Testlesen

Nachdem Papyrus und ich selbst meinen Text testgelesen haben, wen oder was empfehlt ihr mir, sollte noch daran beteiligt werden?

Idealerweise ein Autor und ein Vielleser. Dazu so viele Testleser, wie du auftreiben kannst mit möglichst unterschiedlichem Background (Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Beruf, usw.), um möglichst viele Blickwinkel abdecken zu können.

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Ich hatte für meine erste und zweite Testleserunde nur Menschen gebeten, Testleser zu werden, die

  • eine ähnliche Weltanschauung haben wie ich
  • gern und viel lesen, Bücher mögen
  • mein Genre (Liebesroman) mögen.

Von den ersten drei Testlesern kam schon genug inhaltliche Kritik, um das Buch zweimal monatelang zu überarbeiten. Vor allem war es Kritik, bei der ich innerlich mitkonnte und das jeweilige Problem (deren gibt es leider nicht wenige) eingesehen habe, auf das man mich aufmerksam gemacht hat.

3 „Gefällt mir“

Viele Schreibende suchen sich Testleser, die ein erstes Feedback geben. Sie sollen dein Genre gerne lesen. Denke aber immer daran: Du kriegst unter Umständen jede Menge Anregungen, die sich auch widersprechen können. Je mehr Testleser, desto mehr unterschiedliches Feedback. Wenn sich alle einig sind, ist klar: Da muss man noch einmal ran. Wenn sie sich widersprechen, muss man entscheiden. Ich finde immer: Die Testleser investieren viel Zeit, da bin ich es ihnen auch schuldig, jede Anmerkung gewissenhaft zu prüfen, bevor ich sie annehme oder verwerfe.

Nach der Einarbeitung der Rückmeldungen der Testleser, bei denen idealerweise der eine oder andere Autor dabei ist, sucht man sich eine Lektorin, die mit professionellem Blick dein Manuskript liest. Hier kommen noch mal etliche Änderungsvorschläge. Aber sie kann dir sagen, warum es an bestimmten Stellen hakt, was bei Testlesern oft nur ein „Gefühl“ ist, dass etwas nicht stimmt. Sie gibt dir auch Anregung und Tipps, wie du problematische Stellen auf Vordermann bringst.

3 „Gefällt mir“

Mit diesem Gedanken trage ich mich gerade. Ich bin da allerdings unsicher, ob das für mich der richtige Schritt ist.

Meine zweite Testleserunde läuft gerade. Von fünf Testlesern hat die erste mir vor kurzem die Rückmeldung gegeben, dass sie mein Buch überfordernd und meine Handlungsstränge zuviel und zu unübersichtlich fand. Von den anderen vier Testlesern habe ich seit zweieinhalb Monaten noch nichts gehört, also finden sie ihre Aufgabe auch nicht leicht.
Ich warte auf jeden Fall noch auf die Ergebnisse aller Testleser, aber mir ist jetzt schon klar, dass ich mein Buch gern verschlankt und vereinfacht haben möchte, damit die Leser mehr Freude daran haben.

Die Schwierigkeit wäre wohl, eine Lektorin zu finden, die mir helfen möchte und helfen kann, in meiner eigenen Geschichte meine eigenen Ziele, meine eigenen roten Fäden und meinen eigenen Plot besser herauszukristallisieren. Nicht etwa meine Geschichte in fertige Schablonen - wie den 7-Punkte-Plot oder das Dramadreieck - pressen zu wollen.
Irgendwo im Internet (war es in diesem Forum?) habe ich irgendwann mal was von 3.000 bis 5.000 Euro für ein Lektorat gelesen. Mit meinen über 120.000 Wörtern wäre ich wohl eher am oberen Ende, auch wenn es erstmal nur um Plotgutachten und inhaltliches Lektorat geht und ich den Sprachstil erstmal nicht zum Teil des Auftrags machen würde. Für eine vierstellige Summe - die ich nur einmal aufbringen kann, nicht beliebig oft - wäre ich dann extrem enttäuscht, wenn dabei herauskäme „Entscheide dich für einen einzigen Handlungsstrang und schreibe den zum 7-Punkte-Plot um“, statt dass ein Experte mir hilft, meine eigenen roten Fäden und meinen eigenen Plot besser und klarer herauszuarbeiten.

4 „Gefällt mir“

Dass du deine Geschichte nicht in ein Schema gezwängt haben willst, verstehe ich völlig. Bei mir war’s zum Beispiel beim aktuellen Roman genau umgekehrt: Ich habe nach den 15 Beats von Blake Snyder geplottet und habe während des Schreibens gemerkt, dass die Geschichte so nicht funktionieren wird. Daher habe ich das über Bord geworfen und neu geplottet - und dann hat es geklappt. (Im Effekt lassen sich darin natürlich doch wieder die Schemen, wie die 3-Akt-Struktur wiederfinden :laughing:. Aber das zeigt nur, dass wir meist eh den Aufbau von Geschichten durchs viele Lesen intuitiv intus haben.)

So wie du es beschreibt, scheint mir ein Lektorat zum aktuellen Zeitpunkt auch noch zu früh. Und auch ein Exposé zu schreiben würde vermutlich nicht viel helfen.

Folgendes kannst du machen:

Schreib eine möglichst knappe Zusammenfassung deiner Haupthandlung. Vorher schreibst du dir die Antworten auf folgende Fragen auf:

  • Wer ist deine Hauptfigur?
  • Was ist ihre Situation am Anfang des Romans?
  • Was ist ihre Situation am Ende des Romans?
  • Maximal zehn Stichwörter was ihr zwischen Anfang und Ende widerfährt

Jetzt gibt es vermutlich einige andere Handlungsstränge, die sich im Endeffekt auf deine Hauptfigur und die Haupthandlung auswirken. Notiere dir für jeden Handlungsstrang:

  • Wer ist die wichtigste Figur dieser Nebenhandlung?
  • Wie ist ihre Beziehung zu deiner Hauptfigur?
  • Wie hilft oder schadet sie im Verlauf der Geschichte der Hauptfigur? (nur Stichwörter)

Danach schreib jede Nebenhandlung so knapp wie möglich auf. Nun nimm dir die Haupthandlung, die du vorher aufgeschrieben hast: Enthält sie Teile der gerade niedergeschriebenen Nebenhandlung? (Vermutlich ja. :wink:) Wirf die Teile aus der Zusammenfassung deiner Haupthandlung hinaus.

Das ist wahrscheinlich nicht einfach und wird Zeit kosten (aber dafür kein Geld :slightly_smiling_face:). Doch danach ist dir möglicherweise vieles selbst schon klar geworden und eventuell kannst du danach dein Manuskript selbst verschlanken und vereinfachen - wie du in deinem Kommentar gemeint hast.

Falls dir das jedoch leicht fällt, dann kennst du deine roten Fäden und deinen Plot eh schon sehr gut. Dann liegt es möglicherweise daran, wie die Handlungen miteinander verwoben sind. In dem Fall könntest du überlegen, das Manuskript von einer Lektorin anschauen zu lassen. Beispielsweise bitten, dass sie die ersten fünfzig Seiten liest, und wirklich nur Rückmeldung zum Plotverlauf gibt, und alles andere außen vor lässt. Das wird dann auch nicht die Welt kosten.

Wenn du magst und denkst, dass es dir hilft, können wir gerne mal telefonieren und über deinen Roman quatschen. Ich bin nämlich auch jemand, der gerne viele Handlungsstränge hat, und beim letzten Roman war es eine echte Herausforderung, die alle schlüssig und für die Leser verständlich zu verknüpfen. Aber es hat geklappt. :wink:

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Ganz lieben Dank für deine Tipps und dein Angebot.

Ich warte jetzt auf jeden Fall erstmal die Rückmeldungen aller Testleser ab. Einer meiner Testleser ist ein Buchhalter, der neben sehr viel Humor auch die Fähigkeit hat, Dinge auf den Punkt zu bringen. Ich setze große Hoffnungen auf seine Ideen und Vorschläge.

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Hallo Corinna,
Zunächst kann ich dir sagen, dass du dein Manuskript dringend kürzen musst. 120000 Wörter sind in deinem Genre viel zu lang. Damit verschreckst du deine späteren Leser und dazu kommt, dass das Buch auch zu teuer wird. Mit cirka 70000 Wörtern hast du eine gute Länge für einen Liebesroman. da bist du bei etwas mehr als 300 Seiten. Nach zweieinhalb Monaten habe ich arge Zweifel, dass deine Testleser noch Rückmeldung geben werden. Aber natürlich wünsche ich es dir. Ein Lektorat kostet pro Normseite ca 5 Euro, also kannst du mit 1600 Euro rechnen. Das Lektorat beinhaltet kein Korrektorat (nochmal ca 2 Euro pro Seite). Aber grobe Schnitzer wird dir der Lektor sicher verbessern. Wenn du deine MAnuskript nicht kürzen kannst oder willst, bist du bei ungefähr 3600 Euro für das Lektorat. Es geht auch sehr viel teurer.

Hallo Lutinchen,
dankeschön für die Information zu den Kosten. Gut zu wissen, womit ich bei einem Lektorat rechnen müsste.

Tja, was das Überarbeiten betrifft, fehlt mir vor allem eine klare Richtung, in die ich mit dem Buch will. Die dritte Fassung soll inhaltlich besser werden als die zweite, das ist mein Ziel, aber ich weiß nicht recht, wo ich grundlegend ansetzen muss, damit das Buch besser wird.

Wie drücke ich das am besten aus …? Wenn ich es schaffe, meine roten Fäden besser herauszuarbeiten, wird dadurch vielleicht das Buch kürzer, aber umgekehrt, wenn ich mich auf Kürzen konzentriere, wird das Buch dadurch vermutlich nicht besser, sondern eben einfach nur kürzer. Oder?

Ich warte diesen Monat noch ab, dann werde ich meine vier säumigen Testleser mal nacheinander anrufen oder besuchen und ganz lieb nachfragen, was sie bisher von dem Manuskript halten. Ich hoffe, dass sich dabei für mich inhaltlich eine Richtung herauskristallisieren wird.

Hallo in die Runde! :slight_smile:

Eine Zusammenfassung zu schreiben, halte ich für eine der besten Methoden, wenn du nicht so viele Betareader hast und zumindest im ersten Schritt auch nicht so viel Geld in ein professionelles Lektorat investieren möchtest. Wenn man für eine unbekannte Person, die das Buch nicht gelesen hat, innerhalb von zwei Normseiten den kompletten Inhalt zusammenfasst, merkt man sofort, wo eventuelle Schwächen liegen und kann diese im Manuskript überarbeiten. Das kann ich wirklich sehr empfehlen!

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Ich kann mein Buch problemlos ganz schnell zusammenfassen:

  • Es kommen nur zwei Personen vor, ein Mann und eine Frau, im Urlaub an einem exotischen Schauplatz. Nebenhandlungen gibt es eigentlich nicht.
  • Handlungsstrang 1: Eine 0815-Liebesgeschichte. Mann und Frau lernen einander im Laufe des Buchs immer besser kennen und kommen am Ende zusammen.
  • Handlungsstrang 2: Das Buch besteht aus vielen einzelnen heiteren Urlaubserlebnissen, die mit den anderen Handlungssträngen verwoben sind. Dafür führe ich die Leser nach und nach in die fremde Welt des Schauplatzes ein (ähnlich wie bei einer fremden Welt im Fantasy-Genre, auch wenn es bei mir ein realer Schauplatz ist). Der Schauplatz ist mein großes Alleinstellungsmerkmal.
  • Handlungsstrang 3: Innere Entwicklung der Protagonistin; mit den anderen Handlungssträngen verwoben.
  • Handlungsstrang 4: Innere Entwicklung des Protagonisten, hängt eng mit der Liebesgeschichte zusammen.

Was ich eigentlich meinte, ist eine Zusammenfassung im Sinne eines Exposés, wie du es für eine Verlagsbewerbung schreiben würdest. D.h., die Handlungsstränge werden alle beschrieben, auch wie sie miteinander verwoben sind und wie sie zum Schluss führen. Auch die Charakterentwicklung sollte deutlich werden. Wenn du das schreibst, sieht du sofort, ob alles in sich schlüssig ist.

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Diese Art Zusammenfassung habe ich noch nicht versucht, danke für den Tipp.

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