Schwarze Löcher - wisst ihr immer, was ihr da schreibt?

Kennt ihr das? Eine Idee ist geboren, die Vorfreude steigt und ihr seid guter Dinge. Es läuft. Die Sätze fließen und dann plötzlich - ein schwarzes Loch. Wie kann die Geschichte weitergehen? Was passiert hier eigentlich? Wie ein (komplexes) Thema interessant füllen? Der Anfang ist klar. Das Ende vielleicht auch. Die Moral von der Geschicht … will ich moralisieren? Nein, eigentlich nicht.
Da war nur diese spannende Idee, aber der Weg bis zum Ende hat lauter Löcher. Womit also füllen? Mit alltäglichen Dingen. Mit Leben. Aber wie?

Wie geht ihr damit um? Woher holt ihr die Pflastersteine, um den Weg bis zum Schluss zu bauen?

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Die Frage für dich selbst muss sein: Was gefällt dir beim Lesen - was möchtest du beim Schreiben vermitteln. Ich beispielsweise schreibe spannungsbasierte Unterhaltung. Die Lösung ist also immer, irgendeine Art von Spannung zu erzeugen. Das kann man mit Schreibübungen üben oder auch, im Alltag mit Gedankenspielen. Welche Szenarien lösen Gefühle in dir aus wie Angst, oder Freude, Gerührtheit usw. und stets die Frage: „Was wäre wenn?“
Hmm. Ich stehe im Berufsverkehr am Bahnhof, die Durchsage sagt „Ein Zug fährt ein“ und schaue in gelangweilte Gesichter, der Menschen, die zur Arbeit gehen. Das ist die langweilige Ausgangsposition.
„Was wäre wenn…“ → der Zug durchfährt, und das letzte Abteil brennt offenbar!
„Was wäre wenn …“ → ich sehe, wie mich ein Mann im Trenchcoat beobachtet, während er seinen Kaffee Latte trinkt …
„Was wäre wenn …“ ich sehe die Atemwolken aller Leute, aber die der sympatischen Frau vor mir, fehlen. Als sie beim Vorbeigehen meine Hand berührt, ist sie ganz kalt.

Usw.

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  1. Ich warte auf Inspiration
  2. Ich gucke im Internet, ob ich irgendetwas Interessantes zum Thema finde
  3. Ich lese ein Buch aus demselben Genre.
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Vieles im Leben und auch in Büchern besteht ansonsten aus Interaktion von deinem Protagonisten mit der Welt, oder am Besten mit anderen Personen. Du könntest dich fragen: Wen könnte mein Protagonist noch treffen und was erleben sie? Was erfährt er über diese neue Person und wie? Als Herrin deiner Welt fragst du dich natürlich nach dem Grund (in wie fern bringt das meinen Protagonisten innerhalb der Geschichte weiter?) Ich bau zum Beispiel gerne mal süße Tiere, Kinder oder ein Essen ein, wenn ich die Stimmung heben will (man kann ja nicht ständig in Angst herumhetzen :stuck_out_tongue: )

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Diese „schwarzen Löcher“ sind der Grund, warum ich am Anfang einer Story nur wenig über die Geschichte meiner Protas preisgeben. Hänge ich mal an einer Handlung fest, gibts ne Rückblende oder einen Monolog und oft finde ich dort dann den Konnex um mit der eigentlichen Story weiterzumachen.

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Eine gute Methode ist, sich mit seinen Protagonisten zum Gespräch hinzusetzen. Frag Deinen Helden, ob er Wünsche oder Lösungsansätze hat, die ihn in Richtung des zentralen Konflikts tragen, oder darüber hinweg.
Oder was ihn zur Zeit ärgert und feststecken lässt und was er gern anders hätte.

Oder frag den Bösewicht, ob ihm etwas einfällt, womit er dem Helden Steine in den Weg legen kann, entweder direkt, oder durch Aufbau seiner antagonistischen Machenschaften, die dann Deinen Helden zur Aktion zwingen.

Rede mit beiden einzeln, oder setz Dich mit beiden zusammen hin - so, wie Robert De Niro und Al Pacino in „Heat“ im Cafe beieinandersitzen.
Setz Dich dazu und höre einfach zu, oder greife lenkend ein, aber höre darauf, was Held und Gegenspieler so dazu sagen.

Rede mit einem Beobachter, eine Figur im Buch oder jemand, der „nur“ am Straßenrand steht, was er von der bisherhigen Entwicklung hält und was er erwartet, was wohl noch passieren könnte, was er sich wünscht oder was er befürchtet.

Lohn: Dir kommen im „Gespräch“ Gedanken zur Weiterentwicklung der Story. Positiver Nebeneffekt: Deine Figuren bekommen durch das „Gespräch“ mit Dir gleich mehr Charakter und Tiefe.

Gefahr dieser Methode: Deine Charaktere entwickeln „Deine“ Geschichte in ihre eigene Richtung und handeln partout nicht so, dass die Story den von Dir gewünschten Fortgang nimmt …

Fazit: Eine Geschichte lebt von ihren Figuren, also lass sie von den Figuren getragen werden. Die Figuren bleiben ohne Geschichte blass, schau also, wie die Figuren mehr Leben eingehaucht bekommen können, indem sie Deine Geschichte erleben.

Dann geht’s auch weiter.

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Danke, das sind wirklich sehr wertvolle Tipps. Beim Lesen deiner Antwort bewegte sich in meinem Hirn schon etwas. Das werde ich auf jeden Fall versuchen. Beseite treten, den Blickwinkel ändern und die Figuren zu Wort kommen lassen. :smiley:

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@Tapio @Bommel @Gschichtldrucker
Vielen Dank für eure Antworten. Ich stecke im Moment gerade fest. Die große Sinnkrise warf die drei W Fragen auf. Warum Wieso Wozu?

Ich glaube, ich entspanne mal und gehe mit jedem Protagonisten, wie @Ulli vorschlug, in Ruhe einen Kaffee trinken. :blush:

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