Ich arbeite seit einem Jahr mit Papyrus und bin sehr zufrieden damit. Eine Funktion fehlt mir allerdings, die meinen Workflow wesentlich vereinfachen würde - ein »handlungsstrangbasierendes Storyboard«.
Ich starte ein Projekt immer mit der Konzeptionsphase, in der ich die einzelnen Handlungsstränge entwickle. Dabei notiere ich alle Ideen stichwortartig (oder in wenigen Sätzen) auf viele kleine »Notizzettel«.
Diese »Ereignisse« bringe ich dann pro Handlungsstrang in eine möglichst spannende Reihenfolge und fasse sie anschließend handlungsstrangübergreifend zu Szenen und Kapitel zusammen.
Mit dieser graphischen Methode kann man sehr gut den Spannungsbogen erkennen und sieht sofort, wo noch nachgebessert werden muss.
Erst wenn das Grobkonzept fertig ist, beginne ich mit dem Schreiben der Geschichte. Natürlich wird das Konzept später immer wieder ein wenig angepasst und verändert.
Für mein letztes Projekt habe ich das Denkbrett in der Konzeptionsphase verwendet und die virtuellen Notizzettel auf dem Bildschirm verschoben und zu Gruppen zusammengefasst. Das funktioniert zwar prinzipiell, aber speziell bei Änderungen ist das Verschieben und Nachrücken der Notizzettel und das Anpassen der Gruppengröße SEEEEEHR aufwendig und nervtötend.
Ich würde mir einen festen Raster wünschen, in den ich meine virtuellen Notizzettel, Szenen und Kapitel mit Drag & Drop hinein- und herausziehen bzw. verschieben kann. Die anderen Boxen sollten AUTOMATISCH nach unten bzw. oben nachrücken und größenmäßig angepasst werden.
Besonders schön wäre es, wenn die Kapitel-, Szenen- und Ereignisstruktur AUTOMATISCH zwischen Storyboard und Navigator/Text synchronisiert wird. D.h. wenn im Storyboard eine neue Szene erstellt wird, taucht sie sofort im Navigator/Text auf und umgekehrt.
Weihnachten ist zwar vorbei, aber ich setze diesen Wunsch trotzdem auf meine Wunschliste. Vielleicht hat das Christkind ein Einsehen und schenkt mir ein schönes, buntes Storyboard … ;o)
Den Zeitstrahl verwende ich ebenfalls sehr gerne, allerdings hat er aus meiner Sicht eine andere Aufgabe. Er stellt die chronologische Abfolge der Ereignisse dar. Auch das ist eine wichtige Hilfe.
Aber eine Geschichte muss nicht zwangsweise chronologisch erzählt werden. In einem Storyboard sollten Ereignisse, Ideen und Kommentare völlig unabhängig von zeitlichen Abläufen aneinander gereiht werden können. Es sollte die “dramaturgische” Abfolge dargestellt werden.
Also müsste es eher ein “aufgebohrter” Navigator sein … (das ist ja die Abbildung der Erzähleinheiten (Szenen) in der Reihenfolge, wie sie erzählt werden, unabhängig von der Chronologie).
Ja - mein Vorschlag geht in die Richtung “aufgebohrter” Navigator.
Einerseits möchte ich die Visualisierung verbessern.
→ Derzeit sieht man z.B. im Navigator nicht, dass ein Handlungsstrang “dramaturgisch vernachlässigt” wurde. Bei einer “graphischen” Ansicht würde man dieses Problem sofort erkennen.
→ Da die Darstellung der Informationen im Navigator verständlicherweise aus Platzgründen beschränkt ist, leidet die Gesamtübersicht.
Andererseits sollte auch die Benutzerfreundlichkeit verbessert werden - speziell in der Konzeptionsphase.
Ich persönlich bin eher ein visueller Typ. Ich verschiebe z.B. lieber kleine Boxen auf einer virtuellen Wand, als Textmarkierungen in einem Schriftstück.
Gestern habe ich wieder die Zeit gefunden, einige Szenen einer Geschichte zu überarbeiten.
Unter anderem wollte ich auch prüfen, ob die Szenen entsprechend ihrer Relevanz richtig repräsentiert sind. Wichtigen Szenen sollte man ausreichend Raum geben und weniger wichtige Szenen nicht unnötig aufblähen.
Ich habe also die Seiten der einzelnen Szenen gezählt und miteinander verglichen. Bei dieser mühsamen Arbeit ist mir ein weiterer möglicher Vorteil eines Storyboards in den Sinn gekommen.
Man könnte zwei alternative Ansichten im Storyboard implementieren.
In der normalen Ansicht werden die Szenen-/Kapitel-Boxen an die Größe der Ereignis-/Ideen-Boxen angepasst (siehe Bild oben) und in der anderen Ansicht entsprechend ihrer tatsächlichen Größe im Text dargestellt (Seiten/Zeilen/Zeichen) - idealerweise kombiniert mit einer Zoom-In/Out-Möglichkeit.
So könnte man die Größenverhältnisse der einzelnen Szenen sehr einfach vergleichen und die Schwerpunkte im Text gut erkennen.
Dieses Feature wäre speziell in der Überarbeitungs-/Feinschliff-Phase hilfreich.
Wie bereits gesagt - eine gute Visualisierung erleichtert das Schriftstellerleben - zumindest meines … ;o)
Die Szenenthematik würde mir auch entgegenkommen. Der Navigator ist einer meiner Haupt-Arbeitsbereiche, aber die Darstellung als lange Liste mit gekürzten Szenentiteln macht es schwierig einen Überblick zu bekommen.
Eine Auto-Größenveränderung von einzelnen Elementen ist die Hölle, was dann das automatische Herumverschieben durch Algorhithmen aller anderen Elemente bewirken müsste, damit das noch alles sichtbar bleibt. (Sofern das im Denkbrett realisiert werden soll.)
Ist eher unrealistisch. Klar, geht alles, ist aber natürlich auch eine Frage des Aufwandes, und der wäre hier erheblich.
Mein Vorschlag wäre eine alternative Ansicht des Navigators, in der die Szenen in Form von Karteikarten dargestellt werden. Je nach Handlungsstrang eingefärbt, mit Titel und kurzer Inhaltsangabe versehen. Vielleicht auch, wie beim Zeitstrahl, die Handlungsstränge in verschiedenen parallelen Ansichten dargestellt - aber eben verknüpft mit dem Text. Dh. wenn ich eine Karteikarte an eine andere Stelle schiebe, verschiebt sich auch die Szene. Das brächte in der Konzeptionsphase einen entscheidenden Vorteil. Perfekt wäre es, wenn man vom Denkbrett aus per Mausklick eine Szene in dieser Darstellung erzeugen könnte.
Dann hätte man das Denkbrett zum ersten Sammeln von Ideen, könnte in der alternativen Ansicht eine Struktur aufbauen und anschließend den Text schreiben, wobei der klassische Navigator hilft, die Übersicht zu behalten.
Beim Lesen dieses Threads wird uns klar, was genau wir eigentlich vermissen:
Ein Storyboard in Form eines “aufgebohrten” Navigators, wie es AndreasE zusammengefasst hat, wäre die ideale Plotting-Hilfe!
Liest man sich durch den Thread, so trifft man auf viele Wünsche und Ideen, Papyrus noch weiter zu verbessern.
Es gibt manche Vorschläge, die ich aus meiner Sicht auch toll finde und sie gerne hätte, aber:
Ich habe auch bedenken, dass mit der Übernahme aller Ideen, ob Einzelwunsch oder vielseitiges Bedürfnis, Papyrus überladen werden könnte. Das wäre doch bei niemandem hier von Interesse.
Ich bin ein intensiver Leser in diesem Forum, damit lerne ich selbst auch viel dazu. Was ich glaube festzustellen, ist, dass einer starker Druck nach Funktionalitäten für im Journalismus Tätige, da ist. Ich habe kein Problem damit, aber allmählich bedenken, dass die Bücherschreiber, zu denen ich mich zähle, allmählich ins Hintertreffen kommen.
Wenn man es also allen recht machen wollte, was vermutlich nie möglich sein wird, dann würde aus dem Papyrus die berühmte ‘eierlegende Wollmilchsau’, mit der sich wahrscheinlich viele zurechtfinden, aber nicht wirkich glücklich werden könnten.
Ich hoffe sehr, dass @Ulli und sein Team darauf achten, dass Papyrus das bleibt, was es im Augenblick (für mich) ist: Ein Schreibprogramm, dass mich bei meinem Schreiben nutzbringend und motivierend unterstützt. Das Spass macht, mit ihm zu arbeiten.
Mich würde interessieren, woher dieser Eindruck herrührt. Gerade das Storyboard ist nicht für journalistische Zwecke und wenn ich mir die erste Seite der Vorschläge und Wünsche durchlese finde ich dort eigentlich auch nichts, was ich auf journalistische Tätigkeit münzen würde.
Was sind für dich Journalisten-spezifische Anforderungen?
Es ist ja nun wahrlich nicht so, als würde man bspw. an allen Ecken und Enden auf die Figuren-Datenbank gestoßen werden, auch, wenn man sie gar nicht benutzen wollen würde.
Oder dass das Denkbrett überall prominent im Vordergrund ist.
Oder dass der Navigator überbordend bunt wäre - WENN man ihn sich nicht aktiv so einstellt.
Also bitte auch, sorry, Waba, in der Richtung nicht weiter diskutieren, das geht völlig an dem vorbei, was der Thread hier eigentlich soll - nämlich gute Ideen sammeln, die in Version 9 (bspw.) kommen kann.
Die Philosophie, ein Programm maximal bedienbar zu halten und nur um möglichst sinnvolle Funktionen zu erweitern, ist ja quasi von uns erfunden.
Klar kann Papyrus viele Dinge, hier und da, die nicht jeder braucht - aber im gesunden Mix des Angebots ist es halt völlig alleinstehend.
Was für sehr Viele letztlich auch sogar im nur simplen Gebrauch als bester “Texteditor” überhaupt gilt.
Man nehme leichten Herzens dazu, was sinnvoll erscheint, und lasse ebenso leichten Herzens weg, was einen nicht interessiert, ohne dass es stört.
Aus meiner Sicht als Romanschreiber ist das Thema ‘Navigator ←→ Storyboard’ äußerst interessant.
Ich hatte schon früher dafür plädiert, dass es eine Auflistungs-/Druckmöglichkeit für die Daten, die im Navigator stecken, geben sollte. Nach @Ulli ist sowas in der Pipeline.
Was aus meiner subjektiven Sicht noch ergänzt werden sollte, sind weitere Angaben, die beim Plotten und vor allem beim späteren Bearbeiten von grossem Nutzen sein könnten.
Folgendes sollte man zur späteren Nutzung noch hinterlegen können:
• Einem Kapitel, einer Szene sollten noch folgende Angaben beigefügt werden können:
Erzählstrang
Erzählperspektive
Sicht von …
Ort
• Bei der Einfügung eines Ereignisses sollte die Beigabe eines Wertes zum Spannungswert möglich sein. Somit könnte eine Art Spannungsbogen sichtbar gemacht werden.
• Die Angabe der Worthäufigkeit (Menü ‘Dokument / Dokumentstatistik) sollte auch für selektierte Textmengen, nicht nur für den ganzen Text angezeigt werden.
All diese Daten im Navigator gleichzeitig darzustellen würde extrem unübersichtlich werden. Deshalb wäre der Aufruf einer übersichtlichen Auflistung, die auch ausdruckbar wäre, sehr hilfreich. Was in der textlichen oder ev. grafischen Auflistung gezeigt werden soll, könnte man per Auswahl setzen.
So könnten, nach der sortierten Datenart (zB: Die Zeit; oder die Kapitel/Szenenfolge) rasch Auflistungen erstellt werden, die das auffinden von Fehlern, Lücken usw. effizient unterstützen würde.
Somit hätte Papyrus eine weitere hilfreiche Funktionalität, die andere nicht in diesem Umfang haben.
Ich bin mir bewusst, dass eine solche Umsetzung zwar möglich ist, aber ob der Aufwand dazu in einem vertretbaren Verhältnis zur Nutzung steht, vermag ich nicht einzuschätzen. Für mich wäre sie es, aber das ist beeinflusst durch meine subjektive Sicht und Arbeitsweise.
Vielleicht äußern sich einige zu dieser Erweiterungsmöglichkeit.