Konzept für die Integration von Tabs in Papyrus
Vorwort
Nachdem ich bereits in „Wunsch für Papyrus“ ein paar Ideen zum Thema Tabs gepostet habe, hab ich noch ein bisschen an diesen Ideen gefeilt und ein in sich geschlossenes Konzept daraus gemacht. Das Ganze ist für einen Forumsbeitrag recht lang geraten, lohnt sich aber zu lesen (hoffe ich zumindest).
Integration der Tabs in Papyrus
Wie würden sich Tabs in Benutzeroberfläche und Layout von Papyrus einfügen?
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Es gibt zwischen Lineal und Symbolleisten eine Tab-Leiste. Dort werden ein Haupt-Tab und eine variierende Anzahl von Neben-Tabs angezeigt. Auf den Tabs steht der Name des enthaltenen Dokuments (ohne Pfad oder Endung - möglichst kurz). Die angezeigten Namen und die Anordnung der Tabs sind beliebig veränderbar. Jeder Neben-Tab verfügt über eine Schließen-Schaltfläche.
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In der Symbol-Leiste gibt es einen „Tab-Funktionen“-Button. Ein Klick darauf lässt ein Menu aufklappen, das alle für die Tab-Funktionalität relevanten Befehle und Features auflistet - wie z.B. „Datei in neuem Tab öffnen“.
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Der Haupt-Tab „trägt“ das Fenster, die Neben-Tabs werden ihm zugeordnet. Überall, wo man jetzt ein neues Fenster mit einem Dokument darin erhält (z.B. der Befehl „Datei öffnen“), erhält man zukünftig ein neues Fenster mit einem Dokument als Haupt-Tab darin - und mit der Möglichkeit, über den „Tab-Funktionen“-Button weitere Dokumente im selben Fenster in Neben-Tabs zu öffnen.
Vorteile des Tab-Konzepts, Teil I
*]Die Tab-Leiste bietet mehr Platz als die Taskleiste von Windows, die auch den Start-Button, den Quick-Tray und den System-Tray beheimatet. -
Die Tab-Leiste zeigt nur Papyrus-Dokumente, egal was sonst noch alles geöffnet ist (z.B. Explorerfenster), das verbessert stark die Übersichtlichkeit
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Ebenfalls gut für die Übersicht: Tabs sind klarer benannt (und umbenennbar), und man kann sie nach Belieben anordnen
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Die Tab-Leiste ist mit der Maus gut zu erreichen, da sie zwischen anderen Steuerelementen platziert ist
Symbiose von Tabs und verknüpften Dokumenten
Die Funktion der „verknüpften Dokumente“ im aktuellen Papyrus lässt sich besonders gut mit einer Tab-Funktionalität verbinden.
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Das Öffnen mehrerer Dokumente auf einmal wird künftig wie die Sitzungswiederherstellung in einem Web-Browser funktionieren: Alle Zusatz-Tabs, die vorhanden sind, wenn man ein Hauptdokument speichert, werden beim nächsten Öffnen dieses Hauptdokuments automatisch wieder geladen.
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In dem Dokument, das den aktuellen Haupt-Tab bildet, wird die Anordnung von Neben-Tabs gespeichert (inklusive Reihenfolge und Name).
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Alles, was man mit einem Haupt-Tab machen kann, kann man auch mit einem Neben-Tab machen - die Funktionalität ist die gleiche. Die einzigen Unterschiede bestehen darin, dass der Haupt-Tab das Fenster „trägt“, und dass die Tab-Anordnung in ihm gespeichert wird.
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Dateien lassen sich selbstverständlich im Wechsel als Haupt-Tab und Neben-Tab verwenden. Was z.B. problemlos möglich ist: wenn ich die Datei Romanentwurf.pap öffne, dann werden in Neben-Tabs die Dateien Charaktere.pap, Schauplätze.pap und Handlungsverlauf.pap geöffnet. Wenn ich aber die Datei Charaktere.pap öffne, dann werden automatisch die Dateien Handlungsverlauf.pap und Charaktere-Notizen.pap als Neben-Tabs geöffnet.
Tab-übergreifende Operationen
Tabs machen das Anzeigen mehrerer Dokumente auf einmal einfacher und komfortabler. Warum nicht auch gleich all diese Dokumente auf einmal bearbeiten? Anbieten würde es sich z.B. für folgende Operationen:
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Speichern
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Suchen/Ersetzen
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Automatische HyperOffice-Links erzeugen
Vorteile des Tab-Konzepts, Teil II
*]Tabs ergänzen sich perfekt mit den „verknüpften Dokumenten“ - eine Funktion, die komfortabel mehrere Dateien auf einmal öffnen kann, und eine, die komfortabel mehrere Dateien auf einmal anzeigen kann, sind natürlich die perfekte Kombination. -
Durch die Einbindung der „verknüpften Dokumente“ in das Tab-Konzept wird die Funktion deutlich aufgewertet. Die Bedienung ist komfortabler, einfacher und sie geht viel schneller von der Hand. Ein Dokument, das ich in der nächsten Arbeitssitzung nochmal brauche, danach aber vermutlich nicht mehr, würde ich nie extra als „verknüpftes Dokument“ eintragen. Bei der „Sitzungswiederherstellung“ meines Tab-Konzepts fällt dagegen keine weitere Arbeit mehr an, nachdem man das Dokument geöffnet hat, und die „Hemmschwelle“ ist somit gleich null.
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Durch die Tabs an sich wird das Anzeigen mehrerer Dokumente einfacher, durch die Symbiose mit den verknüpften Dokumenten das Öffnen und durch die Tab-übergreifenden Operationen das Bearbeiten - alles in allem ein Rundum-Komfort-Packet.
Tabs als Navigationshilfe
In Web-Browsern sind Tabs eine wichtige Navigationshilfe - sie ermöglichen es z.B., zwei verschiedenen Links gleichzeitig zu folgen. In Papyrus entstehen Probleme bei der Navigation vor allem dadurch, dass viele Texte ab einem gewissen Stadium sehr lang und schwer überschaubar sind. Wie können Tabs hier helfen?
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Mein Grundgedanke besteht darin, spezielle Ansichten in Tabs anzuzeigen. Auf diese Art kann man einen Text bei der Arbeit aus unterschiedlichen „Perspektiven“ betrachten, zwischen denen man dank der Tabs schnell und bequem umschalten kann.
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Die Option „zweite Ansicht öffnen“ ermöglicht es, das gleiche Dokument in zwei Tabs anzuzeigen. Dadurch kann man z.B. verschiedene Textstellen miteinander abgleichen. Beide Tabs zeigen immer den aktuellen Bearbeitungsstand, man kann also abwechselnd in beiden Tabs arbeiten.
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Die Option „Gesamtansicht“ erzeugt einen Tab, der den Inhalt aller anderen geöffneten Dokumente des Fensters vereint: Es geht los mit dem Inhalt des Tabs ganz links, darunter kommt dann direkt der Inhalt des Tabs daneben, und so weiter. So kann man sich z.B. einen Romanentwurf, den man auf verschiedene Dateien aufgeteilt hat, als zusammenhängenden Text anzeigen lassen. Auch hier gilt wieder: Es wird überall der aktuelle Bearbeitungsstand gezeigt und man kann überall am Text arbeiten.
Besondere Inhalte in Tabs
Tabs bieten eine Umgebung, um besondere Inhalte anzeigen zu können. Darunter fallen z.B. die besonderen Ansichtsmodi aus dem vorigen Abschnitt. Weitere interessante Möglichkeiten:
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Ein „Vollbild-Klemmbrett“ ohne Dokument im Vordergrund wurde schon mehrmals gewünscht. Mit Tabs lässt es sich unkompliziert realisieren.
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Schöne Komfortfunktion: Über den „Tab-Funktionen“-Button und „Notizen zu Roman.pap anlegen“ bekomme ich zu meinem Dokument Roman.pap automatisch eine neue Datei für Notizen, die als Roman.notizen.pap im selben Ordner gespeichert, und in einem neuen Tab geöffnet wird.
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Noch eine schöne Komfort-Funktion: eine „Quicklink-Liste“, die meine Favoriten, die zuletzt bearbeiteten Dokumente und die verknüpften Dokumente in einer übersichtlichen Liste anzeigt. Zudem kann ich die Liste erweitern, indem ich Kategorien meiner Wahl hinzufüge, z.B. alle Dokumente in einem bestimmten Ordner. So kann man noch schneller alle Dokumente aufrufen, die man gerade braucht (wahlweise als neues Fenster oder Tab).
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last, but not least bieten Tabs jetzt schon eine Umgebung für Funktionen oder Tools, die zukünftig in Papyrus integriert werden. Falls z.B. ein wie auch immer geartetes Mindmap-Tool kommt, wird es sich mit Hilfe dieses Tab-Konzepts unkompliziert in die Benutzeroberfläche integrieren lassen.
Vorteile des Tab-Konzepts, Teil III
Die beiden vorigen Abschnitte zeigen, wie Tabs als Basis dienen können, um mit ihrer Hilfe andere Funktionen zu realisieren und unkompliziert in die Benutzeroberfläche einzubinden.
Nehmen wir z.B. die Idee, mehrere Dokumente in einem Tab als fortlaufenden Text anzuzeigen (der dritte Punkt in „Tabs als Navigationshilfe“, die Grundidee stammt vom Neonsquare, aus „Wunsch für Papyrus“):
Ohne Tabs müsste man erstmal ein Menu haben, indem man mühsam alle Dateien auswählt, die man gemeinsam anzeigen lassen will. Das gleiche Menu müsste man nochmal aufrufen, um einzelne Dateien auszublenden, oder die Reihenfolge zu ändern. Und was passiert mit der tollen Gesamtansicht, wenn man sie geschlossen hat? Da müsste man wiederum eine Möglichkeit integrieren, die Gesamtansicht zu speichern, dafür bräuchte man dann vermutlich ein neues Dateiformat, usw.
Mit Tabs braucht man nur einen einzigen zusätzlichen Eintrag im Menu des „Tab-Funktionen“-Buttons: „Gesamtansicht anzeigen“. Die Dokumente, die man haben will, öffnet man einfach in Tabs, wenn man eins loswerden will, dann schließt man den Tab, wenn man die Reihenfolge ändern will, ändert man einfach die Reihenfolge der Tabs. Schaden für die Benutzeroberfläche? Geht gegen 0. Aufwand zum Erlernen der Funktion? Ausprobieren sollte schon reichen.
Schadensbegrenzung
Neue Funktionen in einem etablierten Programm stoßen immer bei einem Teil der Benutzer auf Ablehnung, und von einem anderen Teil werden sie schlicht und ergreifend nicht verwendet. Mein Tab-Konzept bietet hier den großen Vorteil, dass es eine sehr „sanfte“ Integration der neuen Funktionalität vorsieht:
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Die Tabs werden dem Benutzer nicht aufgedrängt: „Datei öffnen“ oder der Doppelklick auf eine .pap-Daei öffnen nach wie vor ein neues Fenster, mit einem neuen Haupt-Tab - wer die Tabs nicht will, kann einfach weiterarbeiten wie bisher.
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Die Tab-Leiste lässt sich auf Wunsch ausblenden, solange sie nur den Haupt-Tab enthält, und der „Tab-Funktionen“-Button kann wie jeder andere von der Symbolleiste entfernt werden. Wenn man die Tabs nicht nutzen will, muss man auch nichts von ihnen sehen. Der Schaden an der Benutzeroberfläche ist minimal.
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Tab-bezogene Befehle werden fast alle über den „Tab-Funktionen“-Button aufgerufen, die alten Papyrus-Menus ändern sich nur minimal.
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Der einzige handfeste Nachteil für Tab-Verweigerer: Die Funktion „verknüpfte Dokumente“, die sehr stark in die Tab-Funktionalität integriert wird, kann zukünftig ohne Tabs nicht mehr verwendet werden. Das halte ich allerdings für verschmerzbar, denn Benutzer, die regelmäßig mit mehreren Dokumenten parallel arbeiten, sind natürlich für die Tab-Funktionen ganz besonders prädestiniert.
Offene Fragen und Probleme
Trotz der Masse an Text ist mein Konzept keineswegs ausgereift. Ein paar der wichtigsten Schwachpunkte, wo kreativer Input besonders willkommen ist:
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Was gibt es noch für Möglichkeiten, mit Hilfe von Tabs die Navigation in langen Texten und in größeren Ansammlungen von Dokumenten zu unterstützen? Ich bin sicher, da gibt es noch viel kreativen Spielraum!
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Eine absolut unerlässliche Funktionalität, die bei meinem Konzept noch fehlt, ist der komfortable und reibungslose Austausch von Textstücken zwischen Tabs. Wie könnte man das am geschicktesten realisieren?
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Die Terminologie in meinem Konzept besteht vorwiegend aus schlechten Platzhaltern. Benötigt werden griffige, verständliche Namen für Befehle und Funktionen, die kurz genug sind um in kleinen Menus Platz zu haben.
Abschluss
Ein Dankeschön an alle, die bis hierher gelesen haben! Ich würde mich über eure Meinung und eure Ideen zur Verbesserung des Konzepts freuen! Eine Bitte habe ich allerdings noch in diesem Zusammenhang: Bleibt bitte beim Thema, damit hier nicht bald so ein Chaos herrscht wie in „Wunsch für Papyrus“ - komplette Alternativ-Konzepte und ausführlich Diskussionen über irgendwelche Details, die mit dem Tab-Konzept nur rudimentär zu tun haben, bitte in einem neuen Thread!
Viele Grüße
Sebastian