Epiphanieemanation
Tolle Geschichte, könnte man sogar zu dem heute schlagen, denn heute wird nicht geheilt, sondern Symptome bekämpft! Damit der Dollar weiterrollt!
Das erste Mal
Die Tür war halb geöffnet und sprang wie von selbst auf als er näher war, mit einem Wisch, über die Wand von unten nach oben, machte er das Licht an. Er wollte die Tür hinter sich zuziehen, doch die Türklinke entkam seinem Griff, einmal nach unten, einmal nach oben, erst beim dritten Versuch bekam er sie zu fassen und schloss sich ein. Die Klomuschel kam schräg auf ihn zu und seine Übelkeit stieg ihm zu Kopf, sammelte sich in seinem Mund. Er erfasste das weiße Porzellan und kniete sich davor. Sie war glatt und sauber, die Übelkeit erreichte einen neuen Höhepunkt. Er öffnete die WC-Brille und blickte hinein. Fast unschuldig wartete darin eine kleine Pfütze Wasser darauf, was als Nächstes passieren würde. Dann sah er sein Spiegelbild darin und stellte fest, dass er noch nie so schlimm ausgesehen hatte, da geschah es auch schon. Mit einem heißen Schwall durchquerte sein Mageninhalt seinen Körper und schnellte, begleitet von einem verzweifelten Schrei, unkontrolliert und wild in die Muschel. In diesem Augenblick erkannte er, dass all der Spaß und die Freude die er mit seinen Freunden erlebt hatte, einen Preis hatte. Er spuckte, würgte, wagte nicht die Augen zu öffnen, da kam schon der nächste Schwall und fand platschend seinen neuen Zwischenstopp in Richtung Kläranlage. Tränen rannen ihm nun über sein Gesicht und seine Nase begann zu laufen. Die Zeit stand für ihn still und seine Gedanken kreisten darum ob und wann er wieder in Ordnung kommen würde. „Alkohol ist des Teufels!“ Sagte er laut und hörte seine Freunde vor der Tür lachen.
Ich bin bei Dir, PetraPan. Dass die Aufgabenstellung nicht erfüllt wird, kann passieren. Es wäre aber gut, einen „Codex“ einzuhalten, der sagt: „Nur frisch erstellte Texte.“ Bereits erstellte Texte können der Community ja an anderen Stellen präsentiert und dort kommentiert werden.
Anstatt Kindergarten – in den Fängen des Satans
Eigentlich sollte der Tränenvorrat aufgebraucht sein, doch immer wieder rollen dicke Tränen meine Wangen hinunter. Seit 38 Jahren laufen sie oft ungefragt diesen Highway über das Gesicht, um den wiederkehrenden Schmerzcocktail aus Angst, Wut sowie Hass zu lindern. Ich bleibe stehen, mir fehlt die Luft zum Atmen, das Herz pocht wild vom Joggen und der Wahrheit, die ich so lange im Kerker meiner Seele eingesperrt habe.
Zwei Zeilen eines Liedes rütteln derart an meiner Fassung? Lieben ohne Angst, wie lächerlich! Ich kenne Angst in jeder Schattierung. Ob ich mich überhaupt an einen Tag ohne in meinem Leben erinnere? Ein paar Stunden ja, aber einen ganzen Tag abzüglich dieses Gefühls ist schwer vorstellbar. Es hat mich früh erwischt.
Ich liege starr vor Angst und Einsamkeit in einem Doppelbett mit dem Teufel persönlich! Der mein Seelchen täglich quält, tagsüber versuche ich ihm, mit seinen Hasstiraden auf Mama bzw. die restliche Familie, zu entkommen. Jede Nacht liege ich starr vor Angst neben ihm im Bett. Umringt von Schnapsflaschen, Wahnvorstellungen und Beschimpfungen, mit dem Gefühl ich werde nicht viel älter als 5 Jahre. Jeder Versuch diesem Satan, oder wie andere Leute sagen, der Oma, zu entkommen, scheitern kläglich.
Ich liege hier im Gefängnis, das einzige, was mir Mut macht, sind die kleinen Marienkäfer meines Schlafanzuges. Ein Gedanke schleicht sich ein, wie wäre es mit einem Fluchtversuch, als Ausrede getarnt, der Versuch zählt!
Ich tapse die 5 Meter bis ins Wohnzimmer, der Puls rast, während ich die Türklinke nach unten drücke. Zwei Mienen treffen mich mit voller Wucht. Der erste Blick meines Vaters bohrt sich direkt ins Herz, es sind Pfeile gespickt mit Verachtung, gepaart mit der hassvollen Botschaft „Warum ein Mädchen bzw. dann noch dieses“ die mich kaum meine Worte formulieren lassen. Es ist nur ein Raunen…
Es ist ein durchwachsener Herbsttag mit vielen Wolken und wenig Sonne. Durch die Zeitumstellung wird es schon sehr früh dunkel. Was das Ganze nicht besser macht. Ich entscheide mich dennoch für einen Spaziergang, bevor die Sonne untergeht.
Ich gehe an einem wunderschönen großen Fluss entlang. Während ich nun so lang spaziere und meine Gedanken über unseren nächsten Podcast schweifen lasse, fällt mir ein majestätischer Schwan auf. Dieser fliegt gemächlich und ruhige einen Bogen über den Fluss und kommt schon ziemlich nah an mich heran. Ich bestaune den Schwan und höre das Geräusch seiner Flügelschläge. Wow, sehr beeindruckend. Dieser Schwan zieht dann den Bogen weiter und verlässt meine Aufmerksamkeit.
Denn was ich als Nächstes wahrnehme, ist mindestens genauso großartig wie das eben Gesehene. Eine nicht zu zählende Menge an Vögel ziehen entlang des Flussweges Richtung Süden. Und es kommen immer mehr und mehr. Der ganze Himmel über den Fluss voller Vögel, von einem Horizont zum nächsten.
Ich stehe da, beobachte das Treiben, welches sich vor dem Sonnenuntergang und den Weinbergen abspielt. Dies gibt dem Augenblick ein würdiges Panorama.
Dann schaltet sich der Verstand ein. Warum ziehen die Vögel so geordnet Richtung Süden? Ist es wegen ihres Instinktes, ist es eine Energiespur der sie folgen oder ihr einprogrammiertes Muster im Massenbewusstsein?
Aus meinem Inneren kommt nur folgende Info: Ein Moment für mich einfach so geschaffen, weil es schön ist! Genieße ihn einfach.
Ich freue mich über meine Schöpfung, dass ich genau hier stehe und dieses Schauspiel miterleben kann, wunderbar!
Was lehrt mich dieses kurzes Erlebnis?
Ich darf meine geschöpften Augenblicke annehmen, als meine eigene Schöpfung anerkennen und einfach genießen. Mein Verstand muss nicht alles verstehen, alles wissen oder alles hinterfragen. Er darf gerne beiseitetreten, sodass meine Wahrnehmung auf meinem Augenblick ungetrübt ist.
Oktober 1846
Je länger sie den steilen Geröllhang hinauf stieg, umso weniger war in ihrem Kopf Raum für Gedanken. Starr sah sie auf den felsigen Untergrund vor sich, den sie Schritt für Schritt eroberte. Nur bisweilen hob sie die Augen, um zu sehen, ob sie die Route in Richtung des Passes beibehielt. Dann senkte sie den Blick wieder. Es schien, als würden alle ihre Kräfte in die Beine fließen. Das hatte sie unterwegs bereits häufiger festgestellt. Ebenso hatte sie das Gefühl, sie würde hier oben schneller atmen als gewöhnlich. Auch ihr Herz schlug rascher, je höher sie zwischen Fels und Eis hinaufstieg. Vielleicht war es wegen der Kälte, dachte sie, die aus einem wolkenlosen Himmel von den eisigen Gipfeln auf sie herunterfiel und an ihren Kräften zehrte, an ihrer Haut zog und die Lippen austrocknete.
Gehorsam trottete der Rappe am Zügel hinter ihr her, während sein Kopf in demselben gleichmäßigen Rhythmus auf und ab nickte, wie er die Hufe setzte. Manchmal vernahm sie sein leises Schnauben, was beruhigend wirkte, weil es sie daran erinnerte, dass sie nicht alleine war. Vor der Felswand über ihr kreiste laut quorrend ein Schwarm Rabenkrähen. Ansonsten herrschte ringsum Stille, eingefangen von einem gewaltigen Felsmassiv, das im morgendlichen Dämmergrau wirkte wie ein Dämon. Bäume und Zwergsträucher, die sie in den vergangenen Tagen unterwegs noch gesehenen hatte, wuchsen in dieser Höhe nicht mehr.
Seitdem die Indianer sich verabschiedet hatten und sie alleine weitergezogen war, kam es Victoria vor, als wäre eine Tür hinter ihr zugefallen und sie stände in einer anderen Welt, wo es nur sie gab, und sonst niemand. Tatsächlich war sie die einzige Menschenseele inmitten dieses gewaltigen Steinmassivs. Umgeben von nackten Felswänden und vereisten Gipfeln verstand sie jetzt, warum die spanischen Eroberer das Gebirge Sierra Nevada genannt hatten, dessen steile Gipfel selbst im Sommer schneebedeckt waren.
Wer sollte ein Interesse haben, sich hier oben zwischen diesen toten Steinen aufhalten. Mit Schaudern erinnerte sie dieser Gedanke an die Augenblicke in der Wüste, wo sie halbverdurstet auf Broker gewartet hatte. Auch damals hatte sie Angst, so wie jetzt. Aber sie hatte sich weder alleine noch einsam gefühlt. Die Kinder und die Bediensteten waren bei ihr gewesen. Nun war das anders. Und eine Rettung durch Broker, auf die sie damals in der Wüste hoffen konnte, würde es hier ebenfalls nicht geben. Er würde nicht kommen. Er war tot. Zwar wussten die Indianer, dass sie hier oben war. Aber die würden ihr nicht folgen. Wozu? Man hatte sich verabschiedet und war fortan auf getrennten Wegen unterwegs. Ihr Leben hing jetzt nur noch von ihr selbst ab.
Victoria blieb stehen. „Hier ist keine Menschenseele, die mir zur Hilfe kommen könnte“, murmelte sie schnaufend, während sie den wärmenden Überwurf aus Tierhäuten fester zog, den ihr die Gosiute zum Abschied geschenkt hatten. Er war ein aus vielen Ratten-, Eidechsen- und Kaninchenhäuten mühsam zusammengeknüpfter Fetzen, der nicht besonders ansehnlich war. Außerdem stank er, erfüllte aber seinen Zweck. Dann hob sie den Blick, sah umher und nickte, so, als habe sie die Umstände angenommen, die sie begleiteten und nicht zu ändern waren. Menschen werden alleine geboren, und sie sterben alleine, dachte sie. In der Zeit dazwischen sind sie damit beschäftigt, Träume zu erschaffen, Utopien und Täuschungen darüber zu ersinnen, dass sie mit Freunden in Liebe und mit Feinden in Hass verbunden wären. Aber diese Vorstellungen änderten nichts an der Wahrheit des Alleinseins, viel weniger noch an der von Einsamkeit.
Früher hatte sie wohlbehütet gelebt, mit Familie und Bediensteten in einem großen Haus. Wenn sie besondere Nähe suchte oder Schutz brauchte, war Broker zur Stelle gewesen. Auch in der Wüste war dieses Gefühl nicht verlorengegangen. Da gab es die Familie noch. Die Kinder, Broker und auch die Bediensteten waren da. Das Gefühl der Einsamkeit hatte sie erst erreicht, nachdem Loser ihren Mann ermordet und die Kinder geraubt hatte. Denn damit war ihr entrissen worden, wofür sie gelebt hatte. Es war die wirkliche Liebe, die, von der alle schwärmten, Frauen ebenso wie Männer, und der man vielleicht nur einmal im Leben begegnete, viele wahrscheinlich sogar nie. Hingabe bis zur Selbstaufgabe war das nicht gewesen. Andere Dinge waren wichtiger. Entscheidend waren Vertrauen, gegenseitige Wertschätzung, Kameradschaft, Stärke und Verlässlichkeit. Eines bedingte das andere und wirkte zusammen. Victoria sah das nüchtern. Sie wusste, dass man von der Liebe vieles erwarten durfte. Ein besseres Leben allerdings konnte man von ihr nicht erpressen. Aber Liebe bot Nähe und Schutz, und das war es, was nützte, auch den Kindern. Wo Liebe war, gab es keine Einsamkeit.
Zwar hatte Victoria in ihrer Hilflosigkeit damals bei den Indianern Zuflucht gefunden, aber die Geborgenheit, nach der sie sich sehnte, hatte sie dort nicht erfahren. Sie hatte begriffen, dass dieser Wunsch vorläufig unerfüllt bleiben würde, vielleicht sogar für immer vergeblich war. Sie war alleine, und sie war einsam, wobei sie wusste, dass das eine mit dem anderen nicht gleichbedeutend war. Die Fähigkeit allerdings, mit diesem Verlust von Nähe und Geborgenheit leben zu können, und zwar in einer Weise, dass ihr die Einsamkeit zum Vorteil gereichte, diese Möglichkeit hatte sie erst in den letzten Tagen entdeckt.
Als Victoria darüber nachdachte, spürte sie zu ihrer Überraschung, wie plötzlich eine ungeheure Stärke in ihr aufzublühen begann. Seitdem sie sich nicht mehr gegen die Einsamkeit wehrte und sie dieses schmerzliche Empfinden zugelassen hatte, war sie unabhängig. Sie fühlte sich frei in jedem Urteil, gleichgültig, ob das für andere richtig oder falsch, nützlich oder hinderlich war. Das gab ihr ein starkes Gefühl von Macht über sich selbst und von Gewalt über ihre Entschlüsse. Denn schließlich waren die Entscheidungen, die sie von nun an traf, mit der Gewissheit verbunden, immer das Richtige zu tun, nämlich für sich selbst, gleichgültig, wie die Entschlüsse ausfielen und wie groß die Anstrengung für ihre Durchführung auch sein mochte. Am Ende würde die Erlösung von ihren Schmerzen und den furchtbaren Qualen stehen, unter denen ihr Körper und ihre Seele litten. Die Kraft, den vor ihr liegenden Pass lebend zu überqueren, lag in dem Willen, die Kinder zu retten und Brokers Tod zu rächen. Die Stärke, die sie dafür brauchte, erwuchs aus dem Hass auf die gewaltbereite Randy und den hinterhältigen Loser, den Mörder ihres geliebten Mannes. Das wusste sie. Und sie genoss, dass es so war. Dies konnte sie von nun an ohne Reue eingestehen. Das hatte die Einsamkeit sie gelehrt.
Das Geständnis
Seine kleinen Augen sahen auf das Kreuz, das um den Hals des Priesters hing.
Pastor O 'Brain blätterte mit seinen dürren Fingern in der Bibel. Der Ire suchte wohl nach dem richtigen Psalm, der seine schmutzige Seele von all den Sünden rein waschen sollte, die er in den Jahren gesammelt hatte.
Billy lag im Bett des Monthdale City Hospitals, das er nicht mehr lebend verlassen würde.
" Du musst ruhig sein. Halt die Klappe!"
Billy bedrohte Shelley mit dem Messer, mit dem er vor ihrem entsetzten Gesicht herumfuchtelte.
„Bitte lass mich gehen!“ Tränen kullerten, ihre Haut fühlte sich warm an. Zu warm für eine bald Tote.
Er konnte sie nicht mehr gehen lassen. Nicht jetzt und nicht heute! Die süße Stupsnase würde keine Luft mehr atmen, das Herz würde kein Blut mehr pumpen …
„Billy, mein Sohn, haben Sie Sünden zu beichten?“ Der irische Priester ging aufs ganze. Wahrscheinlich genügte es nicht, die Halbwahrheiten preiszugeben und das Wesentliche zu verschweigen.
Der irische Mistbock hatte einen direkten Draht zu dem allmächtigen Herrn.
Grimmig nickte er:" Ja, Pater, ich möchte beichten. Aber haben Sie einen Brandy oder so was? Da würde es mir wesentlich leichter fallen…"
„Shelley, sprich dein letztes Gebet! Du wirst heute sterben! Du wirst für all diejenigen geopfert, die heute vor zehn Jahren einem Verkehrsunfall zum Opfer gefallen sind! Ich will sie wieder zurück. Dafür musst du getötet werden. Es ist nichts weiter als ein Tausch, verstehst du?“
Ein Tausch zwischen Leben und Tod. Das Ritual stand bereit. Er war mit ihr zu der heiligen Stätte gefahren, hatte sie gewaschen, ihren Körper mit einer gesegneten Salbe eingerieben und ihr ein weißes Gewand übergeworfen.
Mit einer Atame, einem Messer mit gewellter klinge, stand er über der gefesselten und geknebelten Frau, um auf den richtigen Moment für den tödlichen Stich zu warten.
Die Geister werden euch zurück bringen. Shelley weinte bitterlich, ihren Nerven waren zum zerreißen gespannt. Verzweifelt versuchte sie sich zu befreien und dem Irrsinn zu entfliehen. Sie kannte den Mann flüchtig. Er kaufte jede zweite Woche einen Strauß roter Rosen, bezahlte bar und fragte immer, wie es ihr gehe.
" Billy, was haben Sie zu sagen?" Die blauen Augen des Paters durchbohrten ihn, zwangen ihn , seinen wässrigen Blick abzuwenden .
Mürbe knetete er den Zipfel seines Bettzeugs.
„Pater, ich habe ein Leben genommen, um ein anderes zurück zu bekommen. Oder zu erhalten, sehen Sie es, wie sie wollen!“
Der Pfarrer starrte den alten Mann verwirrt an. Unfähig, was zu sagen, sank er auf den Stuhl hinter ihm .