Scrivener-Datei Import

Moin,

hat das jemand von Euch schon mal gemacht? Ein Manuskript aus der Schreibsoftware Scrivener in Papyrus importiert. Würde mich interessieren, wie man’s sinnvoll macht, was es zu beachten gilt und worauf man achten sollte.

besten Gruß
mathias

Moin,
ein paar Gedanken zu dem Thema:
Scrivener und Papyrus verfolgen zwei grundsätzlich verschiedene Philosophien - In Papyrus existiert ein großes Dokument (vergleichbar mit gängigen Textverarbeitungsprogrammen); Scrivener (ich spreche von der aktuellen Windowsversion 1.9.x) kennt nur Textschnipsel (scrivenings), die im Binder ‘zusammen dargestellt’ werden. Aus diesen Einzelteilen wird irgendwann das fertige Werk “kompiliert”. Diesen Weg würde ich gehen, das heißt, aus dem Scrivener-Text-Gewusel eine Textdatei (z. B. rtf) machen und dann anschließend mit Papyrus öffnen und im Pap-Format (das ist das Papyruseigene) speichern. Ab diesem Zeitpunkt existiert das Manuskript natürlich doppelt und jeweils eigenständig.
Ausgenommen sind natürlich alle scrivenings, die nicht beim Kompilieren berücksichtigt werden, klar!
Etwas vergleichbares wie den Binder gibt es natürlich auch in Papyrus, er nennt sich hier Navigator - bzw. meiner Meinung nach näher daran, der Organizer ab Version 9.
Der verwendet die Formatierungen im Text zur Orientierung, soll heißen ein Absatz, der die Formatierung Kapitel hat, definiert bis zum nächsten Kapitel (ja, der nächste Absatz mit dem Format Kapitel) eine Einheit, die dann im Navigator als Kapitel angezeigt - und entsprechend behandelt wird.
Gleiches mit Szenen.
Deswegen vor dem Export, noch in Scrivener, entsprechende **Formatierungen **(z. B. Überschrift) setzen! Sollte Papyrus zwar die Überschrift als solche erkennen, nicht aber als Kapitel, dann in Papyrus das entsprechende Format anpassen (im entsprechenden Dialog der Reiter “Überschrift/Aufzählung”, und hier die Eigenschaft Überschrift für Inhaltsverzeichnis/Navigator aktivieren, damit werden dann alle entsprechenden Formate als Kapitel behandelt und im Navigator entsprechend dargestellt - Papyrus kann ja nicht wissen, dass die Überschrift auch gleihzeitig ein Kapitel sein soll).
Die Szenen würde ich nicht mit Formatierungen definieren, sondern durch ein **Sonderzeichen im **eigentlichen Text.
Beispielsweise wird die Szene Peter geht Schwimmen zu #sz#Peter geht Schwimmen.
Diese Zeichenfolge lässt sich später bequem per Suchen und Ersetzen finden.
Funktionieren könnte, selbst noch nicht ausprobiert, ein Textmakro zu definieren, das auf #sz# hört und manuell (also mit F9) ausgelöst wird. Dieses Makro fügt dann ein leeres Szenenformat ein (ebenso wie beim Kapitel gilt: Vom Anfang der Szene bis zum nächsten Auftauchen einer Anderen, ist es eine Szene).

Alle anderen Elemente (also Ereignisse, Personen usw.) müssen meiner Meinung nach manuell nachgepflegt werden, weil sie in Scrivener (wenn überhaupt) nur über benutzerdefinierte Meta-Daten vorhanden sind.

Während ich das hier schreibe, wird klar, dass das doch ein recht komplexes Thema ist ;).

Vielleicht ist es einfacher, wenn du einfach per Copy&Paste den Text aus Scrivener in Papyrus einfügst - hier würde ich den Text als unformatierten Text einfügen.
Das hat den Vorteil, dass du auch vor dem Einfügen, die Personendatenbank befüllen kannst (wenn gewünscht), Szenen anlegen kannst und gleich aus den Meta-Daten in Scrivener z. B. die Kommentare in die Szene einkopieren kannst). Zeitstrahl (wenn gewünscht) mit Leben befüllen usw.
Eben alle Dinge, die es in Scrivener (nur über den Umweg Meta-Daten bzw. Drittprogrammen wie Aeon Timeline) von Haus auf nicht gibt.

Ich hoffe, ich konnte dir wenigstens etwas weiterhelfen :wink:

Scrivener kann doch aus seinen ganzen Dateien ein “doc” oder ein “rtf”, wie es heißt, “compilieren”. Das würde ich tun und das dann in Papyrus einladen.

Ja, so macht man das: Ein DOC, DOCX oder RTF compilieren und dieses Dokument dann weiterverarbeiten – das wird auch von Scrivener so empfohlen, das ja seit jeher nur als “Vorstufe” gedacht war, als Hilfsmittel, um zu einer ersten Textfassung zu gelangen. Weswegen die Formatierungsmöglichkeiten eher rudimentär sind und es z.B. eine Änderungsverfolgung in dem Sinn, wie das Papyrus oder Word machen, nicht gibt. (Es gibt mit den “Snapshots” eine Versionenverwaltung, aber das ist nicht dasselbe.)

Ich würde diesen “Übergang” auch als gute Gelegenheit wahrnehmen, das ganze Manuskript noch einmal durchzugehen und “aufzuräumen”, wenn man schon dabei ist. Also nicht nur husch-husch Szenentitel eintragen und es gut sein lassen (denn z.B. ist das, was man geschrieben hat, in vielen Fällen etwas leicht anderes als das, was man schreiben wollte, weswegen sich oft ein prägnanterer Szenentitel finden lässt), sondern sich wirklich noch einmal in die Struktur des Geschriebenen vertiefen: Da fallen nebenbei garantiert Dutzende von Ideen ab, was sich noch verbessern lässt.

Wirklich toll, wie schnell und umfangreich man in diesem Forum Antworten bekommt. Herzlichen Dank, jetzt nehme ich den Umzug in Angriff. Tatsächlich, Andreas, war das auch meine Absicht: Den Import in Papyrus zu einer letzten gründlichen Überarbeitung zu nutzen. Sowohl inhaltlich als auch grammatikalisch. Auch mit den in Papyrus zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, wie Duden-Korrektur, Stilanalyse etc. Schon in den ersten 2 Tagen verblüfft mich das Programm mit seinen Fähigkeiten.
gruß
mathias

Oder den Szenen im Zeitrahl Zeiten zuordnen: geht ja in Scrivener nicht, kann aber vor Peinlichkeiten (wie z.B. einer 9-Tage-Woche) bewahren.

Der Zeitstrahl ist wohl der Faktor, der einen Bekannten von mir (Krimi-Schriftsteller mit diversen Büchern) auch dazu bewogen hat von Scrivener zu Papyrus zu wechseln. Er hat mir förmlich vorgeschwärmt, wie cool diese Funktion ist. Bis jetzt konnte ich nur einen Blick drauf werfen, und da muss ich zugeben, dass ich nicht viel verstanden habe. Aber das gibt sich bestimmt demnächst.

Das ist nicht so kompliziert: Man definiert für eine Szene, “spielt am Freitag, dem 4. Mai 2018, von 10 Uhr bis 11 Uhr”, und dann wird im Zeitstrahl spielt am Freitag, dem 4. Mai 2018, von 10 Uhr bis 11 Uhr ein gelbes Kästchen angezeigt. Und wenn man sich das für alle Szenen überlegt, hat man eine schöne Übersicht und merkt dann so Sachen wie, “halt mal, wie will der innerhalb von einer Stunde von Berlin nach Kairo kommen?” oder “huch, am Sonntagabend ist der ja an zwei Stellen gleichzeitig!”.

Wobei – mein Tipp – ich die Anzeige der Kapitel grundsätzlich ausschalte. Kapitel haben meiner Meinung nach in so einer Zeitübersicht nix verloren und verwirren bloß.

Das ist auch meine Erfahrung. Da ein Kapitel immer eine Kumulation von Szenen ist, ist die Zeitspanne des Kapitels eh von denen der enthaltenen Szenen abhängig. Und wenn dann da Zeitsprünge vorkommen, wie soll das Kapitel das verkraften?

Nur wenn man einen Roman “eigentlich” schon fertig hat und dann nach Papyrus importiert (weil man erst ab dem Zeitpunkt das Programm besitzt), grenzt es irgendwie an Fleißaufgabe, erstmal alles in Szenen zu verpacken, damit der Zeitstrahl gefüllt werden kann. Zumindest war das mein erster, nicht so gelungener Kontakt mit dem Zeitstrahl. Seitdem war meine Kontaktaufnahme ein bisschen zögerlich.

Fleißaufgabe? Ach, nee. Wieviel Szenen hat man in einem roman. Irgendwas zwischen 50 und 100. Das ist erstens schnell gemacht und zweitens hat man hinterher ein weitaus besseres Gefühl für die generelle Struktur des Romans. Es würde mich sehr wundern, wenn man, während man sich diese kleine Mühe mit ein wenig Hingabe macht, nicht auf etliche gute Ideen käme wie “hmm, zwischen X und Y vergeht ein bisschen viel Zeit, vielleicht sollte er zwischendurch noch mal auftauchen” oder “da geht’s ein bisschen schnell/langsam, ob ich mir die Szenen nochmal im Detail anschaue?”

Außerdem ist ein Roman nie “fertig”. Man hört nur irgendwann auf, ihn umzuschreiben …

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Da bin ich wohl die berühmte Ausnahme. Die Szenen habe ich noch nie gezählt, allerdings komme ich allein bei den Kapiteln schon auf über 70. Das wäre dann echte Fleißarbeit.

:thumbsup::thumbsup::thumbsup:

Wie beruhigend, das aus erfahrenem Munde zu hören. Mein Dasein als Schreiberling ist gerettet.

Ich weiß … Leider. Jedes Mal wenn ich eine meiner Geschichten aufmache finde ich… Dinge…

Wenn ich nur nicht so ungeduldig wäre … Ich könnte ja schreiben anstatt Szenen zu klicken. Und ich hab nur so wenig Zeit für soviel Zeug in meinem Kopf

Niemand kann ständig schreiben. Aber man kann Szenen klicken, statt in Twitter zu blättern … oder in Foren zu surfen … :kissing:

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Da ist was dran. Oweh! Das war der metaphorische Tritt in den Schreibtischstuhl-Kontaktbereich… Ich hab noch viel vor und am 1. Juli ist die Ausschreibung rum… Heieiei… Nix wie ran :wink:

Vielen Dank an den Profi :smiley:
und liebe Grüße,
Vroni

Da spricht der Profi. :kissing:
In meinen Tagesablauf passen 1,5 Stunden fürs schreiben rein und ich bekomme damit ein durchschnittliches Pensum von 800 Worten unter. Ich habe nicht das Gefühl dass ich mich damit verstecken muss.

Und wie könnte ich ordentlich mit dem Zeitstrahl oder Szenen umgehen wenn ich mich nicht im Forum informiere :smiley: