Dies ist noch eine Geschichte, aus meinem Buch „Wie’s war“, Kindheitserinnerungen.
Weil es keine Schuhe und Strümpfe zu kaufen gab, musste man als Ersatz, Lumpen um die Füße wickeln und darauf Schuhe aus derbem Rindsleder, mit Holzsohlen, anziehen. Auch daran gewöhnt man sich schließlich. Es gibt aber keinen Schaden ohne Nutzen. Die Holzsohlen der Schuhe, eigneten sich im Winter vortrefflich zum Rutschen. Einmal sollte ich beim Milchladen, Milch holen. Es lag Schnee und die Pfützen waren zugefroren. Auf dem Heimweg, kam ich an eine lange Pfütze.
Welch wunderschöne Eisplatte! Anlauf genommen, huiii. Eine Unebenheit, beendete die Rutschpartie. Als ich stürzte, hob ich geistesgegenwärtig die Kanne, mit dem kostbaren Inhalt hoch und knallte dafür mit der linken Augenbraue, auf einen Stein. Ein dicker Bluterguss, war die Folge. Über meinem Auge, wuchs förmlich eine Blutwurst. Um darunter durchblicken zu können, musste ich diese mit dem Finger hoch heben,
„Ja, wie schaust denn Du aus“? Rief meine Mutter, als ich nachhause kam und sie mich sah. Sie beruhigte sich aber schnell wieder, als sie merkte, dass die Milch gerettet war.
Schade, dass Keiner mir sagt, ob ihm meine Geschichten gefallen oder nicht.
Liebe Grüße und einen guten Tag Euch,
Lyrikfan11
Lieber @Lyrikfan11 , ich persönlich finde, dass deine Geschichte eher in Richtung Inhaltsangabe geht als dass es eine „richtige“ Geschichte wäre.
Einmal sollte ich beim Milchladen, Milch holen. – Hier geht die Geschichte eigentlich erst richtig los.
Eine Unebenheit, beendete die Rutschpartie. Als ich stürzte, – Das ist nichts Besonderes sondern so normal, dass keine Spannung aufkommt. Der Rest der Geschichte sind auch ganz normale Folgen des Sturzes. Und dass die Mutter beruhigt war, weil du die Milch sicher nach Hause gebracht hattest, ist ebenso klar.
Für meinen persönlichen Geschmack ist deine Geschichte eine wunderschöne Erinnerung. Um sie in einem Buch zu veröffentlichen fehlt es mir ein wenig an Ausschmückungen.
Hallo, @Lyrikfan11,
du solltest versuchen, deine Erinnerungen szenisch zu schreiben, um Spannung zu erzeugen. Bisher plätschert der Text so vor sich hin, aber es gibt aus meiner Sicht noch nicht viel Fesselndes. Die Figuren sind noch blass und bieten dem Leser nur wenige Identifikationsmöglichkeiten. Man erfährt nur wenig darüber, wie sie denken und fühlen.
Und es gibt kaum Konflikte. Die Milch ist gerettet - alles in Butter. Es wirkt so, als wolltest du deinen Figuren nicht schaden und ihnen nur das Beste wünschen. Glücklich und zufrieden sollten sie aber nur am Ende des Buches sein.
Was wäre gewesen, wenn die Milch ausgelaufen wäre? Wenn die Erzählerin Angst gehabt hätte, nach Haus zu gehen und ihrer Mutter mit der leeren Kanne entgegenzutreten? Wie hätte die Mutter da reagiert? Was hätte die Erzählerin auf sich genommen, um der Mutter und ihrer Schelte noch eine Weile auszuweichen?
Hätte sie versucht, die verlorene Milch auf andere Weise zu beschaffen? Hätte sie versucht, von zu Hause wegzulaufen, weil sie Angst vor den Konsequenzen gehabt hätte und wäre dann - spät am Abend - doch hungrig und frierend wieder nach Hause zurückgekehrt, weil sie nicht gewusst hätte, wo sie bleiben sollte? Hätte sie das Geld für die vergossene Milch selbst verdienen wollen oder müssen? Und auf welche Weise?
Und könnte man den Mangel in dieser Zeit, der es notwendig machte, die Füße mit Lumpen zu umwickeln mit der verschütteten Milch verbinden? Wie würde die Erzählerin ihre Armut nach dem Verlust der Milch noch stärker empfinden? Müsste sie vielleicht ihre Holzschuhe für ein paar Pfennige jemandem verkaufen, um den Verlust der Milch auszugleichen, damit es etwas zu essen gibt? Wenn für die Figuren nichts auf dem Spiel steht, ist der Text nicht spannend.
Ich weiß, so ist es damals nicht passiert. Die Milch wurde gerettet. Aber manchmal ist es besser, in einer Geschichte zugunsten der Dramatik etwas zu übertreiben und die Dinge etwas anders darzustellen als sie geschehen sind. Auf diese Weise erzeugt man Spannung.
Erich Kästner sagt dazu: Eine Geschichte ist dann wahr, wenn sie so, wie sie erzählt wird, hätte geschehen können. Sie muss nicht wirklich Schritt für Schritt so passiert sein. Hauptsache, es kommt Spannung auf.
Da dies in deinen Geschichten noch nicht der Fall ist, reißen sie mich bisher nicht vom Hocker, tut mir leid.
Danke Suse für Deine ehrlichen Worte. Ich werde darüber nachdenken.
Liebe Grüße, Lyrikfan11
Liebe Pamina, habe Dank für Deine ausführliche Antwort, die ich sehr gut finde und mir einiges auf gezeigt hat. Ich möchte dazu sagen, dass es mein 1. Buch war „Kindheitserinnerungen“, das aber die Zeit damals aufzeigen sollte.
Mein neues buch, das gerade im Entstehen ist, wird sehr spannend, und hat eben keine wahren, sondern nur erfundene Geschichten und davon jeder Menge.
Mit herzlichen Grüßen,
Lyrikfan11
Hallo Lyrikfan11, da Du nachfragst: So ist das eher ein Puzzleteil einer Geschichte. Ich denke schon, dass „alte Zeiten“ Leser bewegen. Lumpen, Holzsohlen, wertvolle Milch beschreiben doch eine Szenerie, ich die sich Leser gern hineinfühlen. Aber dann muss doch etwas passieren. Handelnde Personen müssen beschrieben werden mit ihren Absichten und Taten, ihrer Entwicklung vom kleinen „Milchmädchen“ zu einer spannenden Person, der man folgen möchte. Konflikte müssen entstehen und sich entwickeln u.s.w… Willst Du die Beschreibung nicht vielleicht als Inspiration nutzen, mehr daraus zu machen?
Lieber JoJosson, Du hast recht mit dem was Du sagst. In meinem neuen Buch wird das so sein, es hat jeder Menge spannende Geschichten darin, die in des Ganze eingebunden sind.
bei meinem buch „Kindheitserinnerungen“ ging es mir mehr um die Schilderung der damaligen Zeit, ohne zusätzliches darin einzubauen.
Mit lieben Grüßen, Lyrifan11