Hey Suse,
ich hab zwei Sommer lang in städtischen Freibädern gearbeitet, also nur so als Aushilfe mit Rettungsschwimmerschein. War echt 'ne interessante Zeit – manchmal chillig, manchmal Stress pur. Hier ein paar Einblicke aus dem Alltag:
Unterhalten sich Schwimmmeister während der Arbeit?
Klar, aber nicht im Sinne von „Kaffeeklatsch“. Man hat halt seine festen Posten, meistens sitzt einer am Becken, der andere patrouilliert oder schaut von einem anderen Punkt aus. Wenn gerade wenig los ist, unterhält man sich auch mal kurz, oft mit Blick aufs Wasser. Aber sobald’s voller wird, ist volle Konzentration angesagt. Es gibt auch oft Handzeichen oder Funkgeräte, falls man sich mal nicht direkt verständigen kann.
Welche Aufgaben neben der Aufsicht?
Mehr als man denkt. Früh morgens ist oft Beckenrand reinigen oder Laub aus dem Wasser fischen angesagt. Technik-Check (Chlorwerte, Filteranlagen) gehört dazu – das machen meistens die festangestellten Bademeister, aber als Aushilfe darf man mal reinschnuppern. Nach Betriebsschluss: liegengebliebene Sachen einsammeln, Fundbüro durchgehen, manchmal Liegewiesen aufräumen. Und: Erste Hilfe leisten, auch bei kleinen Sachen wie Wespenstichen oder Nasenbluten.
Wie geht man mit Konflikten um?
Kommt auf die Leute an. Meistens reicht ein ruhiges, aber bestimmtes Wort. „Bitte nicht vom Beckenrand springen“, „Schreit nicht so rum“, oder „Pack deinen Lautsprecher weg“. Wenn’s eskaliert – z.B. wenn jemand aggressiv wird – holt man die Polizei oder den Sicherheitsdienst, sofern vorhanden. Es gab mal nen Fall, wo zwei Typen sich richtig prügeln wollten. Da hieß es: Pfeife, Durchsage, Kollegen ranholen, Gäste weglenken – und dann rufst du den Notruf. Aber zum Glück ist das selten.
Ist das ein Saisonjob?
Im Freibad auf jeden Fall. Saison ist meistens von Mai bis September. Außerhalb bist du dann raus, es sei denn, du hast eine Anstellung im Hallenbad (die sind oft das ganze Jahr offen). Viele machen in der Zwischenzeit andere Jobs oder gehen zurück zur Uni oder Schule. Die Vollzeitkräfte werden teils auch versetzt.
Muss man im DLRG sein?
Nicht zwingend. Wichtig ist, dass du einen gültigen Rettungsschwimmerschein hast, Silber wird meistens verlangt. Den kannst du auch bei DLRG oder Wasserwacht machen, aber du musst kein Mitglied sein. Bei uns hat das Bad den Kontakt organisiert und ich hab den Schein da gemacht.
Massive Veränderungen im Berufsbild?
Ich hab’s nur im Jetzt erlebt, aber die alten Hasen sagen, früher sei der Respekt größer gewesen. Heute wird öfter diskutiert, Regeln werden schneller in Frage gestellt. Und: Social Media hat die Aufmerksamkeitsspanne der Leute verändert – viele starren aufs Handy, selbst wenn sie ihre Kinder beaufsichtigen sollten. Außerdem gibt’s jetzt mehr Bürokratie, alles muss dokumentiert werden: jeder Erste-Hilfe-Einsatz, jede Auseinandersetzung, jedes „Problemkind“.