Träume schreiben - Tipps

Hey, habt ihr schon einmal Träume in Bücher eingebaut? Auf was achtet ihr hierbei? Habt ihr Tipp?
Kursiv schreiben und Gedanken normal? Präsens, obwohl der Rest im Präteritum steht? Bewusst verwirrend, da der Cortex, das „Kontrollzentrum“ abgeschaltet ist?

Unten steht ein Traum, den ich geschrieben habe. Er ist noch nicht überarbeitet, eine Grundsätzliche Meinung dazu interessiert mich trotzdem. Was ist grundsätzlich gelungen, was eher nicht? Zu verwirrend oder unnötige Inhalte?
Vorab kurze Info zum Verständnis:
Sacharias und Santares sind Schauspieler. Die Bühne die abbrennt ist ihre. Dermion (der Träumer) ist dort ebenfalls involviert.
Dermion träumt diesen Traum, „weil“ er seine (politische) Macht wieder herstellen will. Sein Plan beinhaltet allerdings Krieg. Das finden die Schauspieler nicht so toll…
Dermion hasst seinen Vater, warum weiß man noch nicht. Seine Mutter kommt in schönen Erinnerungen vor.
Dermion ist als Kind fast in einem zugefrorenen See ertrunken.
Dermion reist demnächst zu dem Palast, von dem die Rede ist, um sein Vorhaben zu beginnen. Sprich die Orte sind nicht dort, wo sie sein sollten. Die Bühne steht eigentlich nicht vor seinem Haus. Traumlogik…

Dermion hört ein Krachen und rennt aus dem Palast. Er rutscht über den hölzernen Boden seines Hauses, und Rauch gelangt in seine Nase. Dermion öffnet seine Haustür, und Sela brennt. Die roten Vorhänge der Bühne zerfallen zu Staub, und die Menschen rennen davon, weg, weg von dem Feuer, das alles verschlingt. „Mörder!“ Schreit Santares ihn an. „Er hat Recht“, erklingt eine Stimme hinter Dermion. Er dreht sich um, und sieht seinen Vater auf sich zu kommen. Seine Augen lodern, und die Hand, die die Hauswand streift, steckt diese in Brant. „Du hast deine Mutter getötet, mein Sohn, und deine süße, kleine Schwester.“ Dermion will etwas erwidern, doch kein Laut formt sich. Er geht auf seinen Vater zu, aber seine Faust trifft ins Leere. Er hört das hallende Lachen von überall her. Funken springen, entzünden das Holz, fressen Löcher in Dermions Theaterkleidung. Nein! „Du hast es verdient, Verräter!“ Sacharias zerrt ihn zurück und dreht ihn um, lässt ihn dabei zusehen, wie die brennende Bühne in sich zusammen fällt. Er hält ihn fest und zwingt ihn, mit anzusehen, wie die Flammen um sich greifen. Die gesamte Stadt brennt und Dermion hört die Menschen schreien, die aus dem Palast fliehen. Die Hitze umhüllt ihn, er kann nicht mehr atmen. Sacharias drückt ihn gegen die brennende Hauswand. Schmerz erfüllt Dermions Körper. Er will schreien, doch kein Laut dringt aus seiner Kehle. Die Schwärze umfängt ihn, als er sich erinnert. Unendliche Kälte überschwemmt seine Gedanken, zieht sich durch seinen Adern und gefriert sein Innerstes. Er fällt und wird niemals aufkommen, niemals wird die Angst verebben, sich zu erinnern. Sie verfolgt ihn, peinigt ihn und lacht ihn aus. Sie zieht sich durch sein Handeln und sein Leben und niemand wird sie jemals verstehen. Er sieht das Feuer, dass ihn erfasst, doch er spürt es kaum. Er friert und zittert, unfähig sich zu bewegen, er versucht zu schreien, doch seine Kehle ist zugeschnürt. Die Dunkelheit rast auf ihn zu und zerschmettert alle Barrieren, die ihn vor der immerwährenden Kälte bewahren. Er brennt heiß und unaufhaltsam, genau wie der Schmerz brennt und die Angst immer brennen wird. In Ewigkeit verloren wird sie ihn erfassen und zwingen, sich vor ihr zu verneigen. Er schreit. Erneut wird der Ton gefesselt und die Kälte feiert ihren Triumph. Sein Vater beugt sich zu ihm hinab, lacht sein hallendes Lachen, verflucht dann sein am Boden liegendes Kind. Das Kind sieht ihn an und die Wut beflügelt seinen Körper. Es steht mit einem Ruck auf, doch der Vater ist verschwunden. Verängstigt klammert es sich an den Türrahmen, als das Feuer aufblüht und die ganze Welt verschlingt.

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Meine persönliche Meinung: Ein Traum ist, wenn er wie hier in voller Länge wiedergegeben und nicht nur am Rand in zwei Sätzen erwähnt wird, etwas sehr Persönliches und sollte imho unmittelbar von der ‚träumenden‘ Figur zum Leser übermittelt werden.
Jegliche Erzählstimme stört dieses Erlebnis, kann es sogar unglaubwürdig machen, deswegen würde ich einen Traum soweit wie möglich in ‚show‘ schreiben und ‚tell‘ eher vermeiden.
Also nicht

Dermion hört ein Krachen und rennt aus dem Palast. Er rutscht über den hölzernen Boden seines Hauses und Rauch gelangt in seine Nase.

sondern etwas wie
'Verdammt, kommt da etwa die komplette Decke runter? In heller Panik schlittere ich über die Holzdielen, kann vor lauter Qualm kaum atmen …"

Es müssen auch keine vollständigen Sätze sein, gerade für einen Traum machen sich Fragmente sehr gut. Auch Erklärungen stören da eher, man (Leser) muss bei einer Traumsequenz nicht alles bis ind kleinste Detail verstehen, schließlich bekommt man Träume im wahren Leben auch nicht erklärt. Es ist wie so oft eine Gratwanderung zwischen zu klar und folgerichtig erzählt und zu kryptisch berichtet.

Die ich-Form ist ein weiteres Mittel, um den Traumcharakter zu betonen. Damit ist der Leser noch einmal näher am Geschehen, an den Erlebnissen der Figur dran.
Wenn du aus alledem deine Traumsequenz konzipierst, brauchst du den Traum auch nicht extra als solchen kennzeichnen, man merkt dann schon beim Lesen, dass das jetzt nicht die normale Handlung ist.

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Ich sehe es genau wie Yoro. Das solltest du in der Ich Perspektive schreiben
Aber sonst…sehr mitreißend geschrieben :+1:

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Okay, vielen Dank für deine Meinung und Tipps :grey_exclamation:

Ich hab grade nochmal nachgesehen, du schreibst den Roman in der Vergangenheit und den Traum jetzt in der Gegenwart.

Ich habe es genau umgekehrt gemacht. Allerdings ist es bei mir ein Fiebertraum in dem das Leben in Szenen erzählt wird. Dazwischen immer wieder Stücke aus dem Jetzt, die anderen Personen. Diese habe ich in normaler Schrift, die Traumsequenzen in kursiv geschrieben.
Bei mir funktioniert es gut, weil sich das immer abwechselt und der Leser es so schnell raus hat.
Wenn du nur diesen einen langen Traum hast, dann kursiv ja, aber einen einleitenden Satz davor. Sonst versteht man es nicht.
Ob Dermion wirklich mittendrin plötzlich zur Ich-Perspektive wechseln sollte - ich weiß nicht. Ist zwar spannend beim Lesen, würde mich aber im Zusammenhang eher stören.

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Naja, es werden insgesamt zwischen 3 und 5 Träume vorkommen. Es ist also weder regelmäßig noch einzigartig.
Danke für deine Einschätzung

Damit es nicht zu einfach wird, haha … ich sehe es anders als meine Vorredner. Wenn du das Buch aus der personalen Perspektive schreibst, kannst nicht einfach in die ich-perspektive wechseln. Und wenn du das Buch wie üblich in der Vergangenheit schreibst, dann sind auch Aktionen im Traum in der Vergangenheit. Dialoge/Gedanken sind natürlich immer Gegenwart, weil man ja schildet, was man zu der Zeit gesagt oder gedacht hat. Aber ein Traum ist ja nicht durchgehend ein Gedanke, finde ich.
Schauen wir uns mal einen Übergang von Wach-zu-Traum an in den verschiedenen Varianten:

  1. Klaus wurde müde, er dämmerte langsam ein. Ich darf nicht einschlafen! Er versuchte mit aller Kraft, sich wachzuhalten, aber es war zu spät …
    Er schwebte über einem Weizenfeld und fühlte sich seltsam befreit. Unter ihm wogten die Halme. Ein rosa Hase hoppelte heran „Klaus, wach auf!“ murmelte das seltsame Tier und mampfte einen Löwenzahn.
    Mit einem Ruck kam Klaus zu sich und schüttelte den Kopf. Verdammt, ich bin doch eingeschlafen und der Killerhase hat mich gefunden.

So finde ich es richtig. Jetzt die Alternative wie von dir erwogen (ich-Form, Präsens):

  1. Klaus wurde müde, er dämmerte langsam ein. Ich darf nicht einschlafen! Er versuchte mit aller Kraft, sich wachzuhalten, aber es war zu spät …
    Ich schwebe über einem Weizenfeld und fühle mich seltsam befreit. Unter mir wogen die Halme. Ein rosa Hase hoppelt heran „Klaus, wach auf!“ murmelt das seltsame Tier und mampft einen Löwenzahn.
    Mit einem Ruck kam Klaus zu sich und schüttelte den Kopf. Verdammt, ich bin doch eingeschlafen und der Killerhase hat mich gefunden.

Das geht zwar, aber du hast gleich zwei Zeit und Perspektiv-Brüche bei den Übergängen in den Traum hinein und wieder hinaus.

@all: Findet ihr Variante 1 oder 2 besser lesbar?

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Bist du sicher, dass das so stimmt? Geht mir total gegen den Strich.

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Sehr spannend und beklemmend dieser Traum. Ich glaube nicht, dass du die Ich-Form brauchst. Aber die Text-Sequenz ist relativ lange. Traumbilder sind selten so stringent in ihrer Erscheinung, wie die Erzählung selbst. Daher könntest du versuchen, den Text etwas zu straffen, und nur Inhalte aufschreiben, die unbedingt notwendig sind. Diese dann aber sehr betont.
Als Beispiel: Die ganze Stadt brennt, Dermion hört die Schreie der Menschen. Hitze; sie umhüllt ihn, kein Atmen mehr möglich. Und Sacharias, der drückt ihn gegen die brennende Hauswand - Schmerz - dieser Schmerz! Demion will schreien, doch es kommt kein Laut.
Das ist natürlich nur ein Vorschlag. In einem Traum wird eher selten das Leben an sich reflektiert. Sondern meistens ergeben sich Schlaglichter auf bestimmte Situationen oder und Menschen. Das Feuer und die Kälte scheinen in diesem Traum die Richtung zu weisen. Wie kalt ist die Kälte? Wie heiß die Hitze? Nicht umsonst gibt es den Ausdruck - Traumbilder.
Würde mich auch freuen, noch mehr von dieser Geschichte zu lesen. Hört sich nach einer großen Geschichte an.

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Nein, ist natürlich falsch. War ein Typo. Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen! Ich habe es ausgebessert.

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Dankeschön ^^ verschiedene Meinungen sind bei Büchern an der Tagesordnung…lacht es nicht leichter, aber dafür interessanter :wink:

Definitiv die erste. Bei der zweiten müsste schon eine Art Schizo im Spiel sein. Spannende Konstellation, aber sehr speziell, würde ich sagen

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Danke für dein Lob und deine Einschätzung :hugs:
Bin noch am Anfang des Schreibprozesses, etwa 30 Seiten. Aber da der Plot grob fertig ist und ich hier tolle Unterstützung bekomme, wird es schneller gehen, je mehr ich hier lerne💪

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