Ich bin Papyrus Nutzerin und habe mich für folgende Fragestellung registriert: Mein Mann hat mir vor kurzem anlässlich meines Geburtstages einen Gutschein für ein Schreibcoaching geschenkt. (1:1 Sessions). Wie sind eure Erfahrungen mit Schreibcoachings insbesondere in 1:1 Sessions. Haben sie euch wirklich weitergebracht? Da ich immer lese, dass die beste Übung das Schreiben selbst ist.
Erfahrung: Ich habe mein ersten Buch fertig geschrieben. Habe aber wenig Erfahrung mit den Techniken würde ich sagen sondern einfach erstmal geschrieben, was mir große Freude bereitet hat.
Willkommen und hallo im Forum, Lesesommer94,
aus meiner beruflichen Erfahrung kann ich sagen: mir hat das „über die Schulter schauen“ bei Kollegen, das Erlernen von „best practices“ die ein oder andere Stunde Grübelns verhindert.
Beim Schreiben habe ich meinen Personalstil. Den mir auch kein Lektor mehr verändern kann. Aber der hat sich durch mehrere Bücher hindurch geformt und ist sicherlich zu einem gewissen Teil auch einem steten Wandel unterlegen.
Wenn mir sowas geschenkt würde, würde ich es unvoreingenommen annehmen und mir hinterher Gedanken machen, wie es auf mich gewirkt hat. Schaden wird es eher weniger.
Coaching heißt ja nicht Unterricht - sondern beraten. Das heißt im besten Fall entwickelt ihr zusammen Strategien, um deine Schreibziele zu erreichen. Wenn du z.b bestimmte Probleme hast wie „knackige Dialoge“ oder „ich starre 20 Minuten auf den Text, Ehe ich loslege“ kann ein Schreibcoach helfen. Vielleicht hat er auch Ideen zum Plotten, oder eine Aufmerksamkeitsschulung auf Textelemente (Schau mal, du nutzt jeden Satz sieben Adjektive, warum eigentlich?) (Schau mal du ratterst deine Personenbeschreibung in einer halben Seite Monolog herunter - warum eigentlich?)
Man muss natürlich wissen, dass es den Beruf des Schreibcoachs nicht wirklich gibt. So wie es den Schriftsteller nicht als Abschluss gibt. D.h es wird enorme Schwankungen geben zwischen den Anbietern.
Daher würde ich mir über meine Ziele Gedanken machen, Textbeispiele haben und dann einfach das Treffen starten.
Ist das eine fertige Rohfassung, oder hast du schon 10x gründlich überarbeitet und die Endfassung abgehakt?
Wenn du noch in der Überarbeitungsphase bist, könnte dein neuer Schreibcoach sicherlich auch dein Buch testlesen und dir ein Plotgutachten oder Anregungen zu deinem Schreibstil geben.
Danke für eure Beiträge.
Ja, ich hatte mir den Schreibcoach angesehen und das sieht soweit seriös aus.
Ich hatte nur vermehrt negative Erfahrungen gelesen, daher bin ich stark verunsichert. Da ich einerseits ich es aber sinnvoll finde, jemanden zu haben, der schon mehr Erfahrung hat.
Eine Diskussion mit jemanden, der was von der Sache versteht, ist in jedem Fall sinnvoll. Sprich mit ihm über deinen Plot, dann über deinen Schreibstil, frag nach Ratschlägen, nicht nach Vorgaben, nimm mit, was du für dich gut findest, lass das andere weg. Spricht auch über „Meta“ Dinge, wie Zielpublikum, Publikationsformen, Marketing … Da kann eine Menge Honig drin sein, du musst ihn nur raussaugen und das Ganze nicht als Korrektorat missverstehen, sondern als qualifizierte Diskussion.
Ist ein seriöser Coach besser als ein verpeilter? Die seriösen wollen in erster Linie dein Geld, sonst wären sie nicht seriös. Je nachdem, was du vorhast, passt ein anderer Typus vielleicht besser. Willst du eine Finanzberatung, könnte ich mir seriös vorstellen. Beim Schreibcoach wäre es nicht meine erste Assoziation. Schau dir die Webseiten an, sie wollen alle das gleiche, haben ähnliche Ziele, versprechen dir nichts, aber schüren Hoffnungen. Ist es das, was du willst? Brauchst du einen Stilratgeber, kommst du mit drei Büchern von Wolf Schneider billiger weg und behältst deinen Gutschein für die wichtigen Dinge.
Was willst du? Das musst du wissen. Ein vages Gefühl, ich will besser werden, hilft dir nicht und hilft dir nicht dabei, jemanden zu finden. Wo sind deine Baustellen?
Schreibst du zu langweilig?
Ist es nicht spannend? (Hängt zusammen, ist nicht dasselbe)
Bist du unlustig?
Schreibst du zu blumig? Zu nüchtern?
Quasselst du oder bist du zu knapp?
Schreibst du zu spießig oder zu progressiv?
Wie schreibst du? Das musst du sagen können. Ich kann dir das sagen.
Ein unspezifischer Wunsch nach besseren Texten ist schlecht. Dir wird der Coach vielleicht helfen, vielleicht nicht. Aufgrund der nachträglichen Begründungstendenz hast du hinterher immerhin das Gefühl, dass er dir geholfen hat. Das kann unmöglich dein Ziel sein.
Ich sehe bei dir einen Fehler. Das Schreiben hat dir Spaß gemacht. Moment. War da nicht was? Doch. Das Schreiben soll anderen Spaß machen, am besten vielen Lesern. Wie du selbst da empfindest, ist primär unwichtig. Lass es dir sagen, es macht längst nicht immer Spaß und Auch wenn du dich dabei amüsierst, heißt das nicht, dass der Leser es auch macht. Das zweite stimmt, mit der Übung kommt das bessere Schreiben. Aber wirklich auch erst dann, wenn du dich weiterbildest, wenn du viel liest und immer wieder in dich gehst. Ich drücke dir die Daumen, dass du das Richtige tust.
Da muss ich dir widersprechen. Bücher, die nur verfasst wurden, weil es Spaß machte, sie zu schreiben, sind vermutlich unlesbar. BLOOD. SWEAT. SOIL. TEARS.
Es darf auch mal Spaß machen, okay. Aber das Ziel ist ein anderes.
Du bist einfach unglaublich.
Ich schreibe in erster Linie, weil es mir Spaß macht. Ich habe gute und schlechte Kritiken, von wildfremden Menschen. Deiner Theorie nach dürfte ich ausschließlich schlechte Kritiken bekommen. @Lesesommer94 : Lass dich nicht bekloppt machen und genieße deinen Gutschein.
@Lesesommer94 Da kann ich Suse nur in allen Punkten zustimmen…
Kein Schreibcoach dieser Welt kann ich zwingen, etwas zu übernehmen, was du nicht möchtest. Das ist ein Gutschein der dich vielleicht weiter bringt oder auch nicht, was hast du zu verlieren? Rein gar nichts.
Ich wage mal das genaue Gegenteil zu behaupten. Bücher, die nicht aus Spaß am Schreiben geschrieben worden sind, sind langweilig, seelenlos, herzlos und der Leser merkt es ganz schnell, ob hier Herzblut und Freude eingeflossen ist oder nicht. Just my 2 cents
In einem Schreibratgeber hat das jemand als „Candy scenes“ bezeichnet. Also Szenen, die sich wie von selbst schreiben, weil man sich unbewusst so darauf gefreut hat. Sie hat dann die These in den Raum geworfen, dass diese Freude meist auch der Leser spürt - genauso wie der Leser spürt, wenn man ein langweiliges Zwischenstück schreibt, dass nötig wirkt, aber keine Laune macht.
Natürlich ist das Ziel, dass dem Leser das Geschreibsel gefallen soll, aber dieser Leser findet sich automatisch. Jemanden zu empfehlen, er solle sich von sich selbst entfernen, um einer Zielgruppe etwas Passendes zu liefern ist Quatsch. Damit läuft man einem Trend hinterher und ist immer zu spät.
@Lesesommer94
Hi,
ich habe einen mehrmonatigen Kurs gemacht - Einzeln.
Der hat mir in mehrerlei Hinsicht die Augen geöffnet.
Ich habe kapiert, wie meine Texte „realistisch“ rüberkommen, was ich tun muss, um glaubwürdig zu schreiben, habe „Tricks“ an die Hand bekommen spannende Abwechslung zu erzeugen. Brauchbares Handwerk.
Der Lehrer war sehr straight, hatte einen genauen Plan, auch zeitlich.
Will sagen, hat sich total gelohnt, maximal viel gelernt.
Allerdings habe ich beim gleichen Lehrer im Anschluss ein Coaching gebucht und das war ne Lachnummer. Bekam immerhin mein Geld zurück.
Evtl. muss man aufpassen, dass es nach dem Kurs keine unsinnige Fortsetzung gibt. Aber das ist nicht so easy, wenn der Kurs an sich super war. Möchte sagen: Nicht einlullen lassen …
Trotz super Kurs und echten Fortschritten, habe ich kürzlich eine Geschichte richtig versemmelt. Dank wichtiger Hinweise, welche ich hier im Forum erhielt, bin ich jetzt mit dem gelernten Handwerk in der Lage, die Geschichte richtig gut hinzubekommen.
Ich wünsche dir jemanden, mit dem die Chemie stimmt und dass du die Möglichkeit bekommst jede Menge schlaues Zeug zu lernen.
Hallo Lesesommer 94,
Zunächst herzlich willkommen. Hier meine Erfahrungen mit einem 1:1 Coaching:
Wie habe ich meinen Coach gefunden? Zufall! Ich habe ein sehr gutes Buch gelesen. Um mehr über die Autorin zu erfahren, habe ich sie gegoogelt und dabei erfahren, dass sie ein 1:1 Mentoring für Autoren anbietet.
Kriterien, die mich überzeugt haben: Die Dame schreibt selbst sehr erfolgreich im gleichen Genre wie ich (Spiegel Bestsellerautorin) und ist ein wahres Schwergewicht in der Literaturszene (Agentur- und Verlagserfahrung, u.a. ehemalige Programmleiterin in einem renommierten Verlag).
wie kam die Zusammenarbeit zu Stande? Ich habe sie angeschrieben und ihr meine Ziele vorgestellt. Daraufhin wollte sie eine Leseprobe zu meinem aktuellen Projekt und ein Exposee. Sie räumte dem gute Chancen ein und erklärte sich zur Zusammenarbeit bereit. Bis es dann losging, dauerte es einige Zeit, da sie nur sehr wenige Autoren betreut.
Der Ablauf: Das Ganze zog sich über einige Wochen mit vielen Zoomsitzungen, oft mehrere Stunden lang. Das war sehr intensiv, extrem fordernd und sehr anstrengende Arbeit (sowohl für sie, als auch für mich).
Mein Fazit: Ihr Mentoring hat mich um Welten weitergebracht und ich würde es sofort wieder machen. Wir hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander und pflegen bis heute einen freundschaftlichen Kontakt.
Wenn du wirklich ambitioniert und professionell schreiben willst, kann ich dir nur ans Herz legen, an dem Coaching teilzunehmen.
Herzlichen Dank für all eure Meinungen. Ich denke, ich lasse es einfach auf mich zukommen und grübele nicht so viel. Insbesondere der Beitrag von @Carlo-Valentino hat mir geholfen-er schenkt mir besonders viel Freude auf den Termin!
(Gerne können weitere User ihre Meinung kundgeben!)
So soll es sein! Ich wünsch dir auf jeden Fall ganz viel Erfolg, mit diesem tollen Geschenk!
Vielleicht magst du ja dann deine Erfahrungen mit uns hier teilen.