Kennt ihr das?
Gestern hatte ich in meinem Buch plötzlich ein neues Kapitel.
Mein Prota hatte ihn erstellt, er sagte allen Ernstes: „Schöpfer, wir müssen reden!”
Mehr stand da nicht. Erst dachte ich, das ist ein Scherz meiner Lieben. Ich antwortete: „Okay, lass uns quatschen.”
Erstmal passierte nichts. Also schrieb ich weiter im aktuellen Kapitel. Als ich aus Neugier beim Prota vorbei schaute, stand da: „Ich weiß, du bist allmächtig und hast einen Plan. Aber ich fühle mich irgendwie von dir verlassen. Deine Sprache ist sonderbar, ich verstehe nur wenige deiner Worte. Ich hoffe, wir reden nicht aneinander vorbei.”
Staunen überkam mich. Ich hatte ihn in eine Zeit gesteckt, die viele Wörter aus der Jetztzeit nicht kannte. Ich musste mich anpassen. „So sprich, was liegt dir so schwer auf der Seele, dass du meinen Rat suchst?”,frug ich ihn. Keine Antwort, war ja klar. Enttäuscht holte ich mir einen Kaffee. Ich kam zurück und da war sie.
„Ich will nicht undankbar klingen, aber zur Zeit ist es eher, naja langweilig hier. Früher gab’s Abenteuer, jetzt muss ich Holzköpfe schnitzen. Ich weiß, du denkst dir sicher was dabei, nur verstehe ich nicht, was das mit einem Abenteuerroman zu tun hat. Wäre es nicht besser, wenn ich in eine Schlacht ziehen würde?”
Konnte das sein? Denkt mein Prota selbstständig, oder stecke ich zu tief in meiner eigenen Welt? Hmm…, ich denke ich werde das mal erörtern.
„Du glaubst also, das du als Bildhauer Lehrling nicht üben musst, und ich schenke dir unendliches Talent. Dann kannst du auf Abenteuerreisen gehen. Gegen Drachen oder Räuber kämpfen und stets gewinnen?”
Ich klappte den Laptop zu, nur um ihn gleich wieder aufzuklappen. Und ja, immer wenn ich nicht zugegen war, antwortete er.
„Hallo? Ich bin deine Schöpfung, der Held. Du musst mich beschützen. Ich wünsche mir von dir mehr Vertrauen in mich. Ich kann kämpfen!”
Nun war guter Rat teuer! Was um alles in der Welt sollte das?
Wird mein Buch tatsächlich langweilig? Ich muss handeln! Aber Moment mal, ich bin der Allmächtige. Wenn ich Daniel jetzt erlaube, das Heft selbst in die Hand zu nehmen, was dann?
Kommt dann ein Schurke davon, nur weil es in seinen Kram passt? Ich entschloss mich meinem Prota eine Lektion zu erteilen. Ich ging zurück zum aktuellen Kapitel und schrieb:
In Gedanken um Gott und die Welt vertieft schnitzte Daniel lustlos an seinen Kopfstudien rum. Er war unaufmerksam und erwischte mit der Messerspitze seinen Daumen. Es blutete fürchterlich, der Schnitt war tief….
Voller Erwartungen ging ich zurück zum »Gebets Kapitel«
Und ja, ich sah wieder in seine Gedanken, Gebete, was auch immer.
„Siehste, jetzt hab ich mir in den Finger geschnitten! Ich verblutet hier in der Werkstatt. Ich sollte draußen sein, Gutes tun, als Held durch die Welt ziehen und du lässt zu, dass ich mich selbst verstümmele. Toller Plan!”
Meine Antwort war einfach: „Ich habe dir in den Daumen geschnitten, damit du Demut lernst!”
Wieder verließ ich den Raum aber nur kurz. Voller Spannung schaute ich nach.
„Autsch, was bist du denn für ein Arschloch? Kein bisschen kritikfähig! Ich Frage höflich nach und kannst nichts besseres als mir Weh zutun. Ganz schwache Nummer. Ich versteh schon, du machst den zornigen Gott und so.”
Was zum Teufel? Aber Daniel hatte Recht! Ich schrieb: „Entschuldige, du liegst gar nicht so weit daneben. Ich bin allmächtig und ich kann mich auch korregieren. Das mit deinem Daumen war falsch, ich werde später die Stelle im Buch entfernen. Aber du musst Geduld haben. Es ist für mich nicht einfach ein Buch zu schreiben, dir leben einzuhauchen, deinen Weg vorzuzeichnen. Ich gebe mir Mühe und du wirst noch vor Aufgaben stehen, die dir die Haare zu Berge stehen lassen.”
Eigentlich war für mich hier erstmal Schluss, dachte ich und schrieb weiter an meinem Roman. Nur, es ließ mir keine Ruhe. Zurück und siehe da, Daniel war nicht zufrieden.
„Das ist ja alles Herz allerliebst. Ich dachte, du bist Allmächtig. Es kann doch nicht so schwer sein, eine Heldenreise zu schreiben, wo ich von einem Abenteuer ins nächste reite. Ist doch nicht zu viel verlangt und macht auch dir sicher mehr Spaß, als das hier!”
Rumms, das hat gesessen. Am liebsten würde ich den Quälgeist jetzt stolpern lassen, dabei bricht er sich gepflegt das Genick und ich hab meine Ruhe. Aber halt, er ist die Hauptrolle, Kacke.
Ihn um Geduld zu bitten hilft nicht. Die Lernphase ist aber wichtig für die Glaubhaftigkeit der Story. Mir kommt eine Idee. Ich schicke ihn einfach zwischendurch auf ein kleines Abenteuer,einen Site-Kick sozusagen. Erzähl ich ihm davon? Nein das würde die Überraschung verderben.
Kritik, wie immer erlaubt
Euer ho.ro.