Ich weiß nicht, ob diese Frage schon einmal gestellt wurde (im Forum wurde ich nicht fündig), daher lege ich gleich mal los!
Zu Zeiten, als ich noch mit Open-/LibreOffice und Word gearbeitet habe, spielte ich mich gerne damit, dass ich besonderen Figuren in meinem Werk eine eigene Schriftart gab oder Zitate anders markierte. So gibt es im Werk beispielsweise eine Künstliche Intelligenz, deren Zitate ich nicht als »Ich bin eine Aussage«, sprach die KI. sondern als [Ich bin eine Aussage], sprach die KI. geschrieben habe. Zuzüglich habe ich für die KI nicht Arial/Times/etc verwendet, sondern Courier New, also eine Maschinenschrift in dem Sinne.
Des Weiteren habe ich in meinem Roman einige Zeitzeugen in Form von Briefen eingebaut, bei welchen ich eine spezielle Font verwendet habe, die das Feeling einer Schreibmaschine von damals vermittelt. Das Alles war jetzt nicht überladen und daher noch sehr augenfreundlich.
Da ich letzten Monat auf Papyrus Autor aufgestiegen bin und meine bisherigen eineinhalb Werke papyrusiert (Neologismus ftw! ) habe und auch vorhabe, alle von MS Word übernommenen Textvorlagen zu löschen und auf Standard „Text“ zu setzen, wird all dies verloren gehen. Ebenso werde ich noch sämtliche Zitate der KI mit Klammern in normale Zitate umwandeln, da diese von Papyrus Autor sonst nicht als solche erkannt werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Macht es Eurer Meinung nach Sinn, den Text an sich oder auch nur gewisse Bausteine davon zu formatieren, oder sollte man dies einzig und nur dem Textsetzer (oder wie der Beruf sich nennt) überlassen?
Aw: Sinnvoll oder nicht: Hervorhebung der Zitate spezieller Figuren?
Spontan fällt mir ein, dass DER TOD bei Terry Pratchett ausschließlich in Großbuchstaben spricht. Ich persönlich finde das großartig. Es hebt seine Einzigartigkeit und Besonderheit hervor. Vor allem spart es sehr oft das “sprach der Tod”, denn wenn nur einer so redet, dann ist dieser Hinweis total überflüssig.
Aw: Sinnvoll oder nicht: Hervorhebung der Zitate spezieller Figuren?
Ich schmeiß jetzt einfach mal »Die unendliche Geschichte« in die Runde.
Michael Ende hat da zum Beispiel mit zwei Schriftfarben gearbeitet.
Ich weiß nur nicht mehr, ob sie zwischen Fantasien und der Menschenwelt oder zwischen Bastian Baltasar Bux und Atréju (den beiden Protagonisten) wechselten.
Man kann sich vielerlei Hilfsmittel bedienen, um etwas für den Leser deutlicher zu machen.
Aw: Sinnvoll oder nicht: Hervorhebung der Zitate spezieller Figuren?
Iain Banks hat das auch ab und zu gemacht. Ganz zu schweigen von Arno Schmidt. Aber das sind heftige Stilmittel, deren Einsatz sorgsam erwogen sein will, weil man damit Leser auch abschrecken kann.
Aw: Sinnvoll oder nicht: Hervorhebung der Zitate spezieller Figuren?
Ich würde mal sagen: kommt drauf an…
Ich persönlich mag es, wenn es Sinn macht und nicht zu oft vorkommt. Ein gutes Beispiel ist der von Rabenvogel erwähnte Tod bei Pratchett. Wenn da eine Figur in einer Bar steht und plötzlich heisst es „HALLO!“, weiss man schon, wer da auftritt Auch bei der Unendlichen Geschichte mochte ich es, weil es halt speziell war.
Wenn nun aber in einem Roman plötzlich 4-5 solcher Stilmittel zum Einsatz kommt, fände ich es wohl etwas übertrieben. Ich würde mich deshalb fragen: was ist der Sinn davon? Was soll der Leser davon haben? Bei Pratchett ist es meiner Meinung nach vor allem der Inside-Joke, dass der Leser sofort weiss, dass der Tod in Aktion tritt. Bei Ende war es der Wechsel zwischen den Welten.
Soweit zum grundsätzliche Einsatz des Stilmittels. Zur Formatierung kann ich leider nicht viel sagen, da ich noch nie mit Verlagen/Setzern zu tun hatte. Ich meine aber gelesen zu haben, dass weniger oft mehr ist und die Setzer die Formatierung gerne selber übernehmen. Aber irgendwie muss der Setzer ja auch wissen, welche Teile er wie formatieren muss. Problematisch könnte es nur werden, wenn die Sonderzeichen gleichzeitig für andere Dinge wie Formatierungen oder Links verwendet werden. Da kann eine Setz-Software schon mal darüber stolpern.
Ich würde die Formatierung vielleicht so wählen, dass sie schnell ersetzt/geändert werden kann und dann im Bedarf mit dem Verleger/Setzer klären, wie das gehandhabt wird.
Aw: Sinnvoll oder nicht: Hervorhebung der Zitate spezieller Figuren?
Vielen Dank für die Antworten!
Wie ich sehe, ist es schon gut abzuwägen, wie stark und ob überhaupt man den Text farblich und schriftartentechnisch hervorhebt.
Bei einer künstlichen Intelligenz sieht es dann zwar gut aus, wenn es wie eine richtige Befehlsabfolge auf einem Computer aussieht, für’s Schreiben selbst ist es aber eher umständlich (da Text in eckiger Klammer nicht als Zitat erkannt wird) und vor allem ist es eines: zeitintensiv! Ein Schnellleser wird es ohnehin übergehen, teils als störend empfinden und eine farbliche Untermalung oder Verschönerung mithilfe von Schatten und Fettdruck geht bei einem Hörbuch so wie so verloren.
Soll einem ja keiner vorwerfen können man hätte die Fassade extra so rauspoliert, um das unschöne Grundgerüst zu überdecken
Ich nehme mich daher dankbar Euren Tipps an, das Stilmittel mit Vorsicht zu genießen, da weniger wirklich mehr ist. Ohnehin wird ein Buch beim Layouten / Setzen noch einmal komplett durchgelesen, da wäre jede übereifrige Vorarbeit wohl zu viel des Guten oder gar kontraproduktiv.
Mittlerweile habe ich mich auch nach einer Eingewöhnungsphase an das einheitliche Schriftbild von Papyrus gewählt. Die Standardeinstellung mit Arial und Verzicht auf Blocksatz und anderem Schnickschnack “zwingt” einen direkt dazu, keine Zeit mit Verschönerung, sondern dem Schreiben zu verbringen