Als Neuling im Buch setzen tu ich ich mich mit dem Satzspiegel etwas schwer. In der Fachliteratur ist meistens vom goldenen Schnitt und dem Neunerraster die Rede. Beide Arten ergeben aber eine in meinen Augen sehr grosse Weissfläche zwischen dem Text und dem Rand. Auch das Nachmessen in verschiedenen Büchern ergibt teilweise weniger Weissraum. Daher meine Frage in die Runde: Wie handhaben Sie die Satzspiegelberechnung und wie frei ist man da überhaupt?
Goldener Schnitt und Neunerteilung sind traditionelle Ansätze, mit denen man grundsätzlich nichts falsch macht. Dass die Weißräume sehr groß erscheinen, ist ein Beleg dafür, dass man über die Jahre immer mehr am Rand (aber bspw. auch beim Durchschuss) gespart hat, um Bücher billiger zu machen (ich habe schon manches Fachbuch NICHT gekauft, wenn der Rand zu schmal für Notizen war oder der Durchschuss zu eng für ordentliches Unterstreichen).
Mit dem klassischen Ansatz vermeidet man übermäßig lange Zeilen bei vernünftiger Schriftgröße.
Klassischer Ansatz: Die Summe der Innenränder sollte so groß sein wie ein Außenrand; damit sind dann alle Weißflächen gleich breit.
Auch aus dem Mittelalter gibt es viele Beispiele wenig gelungener oder einfach nur schlechter Gestaltung, sowohl bei der handschriftlichen Erstellung als auch bei den gedruckten Büchern. Damit wirst Du beim Nachmessen für jede Gestaltung ein Beispiel wie auch (eher mehrere Gegenbeispiele finden.
Ich benutze den grundsätzlichen Ansatz der Neunerteilung, gehe aber je nach Laufweite der verwendeten Schrift und passendem Durchschuss auf eine 10er-12er Teilung. Das ist für mich ein passender Kompromiss.
Ich mache es mir hier einfach: Es muss *mir *gefallen. Das war’s schon. Die Regeln überlasse ich denen, die nicht so wirklich wissen was ihnen gefällt, und daher Anleitung brauchen.
Das ist ja auch in Ordnung - wenn Du für Dich schreibst. Wenn Du aber für oder an andere Personen schreibst, kommt es möglicherweise weniger darauf an, dass diese sich an Deiner Kreativität erfreuen, sondern vielmehr darauf, dass sie das hoffentlich Lesenswerte lesen können, ohne wegen einer personenspezifischen Vorstellung von „optimalen Layout“ beim Lesen gestört zu werden.
Wirklich kreative Seitengestaltung kennt üblicherweise die Regeln, die bewusst interpretiert oder gebrochen werden, sehr genau, getreu dem Motto: Der Meister bricht die Form. Oder anders herum: Man muss erst einmal lernen, was man dann bewusst und hoffentlich gekonnt außer Acht lässt.
„Nicht gewusst“ ist sehr oft auch „Nicht gekonnt.“ bzw. „Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.“
Ich glaube jeder, der mehr als nur Tagebücher und Einkaufszettel schreibt, schreibt in erster Linie für andere. Dass dies dann in einer äußeren Form geschehen sollte, die nicht nur lesbar ist, sondern die Rezeption unterstützt, versteht sich von selbst. Jeder der schreibt, wird in seinem Leben mehr als nur ein Buch anderer Autoren oder Verlage gesehen und gelesen haben, und daher einen guten Eindruck davon haben, welches Layout beim Lesen hilft, und welches eher nicht.
Man kann natürlich aus dem Layout eine Mathematik lithografischer Kennzahlen machen. Oder einfach seine Augen benutzen.
Das Alles stimmt. Und noch mehr. Wer nicht alle Fehler nochmal machen will oder bewusst (!) den ein oder anderen begehen will, dem sei dieses Werk empfohlen: