Text überarbeiten

Es gibt ein paar Gedichte, die sprachlich vollkommen sind (Rilke, Goethe … solche Kaliber), aber Romane? Nein, da gibt es keine Vollkommenheit.

Was nicht heißt, dass man nicht danach streben soll. Das soll man unbedingt. Nur wenn man sein Äußerstes tut, besteht die Chance, dass das Ding wenigstens gut genug wird – gut genug, um Leser zu faszinieren, in andere Welten zu entführen, ihnen im Gedächtnis zu bleiben usw.

Die Kunst ist eher, zu erkennen, wann man sein Äußerstes getan hat und ab welchem Punkt jede Veränderung nur noch Verschlimmbesserung wird.

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Vielleicht gibt es keine Perfektion, aber wer bitte sollte die bitte attestieren? Oder eben nicht? Geschmack ist völlig subjektiv. Ich persönlich muß jedoch sagen, dass für mich die “Deutschstunde” von Lenz absolut perfekt ist. Da stimmt einfach alles. Insbesondere ein gutes Zeichen, wenn man das Buch echt nicht aus der Hand legen kann. Ich habe es über die Jahrzehnte sicherlich sechs, sieben Mal gelesen, und ich freue mich jedesmal über die gleichen Passagen.

Absolut, werter AndreasE, völlig Deiner Meinung.

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Bei Gedichten ist es einfacher, aber bei Romanen kommen sich Subjektivität und Perfektion automatisch in die Quere.
Ich versuche immer, so zu schreiben, dass ich wenigstens halbwegs damit zufrieden bin und sagen kann, ok, ich hab alle Möglichkeiten abgeklopft, besser kriege ichs nicht hin.

Ja, das sehe ich auch so, zu wissen, wann man aufhören darf/soll/muss.

Ganz wichtig ist für mich noch der Punkt, dem eigenen Perfektionsanspruch rechtzeitig die Zwangsjacke anzulegen, bevor er die Erwartungsschraube ins Uferlose hochdreht und damit jegliche Kreativität abwürgt. Und zu kapieren, dass man es unmöglich allen recht machen kann. Selbst unter Heerscharen begeisterter Leser finden sich immer welche, die einen anderen Geschmack haben und ein hochgelobtes Werk grauenvoll finden. Und das ist auch gut so!

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Ich will ja gar nicht alle glücklich machen. Ich vertete ja auch eine manchmal recht eigene Philosophie in meinen stories. Die verpasse ich dem geneigten Leser. Und natürlich sind immer welche dabei, die mit meiner Auffassung vom Leben nichts anfangen können, bzw. sie komplett ablehnen. Und da ich mich oft sehr bissig und sarkastisch ausdrücke, kommt noch meine Art von Humor dazu. Und die mag augenscheinlich - und völlig logisch - auch nicht jeder im Forum hier. Wenn Ghandi und Hitler zu meinen Fans gehören, hab ich wohl irgendetwas falsch gemacht.

Hey, allerbestes Beispiel für einen offenbar überhaupt sowas von gar nicht überarbeiteten Text. Zugegeben, kein Roman, sondern ein Schlager:
Drafi Deutscher 1965, verkaufte innerhalb eines Jahres den Song “Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht” 800000 mal.
Ein ganzes Volk sang einen grammatikalisch völlig verkackten Refrain. Und der wird immer noch im Ballermann lauthals gegrölt. Kaum zu glauben, oder?

Vielleicht sollten wir nicht gerade Schlagertexte in Betracht ziehen, wenn wir uns über Literatur unterhalten. Weiter oben ging es noch um Goethe und Rilke. Bei denen bricht vermutlich gerade der Marmor-Grabstein.

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Du hast natürlich unumwunden recht, verehrter Max.
Es geht eher darum, es nicht jedem recht machen zu können. Oder zu wollen. Dauernd Rilke und Goethe ist auch nicht mein Fall. Um zum Thema zurück zu kommen: Natürlich müssen bei einem Text Grammatik und Rechtschreibung stimmen. Die Handlungen der Protagonisten sollten nachvollziehbar sein, irgendwie. Und wenn sie das nicht tun, sollte man das bitte auch erklären. Und wenn der Held mal 22 und mal 24 Jahre alt ist, und sich keiner erklären kann, woher er denn jetzt zum Teufel die Wumme hat, ist das auch schlecht. Der Rest ist Stil. Und das trifft noch nicht einmal auf alle Genres zu.
Aber zwischen all dem ist noch soviel Platz für das, wofür wir wohl alle hier sind: Fantasie! Und der Drang, diese an andere Menschen weiterzugeben.

Dennoch sagt es eine Menge aus. Rechtschreibung und Grammatik ist wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden. Man sollte jedoch nicht deren Wirkung auf die Leser überbewerten.

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Alles richtig, glaube ich. Ich bin aber sowohl ein Schreiber wie ein Leser. Ich schreibe das, was mir auch gefällt. Wär ja auch blöd, wenn nicht.

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Dann hat es “Trio” ja grammatikalisch richtig gemacht und den Text auf das Wesentliche ihrer Botschaft reduziert: “Da, da, da.”

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Man kann nicht nur von Goethe leben. Gelegentlich braucht es auch Schlager. :slight_smile:

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Das Zitat kenne ich, stammt von Bud Spencer oder Terence Hill.:rofl:

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Mir stellt(e) sich natürlich auch die Frage, für wen ich schreibe. Und ich gestehe: Ich hätte schon gern eine angemessene, hm, Aufwandsent-schädigung. Aber ich schiele nicht nach irgendwelchen Absatzzahlen, das halte ich für verwerflich. Da ich auktoriale Romane schreibe, hau ich natürlich meine Philosophie, meine Moralvorstellungen, letztendlich Teile meiner Persönlichkeit da rein. Und viele verkaufte Bücher - derer ich mich nicht rühmen kann - könnte heißen, dass viele Menschen meine Ansichten teilen. Oder nicht? Zu einfach?

Ich bin da (noch) einfacher gestrickt: ich denke, dass die meisten Menschen einfach aus Spaß lesen. Ohne den festen Willen belehrt werden zu wollen - schließe ich eigen sogar aus, philosophisch oder esoterisch abgeholt werden zu wollen.

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Sicherlich ist meine Intension im Buchladen nicht die, auf der Suche nach Belehrung zu sein. Ich will auch unterhalten werden. Es passiert allerdings - zumindest was mich berifft - oft noch etwas anderes. In einem Roman von Eric Ambler erfährt man so en passant viele Details über die türkisch- griechischen Kriege, ein toller Nebeneffekt, Bildungsroman. Aber wenn mir der Held nicht irgendwie symphatisch ist, wird´s schwierig. Wenn der seine Kinder verjackelt, ständig fremd geht oder Schlimmeres, und der Verfasser das alles offensichtlch gut heißt, wäre das nicht mein Fall. Es gibt natürlich auch die andere Variante, siehe z. B. Thomas Ripley. Der aber trotz seiner hohen, kriminellen Energie sympathisch rüberkommt.

Aber wenn das passiert, fühlt es sich doch gut an, oder? In welchem Genre bist Du denn zuhause, liebe NinaW

Schreibend oder lesend? :slight_smile:

Wenn Du schon fragst - gerne beides. Würde mich sehr interessieren.

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Statusupdate meinerseits. Ich habe gerade den Anfang meiner Geschichte total neu gestrickt und versuche zumindest jetzt kontinuierlich die Kapitel hintereinander weg zu schreiben. Vorher tatsächlich mit Plotstruktur. Getting bigger but better. Das ist zwar nicht die tausendste Überarbeitung, aber locker die vierte. Der Vorteil ist das mir inzwischen vieles leichter fällt und besser von der Hand geht, gerade was struktur und stimmigkeit angeht. Ich bin gespannt. :cool:

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Hallo zusammen,

ich glaube, unbewusst lassen wir alle unsere Erfahrungen, eigene Vorstellungen und vielleicht Wünsche in unsere Geschichten einfließen. Teilweise vielleicht auch unsere Wertvorstellungen. Also alles in allem Teile unserer ganz eigenen Persönlichkeit.
Dabei ist es egal um welches Genre es sich handelt.
Im Endeffekt kommt es immer daruf an, welchen Charakter wir uns ausgedacht haben und wie wir ihn handeln lassen, was natürlich auch Story abhängig ist.

Können wir uns selbst mit der Handlung des Charakters identifizieren? Würden wir in der Situation genauso handeln? Oder entspricht seine Handlung vielleicht dem genauen Gegenteil, wie wir selbst handeln würden?

LG Tessley

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Ich lese Fantasy, alles von Stephen King, ab und an SF, seltener historische Romane und ganz selten Thriller.

Beim Schreiben lande ich - egal was ich anfangs einschätze - bei Fantasy, außer ich schreibe im Shadowrun-Universum, aber da steht das Universum eh komplett. Und hat auch eine Fantasy-Tendenz.
https://www.papyrus.de/forum/threads/1-kapitel-meines-fantasy-romans.6846/

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