Hallo zusammen,
ich arbeite erneut an meinem zweiten Roman nach längerer Abstinenz wegen Krankheit. Leider habe ich die Testleser deshalb verloren. Ich habe die erste Szene ganz unten angehängt.
Ich suche auf diesem Wege 2 Mitstreiterinnen, die mich bei einem historischen Roman der im 17. Jahrhundert angesiedelt ist, begleiten.
Cristina Gauschmied, eine junge Kräuterkundige und Heilerin, trauert um ihre Tante Agatha, die kürzlich als Hexe verbrannt wurde. Diese traumatische Erfahrung hat Cristina tief erschüttert und sie lebt nun mit der Angst, selbst der Hexerei beschuldigt zu werden. Sie verliebt sich in einen Adelsmann, während sie gemeinsam einen Mord untersuchen. Als sie es sich mit dem Dorfbüttel verscherzt, wird sie der Hexerei bezichtigt und flieht.
Es geht, um qualitative Kritik und Anregungen. Der 2 Akt steht, soweit, dass es zur Verfügung gestellt werden kann, auch als eBook. Geschrieben sind ca. 280 von 400 bis 500 Seiten des Werkes. Mich interessieren zu diesem Zeitpunkt Charas, Motive, Handlung und Plot. Ob der Leser an bestimmten Stellen aus dem Text geworfen wird usw.
Der Werbetext:
Themen und Atmosphäre
Themen:
- Die Hexenverfolgung und religiöse Intoleranz der Zeit
- Die strenge soziale Hierarchie, die Beziehungen zwischen verschiedenen Ständen fast unmöglich macht
- Korruption und kriminelle Machenschaften in einer scheinbar frommen Gemeinde
- Die Stellung von Frauen in der Gesellschaft, besonders von unabhängigen Frauen wie Cristina
Die Atmosphäre ist geprägt von Misstrauen, Furcht und den Nachwirkungen der Hexenverfolgung. Cristina lebt in ständiger Angst, dasselbe Schicksal wie ihre Tante Agatha zu erleiden, was am Ende des ersten Akts beinahe eintritt. Das Dorf ist ein Mikrokosmos, in dem sich die größeren religiösen und politischen Konflikte der Zeit widerspiegeln.
Die Erzählung vermischt historische Details mit fiktiven Elementen und schafft ein dichtes Bild des Lebens in einem deutschen Dorf während des Dreißigjährigen Krieges, wobei der Fokus auf den persönlichen Schicksalen der Charaktere liegt, insbesondere auf Cristinas Kampf um Überleben in einer feindseligen Welt.
Ich freue mich von Euch zu hören. Juan
- Szene
Crotzenberg, 3. Mai 1627
Zwei Monate. Zwei Monate waren genug. Genug, um Cristinas Leben aus den Angeln zu heben.
Die Leere in ihrem Herzen schmerzte dort, wo einst ihre Brüder Egon und Karl gelacht, ihr Vetter Georg Geschichten erzählt hatte. Sogar einen Verlobten hatte es in der Zeit davor gegeben, Paul – die Hochzeit war schon geplant gewesen und dann war er gegangen. Seitdem hatten Ereignisse und Entscheidungen sie wie in einem Strudel immer tiefer abwärts gezogen.
Das beklemmende Gefühl in der Brust schnürte ihr die Luft ab. Cristina schluckte. Deutete der heutige Tag das Ende der Tragödie an? Oder wieder nur den Anfang weiteren Leidens?
Mit starrem Blick harrte sie am Rande der Menge aus und die Kälte kroch an ihr hoch. Es war Mai und der Frühling versprach Licht und Wärme, aber immer noch trieb Eis auf dem Main. Ihre Finger tasteten und fanden im Beutel mit getrockneten Heilkräutern an ihrem Gürtel den gewohnten Halt.
Unbändiger Lebenswille durchflutete Cristina. Sie wollte nicht sterben. Cristina hatte nicht einmal wahre Liebe kennengelernt.
Ihr Blick wanderte zum Pfahl unweit der knorrigen Eiche, die die Crotzenberger voller Ehrfurcht Hexeneiche nannten. Rundherum hatte man trockenes Holz und Reisig gestapelt, das bis zum Knie reichte.
Das Bild des Scharfrichters, der bald die Flammen entfachen würde, bohrte sich wie ein Pflock aus Eis in ihr Herz. Sie sah ihn bereits das Feuer entzünden. Ein Feuer, welches mit gierigen Zungen eine Existenz verschlingen und unsagbaren Schmerz zufügen würde. Einen Schmerz, den nur noch der Tod beenden konnte. Agathas Tod.
Cristina schloss die Augen und holte tief Luft. Die Machtlosigkeit, die sie überkam, höhlte sie von innen aus. Ihre Tante Agatha würde sterben. Es gab nichts, rein gar nichts, was sie noch für sie tun konnte.
Cristina ballte die Fäuste und ihre Nägel gruben sich schmerzhaft in die Handflächen. Agathas Tod war so sicher wie das Amen im Gottesdienst.
Die Menschenmenge verstummte. Der Wind trug eine Trauerhymne über den Richtplatz. Der Gesang wuchs zu einer seltsamen Schönheit an, die alles Irdische hinter sich zu lassen schien.
Unwirklich, wie in einem Traum, nahm Cristina den weiteren Ablauf wahr. Ihre Gedanken weigerten sich, das Geschehen zu akzeptieren. Und doch drängte sich die Wirklichkeit mit brutaler Gewalt in ihr Bewusstsein.
Die Miliz Christi marschierte mit schwarzen Standarten voran, gefolgt von den in weiße Kittel gekleideten Familiaren – Männer, deren verhüllte Gesichter sie seit ihrer Kindheit gefürchtet hatte. Nur ihre verbissenen Augen schimmerten unter den Kapuzen hervor.
Agatha, im Büßerhemd und mit geschorenem Kopf, lahmte hinter der Prozession her. Ihr rechter Fuß stand unnatürlich ab, und ein Ordensbruder der Franziskaner stützte sie barmherzig. Ihr folgten weitere Soldaten Christi, die mit endlosem Singsang Buße forderten.
Cristina erkannte die Qual im Antlitz ihrer Tante. Der Schmerz war zu viel für sie. Sie zwang sich, den Blick abzuwenden, und richtete ihn auf die Menge. Aber auch hier fand sie keine Ruhe. Überall Fratzen – hässlich verzerrte Gesichter, die ihre Tante mit Schmähungen überschütteten. Waren das die gleichen Menschen, denen Agatha so oft im Leben in Krankheit beigestanden hatte?
Lieber Herrgott, was haben wir dir getan, dass du uns so bestrafst? Cristinas Gebet war stumm, verzweifelt. Bitte lass uns in dieser schweren Zeit nicht allein. Und bitte stehe meiner Tante bei, damit sie in deinem Reich Frieden findet.
Die Soldaten Christi pflanzten mit einem hörbaren Ruck die Standarten beiderseits der Tribüne auf. Der Scharfrichter packte Agatha mit derben Händen und stieß sie auf die Armesünderbank.
Cristinas linkes Augenlid zuckte und eine Träne rann ihre Wange hinab. Rasch wischte sie in Angst mit der rechten Hand darüber. Hilflosigkeit und Wut brandeten in ihr auf und sie spürte, wie ihre Nägel erneut das Fleisch ihrer Handflächen durchdrangen.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden, und warf den Kopf herum.
Da stand er auf dem Feld – um Haupteslänge überragte der Mann die Versammelten und musterte sie. Blonde Locken fielen ihm bis auf die Schultern. Er wirkte ungepflegt, obwohl die Kleidung, die er trug, eine Menge Gulden verschlungen haben musste.
Sein Blick traf sie mit unerwarteter Intensität. Cristina fühlte sich ertappt und war verunsichert. Hatte er ihre Tränen bemerkt? Würde er unangenehme Fragen stellen? Sein Lächeln wirkte undurchdringlich, doch irgendetwas daran ließ sie wider Willen innehalten.
Für einen Moment war Cristina versucht, mit einem Lächeln zu antworten, aber dann besann sie sich. Der ist gewiss auf der Suche nach einer leichten Beute für sein Vergnügen!
Sie zog die Nase hoch, schnaubte und wandte sich ab. Ein Adliger in pompöser Aufmachung auf der Suche nach Freiwild – das hatte ihr gerade noch gefehlt!
Pfarrer Hägelin nahm ein lateinisches Gebet auf. Es klang wie eine Fürbitte und doch waren es nur leere Worte, die das Volk nicht verstand.
Cristina sah zu ihrer Tante und suchte ihren Blick, um ihr Trost zu spenden. Agathas Augen waren ausgehöhlt, als hätte sie sich schon aufgegeben.
»Agatha Gauschmied, bekennet Euch der Zauberei!« Dechant Neusesser sprach Deutsch und riss die Menge aus ihrer Lethargie.
Agatha hob das Kinn, als wäre es eine Last. Ihre Stimme zitterte, doch sie klang entschlossen: »Unschuldig bin ich, hochwürdiger Herr. Unschuldig, das schwöre ich, und wenn ich lüge, möge Gott mich hier und jetzt zu sich holen.«
Die Menge bekreuzigte sich.
»Wie könnt Ihr es wagen, seinen heiligen Namen mit Eurem schändlichen Mundwerk zu missbrauchen!«, zischte Neusesser eisig. »Bekennet, die Zauberei in der Jugend von Eurem Vater studiert zu haben. Saget Euch los von Eurem gottlosen Treiben, Hure des Leibhaftigen!«
Agatha schüttelte vehement den Kopf.
»Leugnet Ihr etwa, unter der Folter gestanden zu haben, Euch fleischlich mit dem Teufel vermischt zu haben? Bekennet Euch! Apage Satanas! Bekennet und die Barmherzigkeit Gottes wird Euch begleiten auf Eurem letzten Weg.«
Sie murmelte: »Nichts Unrechtes habe ich getan, hochwerter Herr. Habt bitte Erbarmen mit meiner unschuldigen Seele.«
Neusesser verlor die Geduld: »Es reicht! Schuldig bekannt, es mit dem Leibhaftigen in sündiger Unzucht getrieben zu haben. So übergeben wir Euch, wie das Gesetz es dekretiert, dem Scharfrichter, um alsbald auf dem Scheiterhaufen vom Leben zum Tode befördert zu werden!«
Der Henker packte Agatha mit brutaler Kraft.
Beugen Greifer, der Büttel, lächelte voller Hohn, stieß zu ihm und riss mit der linken Hand Agatha das Büßergewand vom Leib. Sie schrie.
Entsetzt starrte Cristina auf den entblößten Körper ihrer Tante – ausgezehrt, entstellt von Folter. Sie sah zu ihrem Onkel, der neben ihr saß.
Mit glasigen Augen stierte Egon Gauschmied zu seiner Frau.
Der Anblick ihres Onkels zerriss Cristina das Herz. Sie legte ihm die Hand auf die rechte Schulter und nahm sein Zittern wahr – das Erbeben seiner Welt.
Der Scharfrichter zerrte ihre Tante über den Boden, als sei sie federleicht, und band sie in geschäftsmäßiger Ruhe an den Pfahl.
Cristinas Tante verstummte.
Neusesser blickte zum Podium. Der Inquisitor aus Aschaffenburg nickte ihm unmerklich zu und wandte sich an den Henker: »Krautmeister, waltet Eures Amtes, auf dass das Feuer der Heiligkeit Gottes sie von ihren Sünden reinige!«
Cristina ertrug es nicht mehr. Ihre Knie zitterten. Und doch zwang sie sich, aufrecht stehen zu bleiben, während die Flammen über Agatha hereinbrachen.
Das Tosen des Feuers, die Schreie und zuletzt der Geruch brennenden Fleisches. Cristina würgte. Dann war es vorbei.
»Habt Ihr sie gekannt?«
Cristina drehte sich mit einem Ruck um. Vor ihr stand der heimliche Beobachter, und trotz des Grauens der Szene schien ein warmes Lächeln in seinen Augen zu tanzen, wie Licht auf dem Ozean.
Der Mann musterte sie. »Bitte entschuldigt mein Benehmen, Fräulein …«, er legte eine Pause ein, wie um ihr die Gelegenheit zu geben, zu antworten.
Angst schnürte ihr die Kehle zu. Will er mich denunzieren?
»Mein Name ist Johannes Greiffenclau von Vollrads, gnädiges Fräulein. Ist das Euer Vater?« Der Mann zeigte auf Cristinas Onkel.
Den Namen hatte Cristina schon einmal gehört. Plötzlich fiel es ihr ein: Er ist der Neffe des Kurfürsten in Mainz! Sie schluckte.
»Fräulein oder Frau, wie auch immer, Ihr seht bestürzt aus. Habt Ihr die Verurteilte gekannt?«
Greiffenclaus Blick wurde drängender, durchbohrte sie, wie blendende Sterne drehten sich seine Augen in ihrem Kopf. Cristina bemerkte, wie Schwindel sie übermannte, dann fiel sie in seine Arme. Mein Gott, ich werde als Hexe sterben!