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Scheiß Weihnachten
DEFEAT. Genervt lies ich meinen Kopf auf meine Arme sinken. Schon wieder ein Game verloren. Heute war wirklich nicht mein Tag.
Gähnend sah ich auf die Uhr. 23:44 Uhr. So´n Mist, immer noch der 24. Ich hasse diesen Tag. Immer lief nichts, wie es laufen sollte. Und dann noch der ganze Weihnachtsscheiß. Liebe und Besinnlichkeit, von wegen.
Jedes Jahr aufs neue. Egal wie mies und ätzend sich die Menschen den Rest des Jahres verhalten. Für ein paar Wochen im Jahr ändert man das. Diese Heuchler! Zum Kotzen.
Und dann gibt es da ja noch diese Menschen, die an den Weihnachtsmann glauben. Ich meine, jetzt mal im ernst. Ein alter Mann, im roten Mantel, mit Mütze und Vollbart, fliegt auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten durch die Nacht. Steigt in dein Haus ein, um dir Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen, aber nur wenn du Brav warst. Und der dann einfach wieder geht. Klar. Wer kam da drauf.
Verdammt, ich sollte mich nicht so viel darüber aufregen. Ändern kann ich es sowieso nicht. Damit stand ich auf, nahm mein Weinglas und trank es leer.
Am besten hole ich mir noch mal etwas Wein und zocke danach noch ein, zwei Runden Valorant, bevor ich schlafen gehe. Immerhin muss ich mich morgen mit meinen „tollen“ Verwandten herumschlangen. Noch so etwas, was ich an dieser Zeit im Jahr so hasse.
Mit meinem Weinglas bewaffnet, ging ich aus meinem Zimmer. Meine Eltern schliefen schon. Gerade als ich die Treppe herunterlaufen wollte hörte ich etwas. Waren das Schritte?
War einer meiner Eltern doch noch wach?
Gequält verzog ich das Gesicht. Ich hatte keinen Bock auf irgendwelche Diskussionen. Doch die würde es zweifelsfrei geben, wenn die mitbekommen würden, dass ich noch wach war.
Ich holte mein Handy raus, machte die Taschenlampe an und schlich so leise wie möglich die Treppe runter in die Küche. Dort holte ich aus dem Kühlschrank die halbvolle Weinflasche und schenkte mir großzügig ein. Danach stellte ich die Flasche zurück, drehte mich um und ging zum Esstisch. Auf diesem stand eine Schüssel voller Süßigkeiten. Das einzig gute an der Weihnachtszeit, waren nun mal die ganzen Leckereien, die extra dafür gemacht wurden.
Ich hatte mir gerade einen Lebkuchen geschnappt, als nebenan ein klirren ertönte. Was zum Teufel. Ich biss ein Stück vom Lebkuchen ab und lief zur Wohnzimmertür. Sie war nur angelehnt. Vorsichtig schielte ich in den Raum. Die Lichterkette vom Baum war an, sie war die einzige Lichtquelle. Der ganze andere bunte Weihnachtsdekoscheiß war komischerweise aus.
Ich konnte niemanden im Raum sehen. War hier doch niemand gewesen? Oder war die Person gerade wieder hoch gegangen? Vorsichtig öffnete ich die Tür, stopfte mir den Rest den Lebkuchens in den Mund und betrat den Raum. Dabei schaltete ich meine Handytaschenlampe aus und steckte dieses zurück in mein Hosentasche.
Aus dem Augenwinkel sah ich etwas aufblitzen, in der hinteren ecke des Raumes, neben einem Sessel lag ein Scherbenhaufen. Na toll. Aus der Küche holte ich die Kehrschaufel und machte mich daran dann miste aufzuräumen. Nachdem ich das meiste weg hatte, sah ich noch einmal unter dem Sessel nach. Darunter lag natürlich eine Scherbe. Um keinen Lärm zu verursachen, legte ich mich auf den Boden und versuche nach der Ding zu greifen. Als ich sie gerade hatte, spürte ich auf einmal einen warmen, feuchten Atem an meinen Nacken. Erschrocken zuckte ich zusammen, drehte mich ruckartig um, setzte mich auf und suchte den Raum mit den Augen ab.
Da war niemand…Aber was…
Meine panischen Gedanken wurden durch einen stechender Schmerz in meiner Hand unterbrochen. Geschockt, sah ich auf meine Hand runter.
Mir wurde schlecht. Die Scherbe steckte in meiner Handfläche, nein sie durchbohrte sie regelrecht. Ich musste durch den Schreck die Hand zusammengeballt haben.
Mit wackeligen Beinen stand ich auf und taumelte in die Küche. Das ich dabei den ganzen Boden mit meinem Blut versaute, war mir egal. Zitternd machte ich das Licht an, bevor ich zum Waschbecken ging und meine Hand genauer ansah. Meine Finder waren voller Blutiger schnitte. Während die Scherbe aus der Mitte meiner Hand herausragte. Mit flatternden Fingern umfasste ich diese, zählte innerlich auf drei und zog sie raus. Ein schrei verließ meine Lippen. Doch es war mir egal. Tränen rannen unkontrollierbar über meine Wange, während ich mit meiner Gesunden Hand meine Verletzt Hand unter kaltes Wasser hielt, um die Wunde auszuspülen.
5 min Später hatte ich es geschafft meine Hand notdürftig zu verbinden und stand nun, immer noch Weinend und Schluchzend, an der Küchenzeile. Ich nahm mein vergessenes Weinglas und exte dieses. Was für ein verdammter Scheißtag!
Mein Blick viel auf die Blutspur, die ich hinterlassen hatte. Na toll… Es sah aus, als hätte ich jemanden abgestochen. Seufzend schnappte ich mir einen Lappen und machte mich daran, das Blut zu entfernen.
,Verdammt nochmal! Warum ist das so viel? Und warum geht das so beschissen weg!" Mir war es in der zwischen zeit wirklich schnuppe, ob meine Eltern wach wurden, oder nicht. War sowieso schon ein Wunder, das die noch nix mitbekommen hatten. Nachdem ich den Küchenboden endlich sauber hatte, sah ich auf die Uhr. 00:33 Uhr. Toll. So beschissen wie der eine Tag endet, beginnt der andere. Ich war immer noch etwas zittrig auf den Beinen, weshalb ich mir ein Glas Wasser einschenkte und es in einem Zug leer trank. Dabei viel mein Blick auf die drecks Scherbe, die immer noch auf der Spüle lag. Ich stutze, sie war kleiner geworden. Irritiert nahm ich sie und betrachtete sie genauer. Erst jetzt viel mir auf, wie kalt sie war, war das Eis… Was zu Teufel…Das war doch nicht möglich…
Schnell ging ich zum Wohnzimmer, dass konnte nicht sein. Warum sollten da Eisscherben liegen, dass war einfach nicht möglich!
Als ich das Wohnzimmer betrat, blieb ich abrupt stehen. Vor dem Weihnachtsbaum stand Jemand. Ich schluckte. Was ging hier ab?
Die Person war ca. 2 m groß, sehr rundlich um die Taille, trug einen roten bodenlangen Mantel, eine rote Weihnachtsmütze und weiße Handschuhe. Wobei ich nur eine behandschuhte Hand sehen konnte, da die Person die andere angehoben hatte.
Ich kniff mir in die Seite. Träume ich? Oder spielte mir hier jemand einen Streich?
Spontan tippte ich auf letzteres und wurde wütend. Wahrscheinlich was das dort mein Vater, der sich einen Spaß erlauben wollte, da ich ja so ein Weihnachtsmuffel bin.
Ich wurde wütend, trat einen schritt vor und sagte laut: ,Ernsthaft? Du verkleidest dich als Weihnachtsmann und stellst dich mitten in der Nacht ins Wohnzimmer, um mich zu erschrecken! Das kann doch nicht dein ernst sein!" Während ich das sagte, war ich immer näher an die Person herangetreten und stand nun direkt hinter ihm. Als ich ihn gerade berühren wollte. Drehte er sich ruckartig um, was mich zurückweichen lies.
Mir blieb fast das Herz stehen, bei dem was ich da sah. Das war nicht mein Vater, nein… das war etwas anderes….Schneeweise Haut, schwarze Augen, ein weißer Vollbart, wobei dieser nicht mehr wirklich weiß war. Er war voll mit getrocknetem Blut. Ich konnte mich nicht bewegen, Nur zusehen. Der Mann begann zu Lachen. Das bekannte „ho ho ho“, nur dieses mal klang es seltsam verzerrt. Er hob eine seiner Hände, sie war auch mit Blut befleckt, und winkte mir damit grinsend zu. Dabei kamen spitze raubtierhafte Zähne zum Vorschein. Panisch drehte ich mich um und rannte in Richtung Küche. Gerade als ich die Tür erreicht hatte, wurde ich an den Haaren zurück gerissen, und mein Kopf wurde brutal gegen den Türrahmen geschmettert. Ein knacksen. Meine Beine gaben unter mir nach. Ich fiel kraftlos zu Boden. Meine Sicht wurde unscharf…das letzte was ich sah waren die schwarzen Stiefel des Mannes…
Grinsend nahm der Horrorweihnachtsmann den Körper der bewusstlosen, stopfte ihn in seinen großen Sack, welchen er sich über die Schulter warf und ging in den Flur, wo ein großer spiegel stand. Ein, zwei mal tippte er diesen an, bis sich die Oberfläche zu verändern begann und nun nicht mehr das Siegelbild des Mannes zeigte, sondern eine verschneite Landschaft. Ein letztes mal drehte er sich um und rief: „HO! HO! HO!“ Bevor er sich rückwärts durch das Portal schmiss und verschwand…