieses ganz-oder-gar nicht-Prinzip ist in der Schreiberei meistens kontraproduktiv. Die Mischung machts, es dürfen ohne weiteres auch mal temporale Nebensätze vorkommen. Problematisch wirds erst, wenn man etwas ausschließlich verwendet.
Wenn man z.B. in einer Erzählpassage jegliche Nebensätze rausschmeißt, entsteht ein einheitlich-abgehackter Stil, der sich vom Rhythmus her nicht gut liest. Bei einer ausgewogenen Mischung entsteht dafür ein wunderschön dahingleitender Lesefluss, in und mit dem man sich wohl fühlt.

@Maxe: Deine beiden Eingangsbeispiele hier würde ich genau so lassen, wie sie sind, sie verlieren, wenn du sie umbaust.

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Hallo Maxe, wenn ich darf… Dein erstes Beispiel lässt mich in der Formulierung stolpern. Ich würde da auch auch zwei Sätze draus machen.

Bartholomäus Körper juckte unangenhem. Sein Eifer war weg/fort/verschwunden/verschwand.

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Und in “meinem Stil” würde ich daraus nicht zwei Sätze machen. Denn beide hätte nur je vier Worte und im direkten Zusammenhang stehend, ergäbe das weitaus mehr Lesefluss und klingt wesentlich eleganter.
Beide Beispiele aus dem Eröffnungspost hätte ich so belassen, denn das Zerhacken in kurze Sätze funktioniert eher für Actionszenen.
Thema Stilanalyse: Sehe ich genauso wie Buchling. Ab und zu kann man sie mal einschalten, um evtl. Schwachstellen nachzuarbeiten.
Aber letztendlich sind das nur Algorithmen und ich bin mir sicher, würde man irgendwelche Bestseller oder Klassiker damit durchleuchten, wäre die Buchwelt um einiges ärmer.

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Wissen wir das?

Würde mich wundern. Dazu lese ich zu viele Bücher, in denen Konjunktionen vorkommen, durchaus auch temporale. Im Gegenteil, mir ist glaube ich noch nie eines ohne begegnet.

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Eigentlich ist dieser Thread wieder ein schönes Beispiel dafür, was passiert, wenn man zu viele Schreibratgeber oder „10 nützliche Tipps, um deinen Roman zu verbessern, Klappe die 2768342783946324634ste“ auf Social Media (Instagram, Blog, FB … den xten Beitrag in einem Forum zu dem Thema ;)) liest – Show, don’t tell wird als der Wahrheit letzter Schuss gesehen, Konjunktionen verteufelt*, ein Programm über den Menschenverstand gestellt …

Wie @Yoro es sagt:

Kontext-, autor- und fallabhängig, im Fall der temporalen Nebensätze muss man es als Autor eben abwägen, wie man es haben will und seinen eigenen Umgang damit finden. Den *eigenen *Stil *vollends *verbiegen sollte man sowieso nicht, egal, was ein Programm oder (wohlmeinende) Kritiker oder gar Lektoren sagen.

  • Aber „Und“ am Satzanfang geht im Fließtext nach einem verdammten SATZZEICHEN trotzdem nicht! grrr
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