Uff. Weitermachen oder löschen?

Würd’s auch ohne Stundenhonorar anziehen. :smirk:

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Hehe, mein Lieblings-Sweat-Shirt ist bedruckt mit:

I’m A Writer Everything You SAY Or DO May End Up In My NOVEL …

Die meisten denken, das ist nur ein Shirt. - Ja, sischerrrr :D:D:D:kissing:

Würde aber auch mit einem Papyrus-Logo auf Bauch oder Rücken herumspazieren :thumbsup:

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Stundenhonorar ist glaube ich schlecht nachzuvollziehen. Es sei denn @Ulli er baut RFID Chips und GPs Tracker rein. Aber das neue Logo sähe schon schick auf einer Basecap oder als Logo auf einem Shirt aus.

Das ist mein Lieblingsshirt
https://cdn.qwertee.com/images/designs/product-thumbs/1563183259-114582-mens-500x600.jpg

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Guten Abend oder gute jede andere Tageszeit,

hier kommen meine nächsten Seiten, die in irgendeinem Überarbeitungsstadium sind. Fast möchte ich die Bitte um nicht zu harsche Kritik anschließen, aber ich baue darauf, dass alle hier eher gutgesinnt sind.

„Wenn die Leute zu uns kommen, gibt es immer einen Grund. Keine Erben, Geldsorgen oder man will sich verkleinern. Und schließlich leben wir davon. Hier, schau, die Briefe.“ Er hielt mir ein paar Kopien hin. Eine Stelle war neongelb markiert. Ich versuchte, die Handschrift zu entziffern.

„Hör mal, ich kann das nicht lesen. Das ist doch sicher Griechisch.“

„Jaja, da ist eine Übersetzung dabei. Die Seite darunter oder so.“

Die Übersetzung war schon älter, vom Schriftbild her musste die Schreibmaschine ein Vorkriegsmodell sein. Heinrich Schliemann schrieb an seine liebe Frau Sophia. Er berichtete von der Ausgrabung und den Schwierigkeiten, die er mit den Einheimischen hatte. Vor allem aber schrieb er „mit diesem Brief sende ich Dir die Perlen der Helena. Trage sie in Erinnerung an mich, bis wir wieder vereint sein werden.“

„Okay, das sieht gut aus. Aber warum wird so ein bedeutender Schmuck bei euch eingeliefert? Warum nicht bei den großen Auktionshäusern?“

„Wir sind bekannt für unsere seriöse Arbeit.“

„Das ist schon klar. Aber macht es dich nicht misstrauisch?“

Natürlich war das Auktionshaus meiner Eltern für seine Seriosität bekannt. Bei ihnen gab es keine Geschäfte, die unter der Hand liefen, keine krummen Dinger, alles wurde ordentlich und korrekt abgewickelt. Als Auktionator hatte man zwei Möglichkeiten, man verdiente sein Geld auf unehrliche Weise, dann stand man mit einem Bein im Gefängnis. Gelegenheiten gab es genug, Hehlerei, Geldwäsche, Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Oder man verhielt sich gesetzestreu. Dann war es immer noch ein Kraftakt, den schmutzigen Geschäften aus dem Weg zu gehen. Aber man hatte einen soliden Ruf und die Kunden empfahlen einen weiter. Ich zog die Schatulle zu mir rüber.

„Darf ich?“

„Aber sicher.“ Mein Vater war entspannt, was Antiquitäten anging. Ich war mit den alten Sachen aufgewachsen. So schnell ging bei mir nichts in die Brüche. Bei manchen Kunden sah das anders aus.

Ich nahm die Kette in die Hand, wenn man es überhaupt Kette nennen konnte, bei diesen vielen Perlensträngen. In ein paar Wochen würde das Zeug bei einem privaten Sammler verschwinden oder hinter dem Glas in einer Museumsvitrine liegen. Abstrakte Muster. Keine Tiere oder Pflanzen. Es war deutlich schwerer, als ich erwartet hatte. Ein üppiges Collier, es erinnerte an das bekannte Foto von Sophia Schliemann.

„Ganz schön schwer.“ Stellte ich fest. „Aber ob die Geschichte wirklich stimmt? Ohne Test kann man nicht mal sagen, ob es echtes Gold ist. Obwohl es sehr danach aussieht.“

„Das genau ist mein Problem. Wenn die Sachen echt sind, ist es eine Sensation. Wenn sie eine Fälschung sind, können wir uns bis auf die Knochen blamieren.“

„Bring die Sachen in ein anderes Auktionshaus und kassier die Provision. Wirklich, du wirst nur Ärger bekommen.“

Mein Vater sah mich fassungslos an. „Auf keinen Fall. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Stell dir mal vor, was das für eine Werbung für uns ist.“

„Hast du denn wenigstens die Provenienz geprüft?“

„Habe ich, ehrlich gesagt, noch nicht gemacht. Keine Zeit.“ Er sah mich an. Ich wusste schon, worauf das hinauslief.

„Wenn du möchtest, schaue ich, was ich im Internet rausfinden kann.“ Ich bin zu gutmütig. Eigentlich wollte ich mit dem Auktionshaus so wenig wie möglich zu tun haben. Aber da meine Eltern fast nichts anderes machten, war man praktisch sofort in die Geschäfte eingebunden, wenn man sie besuchte.

Er atmete erleichtert auf. „Du weißt ja, wie viel bei uns zu tun ist.“

Ich nickte. Natürlich wusste ich, was bei meinen Eltern los war. Vor einer Auktion. Und danach. Und während. Es war immer was zu tun. Die meisten Leute dachten, das sei ein lockerer Job, alle paar Monate eine Auktion und ansonsten viel freie Zeit. Das entsprach nicht der Realität. Die Außenwirkung einer Auktion war so alles beherrschend, dass sich niemand über die Arbeit Gedanken machte, die dahinter steckte. Was jetzt nicht hieß, dass mein Job weniger anspruchsvoll wäre. Aber ich hatte feste Arbeitszeiten und Wochenenden, theoretisch zumindest.

Kaum Zuhause schaltete ich den Computer ein. Es gab viel zu Schliemann, aber weniger, als ich erwartet hätte. Man musste Abstriche machen, er hatte nicht selbst für digitale Präsenz sorgen können. Ich begann mit Wikipedia. Immer ein guter Einstieg.

2 Der Vater

Natürlich hatte mein Sohn recht damit, die Finger von dem Zeug zu lassen. Zur Zeit kamen so viele archäologische Fundstücke auf den Markt und man konnte nie sicher sein, ob sie aus Raubgrabungen stammten oder aus geplünderten Museen. Ein heißes Thema. Aber ich sah es als Ehrensache an, den Schmuck selbst zu versteigern. Für heute war erstmal Schluss. Ich überließ meiner Frau das Absperren des Auktionshauses und macht mich auf zu unserem Auktionatorenstammtisch. Ein Mal im Monat trafen wir uns in lockerer Runde in unserem Stammlokal, ein klassisches bayerisches Wirtshaus. Wer Zeit hat, kommt.

Die Tür ging auf und mein Auktionatorenkollege Peer van Berg kam rein. Wie immer in Designerjeans und erkennbar teurem Hemd. Er hatte sich auf Design im Allgemeinen spezialisiert. Er scannte den Raum, bis er mich sah, und kam dann grüßend an.

„Ah.“ Meinte er „Schönen Abend.“

„Hallo. Bin auch gerade erst gekommen.“

Ein Keller kam an unseren Tisch.

„Ein alkoholfreies Weizen, bitte. Ich muss noch Autofahren.“

„Für mich auch.“

„Die wilden Zeiten sind vorbei, was?“

„Man wird alt und gesetzt. Oder vernünftig.“

Der Kellner stand noch an unserem Tisch, da trafen die nächsten ein. Markus Bing war aus der Spielzeugfamilie Bing. Tatsächlich handelte er vor allem mit Spielzeug, alten Blechautos, Teddys, Puppen und natürlich Eisenbahnen. Thomas wilderte im gleichen Bereich wie ich. Mein härtester Konkurrent. Fehlte noch Johann, der älteste von uns, ein Privatier. Seine Auktionen waren der aussterbenden Spezies der Briefmarkensammler gewidmet.

„Wie geht das Geschäft?“ Fragten wir uns reihum und jeder erzählte von seinen Erfolgen und Misserfolgen. Ich berichtete von der vergangenen Auktion und die anderen hörten gespannt zu. Wir waren Konkurrenten, aber wir waren auf eine Art auch Verbündete. Es war für jeden von uns wichtig zu wissen, wie sich der Markt entwickelte.

„Die Überraschung war das Bauhaus-Schach in der letzten Auktion. Es war aber auch gut erhalten mit Schachtel und Beiheft.“ Erzählte ich.

„Bauhaus wird immer wichtiger.“ Meinte Peer. „Das passt einfach zum Ikea-Style.“

„Alles aus den 50ern und 60ern geht. Also die hochwertigen Sachen.“ Das war Thomas.

„Und was mal ein Vermögen gekostet hat, will keiner mehr haben. Ich kann mich vor Zinn und Kupfertöpfen kaum retten. Die Leute sind ganz entsetzt, wenn ich ihnen sage, was sie für die Sachen heute bekommen.“

Ich dachte an die ungläubigen Gesichter vieler meiner Kunden und nickte zustimmend.

„Die Leute verkleinern sich und ihre Kinder sind längst selbst eingerichtet. Sie wollen nicht mit den angestaubten Sachen ihrer Eltern leben.“ Thomas kaufte ganze Nachlässe auf und pickte die besten Stücke heraus, was nicht in sein Sortiment passte, stellte er in eine Scheune und machte eine Trödelauktion. Da gab es dann tatsächlich alles, was man in einer Scheune erwartet, Nachttöpfe aus Porzellan, Tischchen und Blumenständer, Kartons gefüllt mit Porzellangeschirr, im Prinzip ein Haufen Ramsch. Aber seine Auktion war immer gut besucht und er kam auf seine Kosten.

Wir bestellten unsere Braten und Knödel, aßen und tranken und quatschten über den neuesten Tratsch aus der Auktionsszene. Die Neuigkeit von dem Schliemann-Schmuck brannte mir auf der Zunge, aber ich sagte nichts. Ich wollte die Nachforschung meines Sohnes abwarten und außerdem wollte ich noch einen Experten aufsuchen.

„Wie wars?“ Fragte meine Frau, als ich nach Hause kam und zog sich die Lesebrille von der Nase.

Ich gab ihr einen Kuss. „Wie immer. Erstklassige bayerische Küche und bei den anderen werden die gleichen Sachen eingeliefert wie bei uns.“

„Es wundert mich immer wieder, dass ihr euch vertragt, statt euch an den Kragen zu gehen.“

„Wir sind doch erwachsene Leute. Und auch wenn wir Konkurrenten sind, ist es spannend sich auszutauschen.“

„Und der Schliemann-Schmuck?“

„Davon habe ich nichts erzählt. Wir wissen zu wenig darüber. Und ich möchte nicht wie ein Depp dastehen, falls an der Sache nichts dran ist.“ Die Bedenken meines Sohnes hatten die Euphorie deutlich abgeschwächt.

Meine Frau seufzte. Wir hatten intensiv diskutiert, waren uns über unser Vorgehen aber nicht klar geworden. Ich wollte diesen Schmuck unbedingt versteigern. Falls er echt war. Und genau das musste ich herausfinden, ohne allzu viel Wirbel zu verursachen. Wenn der Schmuck echt war, war es eine kleine Sensation, wenn er gefälscht war, naja. Also hatten wir vereinbart, den Ball flach zu halten. Unsere Mitarbeiter waren zum Schweigen verpflichtet worden. Ich hatte sie ausdrücklich auf den entsprechenden Passus in den Verträgen hingewiesen. Sie würden früh genug mit ihrem Geheimnis hausieren gehen.

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Das Shirt, oder der, der darin steckt? :kissing:

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Hallo Huselkuv,
liest sich sehr kurzweilig. Guter Storybeginn… möchte mehr davon. Also mach weiter! An Feinheiten wirst Du später wahrscheinlich noch genug bürsten dürfen. Und dafür ist das Forum hier ja auch gut.
Zu den T-Shirts: Ihr solltet mal in meinen Schrank schauen :wink:

Es ist Deine Geschichte, Du hast Dir etwas gedacht mit diesem Anfang - gut.

Was mir schon im ersten Teil aufgefallen ist, und ich stolpere jedes Mal darüber: Du benutzt zwar nicht so richtig viele Inquits (im zweiten Teil sind es ein paar mehr, daher auch jetzt meine Anmerkung), aber wenn Du es tust, lässt Du sie immer als eigenen “Satz” stehen - was sie nicht sind. Und oft fehlt dann auch der Punkt bzw. richtigerweise das Komma, wenn der Satz weitergeht.

In diesem Fall müsste es heißen: <<„Ganz schön schwer“, stellte ich fest. >>
Siehe auch hier: http://www.wörtlicherede.de/

Hier stimmt es!

Tempuswechsel (?)

… da würden sicher einige widersprechen … vielleicht ist es der naheliegende, einfache Einstieg?

Allwissender Einschub?

Insgesamt ist der zweite Teil auch spannend, zumindest solange die Perspektive beim Sohn ist. Der Wechsel zum Vater erschließt sich mir noch nicht - ist dieser Stammtisch später relevant? Es gibt ja keine neuen Informationen zum Schmuck, die Handlung wird nicht weitergeführt.
Ich bin gespannt, ob der Sohn etwas herausfindet (aber müsste nicht auch der “Nachkomme” sich und den Schmuck legitimieren?).

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Ich würde Alex grundsätzlich zustimmen. Sowohl was das Formale als auch den Perspektivwechsel betrifft, der mir recht willkürlich vorkommt und die Handlung auch nicht vorwärts bringt.

Meiner bescheidenen Ansicht nach wäre es nicht verkehrt, einige Sätze über Schliemann zu verlieren, während der Sohn im Internet recherchiert. Er sollte auch nicht bei Wikipedia verharren, sondern spezifischere, vielleicht auch umstrittene Fachbeiträge ausfindig machen. Du musst den Leser ja nicht mit Informationen erschlagen. Im besten Fall führt die Recherche natürlich zu einem Geheimnis, einer Unstimmigkeit, einem Rätsel. Falls der reale Schliemann das nicht hergibt, könntest du ja eine neue Quelle erfinden. Du schreibst ja einen Roman und keine Dokumentation :wink:

Das Shirt liegt in meinem Schrank, wenn ich es nicht trage. Der Shop aus dem ich das Bild verlinkt habe, hat die Girly-Variante nur nicht mehr :roll_eyes:

Hallo Alex,

vielen Dank für das genaue Lesen und Deine Kommentare.

Mein Gedanke für den Aufbau war, die Geschichte aus zwei Perspektiven zu erzählen, darum Vater und Sohn. Im Auktionshaus beim Vater nehmen die Dinge ihren Anfang, dann wird der Sohn involviert und trägt die Geschichte nach außen.
Mit dem Stammtisch bin ich mir nicht sicher. Vielleicht brauche ich die Leute noch, vielleicht nicht. Ich glaube, dass ich eh schon mehr gestrichen als geschrieben habe. Zwinkersmiley.
Für Rechtschreibung und Grammatik hoffe ich eine alte Schulfreundin, die Deutschlehrerin geworden ist, zu gewinnen.

Für mich ist wichtig: wenn ein Leser über etwas stolpert, muss man noch mal ran.

Hy, ein kurzer Einwurf aus Hamburg, ich finde den zweiten Abschnitt generell gut, die Feinheiten überlasse ich den kritischen Profiaugen, @Alex Sassland ist da immer verdammt findig und gut drin.
Wie wäre es die zweite Perspektive, also den Vater nicht auch der ich Perspektive zu schreiben? Ist dann vielleicht auch nicht mehr so verwirrend?

:thumbsup:

Hallo @Huselkuv ,
insgesamt gefällt mir deine Geschichte gut und sie macht mich neugierig. Der Kunst- und Antiquitätenmarkt bietet sicher eine Menge Stoff und Möglichkeiten für einen spannenden Plot wenn du dich gut damit auskennst, kannst du dabei aus dem Vollen schöpfen. Da könnte ich mir auch zu Beginn noch ein wenig mehr “Drumherum” vorstellen, mehr Atmosphäre, das bleibt noch ziemlich an der Oberfläche. Wenn du die Tücken des Geschäfts schilderst, zum Beispiel, wirkt das für mich noch eher wie der Entwurf einer Szene. Wieso haben die Eltern sich so und nicht anders entschieden? Waren sie mal in Versuchung, sich auf dunklere Geschäfte einzulassen? Gibt es ein Erlebnis, das sie mit dieser Halbwelt verbindet bzw. sie abschreckt… ? So etwas.

Der Perspektivwechsel überzeugt mich im Moment - vielleicht auch aus diesem Grund (relativ wenig Atmosphäre, viele Fakten) - noch nicht so. Hauptproblem: der Tonfall ändert sich nicht. Dass zuerst ein junger Mann erzählt und anschließend ein älterer, würde ich gerne mehr spüren. Die Erzählstimme klingt aber beide Male sehr gleich. Auch die Sicht des Vaters auf den Sohn würde mich interessieren, er hat ja sicher eine Meinung zu der Arbeit und den Aktivitäten des Sohnes. Auch würde ich gerne wissen, was ihn mit den alten Sachen verbindet? Ist es für ihn wirklich nur ein Investment (so kommt es zur Zeit rüber) oder nicht viel mehr eine Leidenschaft? Das hätte ich vermutet, aber er kommt im Moment noch ebenso nüchtern herüber, wie der Sohn. Baut er nicht vielleicht doch eine emotionale Bindung zu den alten Sachen auf, dem Schmuck zum Beispiel? ich würde gerne erleben, wie er sich von dem Schmuck verabschiedet … aber er sperrt nur die Tür zu und geht … (das zur Erklärung was mit Atmosphäre gemeint ist).

Trotz dieser Kritik – ich mag Kunst, Antiquitäten und Rätsel und Geheimnisse und ich sehe da viel Potenzial für eine spannende Geschichte.
Beste Grüße

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Hallo,

zu Schliemann kommt noch was. Mals sehen, wie und wo ich das anbringe.

Den Vater nicht in der Ich-Perspektive zu schreiben, das muss ich mal ausprobieren. Keine Ahnung, ob ich das hinbekomme.

Und vielen Dank an alle fürs Lesen!

Mir gefällt der Text ebenfalls. Gut zu lesen.

Was den Schliemann betrifft, so erwarte ich eine stärkere Reaktion darauf. Das ist ja schließlich nicht irgend jemand. Würde gut passen, wenn der Sohn das in Gedanken einbringt und so auch die Bedeutung des Briefes hervorhebt. Schließlich sollen die Perlen vermutlich eine Schlüsselrolle in der Geschichte spielen.
Ich gebe auch Susanne recht, was die Erzählstimme des Vaters betrifft. Zwar sind ein paar Begriffe altersgemäß (wie “zusperren”), aber im Grunde unterscheidet er sich nicht vom Sohn.
Sprachlich kann noch verbessert werden, da hatte ja Alex schon ein paar Details herausgepickt. Aber das Ganze wird gut. Ein viel versprechender Anfang.

Wer hätte gedacht, dass das in Arbeit ausartet.

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Mir fiel noch ein: Wenn Du eine reichliche Darstellung eines Antiquitätenladens lesen möchtest, nimm Dir den Anfang vom “Chagrinleder” von Balzac. Er ist dabei sehr ins Detail gegangen, aber dennoch interessant. Übrigens auch sonst ein lesenswerter Klassiker.

gekauft.
Vielen Dank, os|<ar

Umgestellt und rausgelöscht. Das ist die neueste Version von “2 Der Vater”. Und ich habe nachgedacht, warum ich bei der wörtlichen Rede so viele Fehler mache. Eigentlich schreibt man immerzu nur sowas wie Sachtexte, Sitzungssprotokolle, E-Mails oder Dokumentationen. Das letzte Mal hatte ich in der sechsten oder siebten Klasse mit wörtlicher Rede zu tun.

2 Der Vater

Wie sehr ich auch darauf brannte mehr über den Schmuck zu erfahren, am nächsten Tag wartete Arbeit auf uns. Die nächste Auktion rückte näher. Und immer wieder gab es Unterbrechungen. Ein alter Bekannter kam vorbei. Er staubte die Konvolute ab, die nicht weggegangen waren oder kaufte das Zeug auf, dass ich aussortiert hatte. Es war mir schleierhaft, wie er damit seinen Trödelladen über Wasser halten konnte.

„Hallo Chef, wie geht’s? Gibt es wieder was für mich?“

Ich zeigte ihm, was ich hatte. Bei ein paar Konvoluten mit dem üblichen Sammelsurium aus Porzellanvasen, Spielzeug und versilbertem Blech griff er zu. Ich überließ ihm die Sachen zum Limit. Er war hochzufrieden.

„Chef, du bist meine beste Quelle.“

„Freut mich zu hören. Komm ins Büro, dann stelle ich dir gleich die Rechnung aus.“ Ich lenkte ihn in die richtige Richtung.

„Immer schön ehrlich, wie?“

„Du kennst mich.“ Ohne Rechnung lief bei mir gar nichts.

Ich schaute bei meiner Frau vorbei. Sie saß hinten im Fotostudio und nahm die letzten Korrekturen am Katalog vor. Unsere aktuelle Kunsthistorikerin war bei ihr. Sie blieben nie lange, waren immer auf der Suche nach einem Job in Museen oder Denkmalschutzbehörden.

„Wie sieht es aus? Wirst du fertig?“

Sie drehte sich zu mir um.

„Ich werde immer fertig. Die Daten gehen heute noch an die Druckerei. Übermorgen können wir den Katalog abholen und versenden.“

„Hör mal, lass uns den Schliemann-Schmuck aufnehmen. Im Zweifelsfall ziehen wir ihn zurück. Bis zur nächsten Auktion dauert es mir einfach zu lang.“

„Dachte ich mir schon. Hier, schau.“

Sie klickte kurz herum und zeigte mir den Katalogeintrag für den Schmuck. Mit Text und Bildern.

„Du hast meine Gedanken erraten. Der Schmuck kommt also rein.“ Ich beugte mich näher zum Bildschirm, um den Text lesen zu können.

„Hast du auch…“

„Ja. Alles schön beschrieben. Gold nicht geprüft. Alle Angaben laut Einlieferer. Aus Familienbesitz. Alles ohne Gewähr.“

„Okay. Es geht mir zwar gegen den Strich, keine konkreten Aussagen zu machen. Aber anders geht es im Moment nicht.“

„Du solltest sehr schnell einen Experten auftun und die Provenienz prüfen.“

Ich hörte die dezente Aufforderung und wollte mich eigentlich an den Computer setzen, um mit diesem Schmuck irgendwie weiterzukommen. Aber da wartete schon der nächste Kunde. Einer von den Nachzüglern, die ewig brauchen, um ihre ersteigerten Sachen abzuholen. Immerhin hatte er angerufen und sich entschuldigt.

Ich händigte ihm sein Hentschelkind aus. Er betrachtete das Figürchen liebevoll.

„Wissen sie, das erinnert mich so an meine Tochter als sie klein war. Und sie glauben nicht, wie viele Nachahmungen es davon gibt und dann noch diese unsäglichen Hummel-Figuren. Aber ich wollte unbedingt ein echtes. Das bekommt meine Tochter. In zwei Monaten ist es soweit, da werde ich Großvater.“ Er lächelte selig.

Rührend, dachte ich. Hoffentlich schätzt seine Tochter das Figürchen so wie er. Und hoffentlich stellt sie es in den nächsten Jahren hoch oben ins Regal.

„Haben sie was zum Verpacken mit? Wir haben jede Menge Bläschenfolie.“

„Alles dabei. Und vielen Dank.“ Er verabschiedete sich.

Zwischen zwei Telefonaten zählte ich die Vorräte an Versandtaschen durch und wies unsere Mitarbeiter an, den Packtisch für den Versand der Kataloge freizuräumen. Auf ihm stand eine große Sammlung Paperweights, darunter Kisten mit raren Büchern, alle kollationiert. Schränke und Tische waren davor und daneben zusammengeschoben. Stühle auf die Tische gestellt und Kartons, überall Kartons. Es wurde Zeit, dass wir für die Vorbesichtigung aufräumten.

Als unsere Mitarbeiter gegangen waren und das Telefon nicht mehr klingelte, fand ich kurz Zeit für den Schmuck. Ich dachte an die agile ältere Dame, die ihn eingeliefert hatte. Zuerst wollte sie sich das Auktionshaus ansehen, dann hatte sie wohl Vertrauen gefasst, erzählte kurz, wie sie zu dem Schmuck gekommen war. Ich hatte ihr erklärt, dass sie bei einer Auktion keinen festen Preis erwarten konnte. Sie war einverstanden, Hauptsache ihr Name würde nicht erwähnt. Sie unterschrieb den Vertrag und ich schloss den Schmuck im Safe ein.

Ich holte mir die Schatulle aus dem Safe und klappte sie auf. Wie gehe ich am besten vor? Wo gab es einen Experten für die Zeit? Und welche Zeit war es überhaupt? Ich stellte fest, dass ich auf dem Gebiet überhaupt keine Ahnung hatte. Dann las ich, dass Schliemann den Schatz falsch datiert hatte, weil es der Schatz des Priamos sein sollte, musste er in der Schicht liegen, die Schliemann als das Troja des trojanischen Krieges identifiziert hatte. Aber erstens hatte er Troja falsch datiert, zweitens stammte der Schatz wiederum aus einer anderen Epoche und drittens fragte ich mich, wenn man einen Schatz vergräbt, woher soll man dann nach Tausenden von Jahren wissen, wann das Loch gegraben wurde. Ich brauchte definitiv einen Experten. Bei meiner weiteren Suche stieß ich auf das Deutsche Archäologische Institut mit Sitz in Berlin. Dort würde ich anrufen. Ich fand, damit war ich einen kleinen Schritt weitergekommen und beschloss für heute Schluss zu machen.

„Bist du fertig?“, rief ich meiner Frau zu.

„Fast. Ich muss die Fenster noch schließen.“

Sie kontrollierte die Räume. Ich fuhr den Computer runter und wartete am Eingang. Als sie ankam, schaltete ich die Alarmanlage scharf und verschloss die Tür.

„Was hast du raus gefunden?“

„Vor allem eines: Ich habe überhaupt keine Ahnung.“

„Man kann nicht alles wissen.“

„Aber ein bißchen unangenehm darf es einem schon sein, oder?“, meinte ich. „Morgen früh schaue ich weiter. Vielleicht finde ich jemanden beim Deutschen Archäologischen Institut.“

„Aber Spass macht dir das alles schon, oder?“

„Ist doch klar. Immer nur Blechspielzeug ist auf Dauer ermüdend.“

Ich brachte meine Frau nach Hause und fuhr weiter zu unserem Auktionatorenstammtisch. Einmal im Monat trafen wir uns in lockerer Runde in einem klassischen bayerischen Wirtshaus. Wer Zeit hat, kommt.