Zurzeit suche ich mal wieder nach Wegen, meinen Schreibstil zu verbessern. Ich habe zwar schon einige Bücher im Bereich Potenzialentfaltung veröffentlicht. Aber aktuell kommt wieder die Frage auf, ob ich meinen Stoff nicht doch noch schmackhafter zubereiten könnte. Er ist eher schwere Kost, und alles, was ihn leichter verdaulich macht, kann ihm nur zugutekommen.
Bei den Ratgebern meiner Nische sehe ich eine Tendenz, die mir nicht gefällt. Titel wie „Seelengevögelt“ oder „Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ werden zu Bestsellern. Manche Autoren legen sich „mega“ ins Zeug, um sich der Jugendsprache anzupassen und „cool“ zu wirken. Darauf habe ich „keinen Bock“:
Aber all das sind Auswüchse eines Trends, der aus Amerika kommt, glaube ich. Der Trend zu „conversational style“ bei Ratgebern. Das möchte ich ausloten. Inwieweit kann man ein Sachbuch im Gesprächston schreiben, ohne dass die dann nötigen Füllwörter den Text zu fett und behäbig machen?
Hat jemand von Euch dazu einen Tipp für ein gutes Beispielbuch? Was meint ihr generell zum Gesprächston bei Ratgebern?
Ein guter Titel (auch wenn er flapsig ist), macht mich neugierig. Unsere Welt ist langweilig genug, dass ich Lust auf einen Ratgeber habe, der mir schon im Titel zeigt, dass ich nicht vor Langeweile sterben werde, wenn ich ihn lese.
Ob ein Ratgeber gut oder schlecht ist, hängt nicht am Ton. Also nicht am Du oder Sie. Oder ob jemand es eher lustig aufzieht oder sehr sachlich. Beides kann gut und beides kann Scheiße sein.
Ich glaube nicht, dass alles, was sich verändert, aus Amerika kommt. Unsere Welt verändert sich halt. Wir leben mit einem Überangebot an Informationen.
Da du jetzt nach einem Beispiel gefragt hast: Ich hab diverse Ratgeber gelesen, aber man vergisst doch bei vielen den Titel, nachdem man sie hinter sich hat.
In den Neunzigern hab ich mir mal ein Buch zur Steuererklärung gekauft. Das hieß „Der kleine Konz“.
Ich war damals wirklich überrascht, mit wieviel Humor dieser ehemalige Steuerberater diesen Ratgeber ausgestattet hatte. Hab sehr viel gelacht. Im Ohr hab ich hier noch sowas wie:
„Nun ist es an der Zeit, dem Ritter von Paragrafenfels den nächsten Zähnefletschknochen hinzuwerfen.“
Oder auch sowas wie:
„Alle Ämter müssen Post annehmen, wenn sie frankiert ist. Darum klebe ich auf jeden meiner Briefe - egal wie schwer er auch sein mag - meinen ganz persönlichen Portotarif von X DM (Porto für einen einfachen Brief). Humorlosen Verwaltungsangestellten in der Poststelle, die solche Briefe zurückschicken wollen, begegnet man am besten durch Weglassen des Absenders.“
Etwa ein solcher Tonfall herrschte in diesem Buch. Ich werde das hier nicht moralisch bewerten. Aber dieses trockene Steuerthema in einer solchen Weise aufzulockern hat damals, Ende der Neunziger, meinen Humor getroffen.
Aber ob Humor oder nicht. Ich denke, man sollte vorrangig etwas zu sagen haben.
Meine Art zu schreiben ist (bisher vorrangig im eigenen Blog) tatsächlich indirekt durch die Amerikaner geprägt. Es war noch während des Studiums Anfang der 80er Jahre, als ein Prof den Unterschied zwischen deutscher und amerikanischer Fachliteratur ansprach. Die Amerikaner, so sagte er sinngemäß, würden hier und da auch mal kleine Jokes in ihre Texte einstreuen. Ein deutsches Fachbuch hingegen wäre furztrocken, Witze seien da sogar eher verpönt.
Diese Aussage hat mich ziemlich nachhaltig beeinflusst. Und da ich sowieso ein eher humoriger Zeitgenosse bin, habe ich in diesem Stil geschrieben, als ich in den 90ern meine Website begann.
Ich würde gerade ein trockenes Thema unbedingt auflockern. Die sprachliche Kreativität, wie von dir zitiert, kann dabei ein Werkzeug sein, kleine Anekdoten ebenso, oder einfach ein paar flapsige Wendungen. Wenn man es nicht übertreibt und das fachliche natürlich trotzdem korrekt ist, dann sollte es funktionieren.
Gerade beim Titel wäre ich jedoch mit der Jugendsprache sehr vorsichtig, denn die ist nicht immer und nicht für jeden auf Anhieb verständlich.