Überraschung kein Collie

„Schau mal, der Schwanz ringelt sich wie bei einem Schweinchen.“ Isabella saß schon auf dem Boden, umringt von den drei Hundewelpen, die freudig mit dem Hinterteil wedelten. Zwei Minibären mit dicken Pfoten und langem Fell, einer braunschwarz, der andere weißschwarz mit Ruten, die sich ringelten. Der dritte Welpe, kleiner und kurzhaarig, setzte sich abwartend hinter seine Geschwister.
„Können wir nicht zwei mitnehmen?“, fragte Isabella mit bettelndem Blick. Sie hatte inzwischen beide Bärchen auf dem Schoß.
„Schau mal, die Kleine hat einen Ausschaltknopf, sehr praktisch“, witzelte Christian. Das kleine Hundemädchen beschnüffelte interessiert seine Hand. Ganz zutraulich ließ sie sich auch von Petra streicheln. Der weiße Kopf mit den schwarzen Hängeohren schmiegt sich in ihrer Hand. Zwischen den Ohren befand sich ein kreisrunder Fleck. Während Isabelle mit den Welpen und einem kleinen Tau spielten, erfuhren die Eltern Einzelheiten über den Hintergrund der Hunde.
„Wie groß ist die Mutter der Welpen?“, frage Petra die Frau vom Tierschutz Verein.
„Die Welpen wurden auf einem Bauernhof in der Nähe geboren. Da die Hündin bereits letztes Jahr trächtig war, wollte der Bauer die Welpen nicht und hat sie dem Tierschutz übergeben. Ich bin nur die Pflegestelle und kenne die Mutter nicht, sie ist ein Colliemix.“ Nach dem Ausfüllen eines Vertrages und dem Austausch von Barem bekamen sie ihren Welpen direkt mit nach Hause. Sie entschieden sich für das weiß schwarz Hundekind. Auf der Fahrt durfte das Hundemädchen bei Isabella auf dem Schoß mitfahren, da sie keinen Transportkorb dabeihatten. Unterwegs kauften sie noch die Ausrüstung für das neue Familienmitglied ein. Vom verstorbenen Hund gab es noch Decken und Futterschüsseln zu Hause. Also brauchte die Kleine fürs Erste nur Halsband, Geschirr und Leine und passendes Welpenfutter. Auf der Fahrt diskutierte die Familie verschiedene Hundenamen. Nach vielen Vorschlägen einigten sie sich auf den Namen Nelly.

18 Monate später.
Schnaufend wie eine Lokomotive lief Petra die Straße zu ihrem Haus hinauf. Die Unruhestifterin trottete friedlich hinter ihrem Frauchen her. Zu Hause bei Christian ließ Petra Dampf ab. Er saß mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch.
„Die ist ausgeflippt! Ich konnte sie kaum halten!“
„Was ist denn passiert?“, fragte er und schob ihr eine Tasse Milchkaffee über den Tisch zu.
„Wir gingen die Straße entlang, Verena kam uns mit Kinderwagen und ihrem Hund entgegen. Ich nahm Nellys Leine kurz, um an ihnen vorbeizugehen. Sie hat gebellt und die Nackenhaare aufgestellt. Da habe ich sie am Geschirr gepackt, sie ist fletschend an mir hochgesprungen. Meine Jacke hat einen Riss, ich bin nicht sicher, ob sie mich beißen wollte oder nur mit den Zähnen hängen geblieben ist. Ich konnte sie kaum halten. Auf jeden Fall gehe ich nicht mehr ohne Maulkorb mit ihr nach draußen.“
Ihr war zum Heulen zumute. Das kleine Fellknäuel hatte sich zu einem Herdenschutzhund von 38 kg ausgewachsen. Sie wurde aggressiv, sobald andere Hunde ihren Weg kreuzte. Durch die Angst, Nelly könnte sich losreißen und jemanden verletzen, geriet Petra zunehmend mehr in Panik, sobald sich ein anderer Hund den beiden näherte. Deshalb hatte die Hundetrainerin einen passenden Maulkorb für Nelly besorgt. Gedankenverloren rührte Petra im Kaffee, der abkühlte wie ihre Wut.
„Bei unserer Hundeschule gibt es einen Kurs körpersprachliches Training mit Hunden, die nicht leicht zu führen sind. Ich melde uns an. Wirst sehen, das wird wieder besser“, munterte Christian sie auf. Er kraulte das Monster am Kopf, das mit seinen braunen Augen zu Petra blickte. Verflixt, jetzt sieht sie total friedlich aus. Was läuft nur schief? Petra setzte sich auf dem Boden. Nelly kam angelaufen und legte sich dicht neben sie. Beim Streicheln des seidigen Fells entspannte sie genauso wie die schnarchende Fellnase.

„Guten Morgen. Die Hunde bleiben erst mal im Auto. Wir unterhalten uns zuerst über den Ablauf des Seminars“, informierte Ina, die Leiterin der Hundeschule. Dann stellte sie die zweite Trainerin vor, Hilke.
„Zuerst gibt es eine Kennenlernrunde. Später schaue ich mir die Teams einzeln an“, erklärte diese.
„Die Vorstellung übernimmst am besten du“, flüsterte Christian Petra ins Ohr. Da Isabelle jetzt im Studentenwohnheim wohnte und Christian wegen der Arbeit nur am Wochenende Zeit hatte, um mit Nelly Gassi zu gehen. Lag die Verantwortung für den Hund hauptsächlich bei Petra. Der Stein in ihrem Magen wuchs zum Felsbrocken. Vor diesen fremden Menschen wollte sie nicht in Tränen ausbrechen und zugeben, dass sie mit ihrem Junghund nicht klarkam, trotz 13 Jahren Erfahrung mit ihrem ersten Hund. Die Vorstellungsrunde schritt voran und jedes Team erzählte von Problemen mit den eigenen Hunden. Als Petra an die Reihe kam, war sie schon nicht mehr so nervös.
„Wir bekamen Nelly mit 10 Wochen von einem Tierschutzverein. Uns wurde gesagt, ihre Mutter sei ein Colliemix vom Bauernhof aus der Nachbarschaft. Erst in der Hundeschule stellte sich heraus, dass sie ein Herdenschutzhund ist. Sie verhält sich aggressiv bei anderen Hunden, deshalb trägt sie im Moment einen Maulkorb. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass Nelly friedlich an der Leine läuft, egal wer uns begegnet.“
„Nicht zu glauben, dass diese anspruchsvollen Hunde immer wieder vermittelt werden, ohne über ihr Wesen aufzuklären“, empörte sich ein Teilnehmer.
Nach der Vorstellungsrunde trafen sich die Teilnehmer mit ihren Hunden auf dem großen Platz.
„Petra, geh mit Nelly an der lockeren Leine zu den Birken.“ Hilkes Instruktionen waren dank des Headsets klar zu hören.
„Jetzt kehr um und lauf direkt auf uns zu.“ Petra drehten um und sah bei Ina zwei Hunde, mit denen sie spielte. Nelly sträubte sofort die Nackenhaare und zog bellend in Richtung der Artgenossen. Petra hatte Mühe, den tobenden Hund zu halten. Sie musste erst die 2-Meter-Leine in beiden Händen verteilen, um die Krawallnudel hinter sich her zu zerren. Komm endlich! Hektisch zog sie immer wieder an der Hundeleine. Vor ihnen versperrte das Absperrgitter für den Radweg ihren Weg. Mist! Unbekanntes macht Nelly nervös.
„Noch mal zurück, nimm sie mit. Mach ihr klar, dass du weißt, was du tust! Du bist zu zaghaft“, kommandierte Hilke. Bei jeder Anweisung wurde Petra fahriger, war sich der Blicke der Anwesenden, die wie Kaugummi an ihr klebten, bewusster.
„Ok! Das reicht fürs Erste.“ Endlich wurden sie erlöst. „Führ Nelly ab jetzt immer dual an Halsband und Geschirr eingehakt, so kannst du sie besser halten.“
Am Ende nahm uns Hilke auf die Seite.
„Du bist zu zaghaft, Nelly hat ständig die Menschen um euch herum anvisiert. Das ist gefährlich! Deine Unsicherheit überträgt sich auf sie, damit drängst du sie in die Beschützerrolle. Morgen beim Coaching musst du meinen Anweisungen exakt folgen.“
Nachts lag Petra stundenlang wach, ließ den Tag wie einen Film an sich vorüberziehen. Was braucht Nelly? Sie wollte, dass dieser Nelly bei ihnen bleiben konnte. Die einzige Alternative wäre das Tierheim, wo es schon viele Hunde gab, bei denen die Teambildung zischen Mensch und Hund nicht geklappt hatte. Der Morgen graute und ihr Entschluss stand fest, zu der Person zu werden, den ihr Herdenschützer forderte.

Im Laufe des Vormittags sahen sie den anderen Teams beim Coaching zu. Kurz vor Mittag waren dann Nelly, Christian und Petra dran. Sie bekam Kopfhörer auf und Christian holte Nelly aus dem Kofferraum. Durch den Kopfhörer bekam Petra ihre Anweisungen.
„Lauf geradeaus, lass die Leine immer locker. Schau nur nach vorn, geh deinen Weg.“ Nelly sah den fremden Hund und zog bellend vor ihr rüber Richtung Artgenosse.
„Schneid ihr den Weg ab, lauf von vorne auf sie zu. Leine locker lassen, nicht zerren. Das ist dein Raum, dräng sie zurück. Lass sie nicht vorbei.“
Petra lief um Nelly herum und schnitt ihr den Weg ab. Nelly war abgelenkt und sah zu ihrem Frauchen.
„Verschaff dir Platz, lass sie nicht zu diesem Hund.“ Alles ausblendend bedrängte Petra Nelly weiter und weiter. Sie schob ihren Hund mit dem eigenen Körper rückwärts, weg von dem fremden Hund. Vor ihr das Fellbündel mit Maulkorb und gefletschten Zähnen, das sich trotz der Begrenzung wehrte und an ihr hochsprang. Vier Beine gegen zwei, die standhielten. Sie hörte die Stimme im Ohr und reagierte. Kein denken, kein zögern. Energie, die dagegen hielt. Petra brach der Schweiß aus, ihre Kraft zerrann wie Eis in der Sonne.
„Schieb sie zurück. Nicht nachgeben, bleib dran, immer wieder!“ Unzählige Male wiederholte sie die Prozedur. Zuletzt jaulte Nelly, als Petra sie zurückdrängte, trotzdem sprang sie erneut an dem Menschen vor ihr hinauf, wollte vorbei. Die Kräfte von Mensch und Hund reichten kaum noch zum Laufen.
„Ok, sie hat genug. Leine locker. Durchatmen! Nimm deinen Hund mit zu den Bäumen. Geh eine kleine Runde mit ihr und gib ihr Wasser.“ Endlich. Bin am Ende. An den Wangen spürte Petra Nässe. Nelly hechelte und schlich kraftlos neben ihr her. Petra nahm ihr den Maulkorb ab. Langsam trotteten beide außer Sichtweite. Sie sank auf einen großen Stein. Direkt davor ließ sich Nelly nieder. Sie schauten sich stumm in die Augen, erschöpft. Petra legte die Arme um den kräftigen Hals, Stirn an Stirn wurde ihr Atem ruhiger. Sie wischte sich mehrmals Tränen von den Wangen, die Nelly von ihren Händen leckte. Sie stand auf und Nelly folgte ihr. Christian wartete am Auto mit Wasser. Nachdem Nelly ihren Durst gestillt hatte, rollte sie sich im Kofferraum auf ihrer Decke zusammen. Petra lehnte sich Trost suchend an Christian.

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Guten Abend, ich wünsche allen noch ein frohes 2023.

Ich bin gerade am Überarbeiten einer älteren Geschichte und habe mal den Anfang eingestellt.

Meine Frage
Würdet ihr weiterlesen? Warum, oder warum nicht?
Dann würde mich interessieren, ob ihr einen Hund habt oder nicht.

Viele Grüße Mia

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Bei mir würde es tatsächlich davon abhängen, wie lang die Geschichte im Anschluss noch würde, ob ich weiterlese, schätze ich. :sweat_smile: Ich mag keine Hunde und würde mich auch nur ungern auf eine längere Geschichte einlassen, die sich um einen „Problemhund“ dreht.
Andererseits fand ich deine Geschichte bisher superinteressant geschrieben und würde daher gerne wissen wie es weitergeht. Ich finde es zwar ein wenig schade, dass es so Zeitraffer-mäßig ist (Die Entwicklung vom Welpen zum Problemhund ist nur angedeutet bzw. nacherzählt, über die Figuren erfährt man kaum etwas, und auch das Hundetraining könnte man noch mehr ausbauen), aber da kann ich mich ja nicht beschweren, wo ich doch gerade noch geschrieben habe, dass ich es gerne kurz hätte. ähem
Jedenfalls mag ich den Stil. Der Kampf Mensch gegen Hund hat mich ziemlich nervös gemacht.
Ich hoffe, du wirst schlau aus dem obigen Kauderwelsch.

Ach ja, und nein, ich habe keinen Hund …

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Deutlich wird, dass Du Erfahrung mit Hunden hast. Dadurch wirken viele Stellen - Leinenführung, Hundeschule, … - sehr realistisch auf mich. Schafft es Problemhund Nelly, ihren Platz in der neuen Familie zu finden? Wenn das spürbarer auf der Kippe stünde, würde ich weiterlesen.

Momentan nicht. Leider.

Gruß,
misc

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Ich habe keinen Hund.
Und ja, ich würde weiterlesen. Weil ich es spannend finde, wie die Familie an Problemlösungen arbeitet, und wissen möchte, wie es weitergeht. Und weil ich den Eindruck habe, dass sich die Autorin gut mit dem Thema auskennt.

Möchtest du Kritik zum Schreibstil bekommen, oder lieber nicht?

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Ganz klar: Du bist ein Hundemensch.
Die technische Beschreibung der Abläufe in der Hundeschule liest sich mehr wie eine literarische Folge von Martin Rütter. Die Frage ist, was willst du mit dem Text bewirken? Wenn du auf eine schönere und leichter verständliche Anleitung über Erziehungsprobleme bei Hunden hinaus willst, ist dir das sicherlich gelungen. Als Roman oder Erzählung halte ich den Text für ungeeignet. Die Problemstellung ist klar: Wer braucht was für einen Hund? Passt nicht immer. Und gerade auf dieser Insel kann man das gar nicht oft genug in Frage stellen.
Ich würde nicht weiterlesen, aber auch, weil mir das alles nicht neu ist. Ich bin daher auch nicht die Zielperson.
Wir hatten über 30 Jahre Hunde, die meine Frau aus dem Müll gesammelt hat. Meist „Kampfhunde“, die mehr wogen als meine Frau, aber es war auch ein Collie dabei. Jetzt haben wir keine Hunde mehr. Z. Zt. sucht nur ab und an die Fußhupe der Nachbarn bei uns Asyl.

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@CO2
Danke für deine Rückmeldung. Das finde ich sehr spannend, das jemand der eigentlich keine Hunde mag, sich dann doch mit dieser Geschichte anfreunden kann.
Da in dieser Geschichte sehr viel selbst erlebtes mit ebendieser Krawallnudel steckt, kann ich es gar nicht mehr unvoreingenommen lesen

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@misc
Danke für deine Rückmeldung.
Mittlerweile lebe ich seit 18 Jahren mit Hunden zusammen.
Ich finde es sehr hilfreich, dass du schreibst, du würdest weiterlesen, wenn du spürst das es auf der Kippe steht.

@_Corinna
Auch dir vielen Dank für deine Rückmeldung.
Freut mich, dass du auch weiterlesen würdest. Ich verarbeite in diese Geschichte meine Erfahrungen mit unserer Hundedame Nelly, die wir aus dem Tierschutz bekommen haben.

Über Kritik zum Schreibstil würde ich mich sehr freuen, ich schreibe noch nicht so lange Kurzgeschichten und bin immer daran interessiert meinen Stil zu verbessern.

@narratöör
Herzlichen Dank von Hundemansch zu Hundemensch.
Eigentlich möchte ich erzählen, wie wir uns mit unserem Hund auseinandersetzen mussten, damit wir sie als Familienhund behalten konnten. Die Geschichte soll Mut machen, schwierigen Hunden eine Chance zu geben, denn unser Hund ist ein 100 %iger Herdenschutzhund und dass ist noch mal eine ganz andere Herausforderung als unser voriger Hund der auch vom Tierschutz stammte.
Manchmal besonders bei einem Welpen, weiß der Mensch erst was wirklich drin steckt in den Genen, wenn die Pubertät vorbei ist.
Es soll eine Kurzgeschichte werden, ich denke für eine längere Erzählung habe ich nicht die nötige Zeit und auch nicht genügend Erfahrung für ein größeres Projekt.
Hunde wissen nach Martin Rütter will ich auf keinen Fall weitergeben, aber mittlerweile habe ich nach verschiedenen Hundeschulen und Workshops einiges an Erfahrung gesammelt, dass schon in die Geschichte einfließen soll.
Das die Abläufe zu technisch beschreibend wirken empfinde ich als wichtigen Hinweis. Da werde ich mir das nochmals anschauen und überarbeiten. Ich wollte einfach dass die Geschichte nicht nur für Hundemenschen funktioniert.

Ich ändere die Überschrift mal in Überraschung kein Collie.

Vielen Dank für das Lesen meiner Geschichte und euer Feedback.
Liebe Grüße Mia

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Ich fand es beim ersten Durchlesen schwierig, in die Geschichte hineinzukommen. Erst ab „Wir bekamen Nelly mit 10 Wochen…“ hast du mich abgeholt, so dass ich mich langsam in die Geschichte hineinversetzen konnte.

Dass ich schwer hineinkam, hat mehrere Gründe:

  • Der erste Grund ist hauptsächlich Geschmackssache: Ich mag es bei Büchern generell nicht, wenn nur beschrieben wird, was man als Zuschauer sehen und hören würde. Das können Kinofilme meiner Meinung nach hundertmal besser (vor allem mit Aufnahmen von süßen Hundewelpen), dafür lese ich nicht Bücher. In Büchern möchte ich generell kein Zuschauer sein, sondern mich in die Personen hineinversetzen und etwas über ihre Gedanken und Beweggründe erfahren.
  • Ich hatte mir Isabella und Christian als kleine Kinder vorgestellt und war dann 18 Monate später von Isabelle im Studentenwohnheim total verwirrt.
  • Den Zeitsprung von 18 Monaten fand ich unglücklich. Der hat mir noch mehr das Gefühl gegeben, als Zuschauer außen vor zu sein und nach Orientierungspunkten in der Geschichte zu suchen.
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Hallo, @Mia_A,

ich habe einen Hund, einen Cockerspaniel, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob ich weiterlesen würde. Mir ist das noch zu sehr in Richtung „Ratgeber für Hundeerziehung“, aber dann doch irgendwie wieder romanmäßig verpackt, aber nicht genug.
Ich weiß ja, wie man Hunde erzieht, und in deiner Geschichte gibt es bisher nicht viel anderes. Das wirkt dann eher wie ein etwas netterer Infodump. Es geht bisher gar nicht um die Figuren. Es geht nur um den Problemhund und wie man ihn umerzieht.
In einer Geschichte oder einem Roman, die der Unterhaltung dienen, würde ich denken, dass das Zusammenleben mit einem Problemhund eine von vielen Katastrophen sein könnte, die für Konflikte sorgen, aber ich würde nicht das Hauptaugenmerk darauf legen. Ich würde den handelnden Figuren Ziele geben, die über das Hundeproblem hinausgehen. Und auch alle mehr daran beteiligen.

Ich versuche gerade, das mit einem Pferdebuch zu vergleichen, die es für junge Mädchen zuhauf gibt. Ja, auch in solchen Büchern wird mal über den richtigen Sitz gesprochen, wenn eine Anfängerin auf dem Pferd hängt, wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Aber das wird in ein Thema verpackt. Vielleicht wird diese Anfängerin von den anderen im Stall gemobbt. Dann wäre das Thema Mobbing oder Ausgrenzung und da darf dann auch mal ein Problempferd auftauchen, aber das Thema an sich ist ein menschliches Thema. Denn die menschlichen Themen sind es, die für Leser interessant sind.
Ich habe schon etliche Pferdebücher für junge Mädchen gelesen und tue das immer wieder. In den guten Büchern geht es immer um menschliche Themen, die noch über den Pferdethemen stehen. Das sind Themen wie „Toleranz um unterschiedliche Reitstile“, oder „Sexuelle Nötigung bei Minderjährigen“, wobei das Pferd als Druckmittel benutzt wurde, oder „Reitverbot im Naherholungsgebiet und der Kampf gegen diese Verbote“, oder „Erste Liebe“ bzw. „Eifersucht“ etc. Und die Pferdethemen ordnen sich da unter. Und dann kann eine Figur der anderen auch mal erklären, wie man richtig sattelt, um die Freaks unter den Leserinnen zu befriedigen, denn die meisten Mädchen, die diese Bücher lesen, reiten selbst und interessieren sich um die Arbeiten rund ums Pferd. Aber wenn sich die Handlung nur um die Reiterei etc. drehen würde, wäre es langweilig.
Es braucht Menschen in einer Geschichte.
Du kannst auch eine Fantasygeschichte schreiben, in der die Hauptfiguren Besenstiele sind, solange sie sich wie Menschen verhalten und vor allem wie Menschen fühlen.
In Bezug auf deine Geschichte würde ich dir raten, die Familie in den Vordergrund zu stellen. Und den Hund dann geschickt dort einzuweben. Aber die Figuren sollten noch ein Leben neben dem Hund haben. Es könnte z.B. sein, dass die Kinder lange gekämpft haben, bis die Eltern ihnen einen Hund erlaubt haben. Und ein paar Monate später sind schon wieder andere Dinge wichtig. Der Hund wird vernachlässigt, die Arbeit bleibt an der Mutter hängen. Und sie findet das natürlich nicht so toll, zumal die Kinder auch nicht mehr klein sind und schon Verantwortung übernehmen könnten.
Aber in deiner Geschichte kommen gerade die Auseinandersetzungen zwischen den Figuren, die für Spannung sorgen könnten, zu kurz.
Irgendwie muss der Hund ja auch zum Problemhund geworden sein. Und das wird er immer durch das Verhalten der Menschen. Was also haben sie falsch gemacht? Das könntest du zeigen, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu heben.
Da gibt es dann die Klassiker: Der Welpe kommt in die Familie und wird gleich mal im Wohnzimmer abgesetzt - und nicht im Garten. Natürlich macht er die erste Pfütze dann auch im Wohnzimmer.
Die Kinder spielen mit ihm und lassen ihn in die Leine beißen. Ergebnis: Mama und Papa müssen in der nächsten Zeit viel Geld in neue Leinen investieren. Vielleicht zwickt er ja auch mal in die Hand und das ist soooo süß. Ein paar Monate später ohne Milchzähne ist es dann nicht mehr süß.
Und so weiter. Als Hundekennerin kennst du bestimmt auch die Klassiker unter den Fehlern bei der Hundeerziehung. Die würde ich rausstellen. Da kannst du sogar mit einigem an Humor arbeiten.
Aber damit die Geschichte rund wird, braucht sie einen roten Faden. Oder eine Prämisse. Oder wie du es nennen willst. Wenn die Kinder anfangs gebettelt haben, einen Hund haben zu dürfen - wie geht das dann aus? Wie reagieren die Eltern? Setzt der Vater ein Ultimatum? In drei Monaten spurt das Viech, oder ich bringe es persönlich ins Tierheim. (Setting the stakes, nennt man das.) Wenn etwas auf dem Spiel steht, ist gleich Spannung drin. Isabelle hat sich ja schön ausgeklinkt mit der Uni. Das würde ich auch mal thematisieren. Entweder gleich am Anfang. (Kind, was willst du mit einem Hund? In weniger als zwei Jahren hast du dein Abi und gehst an die Uni. Und dann sitzen wir mit dem Viech alleine da.) Oder so ähnlich.
Konzentriere dich nicht nur auf den Erziehungsaspekt. Sondern auf die Menschen und ihre Reaktionen.
Ich bin echt hundeverrückt. Manche Leute haben mir schon geraten, eine Hundeschule zu eröffnen. Aber ich würde mir nicht dreißig Seiten Hundeerziehung in deinem Text geben. Eigentlich nicht mal drei.

Hier ist mir noch aufgefallen, dass Isabella (oder Isabelle?) nicht mal eine Antwort auf ihre Frage bekommt. Als wären das gar keine Menschen, die aufeinander eingehen. Entweder, sie stellt ihre Frage noch mal und quengelt rum, weil Mami nicht reagiert hat. Oder Mami sagt: „Du hast wohl einen Vogel, Kind! Mir ist einer schon zu viel! Bestimmt kriege ich heute Abend Pickel von all den Hundehaaren!“
Du kannst es natürlich auch weniger zynisch machen, aber ein wenig Zynismus ist immer ganz humorvoll.
Versetz dich mehr in die Menschen hinein, denn die sind und bleiben trotz allem die Hauptpersonen!

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@_Corinna
danke für deine Rückmeldung. Dass du am Anfang der Geschichte nicht gut hineingekommen bist und es unklar ist wer Christian und Isabella sind war mir gar nicht bewusst. Ich mache immer wieder den Fehler, weil ich ja weis von wem ich schreibe und gehe dann davon aus, der Leser weiß es auch :upside_down_face:
Ich denke ich werde den Zeitsprung ganz rausnehmen.

@Pamina22
Herzlichen Dank für deine ausführliche Rückmeldung und gute Erklärung.
Ich denke ich muss die Geschichte nochmal komplett neu überdenken.
Du hast völlig recht ich habe mich nur auf den Hund konzentriert. Es ist für mich immer schwierig wenn ich über etwas selbst erlebtes schreibe. Bei ausgedachten Geschichten fällt mir das leichter :roll_eyes:.

Also nochmal Danke, jetzt habe ich jede Menge neuen Input für die Geschichte. Da kann ich bei den Gassirunden diese Woche mal darüber nachdenken.
Die Geschichte wird am Wochenende erstmal umgeschrieben.

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Hallo viele liebe Grüße
Ich denke, es fehlt der erste Dreh und Angelpunkt. Ich würde es nicht lesen.
Ich bin mit Hunden :dog: aufgewachsen. Bis auf wenige Zeiten habe ich immer mit Hunden gelebt. Sie sind die maximale Lebensbereicherung für mich.

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