Aha. Muss ich mich mal mit befassen.
Lohnt sich sehr … das Thema, „Thriller“ aus Tätersicht zu schreiben, zieht sich durch fast ihr gesamtes Werk, angefangen mit ihrem Erstling „zwei Fremde im Zug“, den Hitchcock verfilmt hat. Ich liebe besonders die Ripley-Bände und den „Geschichtenerzähler“ - aber eigentlich alles, was diese großartige Autorin geschrieben hat. Sie ist nicht einfach einzuordnen, obwohl sie selbst sich als Thriller-Autorin bezeichnet hat. Große Literatur in jedem Fall.
Beim Lesen achte ich so gut wie nie auf die stilistischen MIttel, mit denen der Autor „spielt“. Das kommt aber dann daher, dass es ein so gutes Buch ist, dass mich die Handlung packt. Wäre das nicht so, wollte ich das Buch nicht weiterlesen und da könnte der Autor die feinsten Mittelchen verwenden… sie hätten nicht funktioniert.
Als Leser liebe ich es absolut, in eine emotionale Achterbahn zu fallen. Erst stehe ich zu Person A. Dann verstehe ich mit der Zeit die Hintergründe von Person B besser und beginne zu schwanken, will A aber noch nicht fallen lassen. Dann „hasse“ ich den Autor, weil er mich in diese Zwickmühle bringt und am Ende liebe ich den Autor, das Buch, beide Personen… Und da ich so emotional eingefangen wurde, habe ich auch nicht mitbekommen, was genau mich jetzt überhaupt erwischt hat.
Als Autor meine ich, dass solche Stilmittel sehr hilfreich sind, um genau dieses Einfangen zu erreichen.
Ich bewundere es, wenn Autoren Symbolik gekonnt gezielt einsetzen. Ich selber kann das nicht. Bei mir wirkt es plump.
Allerdings lese ich gerne Horror und finde das Genre extrem symbollastig. Im Vampir ist es ja recht einfach - Kruzifix, kein Spiegelbild, ein Schloss mit vielen verschlossenen Türen, Blut als Lebens- und Sexualsymbol.
Das ist ja eher Holzhammersymbolik („männertauglich ausdrücken“ nennt das meine Frau). Subtilere Symbolik finde ich echt kunstvoll und betrachte sie mit einem Funken von Neid…
Total interessant, wie unterschiedlich manchmal die Worte interpretiert werden. Ich glaube, ich weiß genau, was du mit deinem Ratschlag meinst und finde es auch wichtig, sich in erster Linie von einer Geschichte „tragen und spüren“ zu lassen, aber meiner Ansicht nach beginnt Manipulation schon da, wo die Geschichte beginnt. Schließlich plane ich ja, was und wie ich erzählen will. Ob ich eine bestimmte Szene aus Sicht A oder B erzähle, ist für mich schon eine Manipulation. Für mich persönlich ist das ganz natürlich. Das sehen wir anders, wie ich bei dir rauslese. Aber dass wir mit brennendem Herzen schreiben und im Idealfall brennende Herzen dabei mitlesen, diesen Wunsch scheinen wir zu teilen
Total spannend, eure Ansichten sowohl aus Autoren- als auch Leser-Sicht zu lesen! Danke euch!
Und es stimmt: Am besten funktioniert die Verwendung von Stilmitteln - ob unbewusst oder nicht -, wenn der Leser sie nicht merkt und sich einfach nur in der Geschichte verliert…
Dem Grunde nach gebe ich dir Recht. Der Anfang einer Geschichte birgt bereits die beabsichtigte Einflussnahme an den zukünftigen Leser. Wenn es um den Begriff Manipulation geht, so habe ich einen anderen Zugang dazu. Zumal der Begriff, geschichtlich wenig mit Positivem begleitet wurde. Eine Einflussnahme oder bewusste Steuerung eines Zustandes, der vorher nicht vorhanden war, kenne ich aus der Hypnose. In meinen jungen Jahren absolvierte ich eine einjährige Ausbildung in Wien, in der Blutgasse (1982). Ich bin mit dieser Form der Manipulation gut vertraut. In der Literatur neige ich eher dazu, diesen Begriff nicht mit anderen stilistischen Werkzeugen zu vermischen. Aber es freut mich sehr, dass wir fürs Schreiben im Herzen brennen – und ja – dort entstehen die wundersamsten und berührendsten Geschichten…
Ich verwende das sogar ziemlich viel aber es ist gleichzeitig immer ein Teil der Story, so dass ich denke, dass der Leser nicht merkt, dass hier (auch) Symbolik am Werk ist, um ihn in die passende Stimmung zu bringen. Zum Beispiel zieht bei mir ab Kapitel 2 ein Sturm auf. Der verschlägt einerseits einen der Protagonisten dahin, wo die Story ihn braucht, andererseits symbolisiert er auch, was sich gerade in der Hauptstory zusammenbraut. An anderer Stelle kommt eine Eule vor, die gleichzeitig symbolisch ein Todesbote ist und für Weisheit steht. Aber sie kommt eben auch nicht einfach so vor „siehe, ein Symbol“, sondern sie hat eine kleine aber feine Rolle in der Story. Meine Protas selbst reden an keiner Stelle über etwaige Symbolik, das fände ich plump.