Stil-Hilfe

Hallo zusammen,

schon etwa einen Monat redigiere ich nun an einem Kapitel herum (liegt daran, daß ich Stellen überarbeite, die ich vor etwa zehn Jahren geschrieben habe - zum Glück habe ich in der Zwischenzeit dazu gelernt), aber ein paar Stellen kriege ich einfach nicht so hin, daß ich sie gut finde. Das hier ist so ein Kandidat:

Er hatte ihn nie gesehen, aber er wußte:


Er und ihn sind vom Bezug her klar, wenn man den Kontext kennt. Auch das “nie” finde ich in Ordnung, es trifft nämlich tatsächlich zu. Was mich stört, ist der Anschluß mit dem “aber” - nur fällt mir keine Alternative ein. Wahrscheinlich bin ich an der Stelle einfach betriebsblind. Ihr bestimmt nicht - daher: Wie würdet Ihr diesen Satz formulieren? Tobt Euch gerne aus, es ist nichts in Stein gemeißelt. Kleine oder große Änderungsvorschläge schaue ich mir gerne an. Der : am Ende kann, muß aber dort nicht stehen.

Vielen Dank für Eure Hilfe!

LG
Buchling

Könnten wir vielleicht noch den Satz davor und danach bekommen, damit es etwas einfacher wird?

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Nie zuvor waren sie sich begegnet. Dennoch wusste er ganz genau …

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ein weiterer Satz würde tatsächlich helfen.

Er hatte ihn nie zuvor gesehen, trotzdem wußte er sofort, …

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Er erstarrte. Das unwirkliche Gefühl eines Déjà-vu überkam ihn. Er wusste genau, er hatte diesen Mann noch nie gesehen, doch ihm war sofort klar:/klar, dass …

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Okay, okay :slight_smile:

Eingebettet liest sich der Satz so:

**Sechzehn Jahre lang hatte sich niemand blicken lassen; abgesehen von ein paar Füchsen und einem Bären, den das Bienenvolk angelockt hatte. Und dem anderen.
Er hatte ihn nie gesehen, aber er wußte: Wie er auf ein verräterisches Zeichen lauerte der andere auf eine Nachlässigkeit.
**
Déja-vu geht nicht: Fantasy-Style-Mittelalter; so einen Ausdruck würde ich als zu modern empfinden. Ich bemühe mich, Fremdworte rauszulassen bzw. nur Charakteren zu geben, die gebildet sind - dieser POV-Charakter hier ist ein einfacher, aber verschlagener Bauer.

Gehört da echt Dativ hin?
(Ich mag keine Und am Satzanfang! Das Ding verbindet! – würde da persönlich “Genau wie den anderen.” schreiben)

Sechzehn Jahre hatte sich niemand blicken lassen; abgesehen von ein paar Füchsen, einem Bären, den das Bienenvolk angelockt hatte, und ihm/der* andere*. Der Schatten, von dem er manchmal nur ein Rascheln hörte, aber den er noch nie erblickt hatte. Er wusste aber genau, dass der *andere *auf eine Nachlässigkeit von ihm lauerte, wie er selbst auf ein verräterisches Zeichen des Ungesehenen/Unbekannten/Schemen in den Büschen wartete.

Ich glaube, da gehört eh nach Zeichen ein Komma, sonst ergibt es in meinen Augen keinen Sinn. Oder ich bin zu blöd …

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Den anderen würde ich aber GROSS schreiben…

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Muss man nicht - laut Duden.

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Sechzehn Jahre lang hatte sich niemand blicken lassen; abgesehen von ein paar Füchsen und einem Bären, den das Bienenvolk angelockt hatte. Und natürlich ER, der Andere.
Er hatte ihn nie gesehen, aber er war immer da. Wartete. Beobachtete. Lauerte. Aus einem diffusen Gefühl des Beobachtetwerdens war eine feste Gewissheit geworden. ER wartete nur auf eine Nachlässigkeit von [Name des Bauern], eine Gelegenheit, eine Chance, um ihn zu [bestehlen/auszurauben/überfallen/ermorden/fressen/dem Kauf einer original tibetanischen Lamahaardecke zum günstigen Preis von 1998.- Silbertaler zu überreden].

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Aua. Das tut auf so vielen Ebenen weh :smiley:

Aber: https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/Groß-%20und%20Kleinschreibung#D77

Ich würde in diesem Fall eigentlich auch sagen, dass “der Andere” hier großgeschrieben werden müsste. Wenn es zuvor hieße “Der eine Mann und der andere” … dann wird es klein geschrieben, weil das Substantiv, auf das sich “der andere” bezieht einfach weggelassen wird.

In vorliegendem Fall scheint mit “der Andere” aber das Substantiv zu sein. Es ist nicht “der andere XY”, sondern explizit “der Andere.”

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Auszug aus dem Duden:
Die verschiedenen Formen von ander- werden im Allgemeinen, auch in Verbindung mit einem Artikel, kleingeschrieben: der / die / das andere, die anderen, ein anderer, alles andere, nichts anderes, keine andere, jemand anders / anderer, zum einen ‒ zum andern, unter anderem, wie andere meinen … Man kann es auch großschreiben, wenn hervorgehoben werden soll, dass andere nicht als unbestimmtes Zahlwort gemeint ist: die Suche nach dem Anderen (= nach einer neuen Welt), der Dialog mit dem Anderen (= dem Gegenüber, dem Vertreter der Gegenpartei).
© Duden ‒ Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 8. Aufl. Berlin 2016

Ja, sage ich ja: Man muss es nicht groß schreiben. In dem Artikel, den Du zitierst, steht auch etwas von „können“.

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Richtig. Aber in der Variante Großschreibung ist es eindeutiger. Mich hat die Kleinschreibevariante beim allerersten Lesen etwas verwirrt.

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Aber nach meinem Dafürhalten liegt hier der Fall vor, den @skjald darstellt.
Dann kann es (ich meine muss es) eben groß geschrieben werden. (Siehe dazu den von mir geposteten Duden-Artikel)

Ach, im Übrigen zeigt es deutlich, dass die gemäßigte Kleinschreibung sehr praktisch wäre …

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Ich denke schon. Wenn man den Satz anders zusammenbaut, wird es deutlicher: abgesehen von… dem anderen.

Oder Anderen :wink: Da die Kleinschreibung für Irritation gesorgt hat, wird es der Andere werden.

Danke an alle, ich schaue mal, was ich daraus zusammen bastel!