Mir haben die Lektionen von Brandon Sanderson extrem geholfen. Der US-Fantasyautor lehrt an einem Stuhl in Utah, USA, und stellt seine Vorlesungen auf YouTube zur Verfügung. Hier mal die Playlist: https://youtube.com/playlist?list=PLSH_xM-KC3Zv-79sVZTTj-YA6IAqh8qeQ (Englisch zwingend erforderlich, nicht irritieren lassen durch die Kamera in der ersten Episode, ab Episode 2 ist es bedeutend schärfer )
Innerhalb der Lektionen geht er auch auf mal auf Szenenaufbau ein, wo und wann genau, kann ich nicht sagen. Generell lässt sich die Struktur einer ganzen Geschichte partiell auch auf einzelnen Szenen anwenden, sprich Aufbau, Höhepunkt, Dramaturgie usw. Ich persönlich glaube jedoch nicht, dass jede einzelne Szene nach einer Struktur durchgeplottet sein muss, wenn es sich etwa um keine elementare Szene handelt. Manchmal muss man seinen Charakteren auch mal freien Lauf lassen, da ergibt sich vieles von alleine (so gehts zumindest mir).
Das sagt ja der große Meister Mr. Ingermanson auch an einer Stelle, etwa sinngemäß: “So, jetzt vergesst das Ganze und schreibt einfach mal drauflos”.
Aber ich denke, eine Grundstruktur als Orientierungshilfe ist schon sehr hilfreich.
Ich sehe es eher so: Wenn man die Grundstruktur kennt, kann man sie bewusst und gekonnt ignorieren.
Um Brandon Sanderson an dieser Stelle zu zitieren (auch nur sinngemäß, versteht sich): “Ihr könnt über alles schreiben was ihr wollt, solange ihr wisst, was ihr tut.”
Für mich habe ich festgestellt, daß ich viele sogenannte Regeln automatisch anwende, ohne es zu merken. Es ist wie beim Sprechen: Da denken wir auch nicht darüber nach, wie der Satz aufgebaut sein muß, Hauptsatz, Konjunktion, Nebensatz, Verbform, Zeit etc. Das funktioniert einfach - weil wir es so gelernt haben. Ich denke, wer viele Geschichten kennt, hat auch deren Grundregeln internalisiert. Das fließt beim Schreiben dann mit ein. Für mich ist der Zeitpunkt, solche Regeln zu überprüfen, erst dann gekommen, wenn ich beim Redigieren das Gefühl habe: Irgendwas stimmt hier nicht. Mich von Anfang an darauf zu konzentrieren, alles Mögliche zu beachten beim Aufbau einer Szene zB, würde mich komplett blockieren.
Ich liebe seinen Podcast “Writing Excuses”. Selbst wenn man aus einer Folge mal nichts Hilfreiches mitnimmt (was selten ist), hat man trotzdem Spaß, weil die Unterhaltung an sich oft sehr amüsant ist.
So verhält es sich bei mir auch. Man sollte sich den Kopf lieber im Nachhinein machen, vor allem, wenn man die Korrektur-Tools von Papyrus hat. Allerdings setzt das voraus, dass man regelmäßig schreibt und Erfahrung hat. Dann macht man Vieles automatisch richtig und hat weniger nachzuarbeiten (und zweifelt auch weniger an sich selbst).