Seitenwind Woche 9: Konflikte

Narzissus muss sterben

Dir Ben,

nach einem weiteren nächtlichen Höllenritt bin ich abermals schweißgebadet aufgewacht. Ohne jegliche Erinnerung an das, was mich derart aufschrecken ließ. Wie schon so viele Nächte zuvor. Doch ein Teil von mir weiß, dass es mit dir zu tun hat.

Es ist deine überwältigende Präsenz, derer ich mich nicht entziehen kann oder sich dieser Teil von mir nicht entziehen will. Entsetzlich. Fakt ist, dass du dich nach Monaten immer noch wie eine hinterlistige Schlange in mein Bewusstsein schleichst, dein Gift in meine Gedanken speiest und ein einziges Chaos in meinem Kopf hinterlässt.

Von Null auf Hundert fahren meine Gefühle Achterbahn und es kostet mich so unendlich viel Kraft sie neu zu ordnen. Mein Denken ist wutverzerrt und die Worte für dich in meinem Kopf sind so hassgefärbt, dass ich mich vor meinem eigenen Spiegelbild schäme.

Denn Zorn und Hass haben Spuren in meiner Mimik hinterlassen und zuweilen habe ich Angst, dass mir die Menschen in meinem Umfeld diesen Zorn ansehen. Zorn, der mich in einer Weise altern und mich selbst vergessen lässt, so dass ich es kaum greifen kann. Zorn, der sich nicht einfach auflöst, weil ich ihn überschminke.

Denn dieser Zorn braucht etwas viel Größeres um heilen zu können, denn er lässt sich nicht mit Vergebungsritualen oder allumfassender Liebe verbannen. Nein. Diese Art Zorn benötigt etwas Übersinnliches, etwas Hyperreales, sich der Realität entziehendes. Etwas, was sich ein durchschnittliches Gehirn nicht zu denken traut und daher unsichtbar für die meisten Menschen bleibt. Und ich habe erkannt: Solange ich dich nicht los werde, so lang wird auch der Zorn der ungebetene Gast in meinem Herzen und meinem Denken bleiben.

Du klebst an mir wie frisches Baumharz und es kommt mir vor, als wären wir aneinander gefesselt. Eine immerwährende Strafe für eine Tat, die ich nie begangen habe. Und es erschließt sich mir nicht, warum ich die Fessel, die Geißel Ben nicht von mir lösen kann.

Alles, was mich an dich erinnert habe ich vernichtet. Weggeschmissen und verbrannt, um dich aus meinem Denken und Fühlen zu exilieren. Zumindest dachte ich das und doch stoße ich im Alltag auch nach Monaten immer noch auf handschriftliche Liebesschwüre von dir. Versteckt zwischen den Seiten meiner Lieblingsbücher oder auf gelöscht geglaubten Bilder im Speicher meiner Digicam.

Du bist mein ungebetener Gast, ein allgegenwärtiger materialisierter Fluch, der dieselbe Luft einatmet wie ich. Als wärest du physisch in meiner Nähe und alles wäre erst gestern geschehen. Und wider jeglichen Verstandes erinnert sich mein Körper schmerzhaft an deine zärtlichen Händen. Meine Haut brennt wie Feuer und lechzt nach deiner Berührung. Ich spüre wie mein Unterleib zu pulsieren beginnt und in diesen kurzen aufflackernden Sequenzen alles in mir nach dir verlangt.

Meine Erinnerungen und meine Realität vermischen sich und gleichzeitig erlebe ich die gemeinsamen Momente unserer Lust, wie auch deine schmerzhafte, blaueingefärbte Wut auf meinem Körper. Dann höre ich wieder deine ruhige, tiefe hypnotische Stimme und wie sie sich über meinen Gehörgang einen Weg in mein Gehirn bahnt. Ein sprechender Tinnitus, den ich weder abschalten oder wenigstens übertönen kann und der mich in den stillem Momenten des Tages, leichtfüßig in den Wahnsinn treibt.

Ich erleide Höllenqualen und die Konzentration auf die täglichen Dinge des Lebens fallen mir unsagbar schwer. Es ist, als ob mein Körper um Erlösung bettelt. Nur, Erlösung von was? Von dem Schmerz, den du mir zugefügt hast? Bildet sich mein Körper tatsächlich ein, dass er von dir einen Ausgleich für die angerichteten Qualen benötigt, um wieder in Balance zu kommen?

Was ist, wenn mein Verstand, getrübt von den Erlebnissen der vergangenen Monate einen Teil meiner Persönlichkeit abgespalten hat?

Was ist, wenn er meinem Verstand paranoide Erklärungen einflüstert und diesen ermutigt die Flucht zu ergreifen?

Was ist, wenn dieser Teil sich nicht in die hintere Ecke des Vergessens geschlichen, sondern die Oberhand in meinem Leben übernommen hat?

Verdammte Scheiße. Was ist, wenn ich auf dem besten Wege bin meinen Verstand zu verlieren, ohne es wirklich zu bemerken?

Und schon wieder nimmt mein Gedankenkarussell zusehends an Fahrt auf und ich finde einfach nicht den passenden Moment abzuspringen. Ich kann es weder anhalten noch abschalten, denn der fabelhafte Konstrukteur hat mir leider nicht mitgeteilt, wo er den Schalter hingesetzt hat. Wirklich dumm daran ist nur, dass der Arsch von Konstrukteur - mein Gehirn, an einer Art Amnesie zu leiden scheint.

Könnte das ein Zeichen von beginnendem Schwachsinn sein?

Zweifel kriechen mir die Wirbelsäule hoch und kaltschweißige Hände legen sich um meinen Hals und drücken mir langsam den Kehlkopf ein. Scheiße, ich habe mich erneut im Irrgarten meines Denkens verlaufen und entferne mich immer weiter vom Mittelpunkt meiner eigenen Koordinaten, um meinem Verstand hinterher zu laufen und ihn zum Bleiben zu animieren.

Und weil ich ihn nicht einhole, höre ich aus dem Nichts deine Schritte. Dein Geruch streift meine Nasenflügel und ich zucke zusammen, weil ich glaube dein Seufzen neben mir wahrzunehmen und deine Hände auf meinen Körper zu spüren. Doch ich sitze allein auf dem Sofa.

Das macht mir Angst. Angst, dass mein Zorn und mein Schmerz mein Hirn auf unbestimmte Zeit in den Urlaub geschickt haben. Angst, weil ich etwas wahrnehme, was definitiv nicht sein kann. Das Schlimmste ist, das mein Verstand - mein Retter der Vergangenheit, mich dieses Mal schmählich im Stich lässt.

Mein Puls nimmt an Geschwindigkeit auf und ich spüre wie Adrenalin meinen Körper flutet und mich in eine Art Rausch versetzt, in dem ich nur noch vernichten will. Dich vernichten will. Jeder Schlag meines Herzens gegen die Innenseite meines Brustbeins raubt mir die Luft zum Atmen.

Ich will, dass du für das, was du mir angetan hast bestraft wirst. Doch keine Sorge, ich will dir nicht bloß dein physisches Leben nehmen. Das wäre viel zu einfach. Das wäre viele zu schnell. Du sollst auf allen Vieren in das dreckige Loch zurück kriechen, aus dem ich dich herausgeholt habe. Du sollst dreifach, jeden beschissenen Moment zurückerhalten, den du mir zugemutet hast.

Ich will es genießen, wenn du am eigenen Leibe spürst, wie dich dein Schmerz zerreißt. Dir dabei lächelnd in die Augen sehen, wie sich dein Leiden millimeterweise auf grausame und langsame Art durch jede Faser deines Körpers frisst.

Kraftlos soll jeder deiner Tage sein und doch sollst du im Panzer deiner eigenen Gefühlskälte so sehr bibbern, dass du dir sehnlichst herbeiwünschst, endlich erfrieren zu dürfen. Aber nur, um danach in der Mitte deines eigenen Höllenfeuers zu schmoren, durch das du mich ungebeten und ohne Rücksicht auf Verluste selbst hindurchgejagt hast. Ich will, dass du erfährst, wie es sich anfühlt, wenn einem bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen wird. Ich will, dass du für jede Träne die ich vergossen habe, Herzblut als Opfergeld an mich zurückzahlst.

Aber es soll noch nicht jetzt geschehen. Du sollst auf der Leiter deines neuen Lebens, deren ersten Sprossen ich dir gebaut habe, noch ein bisschen höher steigen. Und kurz vor deinem Ziel will ich, dass du fällst. Abgrundtief. Ich will, dass du genauso wie ich es fühlen musste, spürst wie dir der Boden unter deinen Füßen weggerissen wird. Ich will, dass du in ein ebenso tiefes, schwarzes Loch katapultiert wirst, wie das, in das du mich mit einem verachtenden Lachen hineingeworfen hast.

Ich will, dass du von einem schwindelerregenden Strudel in die Tiefe hinabgezogen wirst und um dich herum nur schleimige Wände ohne jeglichen Halt. Tiefer und tiefer sollst du Fallen und ohne jede Aussicht auf ein baldiges Ende in die eisige Dunkelheit abrutschen.

Ich will, dass du weißt wie schwer es sich mit einem Granitblock am Hals, einem Dolch in der Brust und einem blutendem Herzen atmet. Starr und regungslos sollst du das tägliche Allerlei ertragen und dich durch jeden deiner Tage kämpfen müssen. Ohne jegliche Hoffnung auf Besserung.

Du sollst wissen wie es ist, wenn der Tag mit einem Mal achtundvierzig Stunden und die Nacht nur fünfundsechzig Minuten lang sind. Zitternd in deinem eigenen Schweißsee sollst du aufwachen und an deinen nicht geweinten Tränen zu ersticken drohen. Raue, kalte Nacht atmen und mit deinem Mund tonlose Worte formen, für die es weder Vokale noch Konsonanten gibt.

Ich will aber auch, dass du die kurzen Momente der Leichtigkeit des Seins erfährst. Die beglückenden Augenblicke, an denen die Hoffnung aufflackert, es jetzt endlich überstanden zu haben. Hoffnungsfroh sollst du dankend den Blick nach oben richten, dich darüber von Herzen freuen, dass die guten alten Freunde Friede, Glück und Hoffnung dich wiedergefunden haben, um sie gleich im nächsten Augenblick wieder zu verlieren. Damit du deinen Weg im schmierigen Tunnel deines eigenen Abgrunds fortsetzen kannst.

Und genau zu diesem Zeitpunkt, werde ich in dein Bewusstsein zurückkehren. Dann will ich, dass mein Geruch und mein Lieblingsparfüm, welche du so gern an mir gerochen hast, deinen ganzen Kopf ausfüllen. Ich will, dass du in diesem Moment meine Hände auf deinem Körper spürst. All‘ die zärtlichen Worte, die ich dir in unseren Nächten ins Ohr geflüstert habe, sollen dich auf deinen Weg nach Unten begleiten. Ich will, dass du mein Lachen, welches dich aus deinem persönlichen Tief herausgeholt hat, dich dieses Mal auf der Abfahrt deines Lebens begleitet. Und ich will dass diese Abfahrt kein Ende nimmt. Ganz im Gegenteil, die Bilder deines Lebens und deiner Erinnerungen sollen in so aberwitziger Geschwindigkeit an dir vorbeirauschen und verschwimmen, bis dein Verstand sich auflöst.

Meine Worte und meine Wut sind hässlich, vernichtend und unbarmherzig. Sie sind mein Geschenk an dich. Der Geschmack von bittersüßer Rache liegt auf meiner Zunge und sein Aroma entfacht einen olfaktorischen Orgasmus in meinem Kopf und die bunten Lichter meines Gedankenkarussells flackern funkelnd im dunklen Teil meiner Seele.

Beleuchten den tiefen Schmerz und die Sätze, die sich wie glühende Eisen in mein Herz und meine Seele gebrannt haben. Die Wunden, die du mir geschlagen hast, wollen einfach nicht heilen. Lange Zeit habe ich die Eigendynamik meiner Gedanken nicht verstanden. Im letzten Winkel meines Denkens gehofft, dass du eines Tage zu mir kommst und mich um Verzeihung bittest. Doch diese Worte wirst du nie finden, weil sich dein Denken nur auf dich fokussiert.

Ich verstehe mich selbst nicht mehr, verstehe die Eigendynamik meiner Gedanken und Emotionen nicht mehr. Kann nicht begreifen, wie sie sich so verselbständigen können. Ich will, dass es aufhört und ich weiß, dass es nur aufhört, wenn du aufhörst. Denn ich kann den verkackten Knopf zum Ausschalten undenkbarer Gedanken nirgends entdecken.

Meine Augen brennen und ich kann nicht sagen, ob es der Rauch meiner Zigarette ist oder ob es die hässlichen zornbeschmutzten Worte sind, die sie quälen, weil ich wieder einmal in einer langen schlaflosen Nacht meine ohnmächtige Wut und Trauer ins Notebook hämmere.

Der Teer meiner Zigarette lähmt meinen Gedankenfluss. Er stagniert und ich spüre wie meine dazugehörigen Emotionen im Nikotinsumpf absaufen. Meine Kehle fühlt sich rau an und meine Zunge klebt an meinem Gaumen. Nichts schmeckt schrecklicher als ungelöste Wut, nichts lässt sich schwieriger schlucken und ist salziger als Tränen schmerzerfüllten Zorns.

Ekelerregend zieht der kalte Rauch aus dem Aschenbecher neben mir auf und kriecht in meine Nasenhöhlen, um meine Geruchsnerven zu beleidigen. Und doch ist das immer noch angenehmer auszuhalten, als dich zu spüren und zu riechen, dich meinen schönen Prinz, der sich in von heute auf morgen in eine modrige fette Kröte verwandelt hat.

Und endlich, endlich nehme ich das Gewicht meiner Augenlider wahr - genau der richtige Moment, um in die Federn zu fallen. „Vielleicht sogar traumlos? Denn ich kenne einige inakzeptable Mittel um Kröten zu vernichten, die nicht unter den Artenschutz fallen.“, denkt es in mir. Moment mal. Was ist das für eine Stimme? Die kenne ich ja noch gar nicht? Egal. Darum kümmere ich mich später. Ben geht vor.

Jolly Jane

Der Bruch

[Auszug aus einem Buchprojekt]

Lux Hand umfasste fester den Stoff seines Ärmels. Er war wütend. So sehr, dass er am liebsten seine Wut lautschreiend rauslassen wollte. Aber er wusste, wenn er schreien würde, dann gäbe es nur erneut Schläge von ihrem Vater. Seine laute Wut musste er also begraben lassen. Das änderte aber nichts daran, dass er seine Wut leise und boshaft entfliehen lassen konnte, während er Ravn ansah.

Sein Zwillingsbruder hob den Kopf an, als er den stechenden Blick anscheinend bemerkte. Wie immer wirkte Ravn, als würde er etwas sagen wollen, als hätte er eine Entschuldigung auf der Zunge liegen, die er einfach nicht in Worte fassen konnte. Doch, wie schon tausende Streitereien davor, brachte sein Bruder kein Wort heraus. Etwas zynisch musste Lux daran denken, dass das wohl sein ‚so viel stärkerer‘ Bruder war, zumindest in den Augen seines Vaters. Ein Kerl, der es nicht mal schaffte, sich bei seinem Zwilling zu entschuldigen. Irgendwie passend. Der Apfel fiel wohl wirklich nicht weit vom Stamm.

„Du hast mich verraten. Ich habe dich angefleht, es nicht zu tun, Ravn. Wie kannst du es wagen? Schon wieder? Hasst du mich so sehr?“, entfloh es ihm leise, aber nicht weniger angriffslustig.

Lux musste diese Frage eigentlich nicht stellen. Ravns Verhalten machte langsam immer deutlicher, dass dieser nichts auf ihre Verwandtschaft gab, nichts auf das Band, welches sie maßgeblich verband. Ravn interessierte sich nur dafür, vor ihrem Vater gut dazustehen. Wie ein dummer Feigling.

„Feigling“, rutschte es Lux noch heraus, wodurch sein Zwilling langsam einen Schritt zurückmachte. Es wirkte beinahe so, als hätte er Ravn geschlagen, aber vermutlich ging dieser Schlag nicht in das Gesicht, welches seinem so glich, sondern viel mehr in das schwarze Herz seines Vorzeige-Bruders.

„Es ist gefährlich, wenn du dich wegschleichst. Du weißt unser Vater ist in Geschäfte verwickelt, die dich nichts angehen, aber sie sind gefährlich! Gerade zu dieser Zeit ist es gefährlich, wenn du in der Nacht abhaust, Lux! Selbst wenn es nur ist um die dämlichen Katzen in der Nachbarschaft zu füttern, weil du so ein ätzender Gutmensch bist!“

Lux stierte einen Augenblick die Wand an, bevor er wieder in die braunen Augen seines Bruders sah. Ravns vorher noch nahezu sanfter Blick war einer deutlichen Widerspiegelung von Wut gewichen. Lux hatte ihn bisher nur selten so gesehen, aber es machte ihn in diesem Augenblick nur noch wütender. Bevor er jedoch einen Ton von sich geben konnte, öffnete Ravn wieder den Mund und irgendwo wünschte sich Lux nichts sehnlicher als irgendwelche fiesen Worte, die für noch mehr Chaos sorgten.

„Vater hat absolut recht! Du wirst dich nie ändern! Es ist gut, dass ich die Geschäfte irgendwann übernehmen werde. Du hast in der Mafia genauso wenig verloren, wie unsere Mutter. Du wirst genauso wie sie durch irgendeine Dummheit sterben. Wahrscheinlich bevor du überhaupt volljährig bist!“

Die Worte rissen ihn beinahe entzwei. Egal wie viel Chaos er sich gewünscht hatte. Ravn hatte die einzige Grenze überschritten, auf die sie sich vor Jahren geeinigt hatten. Ihre Mutter war niemals Teil eines Streits und Lux konnte nicht fassen, dass sein Zwilling sie nun doch zu einem Teil davon machte. Ravn klang wie ihr Vater.

Seine Hände ballten sich fester zu Fäusten, während er das dumpfe Gefühl von absoluter Hilflosigkeit in sich spürte. Es schnürte ihm die Kehle zu und ließ seinen Kopf beinahe pulsieren, wie bei einem schlimmen Kopfschmerz. „Meinst du das ernst?“, fragte Lux nach einem Moment doch leise. Seine Stimme klang brüchig, während er schmerzlich das Gesicht verzog.

Ravn antwortete nicht, sondern drehte sich um und verließ den Saloon ihres viel zu großen Hauses. Draußen hörte er die Stimme ihres Vaters. Er schien Ravn irgendwas zu fragen, was sein Zwillingsbruder mit der gleichen Abgeklärtheit wie immer beantwortete. Sie verließen den Flur, entfernten sich nahezu immer weiter, bis Lux zurückblieb mit seinen eigenen Gedanken.

Ein Schluchzen entfloh seiner Kehle. Es raubte ihm beinahe den Atem, weil es ihn derart erschütterte. Wenn er ein Gebäude wäre, dann war er wohl soeben gesprengt worden. Was zurückblieb, war nur die Asche eines traurigen Teenagers, der wohl nie gut genug sein würde für seine Familie.

Ich bahne mir einen Weg an den schnatternden Schülern vorbei, in den Klassenraum, Richtung Lehrerpult. Dort lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen und verschränke die Arme vor der Brust. Tief durchatmen Mara. Abwartend sehe ich Herrn Knollenberg an. „Wie schön, dass Sie wieder zu uns gestoßen sind, Mara. Matt, wie schön, dass Sie hiergeblieben sind.“
„Sie haben mir nicht gerade eine Wahl gelassen“, antwortet Matt mürrisch. Das erhellt meine Laune ein wenig. Wenn Matt aufgrund dieser Aktion wütend ist, dann bringt sie mir wenigstens etwas.
„Also schön. Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Matt hat scheinbar etwas Wichtiges vor und wenig Interesse, hier zu sein. Mara macht nur mit, weil ich sie darum gebeten habe. Des Weiteren scheinen Sie beide ein Problem miteinander zu haben und sind nicht gewillt, das aus der Welt zu schaffen − was Schwierigkeiten mit sich bringt, denn ich wollte am Donnerstag die neuen Bücher verteilen. Wir sollten nach Möglichkeit versuchen, eine Lösung für das Dilemma zu finden. Deswegen schlage ich vor, wir finden zuerst einmal heraus, was für ein Problem wir haben. Also, wer will anfangen?“ Niemand sagt was und für einen Moment ist es still im Klassenzimmer.
„Mara?“ Ich antworte nicht. „Matt, vielleicht?“
„Ich kann dazu nichts sagen, ich habe kein Problem mit einer Zusammenarbeit“, antwortet er. Jetzt habe ich eine Chance. Jetzt kann ich meine ganze Wut rauslassen, wenn ich will.
„Nein, du hast kein Problem mit einer Zusammenarbeit, sie ist dir nur scheinbar nicht intensiv genug“, gebe ich ironisch zurück.
„Was denn? Immerhin bin ich nicht derjenige in unserer Beziehung, der prüde und langweilig ist.“
„Nur, weil ich nicht wie gewisse andere mit dem Erstbesten ins Bett springe, oder was? Wenigstens spiele ich den Leuten keine Gefühle vor, um sie rumzukriegen, nur wegen eines bescheuerten Aberglaubens. Außerdem haben wir keine Beziehung mehr.“ Ich muss aussehen wie eine Furie, während ich Matt anschreie, aber es ist mir egal. In dem Moment tut es einfach nur gut.
„Wenn du einfach mal ein bisschen lockerer wärst, dann hätte ich das auch gar nicht machen brauchen, denn dann wäre das schon längst erledigt gewesen. Außerdem willst du doch mit mir zusammen sein.“
„Ja sicher, nach der Aktion? Die Kopfverletzung da oben war ein eindeutiges Aus, oder brauchst du das schriftlich?“
„Nein danke, deine Ablehnung in gewissen Dingen war schon Antwort genug. Ich hätte einfach bei Julia bleiben sollen. Wie gut, dass ich sie vorher in den Plan eingeweiht habe.“
„Du bist und bleibst ein arrogantes Arschloch. Und ich hoffe, du steckst dich bei einer deiner nächsten Aktionen mit Syphilis oder sowas an.“ Bei meinem letzten Ausbruch bin ich aufgesprungen. Ich schaue nun zu Herrn Knollenberg herüber. „Kann ich jetzt gehen?“
„Nein. Nun da Sie über Ihre Probleme gesprochen haben, sollten wir vielleicht mal darüber reden, wie wir sie lösen können.“
„Sie meinen, wie man aus einem Arsch einen anständigen Menschen macht? Sorry, aber das scheint bei dem da angeboren zu sein.“
„Mara bitte. Wir wollen doch sachlich bleiben.“
„Das hätten Sie ruhig mal vor fünf Minuten sagen können, aber da haben Sie uns auch alles Mögliche sagen lassen, was sehr wohl persönlich und nicht mehr sachlich war.“
„Nun ja, manchmal kann es helfen, wenn man seinen Frust raus lässt.“
„In diesem Fall löst es aber nicht meine Probleme. Sehen Sie, ich kann mit ihm nicht mehr arbeiten. Ich kann ihn unmöglich in mein Haus lassen und werde auch seins nie wieder betreten. Und wie Sie gerade gemerkt haben, ist er definitiv zu zynisch und aggressiv, um konstruktiv mit ihm arbeiten zu können.“
„Und du bist besser, oder was? Das muss ich mir nicht antun. Herr Knollenberg, so kann ich nicht arbeiten.“
„Ach, auf einmal? Vor fünf Minuten hast du noch gesagt, du hättest kein Problem damit, wenn wir zusammenarbeiten“, sage ich zuckersüß.
„Merken Sie nicht, was sie hier tut? Sie will mich fertig machen, damit ich am Ende eine schlechte Note bekomme. Dafür würde sie sogar ihre eigene riskieren“, versucht Matt, die ganze Schuld auf mich zu schieben. Jetzt reichts aber.
„Jetzt tu du bloß nicht so, als seiest du hier das Opfer. Du hast mir eine Beziehung vorgespielt, während du mit deiner Freundin zusammen warst. Du wolltest mich rumkriegen, weil du geglaubt hast, eure Fußballmannschaft kann nur gewinnen, wenn wir in unserem Jahrgang keine Jungfrauen mehr haben. Du hast mich jedes Mal, wenn ich noch nicht so weit war, beleidigt. So lange, bis ich geglaubt habe, ich wäre schuld. Und am Ende hast du versucht, mich zu etwas zu drängen, wofür ich noch nicht bereit bin. Also tu jetzt bloß nicht so, als wärst du hier das Opfer!“, schreie ich ihn an. Matt schaut mich sprachlos an.
„Matt, ist das wahr?“, fragt Herr Knollenberg.
„Ja … also, nein, natürlich nicht …“
„Ach, was bist du denn auf einmal so sprachlos? Was ist denn passiert? Kannst wohl mit der Wahrheit nicht umgehen, was?“, kontere ich.
„Das ist nicht … na ja … also ich habe nicht … was soll das? Die da würde ich nicht mal mehr mit einer Kneifzange anfassen, da muss man ja Angst um sein Leben haben, nur weil man ein bisschen Spaß haben will.“
„Okay, das reicht. Sie gehen bitte direkt zu Direktor Jackson. Wir werden uns dort in einer Viertelstunde mit Ihrer Mutter treffen. Mara, wir sehen uns am Donnerstag zu Ihrer Nachschreibeklausur, und sollten alle Stricke reißen, dürfen Sie in meinem Kurs allein arbeiten. Sie können dann gehen. Würden Sie unterwegs bitte Coach Kent informieren? Matt erscheint heute nicht zum Training und er soll sich doch bitte mit mir und Direktor Jackson im Büro treffen. Danke.“ Damit verlässt er den Raum.
„Weißt du, was du da gemacht hast? Wenn meine Mutter das rauskriegt, bekomme ich ewig Hausarrest und wenn ich Pech habe, sperrt der Coach mich. Dann werden die das Spiel verlieren.“
„Und weißt du was? Das ist mir so was von egal. Du scheinst immer noch nicht begriffen zu haben, was du mir angetan hast, deswegen kann deine Strafe gar nicht hoch genug sein. Und es ist schon Ironie des Schicksals, wenn die Mannschaft genau das Spiel verlieren sollte, wegen dem du mich unbedingt verarschen musstest, oder?“ Vielleicht habe ich den Bogen etwas überspannt, aber es musste gesagt werden. Und dennoch sehe ich das Folgende nicht kommen. Noch bevor ich auch nur blinzeln kann, klebt Matts Hand schon in meinem Gesicht. Er hat mir eine geknallt.
„Wage es ja nicht noch einmal, mir so was anzutun, oder du lernst mich richtig kennen. Und eins solltest du noch wissen, Luka war daran genauso beteiligt wie ich.“
„Das weiß ich schon längst“, kontere ich.
„Ach ja, dann hat er dir sicher auch gesagt, es wäre seine Idee gewesen, dass ich das mit dir übernehme. Er hat uns nämlich verraten, dass die arme kleine Mara hoffnungslos in Matt verknallt ist. Er hat die Gelegenheit geschaffen, sonst hätte es jeder andere aus dem Team versuchen können.“ Matt dreht sich um. In dem Moment kommt Herr Knollenberg wieder herein.
„Ich habe ein paar Pap… Mara, was ist mit deinem Gesicht passiert?“ Er kommt auf mich zu.
„Das sollten Sie wohl besser Matt fragen. Und bitte tun Sie mir den Gefallen und sagen Sie aus, falls Sie darum gebeten werden. Denn ich werde dich anzeigen, Matt!“ Ich schnappe mir meine Tasche, renne aus dem Raum, die Treppen herunter und auf den Schulhof.

Toxolog – Fragment aus einem Audiomitschnitt unbekannter Herkunft

„Herzlich willkommen zu unserem Seminar für konfliktfreie Kommunikation. Ich freue mich über Ihr großes Interesse an unserer Veranstaltung, das man uns übrigens schon lange vor dem heutigen Starttermin entgegengebracht hat. Leider war das Interesse in der Anmelderunde sogar so groß, dass wir bei den Zusagen für die Teilnahme per Los entscheiden mussten. Und so sind Sie, liebe Teilnehmenden, gewissermaßen vom Schicksal begünstigt und haben die Chance, große Entwicklungsschritte zu machen in Richtung auf eine wachsende Fähigkeit konfliktfreier und damit letztlich auch herrschafts- ja sogar gewaltfreier Kommunikation. Ihr persönliches Umfeld, Ihre Familie und Ihre Freunde werden es Ihnen danken.
Erlauben Sie mir, Ihnen zuvor – also bevor wir gleich endlich beginnen – einiges über Sie selbst zu erzählen, dass Ihnen bestimmt unbekannt ist, wovon man aber immer eine Idee haben sollte, wenn man sich durch die Welt bewegt, die ja immer eine soziale Welt ist, also eine Welt der Beziehungen und damit von Situationen, die unsere Empathie und unser Feingefühl für die anderen Menschen fordern.
Wussten Sie zum Beispiel, dass nahezu 80% Ihrer gedanklichen Impulse aggressiver Natur sind und dass sie nicht weniger als 72% Ihrer geistigen Kräfte dafür nutzen, um Kränkungen und Konflikte zu verarbeiten? Und wussten Sie auch, dass diese Verarbeitung in 80% aller Fälle ohne fremde Hilfe misslingt?
Vor allem die männlichen Teilnehmenden unter uns haben besonders unter einem Überschuss gewalttätiger Impulse zu leiden. Ja, neuere Studien hierzu legen sogar nahe, dass es im männlichen Genom – also dem männlichen Erbgut – ein Gen gibt, dass Männer zu potenziellen Vergewaltigern macht? Und Sie werden sich nun natürlich fragen: Wenn das so ist, wie erfolgreich kann dann ein solches Seminar überhaupt sein?
Gestatten Sie mir, Ihre Blicke jetzt einfach mal als „überrascht“ zu interpretieren. Aber das ist noch nicht alles. Ein Bedürfnis, das in nahezu 100% aller Ihrer Konversationen eine tragende Rolle spielt, ist das Bedürfnis nach Dominanz. Das rührt daher, dass Ihr Denken nur scheinbar eine Angelegenheit des Großhirns ist. Viel interessanter ist der Teil, der noch direkt von unseren halbtierischen Vorfahren stammt: Stammhirn, mitunter sogar das Rückenmark.
In dessen Dienst stehen viele der Gedanken, die wir vielleicht sogar für besonders intellektuell halten. Aber wie sagte schon der Philosoph Friedrich Nietzsche sehr treffend: Unser Gehirn ist unser größtes Sexualorgan.
Sie sehen also: Es gibt eine Menge zu tun. Und wenn wir in diesem Seminar gemeinsam zu konfliktfreien Rednern werden wollen und damit zu vollwertigen Kommunikationspartner – ich bin versucht zu sagen: Menschen –, werden wir weit zurückgehen und uns dem Urmenschen in uns stellen müssen. ja, ich sehe Ihre Meldung, würde Nachfragen aber zunächst gerne zurückstellen.
Bevor wir aber beginnen, möchte ich Ihnen noch einige Regeln erläutern, die für alle Seminarteilnehmenden und für jede der kommenden Sitzungen absolut verbindlich sind.“

Hier endet die Aufzeichnung.

Zwischen Familie und Träume

„Emma, wir müssen mit dir reden“, sagt ihre Mutter.
„Was ist los?“, fragt Emma.
„Es geht um deine Zukunft“, sagt ihr Vater. „Deine Schulden sind zu hoch und wir können es uns nicht leisten, dich weiterhin durchzufüttern. Du wirst bei uns wohnen und bei der Familienfirma arbeiten, bis du deine Schulden abbezahlt hast.“

Emma ist schockiert und verärgert. „Aber ich habe meinen Abschluss gemacht und einen Job angeboten bekommen! Ich kann für mich selbst sorgen!“, protestiert sie.

„Tut mir leid, Emma, aber so läuft das hier nicht“, sagt ihre Mutter. „Du wirst bei uns wohnen und arbeiten, bis du deine Schulden abbezahlt hast und du kannst deinen Traumjob annehmen, wenn du das getan hast.“

Emma ist wütend und enttäuscht und fühlt sich in ihrem eigenen Zuhause wie ein Gefangener. Sie gerät in einen innerlichen Konflikt, während sie versucht, ihre Loyalität gegenüber ihrer Familie und ihren eigenen Wünschen und Träumen auszubalancieren. Sie fühlt sich unverstanden und alleine und fragt sich, ob sie jemals in der Lage sein wird, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Träume zu verwirklichen.

Küchenpunk

Als ich heute Nachmittag von der Arbeit komme, muss ich klingeln, weil ich meinen Schlüssel vergessen habe. Ich stehe erschöpft vor der Tür und drücke immer wieder auf den Klingelknopf. Ich höre schwere und langsame Schritte. „Da kommt ein alter Mann“, denke ich, aber es ist mein Mann mit einem Gipsbein und einem Gipsarm, weil ihn ein Narzisst auf dem Zebrastreifen angefahren hat.

Mein Mann sieht aus wie ein einarmiger Pirat mit einem Holzbein. „Hungrig?“, frage ich und er nickt. „Überhaupt nichts gegessen“, sagt er. Ich sage, da sei ja kein Wunder bei dem Bein und gehe in die Küche.

Das dreckige Geschirr starrt mich an und ich sehe alle Phasen der Wut auf mich zukommen. Die Tränen der Erschöpfung schlucke ich hinunter und schmeiße die Küchentür krachend ins Schloss. Dann malträtiere ich die Spülmaschine. Alle Dinge finden lautstark ihren Platz in den alten Küchenschränken. Das schmutzige Geschirr fliegt in die Spülmaschine bis sie so geladen ist, wie ich es bin. Spültapp und die Chose läuft.

Mr Holzbein verlangt ein Glas Wasser und verzieht sich schnell wieder, als er meine grünen Augen sieht. Ruhe jetzt, ich muss kochen. Niemand antwortet, als ich den Kühlschrank aufreiße. Es gibt Gemüse. „Totes Tier ertrage ich nun wirklich nicht“, murmel ich vor mich hin.

Die nächste Phase ist die, in der ich beginne, das Messer zu schwingen. Das Gemüse muss dran glauben, meine Finger möglichst nicht. Das Öl in der Pfanne schreit auf, das Grünzeug ergibt sich klaglos. Salz und Pfeffer verselbständigen sich und ich muss mit viel Sahne und Creme Fraiche retten, was noch zu retten ist.

Ich knalle die Teller auf den Tisch und rufe meinen Piraten.

Er bedankt sich brav für die schnelle Mahlzeit und isst wortlos, kein Grinsen, keine Klagen. Ich sage auch nichts, sondern spieße das würzige Essen zügig mit meiner Gabel auf.

Wir sitzen da wie zwei dumme Schafe.

Der Folterknecht

Kurz getaktete Schritte eilen den Flur entlang, stoppen vor einer rustikalen Eichentür. Schnelle Atemzüge durchstoßen hektisch die Stille. Das pulsierende Hauchen verlangsamt. Der Bursche stößt die Türe auf. Es offenbart sich ein altersgeprägter, übergewichtiger Kerl, der seinen Speck wulstig auf einen massiven Stuhl gebettet hat.

Zwei Pupillen heben sich aus einem fallengelassenen Haupt und fokussieren den keuchenden Knaben: „Herr…, er ist tot.“ Der Dicke fällt gähnend zurück in seine Lehne. „Dann bringt mir einen Anderen. In mir Staut es sich. Mir ist nach Kunst.“ „Welchen Andere…?“, stammeln gehauchte Worte durch den kalten Saal. „Die Kerker sind leer. Andere Gefangene gibt es nicht. Und Künstler hatten wir in unseren Gemäuern noch nie.“ Träge richtet sich die schwere Masse auf. „Es scheint mir, du willst an die Stelle des Verreckten treten. Kannst dich gleich selbst in Ketten legen.“ „Nein, keineswegs Herr.“, wimmert es dem Alten entgegen. Feuergetränkte Blicke schlagen in das Antlitz des armselig zitternden Jünglings. „Nur versteh‘ ich euch nicht. Ihr verlangtet nach Kunst, doch wo liegt der Zusammenhang.“ Schnaufend hebt sich der Koloss aus seinem Stuhl. Mühsam stampft der Folterknecht dem stetig blasser werdenden Bursche entgegen. Eine wurstige Hand krallt sich um den jungen Hals. Die Worte des Peinigers erschüttern den Saal: „Schau mich an!“ Der Gewürgte wird gegen eine kühle Steinmauer gepresst. „Was? Sag mir, was siehst du in mir.“ „Chrrr. Orrghh.“ Die Stimme des Befragten versagt. „Was ist es, das mir Respekt verschafft? Was macht mich zu dem, der ich bin?“ Der klammernde Griff löst sich von der zerquetschten Kehle. Kläglich sinkt die Kreatur zu Boden. „Nun antworte schon!“ Ein Röcheln drängt vom Fußboden durch die Luft: „Eure… eure Erbarmungslosigkeit?“ Tiefes brüllen durchflutet das Kellergewölbe. Dunkle Stiefel treten auf den am Boden Liegenden. Wieder. Und wieder. Und wieder. Es folgt Stille, die einem rasselnden Schnaufen den Teppich legt. Der Fleischberg wankt, fällt kraftlos in sich zusammen. Knackend schlagen die morschen Knie des Folterknechts auf den steinernen Boden. Flehend öffnen sich wulstige Hände. Die eben noch donnernde Stimme erklingt nun als wimmerndes Krächzen: „Verstehst du es denn nicht? Der Künstler, das bin ich. Der unversehrte Rücken meine weiße Leinwand, das glühende Eisen mein Pinsel. Ist Kunst denn nicht mehr und nicht weniger, als die Sprache der Seele. Ist nicht jedes Kunstwerk eine gesprochene Emotion. Sie wandeln umher. Dort draußen. Die Körper, die ich verstümmelte. Und jeder Betrachter erkennt sofort die Finsternis meiner Seele; den bedingungslosen Hass, der in mir weilt. Die Menschen erschaudern beim Anblick meiner Meisterwerke, fühlen meinen Zorn bis in die letzte Faser. So sag mir, Knabe, bin ich nicht ein wahrhaft großer Künstler? Dennoch scheint mein Schaffen nichts wert zu sein, weil die Botschaft den Menschen nicht behagt.“

Auf dem Boden scharren Beine, die den geschundenen Körper des Burschen hastig zum Ausgang schieben. Ungelenk kämpft sich der Jüngling auf die Füße. Er keucht, bevor er flieht: „Ich hasse Euch!“

Else

Else Klinghuber wirft Sachen in den Müll, schaut wie immer erst nach links, dann nach rechts. Wie ein Kind beim Versuch, die Strasse zu überqueren. Die alte Lehnerin lehnete wie immer am Fenster zuerst ihre Brüste dann das Doppelkinn und ein bisschen Fenster aber auch noch zu sehen. Elsa weg, so nach dem Motto ich sehe sie nicht, da gibt’s auch kein Gespräch. Elsa hatte es eilig denn der Plan für dieses Wochenende standfest; und der wurde sogar in schönste Schrift von ihr festgehalten Gustelitz minus Gott hat ihn selig minus Kleidung komplett in den Müll werfen. Eigener, ausgediente und ungeliebte Kleidung wegwerfen. Keller komplett säubern. Dachboden komplett misten und lehren.

Else bereitet sich einen Kaffee, gefiltert selbstverständlich, entdeckt im Schrank zwei Kaffeetassen von Gust´l, du und knallt sie sofort in den Müllsack, der mit breit geöffnetem Maul bereitstand. Zur Höhle auch mit den Bierkrügen, Biergläsern, zur Hölle mit der Sauferei.

Sie sehnt sich nach dem Geschirr was wir zur Hochzeit bekommen. So fein, so hübsch verziert. Wird das Porzellan. Gust´l sagte immer, dieses Haus wäre keine Puppenstube… Und bei der Queen sind wir auch nicht. Das Geschirr und ein schönes Silberbesteck warten schon im Dachboden. Also fliegt jetzt alles Grobschlächtige raus, auch das Besteck. Sieht sowieso nur in einer Männer Faust etwas etwas aus, wenn die Haxen den Teller überrragen.

Mit jedem Stück, dass in den Müllsack wanderte wuchs Zufriedenheit in Else.
Im oberen Stockwerk warten bereits die Kleidungsstücke von Gust´l und drei leere Müllsäcke.

In einem Kleiderschrank, der Gust´ls Geruch angenommen hat sind sie, alles bayrisch, zünftig bis auf einen Anzug und einen Jagdmantel und einen Jagd Rucksack. Jetzt dürfte Else, alias Elisabeth alles bis auf Anzugjacke Mantel und Rucksack mit samt Kleider bügeln in den Müllsack und die Schuhe gleich mit. Else ruft Schorsch an. Georges du kannst den schönen Bauernschrank vom Gustl haben, aber abholen müsstest du ihn schon jetzt.

Schorsch setzt sich erfreut in sein Auto. Er ist Schreiner und besonders aus München kommen die Leute um ihm seine Antiquitäten aus der Hand zu reissen.

Else geht nun an ihren Kleiderschrank und betracht Den Inhalt leicht zögerlich.

Sie entfernt alle altbackenen Kleider, lässt nur die schönsten und teuersten Dirndl da. (Das wäre eine Katastrophe kein Dirndl zu tragen). Kittelschürzen ade.
Bettzeug ade. im Dachboden wartet viel Feineres. Nebenbei zieht sich noch das Bett komplett ab.

Neue Matratzen sollten heute eintreffen.

Schorsch wird schon schwer zu schleppen haben. Und noch etwas hängt in ihrem Kleiderschrank. Das Brautkleid. Sowas schmeisst man doch nicht weg. Es ist auf eine bescheidene Art. Wunderschön.

Sortieren bringt auch Erinnerungen hervor.

Else wollte oft nur flüchten, nur mal kurz durchschnaufen und nicht der Alkoholwolke und dem Gemecker ausgesetzt sein.

Sie kaufte einen Dackel, denn der muss ja oft raus.
7 Wochen kleine Glückseligkeit und nette Begegnungen. Das kurze Aufatmen der Seele.
Eines morgens ging Gustl mit Jagdrucksack und dem Dackel. Else folgte ihnen eilig und fragte, was der Dackel bei ihm soll.> Das ist ein Jagdhund, jetzt ist er mein Jagdhund.<

Gab es denn kein Entrinnen?
Else kaufte einen Mops. Garantiert kein Jagdhund.

Mops schnarchte und Dackel haßte ihn. Das alles sollte aufhören mit dem Ableben von Gustl. Doch bis dahin liegt noch ein klein wenig Zeit.

Eines Tages klopfte Heidi an der Tür. Heidi, die stille Nachbarin, die ihren Garten pflegte und ein geheimes Pflanzenbeet, gut sichtgeschützt am Rande des Gartens hatte.

Heidi hatte eine Kanne bei sich und diese Kanne war sehr schön, scheinbar alt und ehrwürdig.

Else servierte Heidi und sich Selbstgebrannten. Ach war sie froh über die angenehme Gesellschaft.

Heidi erwähnte, dass der Tee oder der Sud für Gustl sei wegen seinem Saufen. Und täglich nur einen Teelöffel.

Der Abend war munter, es wurde sehr spät. Ja und der Selbstgebrannte war auch leer.

Das war vor einem Monat, Else erinnerte sich immer wieder daran.
Jetzt war Gustl ja tot und Else begann ein neues Leben zu planen.

Morgens klopft Schorsch, der die Bretter vom zerlegten Schrank abholen wollte, und er gestand Else, dass er gerne die Lederhosen und den Jagdrucksack mitnehmen wollte.

Else stimmt zu. So nehmen sich beide die Sachen vor, um den Inhalt zu überprüfen.

In den Taschen der Lederhosen ist nur eine Taxiquittung und eine Visitenkarte vom Puff.

Der Jagdrucksack verbarg noch mehr Papier, das sorgfältig verpackt und gut versteckt war. Sein letztes Testament. Else ließ es sofort verschwinden und versteckte es unter den Klopapierrollen.

Schorsch verschwand mit allen Sachen.

So ganz wohl ist Else schon, aber nicht wenn sie daran denkt wie Gustl gestorben war. Heidi hatte ihr doch aufgetragen ,ihm drei mal am Tag eine Tasse Tee zu geben. Scheinbar starb er an seiner tyrannischen Widerwärtigkeit.

Else liest das Testament, nimmt es und das Brautkleid und macht ein Feuer im Garten.

Der erste Kuss

„Unten in der alten Kirche ist heute Faschingstanz“, rief Mama in mein Zimmer.

„Keine Lust!“, schmollte ich und verkroch mich in meinem Pubertätstief.

Hinter meinem Rücken organisierte sie einen Mini-Kimono in glänzendem Stoff und einen spitz zulaufenden Chinesenhut. Dazu passte meine schwarze blickdichte Strumpfhose. Ich ließ mich überreden, schminkte lustlos meine Augen mit einem dicken Lidstrich ein wenig schlitzäugig und malte meine Lippen knallrot.

An einer langen Tischreihe saß unsere Clique in bunten Faschingskostümen, ich an der Wand mit Blick zur Tür. Alle waren in ausgelassener Stimmung. Ich fand das ganze Spektakel einfach nur blöd. Ein paarmal wurde ich zum Tanzen geholt und dazwischen sah ich mich gelangweilt im Saal um. Nicht ein einziger interessanter Typ ist hier, ich werde mich bald verdrücken.

Immer noch beobachtete die Eingangstür, als hoffte ich, es käme doch noch einer, der mir gefallen könnte. Ich hatte sie fest im Blick, als sie aufging und ein bekanntes Gesicht auftauchte. Ich erkannte ihn sofort! Mein Schwarm trug einen lustigen, schräg in die Stirn gezogenen bayerischen Strohhut, hatte um den Hals lässig ein großes knallrotes Taschentuch geknotet und über der Oberlippe glänzte ein aufgemalter schwarzer Bart. Gebannt fixierte ich ihn, baute mich auf, hoffte inständig, er möge mich nicht übersehen und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen: „Komm, setz dich zu uns“, funkelte mein Blick ihm zu. Und tatsächlich, er kam und begrüßte zuerst einen Freund, der in der Bank aufrückte und ihm Platz machte. Jetzt saß ER mir gegenüber. Umwerfend sieht er aus, wie kein anderer in diesem Saal! Mein Herz klopfte bis zum Hals, meine öde Stimmung war augenblicklich verschwunden, als ob irgendetwas in mir einen Schalter umgelegt hätte.

Ich wollte nur noch mit ihm tanzen und wir ließen keinen Tanz aus. In der Pause drängelten sich viele auf der alten Empore in der Bar. Dicht gedrängt saßen wir am Tresen. Ich knabberte genüsslich am Waffelbecher, in dem noch ein Rest des Eierlikörs klebte und schwebte.

Um Mitternacht musste ich zu Hause sein. Er begleitete mich bis zur Haustür. Höflich reichte ich ihm die Hand. Da zog er mich unerwartet an sich und drückte mir einen leidenschaftlichen Kuss auf meinen Mund, dass ich plötzlich das Gefühl hatte, überfallen zu werden. Ich war so überrumpelt, dass mir keine Zeit blieb für meine bewährte Taktik, wenn mir mal einer zu nah kam: „Lass mich, ich bin ja so kitzelig!“ Das wirkte immer!

In mir tobte ein Orkan! In ohnmächtiger Wut holte ich aus und meine Hand landete zielsicher mit einem geräuschvollen Klatscher auf seiner Wange. Wie kann er es wagen, mich zu küssen, ohne mich vorher zu fragen, einfach so? Unverschämt, dieser Kerl!! Das hat noch keiner gewagt! Seinen erschrockenen Gesichtsausdruck registrierte ich nur einen Wimpernschlag lang, machte auf dem Absatz kehrt, stürmte schweigend ins Haus und stolperte die Treppe hoch in mein Zimmer.

Im Spiegel sah ich mein hochrotes Gesicht mit der schwarzen Farbe über meinem Mund. Das hat mir gerade noch gefehlt! Sein aufgemalter Bart hatte einen unübersehbaren Abdruck über meiner Oberlippe hinterlassen. Ich stampfte wütend mit meinen Pfennigabsätzen in den Parkettboden, die bleibenden Abdrücke waren mir egal. Nahm hastig das nächste Taschentuch, spuckte kräftig hinein und rieb mir die schwarzen Ränder aus dem Gesicht. Wutschnaubend zerfetzte ich das große Stofftaschentuch mit beiden Händen, um die schwarzen Spuren für immer zu vernichten. Mit jedem lauten Ratsch fauchte ich IHM hinterher, zerriss das Taschentuch immer weiter bis in kleinste Fetzen und beförderte den Stoffberg mit einem Schwung in den Papierkorb.

Mein Herz wollte sich allerdings lange nicht beruhigen, es schlug so heftig, dass ich wie ein Tiger im Käfig vor meinem Bett hin und her lief, bis es in mir erst ganz allmählich ruhiger wurde.

Als ich mich endlich mit einem Seufzer auf mein Bett fallen ließ, hatte ich den Schlager im Ohr, den die Band spielte, während er mich beim Tanzen in seinen Armen hielt: „Rote Lippen soll man küssen …“ Aber schön war es doch!, sang es mich in den Schlaf.

Und schon am anderen Morgen sah meine Welt wieder anders aus: Es war mein erster Kuss und ich war in einem absoluten Pupertätshoch.

Reise am 15.Mai 022

Normal stehe ich nicht sehr früh auf morgens um fünf Uhr, Aber heute war ein besonderer Tag.; Mein Sohn und ich fliegen heute nach Pakistan: Ich flog nach 17 Jahren, um endliche meinen Neffen und Nichten wiederzusehen. Als ich das letztemal dort war, waren sie Kinder und Teenager. Jetzt sind en sie junge Männer und Mädchen Meine Mann und mein behinderter Sohn waren schon einen Monat vorausgeflogen: Meine Neffen und Nichten sind für mich wie Söhne und Töchter,. Wir telefonieren auch immer über WhatsApp , zuvor über Facebook… Mein jüngster Sohn fuhr uns zum Flughafen nach Frankfurt mit dem Auto. Mein Lieblingneffesohn hat vor einem Monat geheiratet, er hatte nach seiner Verlobung, vier Jahre gewartet., Das die Mamatante aus Deutschland, zu seiner Hochzeit kommt,. Aber es kam immer wieder etwas dazwischen, als wir dann vor zwei Jahren endlich fliegen wollten. Kam weltweit Corona dazwischen und auch die Coronaregeln,. besonders die m.it dem Impfen… Ich war zwar kein Impfgegner, aber ich hatte unheimliche Angst vor der Impfung… Ich hatte viel darüber in Facebook gelesen;, obwohl meine Enkeln sagten, Oma es ist nicht alles wahr, was in Facebook steht., ich war auch nicht bereit , dazu meinen behinderten Sohn, gegen Corona impfen zu lassen Weil ch Angst hatte, das er es nicht überleben würde, mein Mann lies dann meinen Sohn impfen ohne es mir vorher zusagen…ich war stinksauer, zum Glück vertrug mein behinderter Sohn die Impfung gut .Es war schon lange sein Traum einmal wieder in das Land zu gehen in dem er aufgewachsen ist Und zu der Familie, die n noch kannten, als er noch gesund war,. Well ich ein Impfmuffel war, habe ich es nicht rechtzeitig, zu der Hochzeit meines Lieblingneffesohn geschafft. Und man konnte nur in das Land mit zweifacher Corona Impfung einreisen .Dann habe ich mich Dach noch überwunden, mich impfen zu lassen beim Hausarzt natürlich .
Unsere Reise zumindest meine wäre schon fast am Flughafen in Frankfurt zu Ende gewesen… Ich legte das Papier von der Corona Impfung vor: die Bestätigung von dem Hausarzt . Die Dame am Schalter, die das kontrollierte fragte,. Habe sie keinen Corona Ausweis machen lassen und wo ist die Bestätigung der zweiten Impfung. Ich hatte das zweite Blatt zu Hause vergessen, weil ich nicht wusste, Das es so wichtig war, ich hatte meinen gelben Corona Impfpass dabei . Den zeigte ich dann vor. die Dame am Schalter war ein wenig unschlüssig was sie tun sollte. Sie rief ihre Chefin ,die schaute sich das an und gab ihre Zustimmung, Meine beiden Söhne waren ein wenig, verarget, ich hätte das ihnen sagen sollen. Die Chefin gab noch meinen Söhnen den Tipp.,. sie mir zu Apotheke am Flughafen laufen Meinen gelben Impfpass zeigen und die könnten dann mir das zweite Blatt ausdrucken., Es könnte ohne das zweite Impfblatt in den anderen Landern Probleme Mein jüngster Sohn lief mit mir schnell zu der Apotheke , mein anderer blieb b bei dem Handgepäck.es war noch zeit für das Boarding … Obwohl ich mich sehr freute fiel mir der Abschied besonders von meinen Enkeln sehr schwer,. Auch von meinen jüngsten Sohn, der nicht mitflog aber in 10 Tagen nachkommen wollte .Zu der Hochzweit seines Bruders. Innerlich machte ich mir Gedanken. hoffentlich verstehe ich mich mit meiner zukünftigen Schwiegertochter, ich kannte sie schon seit ihrer Kindheit und wir telefonierten auch oft miteinander, und wie ist die Frau meines Lieblingneffesohn und würde sie mich auch als Mamatante akzeptieren… Im Flugzeug ärgerte mich ein wenig über meinen Sohn, denn jede zweite Stunden sagt, ,Er möchte nachsehen ob alle Papieren in Ordnung sind, Die Bordingkarte zu Weiterflug, uns auch die Reisepässe… Er hatte Angst, das die Reisepässe gestohlen werden können, wenn wir schliefen und ich war sehr müde . Weiter befürchtete ich, das mein behinderter Sohn streiten würde, das er die Mama und seinen Bruder abholen möchte , Mein Sohn konnte wegen seiner Epilepsie nicht nachts wach bleiben. So verzichtete er darauf, ,was wir nicht ahnten, das es im dem Haue einen großen Streit gab, wer uns abholte, Ich wollte, das mein Lieblingneffesohn Abu Baker , meine Nichtetochter ,Hajria, und Sufian an uns abholen. Sufian hatte sich schon angezogen ud uns abzuholen,. Mein Mann hatte entschieden , Muhammad Ali der Sohn von meinem anderen Schwager auch mitgeht uns abzuholen, Das Problem war, ,das dann für so viele Leute keinen Platz war im Auto,. Doch die Streiterei wer uns abholte fuhren mein großer Lieblingneffesohn Usman, der auch das Auto fuhr sehr spät los, und es war ein Wunder, das sie rechtzeitig am Flughafen in Lahore.Von L waren, als wir landeten. Obwohl schon befürchtete, das niemand rechtzeitig da war. Es wäre nicht das erstenmal gewesen jemand abzuholen am Flughafen zu spät zukommen. Als wir durch die Kontrollen gegangen waren und unser Gepäck entgegen genommen haben. Und ich gleichzeitig Ausschau hielt, ob draußen schon jemand von unserer Familie da war. und auf uns wartetet, ich sah meinen Lieblingneffesohn Usman nicht gleich. Ich sagte zu meinem Sohn, ich Glaube, die sind nicht nicht da, Die haben ich wieder verspätetet ,Mama wir sind da hörte ich meinen Lieblingneffesohn rufen, Mein Sohn und ich eilten hinaus aus der Sperre. Und vor Freude weinten. umarmten wir uns gegenseitig nach solange Jahren uns wieder gesehen zu haben. Die beiden Brüder sich umarmend, auch mein Sohn in das letztemal 2015 in Pakistan. Ich runzelte Stirn und fragte, ob er alleine gekommen wäre. Nein antwortete er Muhammad Ali ist dabei. Und das wäre Papas Entscheidung gewesen, Meinen Sohn und mich ärgerten en ,das en wenig. Das die wo uns abholen wollten nicht gekommen sind , aber mein Mann hatte entschieden, Er war der Älteste in der Familie und konnte es dann so entscheiden. Es wäre auch nicht so tragisch gewesen, fast alle, haben meinen Mann und meinen Sohn einen Monat zuvor ,mit einem Großen Bus abgeholt Mein Sohn und ich begrüßten dann auch Muhamad Ali, der ,am Auto stehen geblieben ist, das es nicht abgeschleppt wird, wegen falschen Parken . Ich merkte meinem Lieblingneffesohn Usman ,das er verärgert war, und Muhamed Ali nur ungerne mitgenommen hatte, Der Grund dafür war., das sein Bruder Sufian fast nirgendwo hin geht, Auch deswegen weil er alle Tiere auf der Farm hinter dem dem Haus versorge muss, er aber an diesem Morgen einen Ersatz gefunden hatte,. Der die Tiere versorgt, so da er die Mamatante und seinen Bruder abholen konnte, Als sich dann Sufian wieder umgezogen hat weil Muhammed Ali mitgehen würde:;Usman hatte die Tränen in den Augen seines Bruders gesehen und war ziemlich sauer auf Muhamad Ali.;der ja auch Papa und den anderen Bruder abgeholt

Lebenslüge

Es war abgemacht, schon vor langer Zeit war klar, dass wir nach meinem Studium ins Ausland gehen, in die Entwicklungshilfe. Vielleicht Afrika, vielleicht mittlerer Osten, je nach Sicherheitslage und je nachdem ob es Kindergarten und Schule für Friedi gibt und am besten noch Arbeit für Martina. Gestern Abend habe ich Martina mögliche Stellen präsentiert. „Ich habe mich bei allen nach der Sicherheitslage erkundigt. Es gibt keine Gefährdung, bei keiner dieser Stellen. Außerdem gibt es eine Probezeit von zwei Monaten. Wenn wir dort nicht zurechtkommen, dann könnten wir noch gehen.“ „Und haben hier alles aufgegeben?“ „Was aufgegeben, die Mietwohnung und den alten Polo?“ „Den Kindergartenplatz, den Schulplatz und ja auch die Wohnung. Weißt du wie schwer es ist eine entsprechende Wohnung zu finden.“ „Ok, dann behalten wir sie und vermieten sie unter.“ „Aber wenn das jemand rausbekommt, das ist doch nicht statthaft“ „Vieles ist nicht statthaft. Mir ist es gleich, wir können die Wohnung auflösen oder behalten, das überlasse ich dir. Fakt ist, das wir beschlossen hatten, dass wir direkt nach meinem Studium gehen.“ „Aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Es ist doch zwischen uns so viel unklar.“ „Es wird nicht unklarer wenn wir endlich das Leben anfangen auf das wir hin gearbeitet haben.“ „Auf das du hingearbeitet hast.“ Ich lege den Kopf schräg, meine Augen fühlen sich feucht an. Ich glaube nicht, was ich hier erlebe. Ich habe mich auf eine Hochzeit eingelassen, auf ein Kind und ein spießiges Familienleben, in einer spießigen Gegend. Es war für eine Zeit gedacht, bis das Leben wirklich anfängt und wir in die Welt ziehen, endlich anfangen zu leben. Nun, macht sie in allen Bereichen einen Rückzieher. Nichts sollte sich ändern, sie möchte im spießigen Niendorf bleiben, anstatt Menschen in einem Land zu helfen, die wirklich Hilfe brauchen. „Das war eine Bedingung für unsere Hochzeit“ „Ja, aber nun kann ich das eben nicht mehr. Denk mal an dein Kind, soll sie wirklich in irgendeinem Wüstencamp aufwachsen“ „Dort wird sie vielleicht glücklicher als hier zwischen verwöhnten Kindern, die nicht mal bei Regen das Haus verlassen dürfen, weil die Eltern Angst vor nassen Klamotten, Wasserflecken auf dem Parkett und einer kleinen Erkältung haben. Wir hier im Westen sind doch degeneriert. Da wo richtige Menschen, mit echten Problemen leben, wird sie sicher mehr Mensch werden als hier in diesem Spießerviertel.“ „Du bist ganz schön überheblich. Diese Spießer haben dir dein Studium finanziert.“ „In erster Linie habe ich mir das selber finanziert, darum habe ich neben dem Studium 20 Stunden gearbeitet. Du erinnerst dich?“
„Wir können das noch ewig weiter diskutieren. Fakt ist, Friedi und ich bleiben hier.“ Mein Arm zuckte und vor meinem inneren Auge traf ich ihre Wange mit meinem Handrücken. Sie fliegt quer durch die Küche und bleibt mit dem Kopf am Regal hängen. Die scharfe Kante des Brettes bohrt sich in ihren Hinterkopf. Im gleichen Moment werden ihre Augen glasig und die Arme schlaffe. Sie hängt dort wie eine Marionette. Blut läuft ihren Rücken entlang, tropft auf den Boden und bildet dort eine sich ausdehnende Pfütze.
Ich atme auf. Ein Haushaltsunfall, so was kann passieren. Natürlich haben die Nachbarn unseren Streit gehört, aber Martina schrie ja öfters, also war es nichts neues und meine Stimme hatte ich einigermaßen im Griff gehabt. Ich hole das Telefon aus der Tasche, wähle die Nummer der Rettungswache. Danach schreibe ich Tom von Ärzte ohne Grenzen, dass wir die Stelle im Sudan annehmen wollen. Ja, wir können in zwei Monaten da sein, allerdings nur zu zweit, meine Tochter und ich, sie bräuchte ggf. eine deutschsprachige Betreuung.
Bevor der Rettungswagen kam, hatte ich schon die Antwort von Tom. „Alles klar. In zwei Monaten geht es los.“ Ich schaute auf die immer noch wachsende Blutpfütze. Schön wenn sich Ärger von selbst erledigen. Dann sah ich auf meine Uhr. Friedi kommt erst in zwei Stunden aus dem Kindergarten, bis dahin ist aufgeräumt und sauber gemacht. Trotz des Anblickes, der immer noch schlaff dranhängenden Martina musste, ich lächeln. Sie hat sich an nichts gehalten und ich hätte mein Leben nach ihren Minimalvorstellung von Existenz leben sollen, eingehängt von ihren Ängsten. Nun ist das alles vorbei und wir sind frei. Vielleicht hätte ich schon früher einmal wütend werden sollen.

Weihnachten
Völlig genervt vom weihnachtsrummel am heiligen abend in der apotheke, dachte ich eine viertel stunde augeninnenpflege wäre genau das richtige. Noch nicht zu ende gedacht läutete es an der tür und meine bestens gelaunten schwiegereltern plus schwager standen vor der tür mit der Bemerkung wir sind etwas früher.
Es kostete mich sehr viel überwindung moderat freundlich zu bleiben. Dieses mangelnde verständnis für die situation anderer haben sie inzwischen zu ihrem Markenzeichen kultiviert.

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