Schreibprobe Dialog für Hörbuch

Schicksal

Ein dunkler, regnerische Abend in einer Großstadt im verruchten Hafenviertel, vor ein paar Jahrhunderten.
In der Entfernung ist Donnerrollen zu hören. Eine Kutsche fährt über das Kopfsteinpflaster. Aus der naheliegenden Taverne erklingt mittelalterliche Musik. Ein Man hustet. Hundegebell und das Krächzten eines Rabens sind zu hören.

Zwei Männer gehen aufeinander zu. Sie bleiben stehen und betrachten sich aus wenigen Metern Entfernung. Beide sind höhergestellte Persönlichkeiten und sie hassen sich abgrundtief.

Die Gasse ist eng und einer von beiden muss zur Seite treten, um den anderen vorbei zu lassen, doch keiner will dem Anderen Platz machen.

Ihre Namen: Georg und Adelbert

G:
„Zum Gruße der Herr, wäre es nicht an der Zeit für Euch, das Hafenviertel zu säubern, in dem Ihr es verlasst?“

A:
„Dieses Viertel wird durch Unsere Anwesenheit aufgewertet. Und zu Eurem Entsetzen müssen Wir, Euch gestehen, dass Wir nicht gedenken, es zu verlassen.“

G:
„Für Euch scheint es die angepasste Umgebung für Euren grotesken Charakter zu sein.“

A:
„Durch Eure Anwesenheit wird es noch verruchter, als es schon ist.“

G:
„Nun, da geben wir Euch Recht. Wir sind verrucht und gefährlich, das sollte Euch genügen, um den Weg frei zu geben, damit Wir den Unserigen fortsetzen können.“

A:
„Niemals, da müssen Wir Euch enttäuschen, Euch steht es nicht zu, dass Wir zurücktreten!“

G:
„Wie Ihr sicherlich bemerkt habt, hindert Ihr uns daran, unseren Weg fortzusetzen, auch wenn Wir dieses nun Euch, zum zweiten Mal, verständlich machen.“

A:
„Und Wir sagten Euch, dass Wir nicht dazu gewillt sind, bei Seite zu treten“

G:
„So dann, werdet Ihr es auf ein Duell ankommen lassen?“

A:
„Wenn Ihr nicht zurücktretet, so sei es Unser Wille!“

G:
„Doch es fehlen die Sekundanten!“

A:
„Hier ist eine Taverne, so suchen wir uns dort welche, wenn Ihr mit Unserem Vorschlag einverstanden seid.“

G:
„Ein Geistesblitz, den wir Euch nicht zugetraut haben. So schreiten Wir gemeinsam in die Taverne und werden uns unter dem Lumpenpack zwei Willige befehlen.“

Beide gehen zur Taverne, die Musik und auch die Stimmen werden lauter

A:
„Wir vernahmen, Ihr habt ein junges Weib geehelicht! So wird sie schon mit jungen Jahren Witwe und von Ihrem Begatter erlöst sein. Meint Ihr nicht, es sei besser, wenn ihr zurücktretet.

G:
„Wir könnten hier an dieser Stelle, die breit genug ist aneinander vorbei gehen, doch habt Ihr das Duell angenommen und Wir stehen zu unserem Wort!“

A:
„Genauso werden Wir zu Unserem Wort stehen. Wir werden uns hier in dieser engen Gasse duellieren bis zum Tod!“

Christine, eine Schankmaid, kommt lachend aus der Taverne

C:
„Oh zwei neue Gäste, wie schön, da überlege ich mir gleich, noch zu bleiben, vor allem weil sie so hübsch sind!“

G:
„Guten Abend die Schönheit, leider müssen wir es enttäuschen. Wir haben ein Problem und möchten dieses so schnell wie möglich aus der Welt schaffen!“

C:
„Ach was, wer heute Probleme hat, sollte sie auf morgen verschieben, der Abend ist viel zu schön für Probleme. Kommt herein und feiert mit mir, ich habe heute Geburtstag!“

A:
„Es gibt Probleme, die dulden keinen Aufschub, schöne Maid, auch wenn es Geburtstag habt!“

G:
„Nun mein Herr, wir könnten auch erstmal zusammen den Geburtstag dieser hübschen Frau feiern und im Anschluss unser gemeinsames Problem angehen. Was meint ihr?“

A:
„Dieser Idee willigen Wir gerne ein. Wir sind beide Ehrenmänner und stehen zu unserem Wort, ob nun einer früher oder später geht, da kommt es auf ein zwei Stunden nicht an!“

G:
„Dann feiern Wir gemeinsam!“

Betreten zu dritt die Taverne, die Musik und die Stimmen werden noch etwas lauter.

C:
„Karl, bring für die beiden Herren das beste Getränk des Hauses, wir feiern meinen Geburtstag.!“

A:
„Ist Euch der Tisch dort hinten genehm meine Herren?“

G:
„Aber sicher doch. Allerdings sind nur noch zwei Plätze frei!“

C:
„Ich denke, das wird kein Problem sein. Ich finde schon einen Platz bei meinen beiden Begleitern!“

A: lacht
„Es ist ein Mädchen aus einer Taverne! Die sind lösungsorientiert!“

G:
„Das stimmt. Zudem haben sie keinerlei Scham.“

Nächster Morgen Vögel singen, Hundegebell, Raben, Kutschen, Treiben auf den Straßen.

C:
„Morgen Karl, hast du schon gehört, die beiden Herren, die gestern mit mir getrunken haben, sind beide tot. Sie haben beide nicht viel vertragen und sind in der Nacht von der Mole in den Fluss gestürzt. Dabei waren sie so nett und so schön. Schade um sie!“

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Ich würde mich freuen, wenn ihr Kommentare für diese Schreibprobe abgebt. Die Sätze, die mit * gekennzeichnet sind dienen dem Verständnis (bzw. Werden in Atmos umgewandelt.)
Die damalige Sprache, der höher gestellten Adligen erfolgt in Dritter Person, also statt „ich“, „wir“. Zum Verständnis.

Vielen lieben Dank
Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen.

Schiran

Ich habe den Text gern gelesen und für gut ;)) befunden.
Wieso schreibst du Euch, Wir usw groß, mitten im Satz?
Ob die „Aussprache“ im Vergleich zur damaligen Zeit korrekt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Allerdings klingt es für mich glaubwürdig.

… war wohl eher nicht im Sprachschatz der damalige Zeit enthalten :wink:

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Das Neutrum wurde wohl kaum verwendet - eher das unpersönliche Er oder Sie.
Hieße also dann:
[…] schöne Maid, auch wenn Sie Geburtstag hat.

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Ich habe keine mit * markierten Sätze gefunden … :thinking:

Das sind die einleitenden Sätze in Kursiv und mindestens einer gegen Ende.
Vermutlich wurde der Text aus einem Markdown-Editor übernommen, wo die „italics“ mit *-Zeichen umrahmt sind. Der Editor im Forum hier kann das aber richtig als kursiv auflösen (und macht das eben auch direkt).

Oh! Das hatte ich nicht bedacht - danke @Stolpervogel !

Erstmal vielen Dank für Eure Antworten. Da ich gerade zeitlich etwas knapp bin, werde ich mich später Rückmeldung geben.
Wünsche Euch schöne Vorweihnachtszeit und schöne Weihnachten.

Liebe Grüße

Schiran