Studium: Buchwissenschaften

Hallo an alle,

ich habe mal eine Frage:
Ich habe vor, im Sommer 2021 ein Studium anzufangen. Bewerben wollte ich mich auf jeden Fall auf Kunst, da ich aber weiß wie schwierig es ist an einen Platz zu kommen, habe ich mich auch noch nach anderen Studiengängen umgesehen. Und siehe da: Es gibt tatsächlich einen Studiengang zum Thema Buchwissenschaften. Das klingt für mich, als (hoffentlich) angehende Autorin sehr spannend. Leider habe ich, trotz stundenlanger Recherche, nur sehr wenig über dieses Studienfach herausfinden können.
Daher wollte ich mal wissen, ob von euch jemand BuWi studiert hat, oder jemanden kennt, der das getan hat und mir nun ein paar mehr Infos dazu geben kann, was man da genau lernt, welche Themen behandelt werden und was mögliche Facharbeitsthemen sein könnten? Ich wäre auch für Vorschläge von Internetseiten dankbar, wo ich vielleicht mal etwas nachlesen kann. Weil entweder bin ich zu doof, um gescheite Informationen zu finden, oder es gibt einfach nur so gut wie keine.

Und gleich noch eine Bonusfrage hinterher: Was würdet ihr sagen, wie sehr hilft es dabei, mit den eigenen Büchern weiterzukommen? Hat es tatsächlich einen annehmbaren Nutzen, wenn man erfolgreiche Bücher publizieren möchte? Ich denke mir nämlich, dass man das Meiste wohl eh mit der Zeit lernt und durch die Erfahrungen die man macht. Eure Einschätzung?

Schonmal vielen Dank!
MfG,
Simona

Liebe @Simona ,

aus meiner persönlichen Sicht auf die Dinge der Buchwissenschaft sehe ich es so, daß sie beim eigentlichen Schreiben vielleicht eher weniger hilft, weil ihr – mal grob gesprochen – eher eine methodisch-empirische, katalogisierende, auf Typologie usw. spezialisierte Ausrichtung eignet, jedoch weniger genuin hermeneutische Aspekte entfaltet, auf die es nach meinem Dafürhalten beim Schreiben mehr ankommt.
Allerdings spielt in diesem ganzen Kontext die individuelle “Konfiguration” (wenn ich mal so sagen darf) eine eminente Rolle; und so mag es durchaus sein, daß die eine oder der andere auch durch solche Tätigkeiten literarisch “inspiriert” wird.
Guckt man z.B. auf einen Autor wie Umberto Eco, der für solche Dinge durchaus ein faible hatte – und auch berufsbedingt immer wieder mal damit befaßt war --, wird schnell erkennbar, daß dieses Feld weit ist und seine Möglichkeiten zu individueller Entfaltung enorm sind (ein anderes sehr kreatives Beispiel wäre die Geschichte der berühmten Warburg-Bibliothek und ihrer Protagonisten, nicht zuletzt auch jene Aby Warburgs selbst). – Will sagen: Ausgeschlossen ist eine Befruchtung literarischen Schaffens durch so eine Ausbildung ganz sicher nicht (letztlich: auch Georges Bataille kam bspw. aus “so einer Ecke”: höchstwahrscheinlich ist es nur diesem Umstand zu verdanken, daß Walter Benjamins monumentales Passagen-Werk “überlebt” hat, denn G.B. hat das Manuskript in den labyrinthischen Archiven der Bibliothèque nationale de France vor den Nazis versteckt).

Für grobe Informationen finde ich jetzt z.B. den WikiPedia-Artikel (ausnahmsweise beinahe) mal gar nicht so schlecht. Und ansonsten würde ich unbedingt zu einer Studienberatung an einer Uni oder HS raten, die das Fach anbieten.

Als Alternativstrang zur Buchwissenschaft möchte ich dich noch auf die Literaturwissenschaft hinweisen, deren v.a. analytischen Zweige (ohne die Hermeneutik freilich ganz zu ignorieren) auch hilfreich für Schreiben sein können … allerdings ist es möglich, daß dieser Schuß auch nach hinten losginge, das hängt sehr vom Naturell der Schreiberin ab. Es ist jedenfalls ein Fakt, daß z.B. viele, die sich lektorierend betätigen, ein solches Studium absolviert habern. Hinsichtlich der eher technischen Aspekte am Schreib- und Rezeptionsprozeß ist es auf jeden Fall ein Plus, über derlei Kompetenzen zu verfügen. Ob es der Kreativität immer guttut, steht freilich auf einem anderen Blatt, weil viel Wissen in derlei Bereichen oft “Verkopfungsphänomene” impliziert, die dem kreativen Prozeß im Wege stehen können (ich rede da durchaus auch aus eigener Erfahrung, gleichwohl ich kein ausgebildeter LitWiss bin – aber es gibt auch noch andere Wissenszweige, die den lit. Schreibprozeß nicht nur fördern, sondern gelegentlich auch hemmen können).

Viele Grüße von Palinurus

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