Ich ringe gerade mit mir. Im Zuge meines Romanprojektes habe ich jetzt den Prolog noch einmal auf die chronologische Plausibilität durchgearbeitet (siehe anderen Thread) und bin selbst eigentlich sehr angetan von dem, was ich da geschrieben habe. Jetzt überlege ich, ob ich diesen Einstieg in meine Romanwelt vielleicht zur Reflexion einmal ein paar Testlesern zur Verfügung stellen soll.
Doch zum einen ist dieser noch ungeschliffene Prolog acht A4-Seiten lang und wer weiß, ob jemand Zeit und Muße hat, sich das anzutun. Zum anderen stelle ich damit natürlich die komplette Grundidee, auf die mein gesamter Roman aufbaut zur Verfügung. Und die ist noch nicht bis zum Ende ausgearbeitet, weil viele moralischen, ethischen und politischen Fragen noch nicht beantwortet sind. Das geschieht erst im weiteren Verlauf der Geschichte. Das heißt, ich laufe Gefahr, dass ich damit eine Diskussion zu diesen Fragen anstoße, die ich in diesem Augenblick noch nicht führen möchte und kann.
Aber kann man einen solchen Text losgelöst von diesen Fragestellungen überhaupt beurteilen? Was meint Ihr? Und wie und wo sollte ich den Text posten (PDF?)?
Ich habe mir im Freundeskreis Testleser gesucht, denen ich mein Manuskript auf Papier gegeben habe.
Du beschreibst deinen Prolog als „noch ungeschliffen“ - da ist dann die Frage, wie ungeschliffen man einen Text schon auf wen von seinen Testlesern loslassen möchte …
„Ungeschliffen“ ist vielleicht etwas zu grob. Ich denke, der Text ist schon sehr weit, aber es gibt sicher noch die eine oder andere Korrektur, die im Lauf der Zeit noch einfließen wird - mal abgesehen von der Tatsache, dass ich nur selten vollständig zufrieden mit meinem Ergebnis bin .
Leider gehört mein Bekanntenkreis nicht so sehr zur Gruppe der Leser, mit Ausnahme meine Frau. Aber jetzt, wo Du es erwähnst, könnte ich in meinem monatichen Literaturzirkel im Nachbarort sicher jemanden finden. Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen und er wird mir immer sympathischer.
Das klingt leider nach acht Seiten Infodump. Ich lese gerne acht Seiten, aber die bitte mitten aus dem Leben, aus einem Konflikt, meinetwegen einem Kampf gegeneinander oder gegen Elemente. Ich spreche nicht nur von mir, wenn ich sage, dass acht Seiten Prolog mit dem Aufbau der Welt und den wichtigsten Informationen abschreckend sind.
Ich will die Informationen in einem Buch, wenn ich sie brauche! Nicht vorher. Ich will nichts lernen, was ich zweihundert Seiten später wieder vergessen habe. Ich lese zwischen den Zeilen, dass du Bedenken hast. Die hat jeder, jeder Autor glaubt, dass man ihm etwas stehlen könnte. Macht aber keiner. Gib uns deine schönsten acht Seiten zu lesen, nicht deinen Prolog.
Sehe ich genauso. Mein kürzester Prolog ist eine halbe A4-Seite, mein längster nicht ganz eine A4-Seite. Keine Ahnung, ob ich richtig liege, aber ich sehe im Prolog ein Mittel, um einen Leser in die Geschichte hinein zu ziehen, er soll neugierig werden
Sorry, aber nein! Es handelt sich nicht um ein reines Fakten-Bombardement. Das würde mich selbst auch langweilen. Vielmehr geht es in einem einleitenden Handlungsstrang um eine Person, dessen Schicksal im Laufe dieses Kapitels die aktuelle Situation verdeutlicht. Ob man das jetzt Prolog nennt oder erstes Kapitel ist für mich im Augenblick ziemlich unwichtig.
Ich habe inzwischen in meinem Literaturkreis auch schon zwei Leute gefunden, die sich gerne mit dem Text befassen wollen. Das sollte erst einmal reichen, um einen ersten Anhaltspunkt zu bekommen.
8 Seiten Prolog? Hui, da käme ich auch ins Grübeln. Nicht nur, dass sehr viele Leser Prologe regelrecht verabscheuen (mein Mann z.B. weigert sich, Bücher mit Prologen zu lesen und ist nur sehr schwer zu überzeugen, dass es sich manchmal trotzdem lohnt), ein Prolog sollte den Leser anfixen und ihm kurz und knackig den Mund für die folgende Story wässrig machen. Dafür 8 Seiten?
Wenn du da wirklich keinen Infodump produziert hast, stellt sich sofort das zweite Prolog-Problem:
Der Leser baut von der ersten Seite an eine Verbindung zum Setting und den Figuren auf, beginnt, sich in der Story schon etwas ‚heimisch‘ zu fühlen - und wird dann abrupt wieder hinauskatapultiert, weil Kapitel 1 höchstwahrscheinlich an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit und oft auch mit anderen Figuren weitergeht.
Mit einem Prolog von solchen Ausmaßen musst du also das Kunststück fertigbekommen, den Leser zweimal mit dem Anfang deiner Story zu fesseln und ihn zudem über diesen Doppler hinwegzutrösten. Klar, sowas kann funktionieren, geht aber auch sehr oft gründlich daneben.
Ich denke mit der Idee, den Text erst einmal im Literaturkreis zu zeigen, und bewerten zu lassen, liegst du sicher nicht falsch. Allerdings sehe ich einen sooo langen Prolog auch kritisch.
Da stellt sich mir sofort die Frage: Wäre das auch in einem ersten Kapitel unter zu bringen?
Der Prolog soll (wie es nolimit bereits geschrieben hatte), die Leserschaft in die Geschichte ziehen.
In sofern ist die Definition eines Prologs nicht ganz unwichtig für einen Autor.
Hier empfehle ich immer (zwecks der Art und des Umfangs eines Prologs), Bücher anderer Autoren zu studieren und deren Stil (des Prologs) anzuschauen. Natürlich gibt es Varianten.
Dennoch hilft es (zumindest mir) sehr häufig, sich bei Kollegen und Kolleginnen der schreibenden Zunft mal umzuschauen.
Nur noch einmal zur Klarstellung: Ich habe den Text aus dem Bauch heraus „Prolog“ genannt, weil es ein einleitendes Kapitel ist und ja, ich weiß, dass es für einen Prolog zu lang ist und ich es als ganz normales Kapitel behandeln werde.
Doch darum ging es am Ende nicht. Mir ging es in erster Linie darum, herauszufinden, ob ich den zum Thema passenden Stil gewählt habe, was ich zugegebenermaßen nicht so deutlich gesagt habe.
Aber das Ganze hat sich ohnehin erledigt, weil ich jetzt jemanden gefunden, der sich das anschaut.