Else
Else Klinghuber wirft Sachen in den Müll, schaut wie immer erst nach links, dann nach rechts. Wie ein Kind beim Versuch, die Strasse zu überqueren. Die alte Lehnerin lehnete wie immer am Fenster zuerst ihre Brüste dann das Doppelkinn und ein bisschen Fenster aber auch noch zu sehen. Elsa weg, so nach dem Motto ich sehe sie nicht, da gibt’s auch kein Gespräch. Elsa hatte es eilig denn der Plan für dieses Wochenende standfest; und der wurde sogar in schönste Schrift von ihr festgehalten Gustelitz minus Gott hat ihn selig minus Kleidung komplett in den Müll werfen. Eigener, ausgediente und ungeliebte Kleidung wegwerfen. Keller komplett säubern. Dachboden komplett misten und lehren.
Else bereitet sich einen Kaffee, gefiltert selbstverständlich, entdeckt im Schrank zwei Kaffeetassen von Gust´l, du und knallt sie sofort in den Müllsack, der mit breit geöffnetem Maul bereitstand. Zur Höhle auch mit den Bierkrügen, Biergläsern, zur Hölle mit der Sauferei.
Sie sehnt sich nach dem Geschirr was wir zur Hochzeit bekommen. So fein, so hübsch verziert. Wird das Porzellan. Gust´l sagte immer, dieses Haus wäre keine Puppenstube… Und bei der Queen sind wir auch nicht. Das Geschirr und ein schönes Silberbesteck warten schon im Dachboden. Also fliegt jetzt alles Grobschlächtige raus, auch das Besteck. Sieht sowieso nur in einer Männer Faust etwas etwas aus, wenn die Haxen den Teller überrragen.
Mit jedem Stück, dass in den Müllsack wanderte wuchs Zufriedenheit in Else.
Im oberen Stockwerk warten bereits die Kleidungsstücke von Gust´l und drei leere Müllsäcke.
In einem Kleiderschrank, der Gust´ls Geruch angenommen hat sind sie, alles bayrisch, zünftig bis auf einen Anzug und einen Jagdmantel und einen Jagd Rucksack. Jetzt dürfte Else, alias Elisabeth alles bis auf Anzugjacke Mantel und Rucksack mit samt Kleider bügeln in den Müllsack und die Schuhe gleich mit. Else ruft Schorsch an. Georges du kannst den schönen Bauernschrank vom Gustl haben, aber abholen müsstest du ihn schon jetzt.
Schorsch setzt sich erfreut in sein Auto. Er ist Schreiner und besonders aus München kommen die Leute um ihm seine Antiquitäten aus der Hand zu reissen.
Else geht nun an ihren Kleiderschrank und betracht Den Inhalt leicht zögerlich.
Sie entfernt alle altbackenen Kleider, lässt nur die schönsten und teuersten Dirndl da. (Das wäre eine Katastrophe kein Dirndl zu tragen). Kittelschürzen ade.
Bettzeug ade. im Dachboden wartet viel Feineres. Nebenbei zieht sich noch das Bett komplett ab.
Neue Matratzen sollten heute eintreffen.
Schorsch wird schon schwer zu schleppen haben. Und noch etwas hängt in ihrem Kleiderschrank. Das Brautkleid. Sowas schmeisst man doch nicht weg. Es ist auf eine bescheidene Art. Wunderschön.
Sortieren bringt auch Erinnerungen hervor.
Else wollte oft nur flüchten, nur mal kurz durchschnaufen und nicht der Alkoholwolke und dem Gemecker ausgesetzt sein.
Sie kaufte einen Dackel, denn der muss ja oft raus.
7 Wochen kleine Glückseligkeit und nette Begegnungen. Das kurze Aufatmen der Seele.
Eines morgens ging Gustl mit Jagdrucksack und dem Dackel. Else folgte ihnen eilig und fragte, was der Dackel bei ihm soll.> Das ist ein Jagdhund, jetzt ist er mein Jagdhund.<
Gab es denn kein Entrinnen?
Else kaufte einen Mops. Garantiert kein Jagdhund.
Mops schnarchte und Dackel haßte ihn. Das alles sollte aufhören mit dem Ableben von Gustl. Doch bis dahin liegt noch ein klein wenig Zeit.
Eines Tages klopfte Heidi an der Tür. Heidi, die stille Nachbarin, die ihren Garten pflegte und ein geheimes Pflanzenbeet, gut sichtgeschützt am Rande des Gartens hatte.
Heidi hatte eine Kanne bei sich und diese Kanne war sehr schön, scheinbar alt und ehrwürdig.
Else servierte Heidi und sich Selbstgebrannten. Ach war sie froh über die angenehme Gesellschaft.
Heidi erwähnte, dass der Tee oder der Sud für Gustl sei wegen seinem Saufen. Und täglich nur einen Teelöffel.
Der Abend war munter, es wurde sehr spät. Ja und der Selbstgebrannte war auch leer.
Das war vor einem Monat, Else erinnerte sich immer wieder daran.
Jetzt war Gustl ja tot und Else begann ein neues Leben zu planen.
Morgens klopft Schorsch, der die Bretter vom zerlegten Schrank abholen wollte, und er gestand Else, dass er gerne die Lederhosen und den Jagdrucksack mitnehmen wollte.
Else stimmt zu. So nehmen sich beide die Sachen vor, um den Inhalt zu überprüfen.
In den Taschen der Lederhosen ist nur eine Taxiquittung und eine Visitenkarte vom Puff.
Der Jagdrucksack verbarg noch mehr Papier, das sorgfältig verpackt und gut versteckt war. Sein letztes Testament. Else ließ es sofort verschwinden und versteckte es unter den Klopapierrollen.
Schorsch verschwand mit allen Sachen.
So ganz wohl ist Else schon, aber nicht wenn sie daran denkt wie Gustl gestorben war. Heidi hatte ihr doch aufgetragen ,ihm drei mal am Tag eine Tasse Tee zu geben. Scheinbar starb er an seiner tyrannischen Widerwärtigkeit.
Else liest das Testament, nimmt es und das Brautkleid und macht ein Feuer im Garten.