Wenn man in der Filmbranche arbeitet und eine Serie wie z. B. den Bullen von Tölz länger begleitet hat, bekommt man ein Gespür dafür, wie ein Schauspieler spricht und was für Eigenheiten er hat. Danach fällt es einem leicht, ihn einen Text, in einem Buch (Drehbuch) sprichwörtlich auf den Leib zu schneidern. Nach dem Tod von Ruth Drexel war auch die Serie tot. Ich habe mir damals überlegt, wie könnte man die Serie vorsetzen, unmöglich ohne Ruth ?
Ich habe eine Möglichkeit gefunden, einen Übergang zu konstruieren.
Vielleicht wird der eine oder andere jetzt aufschreien, das ist pietätlos, ich sage, ist es nicht!
Ruth Drexel, war eine bayrische Volksschauspielerin, das Andenken an sie hätte in einer Folgeserie weitergelebt. Schauspieler ticken anders. Das Testament-Bulle von Tölz.pdf (43,9 KB)
… das versetzt mich tatsächlich in nostalgische Stimmung (ich stamme übrigens ursprünglich aus dem Landkreis Tölz-Wor) - so hätte der Bulle wohl wirklich weiterleben können.
War es nicht auch die Parkinson-Erkrankung von Ottfried Fischer, die der Serie schließlich ein Ende gemacht hat? Die wurde ja im Laufe der Jahre immer sichtbarer?
Ich weiche vom Thema ab, weil ich zu der Serie nichts sagen kann, und oute mich als Kostverächter: Aktuelle deutsche Produktionen, Filme oder Serien, sind sowas von Öde, vorhersehbar und langweilig. Selbst Bollywoodschinken, obwohl immer vom gleichen Prinzip, sind unterhaltsamer.
Folgerichtig habe ich nie eine Folge dieser Serie gesehen. Impliziert das Wort „Bulle“ im Titel nicht schon eine Verachtung der deutschen Polizei, die einen harten Job macht, den kaum jemand dankt?
Ich kenne O.Fischer nur vom Namen und musste erst googlen, um zu prüfen, ob ich überhaupt was mit oder von ihm gesehen habe. Strike: Nein. Wikipedia hat es geschafft, das Bild zu wählen, auf dem Hr. Fischer arrogant und unsympathisch wirkt, schade. Ruth Drexel sagt mir überhaupt nichts.
Ich bin zwar mitt 50, aber ich sehe das Publikum, das sich Serien aus deutschen Studios anschaut als alte Leutchen: Rheumadecke, Filzpantoffeln auf der Couch vor einem Fliesentisch und Fransenteppich.
Genug gelästert. Leider hat die Filmindustrie es in Deutschland nicht geschafft an die Tradition der UFA ab Mitte der 50er anzuschließen.
Gut, es entstanden ein paar richtig tolle Filme danach, die sind an einer Hand abzuzählen, aktuell fällt mir kein deutscher Produzent ein, von dem ich eine Serie schauen würde. Bully Herbig hat mit „Der Schuh des Manitu“ ein kurzes Hoch gebracht, weil der Film so viel auf die Schippe nimmt. „(T)Raumschiff Surprise“ hat er noch mal geschafft, aber auch nicht mehr auf dem Niveau, die der Schuh.
In der Schule hätte es jetzt eine sechs, „Thema verfehlt“ gehagelt, manche Fehltritte sind es jedoch wert, begangen zu werden.
Er hat ja auch nachher weiter gemacht, mit anderen Serien. Pfarrer Braun bis 2013. Der letzte Bulle war 2009.
Die Schauspielerin Christiane Blumhof war ja auch schon vorher als Freundin eingeführt gewesen. Ich weiß leider nicht mehr, bei welcher Folge. Sie war, wie Ruth Drexel, eine bayrische Volksschauspielerin. Sie spielte auch des Öfteren im gleichen Jargon wie Ruth. Es hätte gepasst, wie die Faust aufs Auge. Aber es hat nicht sollen sein, wie man so schön sagt.
Das sind harte Worte - gerade was den „Bullen“ betrifft (der Name ist doppelsinnig, weil Ottfried Fischer stark übergewichtig ist). Fischer ist eine bayerische Legende als Kabarettist und Schauspieler, seine Filmmutter Ruth Drexel war eine bayerische Volksschauspielerin und Theaterintendantin.
Der „Bulle“ lebte von humorvoll überzeichneten bayerischen Charakteren, ironisch zugespitzter blauweißer Lebensart - mögen muss man das natürlich nicht.
Aber als Kenner (und „Fan“) der Ufa-Produktionen darf ich anmerken, dass damals nicht nur „Perlen“ hergestellt wurden - auch wenn auffallend viele dabei waren.
Heute wird wie damals vieles produziert, das sehr sehenswert ist - ob Kino oder eben Serien -, aber natürlich, gerade angesichts des riesenhaft gewachsenen Marktes, auch viel Schrott.
Unterhaltung kann auf „hohem Niveau“ stattfinden, aber darf durchaus auch leichte Kost sein. Ich gehe auch nicht jeden Tag in ein 4-Sterne-Lokal, mir schmeckt auch eine Currywurst. Beides hat seine Zeit und seinen Platz. Und last not least: Geschmäcker sind verschieden. Zum Glück, denn sonst hätten wir bald nur noch Einheitsbrei.
Oho, ein Kostverächter der deutschen Filmkunst! Sowas aber auch.
Hier drei Appetithäppchen, die deine Meinung ändern könnten:
Der Krieger und die Kaiserin (2000* ) von Tom Tykwer mit Franka Potente und Benno Führmann - ex equo mit Lola rennt (1998) ebenfalls von Tykwer und mit Potente
Systemsprenger (2019) von Nora Fingscheidt mit einer hervorragenden (zehnjährigen) Helena Zengel in der Hauptrolle
Drei Herren (1998) von Nikolaus Leytner (gut, das ist ein Ösi-Film, aber wenigstens spielt Ottfried Fischer mit)
Weil oben angesprochen: tatsächlich wurden in den 30er, 40er Jahren, v.a. von der Ufa, in großer Zahl Filme produziert, die eine ungewöhnliche Qualität und internationales Format hatten (spontan fällt mir „Große Freiheit Nr. 7“ ein, 1944 glaube ich und alles andere als ein Goebbels-Propaganda-Film, gerade die Traumsequenz gegen Ende ist Oskar-würdig). An diesen Werken gemessen zu werden, ist für den heutigen deutschen Film nicht leicht.
zuletzt habe ich mal wieder „Pygmalion“ im Heimkino gesehen, die erste Verfilmung des Stoffes (später My fair Lady) von G. B. Shaw - mit Gustaf Gründgens und Jenny Jugo, von 1935 und in entsprechender Ton- und Bildqualität, aber als Komödie - obwohl rund 90 Jahre alt! - ein zeitlos gealtertes Vergnügen.
PS: wir gleiten natürlich etwas vom Thema ab, aber man kann ja auch mal plaudern …
War ich provokativ, oder? Ich habe zu manchen Dingen eine „ungewöhnliche“ Meinung.
Dazu gehört halt der deutsche Film. Selbst unsere Miteuropäer können es besser, ich liebe französiche Filme, sie müssen nur synchronisiert sein, ich hatte Latein als erste Fremdsprache und bin so bis zum Abi ohne französich durchgekommen.
Schweifen wir noch weiter ab: Der Rundfunkbeitrag gehört abgeschafft oder wenigstens modifiziert. Jeder Zahler darf „ankreuzen“ welchen Sendern er seinen Beitrag geben möchte, vielleicht zwei oder drei.
Kann mir jemand erklären, warum gefühlt jede kleine Furzelecke aus Deutschland einen eigenes Drittes Programm braucht? Mir fällt da nur ein: Da werden auf unsere Kosten Posten geschaffen, um sich gegenseitig die Pfründe zuzuschieben: Der RBB hat sich bei erwischen lassen, ich denke, so geht es bei anderen Dritten auch zu. Die stellen sich nur besser an es zu vertuschen.
Zurück zum Thema: Der Bulle von Tölz. Ich kenne die Serie nicht, sagte ich wohl schon. Jede Serie überschreitet irgendwann ihren Horizont und wird dann nur noch durch „Gewalt“ an Leben gehalten. Warum ist so eine „Überfigur“ wie Resi Berghammer geschaffen worden, deren Ausscheiden eine Serie so tief fallen lässt. Vielleicht war der Erfolgshorizont der Serie noch nicht erreicht, aber ein solch fahrlässiges Beben einzubauen…tsetse…, wenn ich überlege, das „Reich und Schön“ stramm auf die Folge 8000 zugeht.
Zum Ausgleich: „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ hat ca. 6100 Folgen und ist aus Deutschland, aber irgendetwas machen die richtig. Achja, gesehen habe ich weder die Guten noch die Reichen.
„General Hospital“ hatte mich eine Zeit mitgerissen,icg habe mit Luke und Laura mitgefiebert. Zu erwähnen: Die sind bei ca. 15.000 Folgen. Das Nenne ich ne Hausnummer.
Da du schreibst, du hast noch nie einen Bullen von Tölz gesehen, dann schau Dir wenigstens einen an. Übrigens, Der Hirsch hat ausgezeichnet geschmeckt.
Ich schaue mal, ob ich mich durchringen kann.
Meine Frau wird sicherlich die Männer mit den weißen Schuhen rufen, wenn ich ihr das Vorschlage. Sie ist es gewöhnt, dass ich dann und wann auf merkwürdige Ideen komme, der „Bulle von Tölz“ wäre was Neues.
Die Atmosphäre des Films ist ganz toll. Sie entsteht hautsäclich durch die Filmmusik und durch das lockere und gedämpfte spiel der Schauspieler. Das können die Österreicher.