Ich kenne Australien nicht, aber in den USA war ich einige Male und Monate, dort wird dieser Name auch benutzt.
Wie nett von dir! Meine Oma pflegte zuweilen über mich zu sagen: „Die kann och´n richtjes Aas uff de Bassgeige sein.“ ![]()
Erst einmal herzlich willkommen. Es tut mir leid, dass so etwas durchgemacht hast und ich kann mir vorstellen, dass du noch heute darunter zu leiden hast. Missbrauch in der Kindheit ist schwer aufzuarbeiten, weil sich das Gehirn als Kind entwickelt und wenn es dann schon mit Angst und Schmerz überflutet wird, ist es als Erwachsener schwierig das aufzuarbeiten bzw. neu zu vernetzen. Umso besser, dass du dir so alles von der Seele schreibst.
Zu deinem Text: Mich erreicht er, trotz des schwierigen Themas auch nicht. Du solltest dir bei deiner Erzählung vielleicht mehr Zeit lassen und mehr Gefühl einfließen lassen. Nicht nur beschreiben, was passiert ist und schnell weiter springen, sondern den Leser mit in die Gefühlswelt des Kindes (deiner) mitnehmen. Sonst klingt es recht distanziert. Zum Stil hat dir Fuxx
schon etwas gesagt.
Hallo @ozfriedman ,
Herzlich willkommen hier im Forum.
Gefühlt, schwankt dein Text in der Perspektive (obwohl du immer bei Roy bleibst). Ich denke das kommt vielleicht durch den krassen Zeitsprung zwischen Kindheit und Jugendjahren. Außerdem fehlt mir die Identifikation mit Roy. Der Erzähler schildert Roys Gewalterfahrungen, seinen seelischen und körperlichen Schmerz. Aber trotzdem bleibe ich außen vor. Ich nehme (wie @Fuxx) keinen Anteil.
Alles geht ein bisschen durcheinander, alles bleibt in einer einzigen Situation - es gibt irgendwie keinen Anfang und kein Ende. Roy bleibt darin stecken und so lässt mich dein Text etwas ratlos zurück.
Ich denke, dass dies ein sinnvoller Weg ist, die Vergangenheit zu bewältigen. Und deshsalb bist du hier wohl richtig.
Ich möchte hier gern anknüpfen:
Ich habe auch mal versucht, etwas autobiografisch bei schwieriger Kindheit (anders, als es bei dir klingt) in eine Kurzgeschichte zu packen. Manchmal kehre ich zu dem Text zurück, aber er bleibt mein bisher schwächster. Unvorzeigbar, nur meine Frau kennt ihn.
Für mich ist es schwer, das Erlebte überhaupt in eine Literaturform zu gießen, selbst mit semi-fiktiver Rahmenhandlung. Zu persönlich und zu einschneidend sind die Erlebnisse, als dass ich sie dem Leser angemessen präsentieren kann und zumuten möchte. Ich habe keinen Weg zwischen der nötigen Ernsthaftigkeit und „Unterhaltung“ gefunden. Berühren soll es, verstören oder sich in Erklärungen oder Beschwerden verlieren nicht. Wie Fuxx sagt, gibt es Beispiele, wo es funktioniert.
Vielleicht ist ein persönliches Trauma in einem therapeutischen Setting heilsam niederzuschreiben, aber für Literatur -als Anfänger vor allem - in manchen Fällen regelrecht unsagbar? Ist nur eine These.
Ich würde Bommel Recht geben, dass es sehr gut ist, dass du einen schriftlichen Weg findest, Dinge zu verarbeiten. Ob es für die Öffentlichkeit sein soll, musst du entscheiden. Falls es so bleiben sollte, würde ich die Rezeption als Leser immer im Blick behalten. Was soll er oder sie fühlen beim Lesen und wie kommst du dahin - ohne nur schlimme Dinge zu berichten?
Ich finde es ganz wunderbar, dass Schreiben einem ermöglicht, neue Welten, neue Geschichten und neue Figuren zu erfinden, die trotz aller Fiktion immer Fasern oder ganze Schichten unserer Persönlichkeit und Erfahrungen tragen können. Und wir können sie auf multiple Weise in neue Richtungen lenken, ganz wie es uns beliebt ![]()
Nur als Gedanke – falls es hilfreich ist:
Ich hab die Stelle mal ein bisschen gestrafft, einfach um zu sehen, wie sie im Fluss wirkt.
Wenn’s für dich nicht passt, einfach ignorieren. ![]()
Roy wollte aufstehen, aber er konnte nicht.
Er lag auf dem Rücken, jeder Atemzug tat weh.
Diesmal war nichts gebrochen – nur etwas in ihm.
Er fürchtete die Schläge, die Stimme, den Blick.
Ein falsches Wort, eine vergessene Arbeit, ein falsch gespieltes Stück am Klavier.
Oder einfach zu viel Lärm, wenn sein Vater am Wochenende schlafen wollte.
Roy lernte, still zu sein. Zu funktionieren. Doch je mehr er sich anpasste, desto weniger war von ihm übrig.
Seine Mutter sagte nur, er müsse mit seinem Vater zurechtkommen.
Sie hatte ihn einmal, wütend und verzweifelt, in sein Kinderzimmer geschickt.
„Ich bin nur noch mit diesem Arschloch zusammen, weil du hier bist“, hatte sie gesagt.
Roy sah sie wieder vor sich – wütend, verzweifelt, damals, als er zwei war.
Er hatte nicht verstanden, was das bedeutete. Nur, dass es seine Schuld war.
Er hatte Angst, dass sein Vater seine Mutter töten würde – und er dann allein mit ihm wäre.
Er dachte an die Fahrten im alten Scirocco.
Wenn die Mutter noch nicht im Auto saß, schrie er, sie dürfe nicht zurückbleiben.
Der Vater lachte darüber, erzählte es später als Witz.
Er ahnte nicht, dass diese Angst echt war – und blieb.
Vielleicht hilft es, sich als Grundlage für einen zu veröffentlichenden Text zunächst festzulegen, wie er stilistisch angelegt werden soll. Wer erzählt und was soll dem Leser erzählt werden. Wie genau erzähle ich? Sind Distanz schaffende Fakten wichtig oder Emotionen? Lege eine Struktur fest und wähle Abschnitt für Abschnitt den einzelnen Kerngedanken, den du vermitteln möchtest. Ähnlich einer Inhaltsangabe. Bleib bei der einen gewählten Erzählstimme und nimm Leser an die Hand und führe sie. Was möchtest du ihnen mitgeben? Alles en detail sicherlich nicht. Eine solche Struktur verhindert Gedankensprünge, die es Lesern schwer machen, ihnen zu folgen. So wie in dem letzten Absatz deines Beitrags. Hangle dich an deiner zuvor fixierten Sicherungsleine entlang durch deine Struktur – vielleicht kommst du dann über die Mitte hinweg zu deinem Ziel. Alles Gute für deinen Weg!
Ich verstehe, ich bin auch nicht gerade begeistert von meinem Schreiben. Aber es ist ein Anfang. Vielen Dank für das Feedback.
Sehr nett von Dir all dies umzuschreiben. Interessante Version. Erinnert mich mehr an Theater.
Und ein „ratloser“ Zweijähriger versteht, was die Mutter ihm mittels „Arschloch“ verzweifelt offenbart und überlegt, wie er darauf reagieren soll?
Auch ich bin darüber gestolpert und vermute mit meinem Laienverstand, dass sich Erinnerungen leicht überlagern können, wenn man emotional so extrem dicht an seiner Arbeit ist. Deswegen schlug ich vor, zunächst eine Struktur festzulegen, eine zeitliche Abfolge vielleicht, damit sich nicht alles unkontrolliert Bahn bricht.
Lieber @ozfriedman
Alles in deinem Text scheint mir ungebändigte (wenn auch gerechtfertigte) Wut zu sein. Aber das, so scheint mir weiter, hindert dich am meisten am Schreiben. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich brauchte 45 Jahre, bis ich - im gleichen Alter wie du - mit den ersten Entwürfen meines Romanes begann. Und immer wieder aufs Neue verwarf. Erst als ich akzeptierte, dass ich all das, was mir passiert ist, nicht mehr ändern kann, dass es Teil meiner Selbst ist und bleiben wird und - vor allem -, dass ich auch damals weder etwas dafür noch dagegen tun konnte, erst als ich das fahle Pferd „Zorn“ ritt und nicht es mich, fand ich die Worte, um all den Schmerz und die Hilflosigkeit von damals zu Papier zu bringen.
Rache ist ein Gericht, dass am besten eiskalt genossen wird. Wie immer sie auch aussieht.