Tropische Nächte

Mal ein ganz anderes Thema und ungewohntes Terrain für mich. Bin gespannt, was ihr davon haltet.

Tropische Nächte

Worte voller Sehnsucht und Verheißung. Warmer Wind, der über die Haut streicht wie eine zärtliche Berührung.

Das unermüdliche Streichkonzert der Zikaden, fast immer vielstimmig, nur selten ein Solo, aber immer forte, ohne Lautstärkenregelung.

Farbenprächtig selbst die Nacht. Samtenes Schwarz, bestickt mit Juwelen.

Heiße Rhythmen aus der Ferne, der Duft der verschwenderisch blühenden Blumen, schwer und sinnlich, untermalt von der allgegenwärtigen Morbidität.

Träumend sieht man sich darinnen, in der Hand ein sündhaft süßes Getränk, sich in der Melodie wiegend, den Augenblick genießend.

Und dann die Realität. Das durchgeschwitzte Laken. Die Schlaflosigkeit. Und die immer falschen Entscheidungen zwischen Mückenstichen oder frischer Luft, Klimaanlage oder Stille, Alkohol, Tabletten oder einfach daliegen und warten. Einzig Letzteres verspricht Erfolg. Der Körper ruht, ihm reicht das aus, um sich zu erholen.

Dem Geist aber folgt man bei seinem nächtlichen Treiben. Da. Ein Gedankengang. Sich überraschend aus dem Nichts entwickelnd, logisch in seiner Folge, in der nächtlichen Einsamkeit so übermächtig und wichtig scheinend, ist er am Morgen doch schon vergessen. Gedankensplitter, Gewesenes, Gewünschtes, Erfahrungen, Bedauern und Freude. Ein Reigen winziger Momente, eigenwillig durch die Synapsen tanzend, sich anziehend und abstoßend, sich verbindend und in den Tiefen des Gehirns wieder verlierend.

Und dann diese plötzliche, erbarmungslose Klarheit. Das ist das Leben. Vom mikroskopisch Kleinen bis ins unendliche All. Bausteine. Teilchen. Große und kleine. Sichtbar die einen, greifbar und leicht zu verstehen. Unsichtbar die anderen. Aus Wahrnehmung bestehend. Eher ein Gefühl von etwas. Mal mehr, mal weniger zu spüren. Eine Ahnung, dass da etwas ist, das alles verbindet. Etwas, das alles zusammenhält. Allumfassend, Jedes, Jeden, und weit größer als die Welt. Tröstend ist sie, diese Erkenntnis. Und endlich kommt auch er, der Schlaf.

4 „Gefällt mir“

Sätze ohne Verben.
Bildhafte Beschreibungen in eigenwilligem Sprachstil.
Eine lyrische Ausdrucksweise, nicht jedermanns Sache.

**

Der Absatz mit den Mückenstichen gefällt mir, da habe ich für mich einen Zugang zum Text gefunden und musste schmunzeln. :wink:

1 „Gefällt mir“

Mirt gefällt der Teil mit dem Gedankengang. Hab mich sofort wiedergefunden, das könnte ich sein, wie er leibt und lebt

1 „Gefällt mir“

Sehr poetisch und berührend. Habe mich im Absatz mit den Laken und Mücken wiedergefunden. Da kam ein sehr enttäuschendes Tropenfeeling auf, das ich abespeichert habe. Fehlt nur der Muff, der in den Breiten den Duft der Blumen überlagert. Dein Text hat mich wieder überzeugt, dass der Norden einfach meine Welt ist…

1 „Gefällt mir“