- finde ich persönlich doof, ja sogar unangebracht, weil es meines Erachtens in die Sparte unfreiwillige Komik fällt. Es sei denn, man schreibt an einer Satire.
Auch so ein Ärgernis für eine Leserin kann dazu führen, dass Dialoge mit erhöhter Aufmerksamkeit bis zum Ende gelesen werden (Arbeitshypothese). Aber gut beobachtet… ein Beispiel mit „Beigeschmack“ …
Ich würde mich nicht wirklich ärgern, sondern eher denken „Du meine Güte!“. Das ist jetzt aber wirklich nicht lustig oder ich würde mich köstlich darüber amüsieren und könnte dann den Rest nicht mehr ernst nehmen. Außerdem käme es für mich darauf an, ob so etwas nur an einer Stelle passiert oder sich durchzieht. Je nachdem. Das muss man sowieso im Einzelfall entscheiden. Deine Aufzählung führt jedoch klar vor Augen, dass viele Wege nach Rom führen.
Andreas Eschbachs Tipps haben zur Kontrolle der wörtlichen Rede in Papyrus Autor geführt.
Einfach mal per Klick auf das rote Mund-Symbol anschalten und den Figuren „auf den Mund schauen“, sprich, den auf die wörtliche Rede reduzierten Text lesen - ggf. auch LAUT sich selbst vorlesen - und dabei „zuhören“ unter dem Aspekt:
Würden lebende Personen wirklich so reden? Ist der Dialog stimmig? Ist kein „Info-Dump“ enthalten (man lässt die Figuren nur reden, um dem Leser eine Info unterzujubeln)?
Stimmt, tatsächlich bin ich durch Eschbach seinerzeit überhaupt auf Papyrus Autor gekommen:) Das probiere ich schon immer mal aus, achte aber in Zukunft mal ein bisschen bewusster drauf
Ich verwende manchmal auch ein Dicktiergäret und lese die geschriebenen Dialoge durch. Solange sie mir nicht lebend und real klingen, feile ich an diese weiter. Anderseits sind Dialoge im Roman für mich geprägt mit gegenseitigen Konfliktaustausch, Wissensaustausch oder einfach nur humorvolles verarschen. Dort entsteht die wahre Sympathie des Lesers für meine Figuren…
Ich schlüpfe in die Rollen der Figuren. Ich muss sie spüren, sie sein, damit ich für sie sprechen kann. Eigentlich sprechen sie dann für sich selbst, und ich schreibe nur emsig auf .
Das stimmt, man muss sich in die Figuren hineinspüren um mit ihren Stimmen zu sprechen… Unser Handicap liegt dabei wie immer - im eigenen Gedanken und Dunstkreis des Schreibens. Manche lesen den Dialog laut vor, was auch gut ist. Mir haben die Diktiergeräte besonders viel angetan. Besonders wenn ich sie erst nach ein paar Tagen des Dialogs anhöre. Da erscheint es mir manchmal, jemand anderer spricht dort…
Zum Thema „sagte xy…“ gibt es häufig in Ratgebern den Hinweis, tatsächlich ruhig „sagen“ zu schreiben. Das ist für den Leser normal und er nimmt es kaum war. Wogegen ein „antworten, einwerfen, zustimmen, entgegnen…“ etc. eher den Lesefluss stört, ohne eine echte Funktion zu haben. Aber es hängt vermutlich wie so oft vom Gesamtkontext ab.
Im (amerikanischen) Screenwriting-Bereich spricht man von „On-the-nose“-Dialog, der vermieden werden sollte - und das kann man auch ganz gut auf das Schreiben von Büchern oder Geschichten anwenden. „On the nose“-Dialog bezeichnet Unterhaltungen, die ohne Subtext sind. Bei denen jedes Wort einfach genauso gemeint ist, wie es gesagt ist und/oder keine Hintergrundinformationen o.ä. mitliefert - und damit in der Regel langweilig ist. Also banaler Smalltalk.
Außerdem sollte jede Dialogzeile idealerweise die Story voranbringen, ansonsten ist sie mit hoher Wahrscheinlichkeit überflüssig. Treffen sich sich beispielsweise zwei Freundinnen in einem Café:
„Hallo Caroline.“
„Hi, Betty, schön dich zu sehen.“
„Ja, freut mich dass es geklappt hat. Und das Wetter spielt ja zum Glück mit. Hast du schon bestellt?“
„Ja, einen Cappuccino. Was möchtest du?“
„Ich nehme einen Pumpkin Spice Latte.“
„Ahja, ich erinnere mich … das hast du damals schon immer gerne getrunken.“
gähn.
Dieses Vorgeplänkel kann man sich beispielsweise sparen und in 1-2 Sätzen narrativ zusammenfassen:
Betty nippte bereits an ihrem Cappuccino, als Caroline sich zu ihr an den Tisch setzte. „Mensch, Betty“, sagte sie und schirmte ihre Augen vor der warmen Frühlingssonne ab. „Wie lange ist das jetzt her? Zwei Jahre?“
Ahh, in der Tat erkenne ich mich da etwas drin wieder. Vielen Dank für den guten Tipp, darauf achte ich in Zukunft auf jeden Fall
Ulli, diese Funktion ist genial. Beim überprüfen der Dialoge ist es sehr hilfreich, wenn der restliche Text in den Hintergrund gerät. Zumal jemand auch nach mehreren Zeilen antworten kann und man verliert den Faden dazu nicht. Da habt Ihr euch echt etwas ganz tolles einfallen lassen…Danke!!
@Miki - Der Dank gebührt (wie bei nicht gerade wenigen Papyrus Autor Ideen) Andreas Eschbach, der kam mit der basalen Idee dazu, wir haben ihn dann gemeinsam mit ihm ausgearbeitet und umgesetzt.
Na dann - ein Hoch auf ihn und auf euch!
Persönlich finde ich gute Dialoge essenziell. Sie bringen eine Geschichte zum Leben, verraten viel über die Persönlichkeit der Charaktere und sie aktivieren das Kopfkino. Und: Wieviel Spaß macht es doch, im Zug den Dialogen der Mitreisenden zu lauschen. Aus der Erinnerung, ein Gespräch zweier älterer Damen in der S-Bahn:
„Mein Enkel, der Rico, der hat Schwierigkeiten in der Schule“
„Ach, woran liegt das denn?“
„Er hat ein Problem mit den Augen, sagt der Arzt“
„Du liebe Güte. Dann braucht er wohl eine Brille?“
„Nein, das hilft nichts. Der Sehnerv drückt auf den Intelligenznerv, sagt der Arzt“
(mich hat es zwei Plätze weiter fast zerrissen)
immerhin, diese Erklärung für Lernprobleme kannte ich noch nicht. Genial!
Ich denke der Dialog ist stets Abhängig von den Figuren. Der Bauer spricht anders als der Edelmann.
Im übrigen sind die Dialoge im richtigen Leben meist belanglos!