Schreibfenster finden

Hallo ihr Lieben,

ich versuche seit ca. einem Jahr einen Roman zu schreiben und finde phasenweise mal mehr und mal weniger Zeit und/oder Muße dazu. Momentan versuche ich, morgens vor der Arbeit zu schreiben, da ich abends meist noch Termine habe. Allerdings scheitert das teilweise an meiner Disziplin zum frühen aufstehen. Habt ihr Erfahrungen für mich, wie sich Schreiben, Job und sonstige Privatleben für euch vereinigen lassen? Und versucht ihr, stringent an einem Projekt zu bleiben oder arbeitet ihr zwischendurch auch an anderen Ideen?

Ich freue mich über einen Austausch mit euch…

Hallo Lila83,

jetzt textet mich die zweite Tochter zu, dass ihr die Abteilung, in der sie gerade ist, nicht gefällt. Die andere kommt mit ihren Seminararbeiten nicht voran und jammert mich am Telefon voll. Mein Kollege macht in der Inventurwoche (zum Glück nur die Vorinventur) irgendwelche Nebenkriegsschauplätze auf. Vollzeitjob, Kochen und Haushalt. Wenn ich es endlich ins Wochenende geschafft habe und alles abgearbeitet ist, was bis dahin liegen geblieben ist, dann könnte ich weitermachen.
Ich versuche ein Ding zu überarbeiten, aber komme seit Wochen nicht vom Fleck. Die Ideen für weitere Projekte lege ich auf Eis, damit ich an einer Sache dran bleibe. Manchmal, sogar ziemlich oft, denke ich mir, dass das Schreiben ein völliger Blödsinn ist und es absolut egal ist, ob ich mich damit herum quäle. Und dann kommt die protestantische Arbeitsethik um die Ecke und zieht eine Augenbraue hoch.
Außerdem wünsche ich mir eine Papyrus-Silvesterparty mit Poetry-Slam irgendwo zwischen Stuttgart und Freiburg. Aber würde man sich nicht schlussendlich hundemüde kurz nach Beginn des neuen Jahres in sein Bett wünschen?

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Ha ha, Danke dir für deine Worte. Tut gut zu hören, dass ich nicht die einzige bin, die mit inneren und äußeren Dämonen kämpft :slight_smile: das motiviert mich, dran zu bleiben. Wofür auch immer es gut sein mag :roll_eyes:

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Moin Lila83.
Ja, kenne ich. Es fehlt einem (manchmal) die Motivation, ist sie da, wird man abgelenkt oder der Prokastrinationshund muss Gassi gehen und ich mit.
Letztendlich habe ich mir angewöhnt morgens, fast unmittelbar nach dem Aufstehen zu schreiben. Keine E-Mails werden abgerufen, es wird sich nicht bei FB angemeldet. Nur einen Kaffee und mein MacBook. Der Prokastrinatiionshund weiß noch nicht das er Gassi gehen muss. Diesen Rhythmus versuche ich bei zuhalten. Und es klappt. Ich setzte mir ein Tagespensum (geht gut mit Papyrus) und nach getanenem Schreiben, setzen sich Endorphine frei.
Ich treffe mich auch zum Schreiben mit einer Autorin. Eine andere Art von Co-Working. Wir sitzen zusammen, jeder schreibt für sich, aber man ist nicht allein. Gesprochen wird auch. Oder ich fahre raus auf Land (ich wohne in der Nähe von Düsseldorf) und suche mit ein schönes Plätzchen in der Natur zum Schreiben.

Ich schreibe “zwischendurch” auch Kurzgeschichten und reiche sie bei Ausschreibungen ein. Einfach um das Gefühl zu haben, etwas vollbracht zu haben. Einen Roman zu schreiben ist oft ein langer Weg. Da hilft ein kleiner Erfolg.

Gruß vom linken Niederrhein

Klaus

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Lieber Klaus, das klingt nach einem
guten Vorgehen bei dir. Schreibst du jeden Tag? Und was ist dein Pensum, was du erreichen willst? Hab es mal mit 250 Wörtern versucht, mich dabei aber auch wieder verloren.

Deine Idee zum coworking finde ich sehr spannend. Wie habt ihr euch denn gefunden? Ich habe auch schonmal über eine:thumbsdown: sparringpartner(in) nachgedacht, mit dem (der) ich texte austauschen könnte. Bin aber noch so neu im schreib-Business, dass mir nicht klar ist, wo ich nach jemandem suchen könnte.

Viele Grüße aus düsseldorf,
Linda

Hallo zusammen,
es bringt nichts, sich durch eine Story durchzzquälen, nach dem Motto: Ich muss heute 200 Seiten schreiben.
Da setzt man sich nur selbst unter druck und dadurch hat man oft Einbußen in der Kreativität.
Manchmal fallen mir unterwegs gute Dinge ein, da ich beruflich viel unterwegs bin. Deswegen gehe ich nie ohne Stift und Papier aus den Haus. Manchmal schreibe ich abends nach der Arbeit, manchmal nur am Wochenende und Tage oder Wochenweise dann wieder nichts, wenn ich gerade eine Flaute habe oder ein Projekt abgeschlossen ist.
Wichtig ist, man zwingt sich zu nix.
Dafür gibt es Phasen, vor allem wenn ich Urlaub habe, dass ich von morgens 9 bis nachts 3 Uhr schreibe, weil es gerade läuft.
Wichtig ist, egal wie lange es dauert oder wie viele Seiten man am Tag schafft, dass man die Disziplin nicht verliert weiter zu machen.
Denn genau daran scheitern einige, die auch gerne schreiben wollen.

Lg Tessley

P.S. verzeiht die Schreibfehler aber unterwegs auf dem Handy ist das manchmal schwer. Sch. … aurokorrektur. … Lol

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Hallo Linda.
Ich versuche jeden Tag zu schreiben, aber das ist nicht in Stein gemeißelt. Da die meisten Schriftsteller nicht vom Schreiben alleine Leben können, verschiebt sich die Priorität immer mal wieder. Aber wichtig ist, aus meiner Sicht, dass man dran bleibt und sich nicht zu sehr verliert. Wochenlang nichts Schreiben würde mich aus dem Schreibfluss bringen und ich müsste mich erst wieder in die Geschichte, in das Geschehen in die Personen Hineindenken und einlesen.
Mein Ziel sind 3600 Zeichen ohne Leerzeichen am Tag. Das ist für mich eine angenehme Größe und auch zu erreichen. Wenn es mehr werden gut, wenn es wenige sind, dann ist das so.

Wir haben uns in einem Kurs der örtlichen VHS kennengelernt. Es ging, wie kann es anders sein, ums Schreiben. :wink:
Ursprünglich waren wir zu viert, aktuell nur noch zu zweit. Aber das tut der Sache an sich keinen Abbruch.
Wir tauschen auch Texte aus oder lassen den anderen einmal drüber schauen. Gerade bei meinen Kurzgeschichten nehme ich das gerne in Anspruch.

Gruß vom linken Niederrhein

Klaus

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Andererseits lernt man schreiben nur durch schreiben. Wer nicht schreibt, kommt auch nicht vorwärts, und manchmal muss man den inneren Schweinehund überwinden und es einfach tun.
Überarbeiten kann man immer noch, aber erst einmal hat man einen Anfang des nächsten Kapitels.

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Ja, da gebe ich dir recht.
Genau das meine ich damit, dass man die Disziplin nicht verlieren darf. Man sollte in jedem Fall dran bleiben, nur sollte man sich zu nichts zwingen. Es gibt Tage, da fällt einem nichts so wirklich ein, da bringt es dann nichts auf biegen und brechen irgendwas zu schreiben, was weder Hand noch Fuß hat. Dabei kann es dann leicht passieren, dass man sich in der Story verhaspelt und man von Vorne anfangen muss, um wieder den roten Faden zu finden. (Ist mir selbst auch schon passiert.)

Ich kenne auch mehrere Leute, die selbst schreiben wollten und sagten: “Ha! So schwer ist das ja nicht!”
Doch dann wurde ihnen bewusst, wie viel Arbeit wirklich dahinter steckt und wieviel Disziplin man haben muss, um die gleiche Geschichte, die man sich ausgedacht hat, wieder und wieder zu lesen und zu überarbeiten, bis sie am Ende so ist, wie man sie haben will.
(Die man ggf. nochmal anpassen muss, wenn die Probeleser sie in den Fingern hatten.)
Die Meisten geben vorher schon auf, weil sie ihre Geschichte nicht fertig bekommen und dann irgendwann die Lust daran verlieren, weil sie merken: Oh, es ist ja doch Arbeit. Ne, da sind mir andere Sachen wichtiger…
Dabei sind es teilweise wirklich gute Ansätze und bestimmt gute Storys.
Aber ein Buch schreibt sich nun mal nicht von alleine.

Wenn ich mehrere Wochen nicht schreiben kann werde ich grantig und geradezu unleidlich.
Ich brauche das zur Entspannung.

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Das finde ich eine interessante Definition für einen Autorin. Dass sich eine Autorin von einer Nichtautoin nicht dadurch dadurch unterscheidet, wer besser schreiben kann oder die bessere Idee hat, sondern wer die Lust und Konsequenz aufbringt, sich dem Berg von Arbeit auszusetzen, ein Werk wirklich zu Ende bringt und dafür andere Dinge hintenanstellt.

Lila83 schrieb: Wie geht ihr denn mit solchen offenen Fragen oder Unsicherheiten um, die sich euch unterwegs stellen?

Hallo Lila,
bei mir sind das Fälle für die Testleser. Oder für vertraute Personen, mit denen ich auch einzelne Szenen oder Dialoge diskutieren kann.
Im Laufe der Zeit finden sich da geeignete Personen, d. h. wenn man alle Personen aussortiert hat, die nur immer sagen: “Das ist ja toll!”
oder “Oh mein Gott, du kannst ja schreiben!.” (Die richtige Antwort auf das Zweite ist dann: “Ja, seit ich sieben Jahre alt war.”)
Nee, Spaß beiseite, man braucht Leute, die Kritik üben können, ohne einen dabei total fertig zu machen. Und auch wenn man alle Vorschläge der Testleser für sich ablehnen würde, bringen sie einen doch immer wieder dazu, den eigenen Text mit neuen Augen zu sehen, noch einmal ganz neu darüber nachzudenken. (Oder sie finden wenigstens noch ein paar Rechtschreibfehler :wink: )
.

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Hallo MonaL,

da gebe ich dir vollkommen recht.
Es bringt nichts, Probeleser zu haben, die nur sagen: Ja, ist gut!
Da kann ich auch nichts mit anfangen, muss ich gestehen, denn es gibt immer irgendwo was, das man verbessern könnte.

Wer schreibt, braucht Leute, die mit konstruktiver Kritik rangehen. Leider können das nicht viele.
Die müssen sich wirklich mit der Story in solchem auseinandersetzen und nicht einfach nur lesen.
Immerhin müssen diese Personen genau schauen: Ist der rote Faden da? Ist die Spannungskurve gut aufgebaut? Fehlt vielleicht am Ende doch noch etwas? Ist ein Überraschungsmoment da? Ließt es sich flüssig?
All das sind Sachen, die ein Probeleser beachten und euch dann vermitteln sollte.
Was ihr am Ende daraus macht, ob ihr die Kritik annehmt oder nicht, oder ob ihr sagt: Okay, ich gucke nochmal drüber. Da baue ich noch was ein. - Das ist euch dann überlassen.
Vielleicht kostet es einige auch Überwindung, jemandem ein Skript zu geben. Aber Probeleser sind mitunter am Wichtigsten, denn sie zeigen einem auf, wo man vielleicht noch dran arbeiten muss.

LG Tessley

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Hallo Lila,

es ist bereits so viel Kluges und Wertvolles hier gesagt wurden. Aber, wie Ulli schon sagte, einfach dran bleiben.

Am 2.8.2019 stellte ich fest, es sind noch 222 Tage bis zur Leipziger Buch Messe. Mein Projekt wächst, aber ich bin noch nicht am Ziel. Wenn ich jeden Tag nur 300 Worte schreibe, quasi eine Formseite, sollte die Rohfassung fertig sein. Wenn es gut läuft schreibe ich am Abend auch mehr als 2.000 Worte. Ein großer Notizzettel auf meinem Schreibtisch erinnert mich daran jeden Tag!

Der Tipp an Ausschreibungen mit Kurzgeschichten teilzunehmen ist goldrichtig. Auf der Buch Berlin soll ein Krimiband, mit einer Geschichte von mir, vorgestellt werden.

Herzlichst
OleOlsen