Schreibcoaches

Habt ihr Erfahrungen mit Schreibcoaches? Ich habe den Eindruck, dass sich die Anzahl der Coaches in den letzten 12 Monaten vervielfacht hat. Gerade seit den Corona-Einschränkungen scheint auf diesem Markt eine regelrechte Goldgräberstimmung zu herrschen. Da ist es um so wichtiger, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber die Tarife für Kurse bzw. die Stundensätze sind so hoch, dass man auch nicht ein wenig ausprobieren kann.

Daher die Frage in die Runde: Könnt ihr jemanden empfehlen? Wie sind eure Erfahrungen?

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Ja, ich kann welche empfehlen:
Das Forum hier. :smiley:

Meine Erfahrungen mit Schreibcoaches aus der VHS und diversen Coaches einer „Akademie“ ist sehr durchwachsen. Ich habe nichts gelernt, was man nicht auch aus Ratgeberliteratur oder von YouTube erfahren könnte.

Den richtigen Coach zu finden ist sehr kostspielig. Eine Probestunde reicht nicht. Manchmal merkt man erst im mittelfristigen Prozess, wo man wirklich etwas lernt und wo nicht. Zudem sind gerade freiberufliche Coaches (oft LektorInnen) mit guten Referenzen sehr teuer. Und dann gibt es halt noch sehr viele, die zu selbstbewusst sind und einfach mal meinen, einen auf Coach machen zu können (eine Persönlichkeitsstruktur, die ich wahrscheinlich auch habe :rofl:).

Das Wichtigste ist meiner Meinung nach einen neutralen Blick im Selbstlektorat zu haben. Man sollte erkennen können, was nicht passt, und dann den Mut haben, den Rotstift anzusetzen. Ändern und Streichen kostet Überwindung. Um diesen Blick zu entwickeln, hilft da am meisten Ratgeberliteratur, die eng mit Beispielen arbeitet, wie z.B. Sol Stein mit „Über das Schreiben“ oder „Romane & Kurzgeschichten schreiben“, herausgegeben von Alexander Steele. Auch die Feedback-Seite dieses Forums kann einen erkennen lassen, welche Blickwinkel man einnehmen kann usw. usf.

Nur meine zwei Cents.

Was erhoffst du dir von einem Coach? An was genau möchtest du arbeiten?

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Ich suche eigentlich nur einen Schreibbuddy. Zum gegenseitigen Motivieren, zum gegenseitigen Testlesen und Diskutieren. Da ich bisher niemanden gefunden habe, könnte evtl. ein Profi die Stelle einnehmen.
Die Schwemme an Coaches zeigt, dass es einen Bedarf gibt. Und so mancher hofft sicherlich auch, dass der Coach konkrete Tipps oder sogar Geheimnisse kennt – jedenfalls lesen sich manche der Angebote so. Die gehören dann eher zur Spreu …

In dem Fall könntest du vielleicht den Titel des Threads etwas abändern („Schreibbuddy gesucht“ o.ä.)
Vielleicht auch mal kurz dein Projekt vorstellen, welches Genre etc. du schreibst, an welcher Stelle im Prozess du dich befindest. Mit ein bisschen Glück meldet sich dann jemand, der Lust hat, was zu lesen. :thumbsup:

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Ich oute mich: Ich habe einen Schreibcoach.
Er kriegt jeweils die neusten 50 Seiten, gibt mir sein Feedback und erklärt, worauf ich achten soll.
Als langjähriger Autor und Profi hat er selber eine ziemliche Liste von recht erfolgreichen Büchern geschrieben.

Viele raten zu Büchern. Schreibratgebern. Die stapeln sich bei mir neben dem Bett und im Bücherregal. Ich schaue auch immer wieder rein.
Ich habe 'zig Youtube Ratgeber geschaut (wo kommen all die jungen Brünetten her, die mit ihrer Erfahrung hausieren?) und im im Internet stundenlang mehr oder wenig professionelle Tipps gelesen. (Ich glaube, viele schreiben aus den gleichen Büchern und gegenseitig ab… :kissing:)

Statt zu schreiben, habe ich unsinnig viel Zeit verloren mit „Recherche“. Klar, ich habe viel gelernt.

In der Umsetzung des Schreibens und mit dem direkten Feedback des Schreibcoachs gingen die „Aha’s“ schneller und waren häufiger.
Ich lerne im direkten Kontakt besser. Ich mag Erklärungen und ich mag Menschen. Bin nicht der Sachbuch-Lerner.

Das Wichtigste: da wartet wer auf meinen Text! Mein Innerer Schweinehund hat deutlich weniger Spielraum. :smiley:

Für mich eine gute Sache.

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Da muß ich SchereSteinPapier zustimmen:

Oute Dich mit einer Kurzbeschreibung zu Deinem Projekt und ändere den Thread-Titel in „Schriebbuddy gesucht“

Ich lektoriere momentan einen Thriller, weil mich das Thema interessiert hat. Ich wollte sehen wie ein bestimmtes Thema in Thriller- bzw. Roman-Form umgesetzt, angegangen oder gelöst wird mit dem ich mich seit Jahrzehnten immer wieder sachlich beschäftige.

Ich selbst schreibe bisher vorwiegend Sach- bis Fach-Literatur. Die Zusammenarbeit mit dem anderen Autor läuft auf Gegenseitigkeit. Der andere Autor wird mein Fachprojekt zum Gegenlesen und Beurteilen bekommen, wenn sein Buch auf dem Markt ist (etwa Herbstanfang ist geplant). Bis dahin habe ich noch etwas Zeit meinen Text ordentlich zu überarbeiten. Und da ist noch viel zu tun :wink:

Die Nähe der Genres ist nicht zwingend erforderlich, aber in den meisten Fällen vermutlich nützlich.

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Eventuell eröffne ich einen neuen Thread für “Schreibbuddy gesucht”. Aber es interessiert mich trotzdem, welche Erfahrungen die Forenmitglieder mit Coaches haben. Ich kann kaum glauben, dass Füchlsi mit ihrem mutigen Outing die Einzige hier im Forum ist.

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Ich muss zugeben, dass ich keine Coches habe, aber gute Freunde und Probeleser.
Freunde, die ebenfalls kreativ sind und mir helfen, einige Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Mit ihnen kann ich gut diskutieren und Ideen ‘herumspinnen’.
Auch habe ich Probeleser, die mich auf Stellen hinweisen, wo ich nochmal ran muss und mit denen ich besprechen kann, was ich ggf. verbessern könnte.

Die Motivation dran zu bleiben, solltest du schon selbst haben. Da kann dir auch kein Buddy helfen.
Motivation muss von innen heraus kommen, sonst bringt das nix.

Für das Testlesen solltest du dir ein paar Leute suchen, die Interesse haben.
Wobei die Guten und Kritischen nicht so leicht zu finden sind.
Versteh mich nicht falsch, aber mir persönlich fällt es schwer andere Dinge zum Test zu lesen, da ich meine Energie eher in meine eigenen Werke stecken muss.
So etwas bringt mich dann aus dem eigenen Schreibflow heraus.

LG Tessley

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Ich habe mit Schreibcoaching gute Erfahrungen gemacht. In meinem Fall war das in verschiedenen Seminaren (noch ohne Corona, also mit anderen zusammen vor Ort), sowie im Rahmen der Ausbildung in der Text-Manufaktur (Fernstudium). Da bekommt man Skripte und eben die lektorierten Seiten der eigenen Texte. Man kann an einem eigenen Projekt arbeiten oder Schreib-Aufgaben lösen. Durchs Schreibcoaching habe ich wesentlich mehr gelernt als durchs Lesen von Ratgebern, und das gilt auch für die monatlichen Skripte, die zum Studium dazugehören. Ein Schreibbuddy ist eher etwas anderes – hilft aber bestimmt auch weiter. Jeder Roman und jede Geschichte wird besser, wenn man darüber spricht.

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So, angeregt durch diesen Thread habe ich mir einen Schreibcoach für Privatsessions gebucht.
Er stellt die Schreibaufgabe, ich schreibe und dann besprechen wir es (er gab mir die Grenze von 10.000 Zeichen mit Leerzeichen und am Ende wurden es bei mir 25.800; da können wir gleich besprechen, wo ich immer ins Schwafeln gerate).
Habe noch den Kontakt zu zwei anderen Schreibcoaches und für alle ist diese Herangehensweise (Writing Prompt für mich und dann anschließende Besprechung ohne vorherige Theorie) tatsächlich Neuland. Es juckt mich in den Fingern, alle dieselbe Story zu schicken, aber bei einer weiß ich, dass sie sich extrem gegen Schimpfwörter und düstere Storys sperrt. ^^

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Das finde ich interessant @Ennui, für mich persönlich wäre das nichts, aber trotzdem ist das spannend, was ist das Ziel? Sollen sie evtl. zukünftig ein Projekt von dir begleiten oder ist das nur eine einmalige Sache?

Sollte ein Schreibcoach einen nicht in seinem eigenen Stil unterstützen? Da würde ich mir persönlich wünschen, so schreiben zu können, wie es mir taugt und eben auch die Richtung auszutesten, in die ich gehen möchte. Fände ich irgendwie nicht so prall, für den Coach ne Geschichte zu schreiben, die mehr auf ihn/sie gemünzt ist, als auf mich.

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Ich hatte ja schonmal Schreibcoaches vor mehr als zehn Jahren, die mir diverse Kurse begleitet haben. Hat mir damals nicht viel gebracht. Will mich einfach nochmal für die Erfahrung öffnen und schauen was heute dabei rumkommt.

Sie sollen mir eine Schreibaufgabe geben, ich schreibe dazu eine Kurzgeschichte oder kurze Geschichte oder Szene, und sie bewerten das. Wenn sie mein Romanprojekt begleiten, wäre es nicht mehr „mein Werk, mein Baby, meine Kunst“. Da kann ein Lektor rumwüten, wenn ein Großverlag mich will. :rofl:
Habe mein erstes Übungswerk schon mit meiner Freundin diskutiert und sie hat sehr interessante Dinge gesagt. Mal schauen, ob der Coach da auch draufkommt.

Korrekt. Der Coach, mit dem ich gerade arbeite, hat gesagt, er ist vollkommen schmerzfrei was Obszönität und Gewalt angeht.

In einer Ausschließlichkeit ist das natürlich suboptimal. Aber mich reizt es, außerhalb meiner Komfortzone zu schreiben und so weiteren Optimierungsbedarf aufzudecken, der sich ansonsten vielleicht gar nicht zeigen würde. Ich will den ganzen Körper trainieren und nicht nur die Discomuskeln Bizeps und Brust. :smiley:

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Mal über Preise gesprochen:

Ein Coach verlangt einen Stundensatz (60 Minuten) von 20 Euro. Arbeitsweise: Er schickt mir eine Aufgabe, ich schreibe, schicke es ihm, er lektoriert und wir besprechen es face-2-face bei einem Kaffee. Ob er mir die lektorierte Datei vorab zuschickt, weiß ich noch nicht. An sich kenne ich ihn persönlich und mag ihn recht gern. Er hatte mir vor Jahren mal bei einer Lesung erlaubt, meine Rap-Texte vorzutragen. :smiley:

Ein anderer Coach verlangt 40 Euro für einen Durchgang. Das heißt: Sie schickt mir eine Aufgabe, ich schreibe, schicke es ihr, sie lektoriert, macht Kommentare (sogar in Papyrus), schickt zurück und wir besprechen es mindestens 30 Minuten telefonisch, aber sie schaut nicht auf die Uhr.
Erster Dämpfer war, dass ihre Amazon-Rezensionen nicht so gut ausfallen und ihre E-Mail in drei Zeilen drei Fehler hatte, inklusive meinem Nachnamen. Gerade Letzteres darf meiner Meinung nach nicht passieren, das ist Copy & Paste. Weiterhin meinte sie, sie hätte durch ihre Schreibwerkstatt an einer Hochschule (die ihrer Aussage nach wegen Corona wegsubventioniert wurde), sehr viele Übungen. Dennoch wollte sie mir nicht bereits am Freitag zwei kleine Aufgaben per Mail schicken, damit ich sie mir hätte übers Wochenende durch den Kopf gehen lassen können. Sie meinte, ich bekäme die heute. Mal sehen. Sollte sie das hier mitlesen: Ich freue mich dennoch auf die Zusammenarbeit! :thumbsup:

EDIT: Habe mal kurz nach dem Preis eines früheren Coaches geschaut. Da war das so: Eine DINA4-Seite mit 1,5 Zeilenabstand, Rand links/rechts/oben 2,5 cm, unten 2,0 cm, Schriftgröße 11, Arial, 5 Euro pro Seite, aber Aufgabenstellung und Besprechung inklusive. Ich glaube, das ist billiger. ^^

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Habe die Schreibaufgabe pünktlich bekommen und sie berechnet mir nichts, damit wir uns kennenlernen. Sehr fair!
Und wir besprechen es nicht telefonisch, sondern via Skype oder Zoom, Video-Call. Das klingt auch viel besser, bin gespannt.
Ich habe eine Schreibaufgabe bekommen, die die SZ mal an namhafte deutsche Schriftsteller gab. Den Vergleich scheu ich natürlich. ^^

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Jetzt würde mich interessieren, woher du das mit der SZ weißt? Das ist ja vom pädagogsich, kreativen Standpunkt recht schwierig, oder?

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https://www.sueddeutsche.de/kultur/sz-magazin-sommergeschichten-die-millionenchance-1.3621777?reduced=true
Weiß nicht, ob das jetzt so schwierig ist. Hab meinen Plot fertig und schon 1.712 Wörter gerissen.

Wenn jemand Zugang oder noch die alte Ausgabe rumliegen hat, wäre es nice, mich mal reinschauen zu lassen.
Ich hatte die SZ nur bis 2015 im Abo.

Ich glaube, dann wäre ich ein perfekter Coach, denn ich kritisiere mich selbst am härtesten

Ich fürchte, auch das ist alles andere als neutral. Dieses ‘an den eigenen Sachen kein gutes Haar lassen und damit nie zufrieden sein’ dürfte wohl gerade unter Autoren weit verbreitet sein. Die Gefahr daran ist, dass man die gut gelungenen Sachen schlichtweg nicht als solche erkennt (und sie verschlimmbessert) oder, worst case, sein Werk nie zuende bekommt, weil man auch nach dem achtzehnten Korrekturlesen noch jede Menge zu Verbessern findet.
Irgendwie brauchts hier mal wieder einen Mittelweg, der wie fast immer am schwierigsten zu finden ist.

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