Schreiben als Trostpflaster für die Seele?

Moin, ihr Lieben,

gerade habe ich bei Facebook das ebenso spannende wie unterhaltsame Corona-Tagebuch eines befreundeten Autorenkollegen gelesen, das demnächst auch als Podcast erscheinen soll. Er ist Krimi-Autor und beschreibt seine Erkrankung in Folgen, ebenso spannend wie humorvoll. Die abschließenden Folgen stehen noch aus, aber ich weiß, dass es ihm und seiner Frau inzwischen wieder gut geht. Offenbar hilft ihm das Schreiben dabei, seine Erlebnisse zu verarbeiten. Wie gut ich das verstehen kann …!
Ich habe erst mit dem Ausbruch von Corona intensiv begonnen, zu schreiben. Täglich. Das war vorher nicht so. Nachdem meine ellenlange Autobiografie irgendwann endlich fertig war, beschloss ich, dass es nun auch erst einmal genug sein und ich mich gefälligst an die vermutlich dauerhafte Existenz von und ein Leben mit Covid gewöhnen müsse, auch ohne ständig zu schreiben. Ein paar Wochen lang ging das gut.
Dann bemerkte ich, dass mir entscheidend etwas fehlte. Und was soll ich sagen, vor drei Tagen habe ich damit begonnen, einen vierten Band zu meinem Werk zu schreiben, das doch eigentlich nur eine Trilogie hatte werden sollen. Und meiner Psyche geht es gleich wieder um Längen besser. Man atmet leichter durch, wenn man schreibt, finde ich.
Wie ist das bei euch? Gibt es einen gewissen Trost, gibt es einen Zusammenhang zwischen Corona oder auch der weltweit insgesamt schwierigen Situation und eurem Bedürfnis zu schreiben? Was macht das Schreiben mit eurer Seele?

Liebe Grüße von Feder zu Feder von Sigrid

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Ich glaube, der Effekt dürfte bei jedem etwas anders sein. Ich schreibe seit Corona nicht unbedingt mehr (oder weniger) als vorher. Allerdings ertappe ich mich schon dabei, dass ich, wenn mich irgendetwas in der Weltgeschichte oder in meinem persönlichen Umfeld etwas mehr mitnimmt, spätestens ein paar Tage später anfange, mir kleine Geschichten zu diesem Thema auszudenken. In denen passiert dann meistens etwas Ähnliches oder Schlimmeres, nur mit dem Unterschied, dass alles einen positiven Ausgang nimmt. Mir persönlich hilft das, glaube ich, aber nichts davon würde ich in irgendeiner Form veröffentlichen wollen. Dafür verdreht es die Realität manchmal doch zu sehr oder zu sehr in einer Weise, wo ich nicht weiß, wie angemessen das wirklich ist.

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Klares nein. Die Pandemie und der Lockdown esp. hier auf der Insel hat mir zwar Zeit verschafft, die ich sonst nicht gehabt hätte, meine Kreativität jedoch kaum verändert. Ich muss auch nicht getröstet werden. Man könnte behaupten, dass ich die Arbeit mit den Touristen kompensiere, indem ich im Winter Menschen zerstückele, aber das kann man so nicht sagen. Die allgemeine, grottenüble Lage in der Welt - und da kommt einiges zusammen - hat keinerlei Einfluß auf meine Schreiberei. Ich baue auch keine maskentragenden Helden ein, oder beziehe mich auf den Ukrainekrieg. Meine Romane sind meine Welt, die zwar realistisch ist, aber keinen Bezug nimmt auf z. B. Corona. Es lief vor kurzem ein Krimi auf einem der öffentlich rechtlichen, indem sie echt Maske trugen, allerdings unter einem anderen Vorwand. Hab ich nicht verstanden, und muss auch nicht sein. Die komische Maskenpflicht wird enden, keine Frage, und das muss nicht in meine Geschichten.

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Trostpflaster für die Seele trifft es bei mir nicht direkt. Ich bin durch die schwere Corona-Zeit bisher sehr gut durch gekommen, auch wenn es mich nieder gestreckt hat, als ich noch nichts von Covid wusste.

Ich habe erst vor kurzem angefangen zu schreiben und muss sicherlich noch eine Menge lernen, aber…

… Trostpflaster für die Seele kann ich insofern bestätigen, da ich mich im Schreiben verliere. Sorgen und Nöte, Depressionen, Ängste und Traurigkeit fallen ab.

Wenn das nicht mehr Lebensqualität bedeutet, weiß ich es auch nicht.

Zudem hat man etwas geschafft, was einen niemand zugetraut hat. Etwas geschaffen für die Ewigkeit (solange es Bücher gibt). Das macht mich sogar ein bisschen stolz.

Mein Leben ist zwar kein Drama, aber ein ständiges Suchen nach… Irgendwas.

Ich hoffe, ich finde es irgend wann.

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