Vielen Dank für den netten Empfang.
Was TeX oder LaTeX beim Blocksatz von anderen Programmen unterscheidet ist Folgendes:
Es wird nicht die Laufweite der Schrift beeinflusst, weil dies, wie gesagt, den Grauwert der Schrift ändert. Aber das Textprogramm (jedes außer denen, die auf TeX basieren) „sieht“ immer nur eine Zeile und passt die Laufweite durch Strecken oder Zusammenziehen der Leerzeichen zwischen den Wörtern an. TeX jedoch betrachtet den ganzen Absatz und sorgt dafür, dass die Abstände zwischen den Wörtern im gesamten Absatz möglichst gleich sind. Dasselbe Verfahren wird im Buchdruck verwendet, früher haben dies Menschen gemacht, heute sind es Computer, die ähnlich wie TeX arbeiten.
Buchdruck sieht daher mit seinem Blocksatz immer besser aus als das, was Textprogramme produzieren.
Dasselbe wird mit den Abständen zwischen den Absätzen gemacht: Diese werden über das ganze Dokument so gestreckt oder gedehnt, dass sie für das gesamte Dokument ungefähr gleich sind.
Das ist der Unterschied zwischen einem Satzprogramm und einem Textprogramm. Der Computer wird dazu gezwungen, eine Zeile nach der anderen zu betrachten, weil wir den Text so eingeben. Ein Satzprogramm wird aber erst benutzt, wenn der Text komplett vorliegt. Es „sieht“ also immer den gesamten Text, anders als ein Textprogramm wie z. B. Papyrus.
Mein Vorschlag wäre die, eine Satzfunktion einzubauen, die selbstverständlich erst aktiviert werden kann und sollte, wenn der Text komplett ist. Fügt man nur einen Buchstaben irgendwo ein, müsste die Satzfunktion erneut gestartet werden.
Im Internet finden sich zahlreiche TeX-Dokumente. Die meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurden mit LaTeX erstellt. LaTeX ist eine Sammlung von Makros für TeX. Die Arbeit mit einem Satzsystem wie LaTeX ist sehr gewöhnungsbedürftig, weil man quasi einen Text schreibt mit Kommandos im Text. Man sieht nicht, was man bekommt, es ist mehr wie eine Programmiersprache. Um etwas in kursiv zu setzen schreibt man /em{beispielsweise}, do dass später das Wort „beispielsweise“ später in kursiv erscheint.
Die meisten würden das als Zumutung empfinden, es macht den Text erheblich schwerer lesbar, bis man den TeX-Compiler gestartet hat, der daraus dann einen gesetzten Text gestaltet. Im universitären Bereich sind nahezu 100% aller Texte und Bücher im Fachbereich Mathematik mit LaTeX geschrieben worden, weil die Spezialität von TeX ist, Formeln sauber zu setzen.
Man kann sich ja mal den Spaß machen, ein TeX-Dokument zu nehmen und den Text zu kopieren und in Papyrus einzufügen. Selbst wenn man dieselbe Schriftart nimmt (meist „Computer Modern Font“) wird das Ergebnis in TeX besser aussehen, besonders bei längeren Texten.
Was TeX vermeidet ist das Problem, dass der Text aussieht wie „Schweizer Käse“. In einer Zeile stehen die Wörter eng zusammen, in der nächsten weit auseinander, dann sieht man quasi Löcher im Text. TeX kann dies auch nicht perfekt, das hängt davon ab, wie gut das Programm trennen kann. Das Programm warnt dann, wenn es die Ästhetik nicht gut genug einhalten kann, dann muss man u. U. ein Wort einfügen, oder weglassen, oder umformulieren, oder es in Kauf nehmen.
Falls gewünscht, kann ich gerne mal Beispiele dafür zeigen.
Im Zeitalter des „Selfpublishing“ sehe ich viele Bücher, denen man ansieht, dass sie mit einem Textprogramm gestaltet wurden. Hier haben die Verlage einen Vorsprung, weil sie mit Satzsystemen arbeiten.
Meine Idee war, den Verlagen diesen Vorteil zu nehmen, indem man in Papyrus eine Satzfunktion einbaut, die man als letzten Schritt vor der Veröffentlichung ausführt. Mit E-Book-Formaten geht das natürlich nicht, es sei denn, man nimmt PDF. E-Books formatieren den Text anhand der Größe des Displays und gehen nicht anders vor als ein Textprogramm. Das kann man nicht beeinflussen.
Je länger ein Absatz ist, umso besser kann man sehen, was der Unterschied ist. Es mag für viele nur eine Kleinigkeit sein. Aber das wäre ein Alleinstellungsmerkmal für Papyrus. Ich habe gerade Bing (ChatGPT) gefragt, ob es ein Textprogramm gibt, dass dieselbe Methode für den Blocksatz nimmt. Witzig, weil Bing darauf antwortet, dass LaTeX das kann (aber das ist nur eine Makrosammlung für TeX, also im Kern ist es TeX).