Schreib-Workshops

Huhu!
Gern würde ich nach euren Erfahrungen bezüglich Workshops fragen. Wer von euch hat schon mal mitgemacht, was hat euch besonders gefallen, was geht gar nicht, was würdet ihr euch wünschen oder erwarten? Eine Kollegin und ich erarbeiten fürs Frühjahr 2023 gerade einen offline und eure Erfahrungen würden mir sicherlich sehr helfen. Ich danke euch im Voraus für Antworten!

LG
Tanja

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Ich habe schon ein paar Schreibkurse bzw. Workshops mitgemacht.

Was mir nicht gefällt ist, wenn der Titel des Kurses (bzw. das Thema) nicht mit dem übereinstimmt, was letztendlich im Kurs passiert.
Ich hatte einen mitgemacht, der als Schreibkurs deklariert war. Letztlich war es aber doch eher ein „Ideenfindungskurs“, weil wir jeden Tag wieder neue kreative Methoden durchgemacht haben, um neue Texte zu schreiben. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich mich nicht angemeldet. Ich hatte genug Ideen. Ich wollte schreiben und ich wollte Rückmeldungen. Ich wollte Textarbeit und faire und konstruktive Textkritik. Das habe ich alles bisher in keinem Kurs wirklich bekommen. Deshalb arbeite ich jetzt nur noch alleine mit einem Coach. Und mit zwei Schreibfreundinnen. Ich habe nach langem Suchen zwei gefunden, die in dieser Hinsicht auf meiner Wellenlänge sind und konstruktive Kritik und Hilfe bei der Einschätzung der Plausibilität der Texte schätzen und geben. Mittlerweile wäre alles andere für mich Zeitverschwendung.
Aus meiner Sicht fängt das richtige Schreiben erst mit den ersten Überarbeitungen an.

Außerdem fände ich es für mich auch wichtig, die Zielgruppe zu kennen. Manche fangen erst an und haben noch nie bewusst einen belletristischen Text geschrieben, andere haben schon gute Kenntnisse über das Handwerk. Da muss man entweder als Kursleiter gut binnendifferenzieren oder von vornherein die Kursbeschreibung sehr deutlich machen, damit sich die richtigen Leute angesprochen fühlen.

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Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung. Deine Kritik verstehe ich gut, wer will schon die Katze im Sack kaufen. Fazit also Thema genau beschreiben und Voraussetzungen kommunizieren.
Wie schön, dass du einen Weg gefunden hast, der zu dir und deinem Schreiben passt!

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Huhu!
Ich wurde gebeten, etwas genauer zu beschreiben, um was es gehen soll, bzw. wozu mich eure Meinungen interessieren. Gern möchte ich wissen, ob ihr schon mal einen Schreib-Workshop besucht habt und was euch daran gefallen hat bzw. nicht gefallen hat. Wie groß sollte die Gruppe sein? Wollt ihr viel Theorie oder eher Zeit zum Schreiben? Bei uns wird es um das Thema Plotten gehen und zwar bedürfnisorientiertes und figurenbasiertes Plotten. Die Handlung ist also figurenmotiviert und zuerst wird die Hauptfigur in und auswendig kennengelernt, mit ihren größten Bedürfnissen, der Persönlichkeit, den Zielen und Wünschen. Die Teilnehmer*innen brauchen also lediglich eine grobe Idee zur Figur, zum Setting und sollten evtl. schon ein Genre wissen, mehr braucht es nicht.
Wie hört sich das für euch an? Habt ihr Anregungen, Tipps oder sonstiges? Ich freue mich.
LG
Tanja

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Hallo, Tanja,
ich denke, die Gruppe sollte nicht zu groß sein, damit man gut miteinander arbeiten und diskutieren kann, aber auch nicht zu klein. Wenn sie zu klein ist, gibt es nicht viele unterschiedliche Meinungen.
Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass ein Workshop zum Plotten ein paar mehr Leute vertragen kann (z.B. 12) als ein Workshop, in dem Textarbeit das Hauptthema ist. Da würde ich mich wahrscheinlich mit 8 Leuten am wohlsten fühlen.
Mir persönlich gefällt es nicht, wenn alles immer nur super und toll ist und man über den grünen Klee gelobt wird, wenn man nur drei Buchstaben aufs Papier gebracht hat, oder der Text vor Rechtschreibfehlern nur so strotzt. Ich könnte dann echtes Lob, das ich wirklich verdient habe, nicht mehr ernst nehmen, weil ja eh alles gelobt wird.
Andererseits wäre mir konstruktive Kritik sehr wichtig. Warum ist diese Stelle nicht so gut gelungen? Warum wirkt jene Stelle nicht plausibel? Der Kritiker darf ja gerne anderer Meinung sein als ich, aber ich würde die Kritik gerne nachvollziehen können.
Wenn etwas wirklich gut ist, höre ich natürlich auch gerne ein Lob. Aber nicht nach dem Motto: Nur, weil du es schaffst, einen Stift in der Hand zu halten und etwas hinzukritzeln, bist du gleich supertoll.

Wahrscheinlich wäre es auch wichtig, die Motivation der Teilnehmer zu kennen. Schreibt jemand nur für sich oder weil er sein Leben später seinen Enkeln zum Lesen geben will?
Oder möchte er eines Tages veröffentlichen und vielleicht auch mal Geld damit verdienen? Solche Unterschiede können die Herangehensweise an einen Text sehr verändern. (Ich glaube, ich bin immer ehrgeizig in allem, was ich tue. Wenn nicht, dann lasse ich es meistens ganz.)

In einem Workshop zum Plotten braucht man, glaube ich, nicht so viel Zeit zum Schreiben. Es hängt ja auch davon ab, wie lange der Workshop insgesamt dauert. Ich habe festgestellt, dass auch beim Schreiben schnell eine Stunde vergangen ist …
Ich würde den Workshop wahrscheinlich so aufbauen, dass ich vieles vor allem exemplarisch zeige. Es käme mir also nicht darauf an, dass die Teilnehmer im Kurs ein vollständiges Charakterblatt ihrer Hauptfigur haben, sondern mehr darauf, dass sie grundsätzlich wissen, welche Informationen sie zusammentragen sollen. Ich weiß, dass es bei mir manchmal sehr viel Brainstorming braucht, um mir einen Lebenslauf einer Figur mit Stärken, Schwächen, Zielen, Motivation, Beziehung zu den Eltern und der Familie etc. auszudenken, sodass ich hinterher auch damit zufrieden bin. Ich glaube, im Laufe eines Workshops könnte ich das nicht leisten. Aber wenn ich Anfänger wäre, wäre ich froh über Beispiele von Figurendatenblättern, die ich dann in Ruhe zu Hause ausfüllen könnte.
Sehr beliebt sind auch 100 Fragen an deinen Protagonisten, oder ein Figureninterview. Ich glaube, ich würde den Teilnehmern die verschiedensten Varianten vorstellen, mit denen sie etwas über ihre Figuren herausfinden können und dazu Beispieltexte präsentieren. Und dann können sie sich für ihre Weiterarbeit zu Hause davon inspirieren lassen.
Ich würde mir ohnehin immer Beispieltexte zurechtlegen. Vielleicht auch von einem Roman oder einem Film, der sehr bekannt ist, wie z.B. die Tribute von Panem oder Der Herr der Ringe oder Stolz und Vorurteil oder Mord im Orientexpress. Und dann würde ich die Heldenreise oder eine andere Plotstruktur auch an diesen bekannten Werken vorstellen (oder zumindest an einem davon), weil das einen Wiedererkennungswert hat. Und man das als Anfänger leichter auf seine eigene Arbeit übertragen kann. Je nachdem, wie lange der Workshop dauert, würde ich nicht erwarten, dass die Teilnehmer einen vollständigen Plot während des Workshops erarbeiten. Das hängt natürlich auch von dessen Komplexität ab. An meinem Plot für Band 2 arbeite ich schon ungefähr 2 Jahre, bin aber mittlerweile im 3. Akt. Es ist also Land in Sicht. :grinning:
Au weia, ich glaube, da kommt jetzt die Lehrerin in mir durch … (Ignorier das einfach, wenn es zu viel wird!)
Ich würde wahrscheinlich auch Methoden zum Plotten vorstellen. Ich kann das z.B. sehr gut mit einem Kanban-Board wie Trello oder MeisterTask. Da erstelle ich mir für jeden Akt eine Liste. Die Karten entsprechen dann Szenen. Mit Labels kann ich die Erzählperspektive und die Wendepunkte markieren. Und dann kann ich die Karten so oft zwischen den Listen hin und her schieben, bis es passt.

Andere machen das lieber mit dem Denkbrett oder mit Karteikarten aus Papier.

Ich würde auch die Methode aus 1 mach 12 vorstellen.
Immer, wenn ich ein Problem habe (Wie kommt mein Prota jetzt bloß wieder aus dem Gefängnis heraus?), versuche ich, 12 Lösungen dafür zu finden. Nicht nur eine. Weil das Gehirn nämlich besser arbeitet, wenn es nicht das Gefühl hat, gleich mit der perfekten Lösung kommen zu müssen. Und nicht schummeln! Es dürfen auch nicht weniger als 12 Lösungen sein, auch wenn es schwerfällt. Und dann suche ich mir die beste aus - oder kombiniere mehrere miteinander.

Kurz - ich würde den Teilnehmern möglichst viele Methoden und Arbeitsweisen vorstellen, damit sie sich daraus ihre eigene Methode basteln können. Davon habe ich immer am meisten profitiert.

Ansonsten hört sich das für mich sehr gut an. Wo findet der Workshop statt?
Das Thema gefällt mir gut. Ich liiiiebe Plotten. Aber am Anfang habe ich es gehasst. Weil ich nämlich nicht wusste, wie ich da rangehen sollte. Mittlerweile habe ich meine Methode gefunden.

Noch ein Buchtipp dazu: K. M. Weiland: Outlining Your Novel. (Auch das Workbook ist nicht zu verachten. Wenn man all die Fragen darin beantwortet hat, kann man schon ganz gut mit dem gesammelten Material arbeiten.)

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Vielen lieben Dank für deine ausführliche Nachricht! Du hast schon einiges aufgegriffen, was wir auch vorhaben und noch ein paar neue Ideen angstoßen. Der Workshop wird in Thurnau stattfinden. Das liegt zwischen Bamberg, Bayreuth und Kulmbach in Oberfranken und von Freitag bis Sonntag dauern. Natürlich wird der Plot nicht mit allen Nebenhandlungen und Figuren entstanden sein, aber der Hauptstrang um die Hauptfigur sollte am Ende stehen. Wir bieten dann auch noch so eine Art Plot-Überprüfung an, um eventuelle Logikfehler aufzudecken, falls die Teilnehmer*innen nicht ganz fertig werden.
Vielen Dank auch für den Buchtipp!

Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, ist aber nach meiner Erfahrung oft genug auch in IT-Kursen nicht der Fall.

Das soll keine Rechtfertigung sein, nur eine Ergänzung, dass es sich dabei leider nicht um spezifische Problem handelt. Meiner Ansicht nach ist das Problem, dass man oft nur mühsam genügend Leute für einen Kurs zusammenbekommt, was dann zwangsläufig zu einer inhomogenen Teilnehmerschaft führt.

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Vielen Dank für deine Gedanken dazu. Wir wollen auch ein Webinar machen, damit die Autor*innen schon mal schauen können, auf was sie sich mit uns einlassen! :wink:

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Huhu! Es gibt Neuigkeiten: Vom 10.–12.03.2023 gebe ich mit der Textehexe Juri Pavlovic einen Schreibworkshop mit dem Thema Bedürfnis-orientiertes Erstellen von Romanfiguren in Thurnau. Falls Interesse besteht, schaut gern mal auf die Seite: www.literathurnau.de
LG
Tanja

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