Die Ruhe am Abend des 24. Dezember auf der Feuerwache Nord wurde durch das Ertönen des Alarms und der Funkmeldeempfänger unterbrochen. „Einsatz im Haus Feuerwache Nord. TH Person klemmt.“
Das Meldebild auf den Funkmeldeempfängern ließ den Einsatzleiter Karl Cordes schmunzeln.
TH Feuerwehr-Weihnachtsmann klemmt in Schornstein. Feuerwache Nord.
„Hat sich der Kerl doch dazu hergeben.“, meinte Cordes.
„Und ich habe ihn noch gewarnt.“, kommentierte sein Stellvertreter Stephan Thalberg.
„Jetzt steckt Gerd bei uns im Schornstein und die Kollegen auf der Leitstelle lachen sich ´nen Ast. Stephan, du sorgst dafür, das die Presse keinen Wind davon bekommt. Verstanden?“
„Verstanden!“
Der Drehleitermaschinist Ulf Oppel konnte sich einen Kommentar auch nicht verkneifen: „Die in der Leitstelle haben bestimmt schon Wetten abgeschlossen. Gerd Diekmann, der Dicke: Wie lange bleibt er stecken? 15 min, 30 min, 60 min? Wer verliert, spendiert Diätkekse.“
„Ich frage mich, wer uns überhaupt alarmiert hat. Draußen ist es spiegelglatt, da wagt sich kein Mensch raus. Und ein Rentier kann es nicht gewesen sein.“, meinte Thalberg.
"Wenn ich oben bin, frag ich ihn, Karl. Soll ich vielleicht doch noch Kekse mit hoch nehmen?"meinte Ulf und lachte.
„Scherzkeks. Sie zu, das du in den Korb kommst Ulf, aber dalli. Ich komme gleich nach.“
„Jawoll, Chef.“
Ulf fuhr die Drehleiter auf den Hof der Feuerwache. Ein Trupp des Rüstwagens stelle in der Zwischenzeit die Scheinwerfer auf. Dann stieg Ulf nach kurzem Warten auf Cordes mit ihm in den Korb und fuhr langsam hoch bis zum Schornstein. Ein Rettungsgeschirr, Seile und eine Decke nahm Cordes gleich mit. Das Licht am Korb, welches Ulf einschaltete, strahlte in Richtung des stecken gebliebenen Kollegen.
„Gerd, altes Haus. Frohe Weihnachten. Hast du es auch schön warm unterm Hintern? Wer hat uns denn alarmiert?“, witzelte Ulf.
„Ich, du Idiot, ich. Meine Rentiere haben sich aus dem Staub gemacht. Holt mich endlich hier raus.“, schimpfte Gerd, der sein Handy noch in der Hand hielt.
"Dann muss ich aber dein hübsches Kostüm zerschneiden. War doch sicher teuer, oder?
„Nein, das hat mir der Osterhase geschenkt. Jetzt mach schon, meine Füße werden kalt und ich spüre fast nichts mehr.“
Ulf musste die ganze Zeit leise lachen, während er am Kostüm schnitt.
Cordes machte bereits das Rettungsgeschirr fertig. „Ok, Kamerad. Das kennst du ja. Ich leg dir jetzt das Geschirr an.“
„Sorry Gerd, wir haben nur unser eigenes Rettungsgeschirr. Oder soll ich mal eben noch eins von den Rentieren holen, hahahaha?“, kommentierte Ulf.
„Vielen Dank, aber unser eigenes Rettungsgeschirr ist geprüft und nach DIN-Norm hergestellt. Die Firma Ren Geschirr GmbH stellt sowas nicht her. Jetzt seht mal zu.“
Nachdem Karl Cordes und Ulf Oppel ihren Kollegen mit dem Rettungsgeschirr und Seilen gesichert hatten, fuhr Ulf noch langsamer als bei der Auffahrt die Drehleiter nach oben. Gerd stemmte sich mit den Händen am Kopf des Schornsteins fest. Kurz bevor er komplett befreit wurde, verlor noch seine Hose vom Kostüm, die im Schornstein stecken blieb. So schnell und behutsam es ging, fuhr Ulf die Drehleiter zurück. Gerd, der sich noch in sein angelegtes Geschirr setzen konnte, fluchte ein wenig.
Ulf und Cordes schmunzelten, aber immer Gerd im Blick, damit er auch sanft auf den Boden abgesetzt wurde.
Die inzwischen anwesenden Kollegen vom Rettungsdienst übernahmen Gerd, hüllten ihn in eine weitere Wolldecke und begleiteten ihn in die Fahrzeughalle.
Einige Kameraden, die während der Rettungsaktion heißen Tee und Kaffee kochten, stellten noch einen Heizlüfter bereit.
„Weihnachtsmann erfolgreich gerettet. Die Geschenke kommen doch noch pünktlich an.“, rief Ulf in die Runde und zeigte Daumen hoch.
Gerd, ein wenig unterkühlt, aber inzwischen doch wieder gut gelaunt, meinte direkt danach: "Ich beantrage hiermit, das alle Schornsteine auf Kosten des Weihnachtsmanns umgebaut werden. "
Das Rettungsteam und der Rest der diensthabenden Kameraden applaudierten.
„Ich bin ja auch der Weihnachtsmann und der ist doch reich, oder?“
Einsatzleiter Cordes schüttelte Gerds Hand. „Ja, er ist es, Gerd. Jetzt ist er um eine Erfahrung reicher. Frohe Weihnachten, du alter Spinner.“
Ende
An alle anwesenden Feuerwehrkameraden:
Bitte diese Geschichte nicht all zu ernst nehmen, falls es bei der Rettung nicht ganz nach Lehrbuch verlief.
Danke sehr.
LG
Die Schreibmöwe