Schenkst du mir eins?

Den Autor zu kennen, einen Autor zu kennen scheint viele Leute dazu zu animieren, ein Buch (am besten alle) kostenlos bekommen zu wollen. Je kleiner man ist, desto blöder die Situation, in die man gebracht wird. Einerseits ist man gerne, bin ich gerne großzügig, andererseits ist es momentan noch so, dass ich alle meine Leser(von)innen kenne, es also ein exklusiver Zirkel ist. Alles in allem habe ich vermutlich noch nicht einmal die Hundertermarke geknackt. Über alle Erscheinungen gerechnet.
Als Autor gebe ich für mein Hobby viel Geld aus, ich habe Software gekauft, ich habe ein Modell bezahlt, ich habe Prodedrucke in Auftrag gegeben, ich betreibe eine Homepage. Die Ehda-Kosten der Hard- und Software (Rechner, Kamera, Photoshop) noch gar nicht mit eingerechnet.
Kostenlose Exemplare bekommen natürlich die Helfer, mein Fotomodell, meine Korrektorin, zwei Testleser. Darüber hinaus würde ich lieber die Bücher verkaufen. Und wenn es nur für das Gefühl ist, kein wertloses Produkt, was man verschenken muss, damit es unter die Leute kommt, produziert zu haben.

Mich nervt das Geschnorre kollossal. Was war euer dreistestes Erlebnis, was das betrifft? Wo seid ihr schonmal sprachlos gewesen, als man euch um ein Buch angehauen hat?

5 „Gefällt mir“

Lieber Duane,

ich bin der Ansicht, es sollte genau andersherum laufen: Sieht man, daß sich ein Autor zu etablieren versucht, ist Unterstützung angesagt, sofern Interesse an seinem Buch besteht. Man könnte sich folglich auch dazu entscheiden, zwei Exemplare zu kaufen und dann eines davon weiterzugeben, als Geschenk bspw., womit man ja dem Autoren neben dem monetären Aspekt auch noch anderweitig etwas Gutes tut …

Leider funktioniert unsere Welt aber nicht so – und gleich gar nicht heutzutage! Das liegt, neben anderem, an der inzwischen sehr weit – wahrscheinlich mindestens in der ganzen „westlichen Welt“ verbreiteten – Lüge, ständig bekomme man „etwas geschenkt“ oder „fast umsonst“. Die Reklame-Maschine in diesem Sektor läuft unablässig auf Hochtouren: Überall und ständig Sale und Scheiß und Give Away bis zum Abwinken!
Dabei würde doch auch nur minimale Hirnkapazität ausreichen, sich zu überlegen, daß das großteils nur Lügen und Vorspiegelungen falscher Tatsachen sind, weil ja das System, in dem wir existieren, nun mal primär auf Profit und nicht Herschenkerei ausgerichtet ist. Und folglich kann nicht jeder herausposaunte Sale einer sein, weil dann die Maschine zwangsläufig kollabieren müßte.

Aber die Suggestion wirkt offenbar … was auf die monströse Dämlichkeit des Publikums solcher Narreteien schließen läßt, denn sonst könnte es ja nicht sein, daß inzwischen der irrationale Glaube vorherrscht, man müsse ständig irgendwas geschenkt kriegen. Ich nenne es Chuzpe, gepaart mit kaum glaublicher Dummheit, ggf. auch maßloser Ignoranz – oder andersherum gewendet: pathologischem Narzißmus. Denn wer auch nur irgendwie zu denken in der Lage ist, müßte doch wenigstens ahnen, daß ein nicht-arrivierter Schriftsteller nichts herzuschenken hat, sondern eigentlich Unterstützung braucht.
Wer das ausgeblendet oder ggf. nicht mal mehr „auf dem Schirm hat“, ist in meinem Verständnis 'ne ziemlich arme Sau, weil nachhaltig beschädigt von der gesellschaftlichen Gesamtveranstaltung, ohne daß sich sagen ließe, nur „die Gesellschaft“ sei schuld daran. Ein Stück weit muß eben auch jede/r für sein eigenes Handeln einstehen können. Und wenn das vollkommen fremdgeleitet ist, liegt „Arme-Sau-Sein“ vor, weil solche Leute ja offenbar zu verblödet oder emotional verkrüppelt sind, um sich auch nur einen Moment mal in Alter Ego hineinzuversetzen, hier also jenes des Schriftstellers …
Und dann gibt es noch die gewissenlose, gier-induzierte Chuzpe nach der Devise: Versuchen kann ich’s ja mal. wenn’s klappt, hab ich wieder einen Vorteil kassiert und meinem Raffgier-Affen Zucker gegeben, ohne ihn bezahlt zu haben. Das sind für mich freilich keine „armen Säue“, sondern amoralisch agierende Stinkstiefel. Da aber gerade die „Heroes“ unsere Zeit zumeist ausgerechnet solche (Abzocker-)Typen sind, kann man mit entsprechender Verachtung auch nicht viel Staat machen, weil die Verblödeten zu ihnen aufschauen wie zu neuen Messias-Inkarnationen. – Vertrackte Situation also …

Vielleicht könnte gute Literatur – die davon lebenkönnende Autoren schreiben – u.a. darüber aufklären und so ein kleines Stück Verbesserung erwarten lassen. Wenigstens* in the long run.* – Immerhin: Gelegentlich hat (u.a. synchronen Phänomenen) Literatur das schon vermocht! Setzte aber womöglich voraus, daß es nicht ganz ohne wenigstens ein bißchen hirnschmalzfordernde Partien darin abginge. – Und nun, lieber Duane? :see_no_evil:

Es grüßt Palinurus

4 „Gefällt mir“

Ich bin auch Musiker und in diesen Kreisen - in denen ich nicht mehr verkehre - galt es als Ehrensache, den Freunden von einem bevorstehenden Konzert zu berichten. Und es war immer ebenso Ehrensache, dafür auch, verdammte Scheiße, zu bezahlen. Freikarten bekamen immer nur die Groupies…, und die waren dann ja auch nicht so richtig frei…
Ich habe einer Kundin neulich das Drucktestexemplar gezeigt und im Trubel waren dann ein paar Minuten später Buch und Kundin weg. Sie glaubte, ich hätte es ihr geschenkt. Als sie nach ein paar Tagen wieder auftauchte und sich bedankte, habe ich es ihr grinsend und mit der Dreistigkeit des arroganten Autoren, wieder weggenommen. Ich bin da knallhart. Die Dame hat dann auch eins gekauft. Hey, das sind fast vier Euronen! Die Kunst muß unterstützt werden, niemand macht sich einen Begriff, was es für eine Arbeit ist. Ich mach mal ´n Buch. Neenee, so ist das nicht. Ich versuche immer meinen Kunden, die Hintergründe - Cover selbst gemacht, Lektorat, PDF und das alles ohne Hilfe :cry:!!! - zu erklären und ich stelle immer wieder fest, daß es schon in den Augen der Nichtautoren ein großes Ding ist, ein Buch zu schreiben. Und ein Zweites und ein Drittes und ein Viertes.

5 „Gefällt mir“

Noch gar nicht. Ist mir bisher nicht passiert. Sogar meine Testleser haben das fertige Buch gekauft. Dann scheint das die Ausnahme zu sein?
Ich bin gespannt, was andere zu erzählen haben zu diesem Thema.

2 „Gefällt mir“

Geht mir genau wie Alex, bislang haben sogar meine Testleser die Fertiversion gekauft. Sogar mein eigener Ehemann will meine Bücher kaufen und ich sage jedesmal, dass das nicht geht. Aber sogar in der Familie kaufen sie meine Bücher und wollen sie nicht kostenlos.
Also ich bin auch noch nie nach einem kostenlosen Exemplar gefragt worden. Die Leute fragen immer: Wann kommt es und wo kann ich es bestellen?
Mal sehen wie es bei den anderen ist?

2 „Gefällt mir“

Meine Testleser bekommen die Bücher geschenkt. Ich würde es niemals erlauben, dass sie dafür bezahlen. Schließlich investieren sie ihre Freizeit für mich. Sie dürfen in den Testexemplaren herumkritzeln, Vorschläge machen, auch zum Inhalt, natürlich Fehler korrigieren, etc. Ist die Version zur Veröffentlichung dann endgültig fertig gestellt, bekommen sie dann noch diese Version von mir geschenkt. Das ist für mich selbstverständlich. Wie gesagt, sie schenken mir im Gegenzug schließlich ihre ehrliche Meinung und die investierte Freizeit.

3 „Gefällt mir“

Aber was machst du, wenn sie so wie bei mir unbedingt das Buch erwerben wollen? Das kann man dann ja nicht verhindern. Aber grundsätlich gebe ich dir Recht und handhabe es auch so.

1 „Gefällt mir“

Klar kann man das verhindern, solange es nicht im Handel ist. Hartnäckige dürfen statt Geld, bevor sie so knurrig werden, dass sie nicht mehr testlesen möchten, den Gegenwert in Pferdelecker “abtragen”.

2 „Gefällt mir“

Ich habe bislang nur bei zwei Leuten Testgelesen, bei @Alex Sassland und Cidney Cage hatte mal nach Testlesern gefragt. Bei Alex habe ich dann alle drei Bücher als Epub gekauft als Geschenk für meine Ma, weil sie sowas auch gerne liest. Ich hoffe noch auf ein Testlesen bei Buch drei von @narratöör. Auch bei Dark Sky TEil drei wäre ich nicht abgeneigt.
Ich mag Bücher, und ich kaufe sie gerne. Ich verschenke sie auch gerne.
Wenn meins endlich mal fertig sein sollte, würden logischerweise auch meine Testleser welche bekommen, wenn sie möchten. Das versteht sich von selbst.

3 „Gefällt mir“