Solche “Mehrteiler” gibt es nicht so häufig.
Mittlerweile kann ich auch nachvollziehen warum.
Wenn man eine grobe Story im Kopf hat und sie zu Papier bringt, kann es sein, dass sich das Ganze verselbstständigt. Und zwar in dem Ausmaß, den man selber nicht einmal beabsichtigt hat. (War bei mir jedenfalls so.)
Neue Charaktere kommen hinzu, die nicht geplant waren, aber interessant sind, andere Handlungsstränge werden auf einmal verknüpft … und ehe du dich versiehst, hat du schon Band 2.
Charakterentwicklung sollte nicht fehlen, eventuelle Rückblicke, um den Verlust und den inneren Kampf besser darzustellen. Aber es ist noch nicht aus. In Band 3 denkst du dir: Oh, wenn ich jetzt was von Band 1 noch hinzufüge und eine Wendung einbaue … Schwupps, hast du Band 3 und 4. Bist aber noch immer nicht am Ziel. Und so geht es weiter, bis du dem Ziel näher kommst und irgendwann einen Schlussstrich ziehen kannst.
Das alles in einen Roman einzubringen kann nicht funktionieren, denn der wäre Überdimensioniert.
Zu viel wegstreichen kann man auch nicht. Also bleibt nur ein Mehrteiler daraus zu machen.
Ich lese auch lieber Bände, die in sich abgeschlossen sind. Aber nur aus dem Grund, weil man ewig warten muss, bis die nächsten Teile erscheinen.
Wenn alle direkt verfügbar sind, habe ich da kein Problem mit.
Hach, das kenn ich so gut aus dem Rollenspiel. So viele NPCs, die ein Eigenleben entwickeln. Da habe ich Material für locker 5-6 Bände. (Und diesmal auch auf eine Art, dass man wirklich von abgeschlossenen Bänden sprechen kann, mit einem übergeordneten Spannungsbogen.) Ist ja eigentlich auch schön, zu wissen: Wo das herkommt, gibt’s noch mehr.
Da geht mir richtig das Herz auf. Ja, genauso was will man lesen. Und, im Idealfall, schreiben.
Das klingt wiederum ziemlich furchtbar. Da hat man im Printbereich dann doch eher noch ne halbe Garantie, dass einem das nicht passiert.
Ich mag Mehrteiler sehr gerne - wenn sie gut sind. Also einen tollen Plot und lebendige Figuren haben, sich folgerichtig entwickeln, immer mal wieder echt überraschende Wendungen bringen und so weiter. Tom Diander hats toll auf den Punkt gebracht:
Wenn das gegeben ist, würde mich die ‘Häppchen.Lösung’ extrem stören. Wie @RalfG sehr richtig sagt, ist es langweilig für die, die den Durchblick haben und trägt für jene, denen der vorherige Band fehlt, auch nicht wirklich zum Verständnis bei.
Klar darf es Rückbezüge geben, aber halt nicht so, dass man genau merkt, dass sie für die später hinzugekommenen Leser gedacht sind.
Oder hätte hier jemand in ca. jeder 5. Folge von Game of Thrones gerne eine Erklärung gehabt, warum Ned Stark eigentlich hingerichtet wurde?
Dafür finde ich so eine Infodump-Synopsis ‘was bisher geschah’ ganz am Anfang eigentlich sehr gut. Ich kann sie lesen, wenn ich mich nicht mehr an alles erinnere, ich kanns aber auch lassen und gleich zur Story weiterblättern. Also nützlich, wenn mans braucht und wenn nicht, belästigt es einen nicht. Z.B. Tad Williams hat das in seinem Otherland-Zyklus so gehandhabt. Ist schon sinnvoll bei vier Bänden zu mindestens 800 Seiten.
Das Argument “Warum soll ich den vorherigen Band überhaupt lesen, wenn ich im Nachfolger eh eine Zusammenfassung bekomme” zählt für mich nicht. Ich lese Belletristik ja nicht, um dann zu wissen, was in einem Buch passiert, sondern weil es Spaß macht, der Story zu folgen, mitzufiebern, mitzuentdecken … ihr kennt das.
Im Gegenzug macht es George Abercrombie in seiner Klingen-Trilogie ganz brutal, da gibts gar nichts, keine Zusammenfassung, und weder auf dem Cover noch im Klappentext einen Hinweis, um den wievielten Band aus der Serie es sich handelt. Muss man selber sehen, dass man da den Überblick behält, und man wäre da ziemlich aufgeschmissen, mit Band 2 anzufangen.
Für mich muss bei einem Mehrteiler auch nicht jeder Band für sich alleine gelesen werden können, im Gegenteil, das geht dann gerne auf die Erzähltiefe und den Plot an sich.
Mir persönlich reicht es völlig aus, wenn auf dem Cover etwas wie Titel und dann Band 1 der XYZ-Trilogie steht.
Eine kurze Synopsis im Klappentext bzw. ein ausführlicheres ‘was bisher geschah’ vorneweg darf gerne sein, das kann ich problemlos ignorieren, wenn ichs nicht brauche.
Wer dann trotzdem meint, mitten drinne in einem Mehrteiler anfangen zu müssen, ist selber schuld.
Ist es auch.
Leider ist der Mehrteiler für viele Selfpublisher zu einem reinen Marketinginstrument verkommen. Da hat der Schreibratgeber 0815 die Empfehlung ausgesprochen, eine Reihe zu schreiben, weil die angeblich mehr Einnahmen generiert. Die vielleicht zu Anfang sogar gute Romanidee wird gestreckt, verwässert, verdünnt und am Ende bleibt nur noch eine warme Plörre, die nicht mal im Dunkeln schäumt.
Natürlich können am Ende von Band eins oder zwei oder sechs … noch nicht alle Handlungsstränge zu Ende erzählt sein. Wie auch? Aber es muss gelingen, sowohl ein befriedigendes Ende zu präsentieren, so wie auch Lust auf den nächsten Band zu generieren.
Ich finds super, wie quasi alle Möglichkeiten irgendwie gut sind, von kleinen Verweisen über Klappentext bis hin zum “Was bisher geschah”.
Kurzum: Ich weiß zumindest, wie ich es nicht machen werde oder möchte.
Zum Mehrteiler-Problem: Ich habe während des Schreibprozesses auch festgestellt, dass einige Figuren möglicherweise mehr hergeben, als ursprünglich geplant. Freilich bekommt man so mehr Fleisch an den Knochen. Ich habs einfach so gemacht, dass ich meinen Haupthandlungsstrang habe, der auch definitiv bis Ende Band 3 auserzählt ist. Die Nebenhandlungsstränge und/oder Character Arcs plane ich gar nicht vor (wenn ich nicht schon welche habe), weil ich mich kenne und drauf vertrauen kann, dass mein Hirn schon noch irgendwas ausspuckt, was ich einbauen will.
Da es mich selbst nervt, wenn Fortsetzungen geschrieben werden, weil der Gelddrucker so schön “brrrrrr” macht, habe ich mich strikt an den Dreiteiler gehalten, aber mit Buch 4 und vorwärtsgehend geplant (einfach, weil ich so viel im Kopf habe). Da löse ich es ganz einfach: Selbe Welt, neue Charaktere, neue Geschichte. Und Verweise auf die vorherigen Bücher streue ich ein, wenn sie mir kommen. Für einen neuen Leser dienen sie dem World- oder Characterbuilding und für einen Stammleser sind sie ein netter Throwback.
Wenn wir uns Star Wars: Das Imperium schlägt zurück und Der Herr der Ringe: Die zwei Türme betrachten, würde ich sagen nein … eine Wiederholung wäre nicht so toll, vor allem wenn die Vorgeschichte so umfangreich ist.
Bei A Song of Ice and Fire: Clash of Kings (Band 2 von derzeit 5 Büchern) werden ständig - also quasi andauernd immer wieder Sachen wiederholt. Sei es die Beschreibung der Charaktere, die Motivation der Charaktere, bestimmte geschichtliche Ereignisse usw. Im Gegenteil zu anderen Büchern hat mich das bei der Buchreihe jedoch nie gestört, weil ich trotz der Masse an Charakteren und Handlungsorten trotzdem immer das Gefühl hatte, dass ich genau weiß, wer a) die Figur ist b) wie sie aussieht und c) was sie antreibt. Und durch diese Wiederholungen hatte man auch in späteren Büchern diese WTF-Momente, bei denen man sich bewusst wurde, dass Dieses und Jenes bereits in Band 1 angeteasert wurde.
Bei einem Buch wie Tribute von Panem: Gefährliche Liebe würde ich sogar fast sagen, dass man das lesen könnte, ohne Band 1 zu kennen.
Band 2 der Warringham-Saga von Rebecca Gablé Die Hüter der Rose kann man sogar sagen, dass es insich so abgeschlossen ist, dass man weder Das Lächeln der Fortuna noch Das Spiel der Könige gelesen haben muss (aber man sollte!)
Ich hatte mal das Buch Feuerklingen geschenkt bekommen. Da stand nicht drauf, dass es der zweite Teil einer Reihe ist - weiß nicht, ob das Cover inzwischen geändert wurde. Das hätte ich vermutlich so angefangen zu lesen, hatte mich dann aber an das grüne Buch mit ähnlichem Titel erinnert und dann mal (von mir aus) nachgeschaut, ob die was miteinander zu tun haben, oder ob der Heyne Verlag es nur cool findet, dass alle Bücher von Abercrombie was mit Klingen heißen - So wie damals mit Markus Heitz, wo man bei den 4 Zwergenbüchern noch durchgeblickt hat, aber als es dann mit den Albae losging, hab ich komplett den Faden verloren.
Die Jack Ryan Romane von meinem geliebten Tom Cancy erzählen in ihrem eigenen Jack-Ryan-Universum zwar eine chronologisch fortlaufende Geschichte und geben hier und da Referenz zu früheren Büchern/Handlungssträngen, sind aber für sich gesehen immer abgeschlossen und können ohne Probleme als Einzelroman durchgehen (ich habe das komplette Werk chronologisch gelesen bis auf ein Buch - da hatte ich die Reihenfolge etwas vertauscht und ich hab es nur gemerkt, weil ich zu der Zeit sehr tief im Jack-Ryan-Universum drin war. Ich hab dann abgebrochen und das richtige Buch gelesen und dann das andere “falsche” Buch nochmal komplett von vorn).
Meine persönliche Meinung lieber @Maxe :
Wenn auf einem Buch draufsteht “Teil 2” oder “Band 2” etc. dann kaufe ich es mir erst, wenn ich auch Band 1 oder Teil 1 habe. Ich würde niemals eine offensichtliche Buchreihe mittendrin anfangen. Also auch keine Trilogie.
@Endstille Vielen Dank für die vielen Beispiele! Sau gut, dass du die aus dem Kopf weißt. Scheinbar ist alles irgendwie valide, solange es nicht nervt.
Und es ist ja nichts zu sagen, wenn man die Motivation von Charakteren oder deren optische Eigenheiten einfach dann und wann mal wiederholt (in Maßen). So kommt der Leser nicht durcheinander und wenn man das mit Inquits löst (“Hans-Joachim schob sich seine Rundbrille auf die Nase”) oder subtil füttert, wird ja auch niemand gähnen. Es darf nur nicht dauernd passieren im Stil von “Ich muss den Bösewicht vernichten! Der böse Bösewicht, der meine Familie umgebracht! Die Familie, meine um genau zu sein, die Opfer des Bösewichts wurde!”.
Ja, aber man sollte nicht vergessen, dass es unheimlich viele Leser gibt, die selbst überhaupt NULL Fantasie haben.
Wir als Autoren haben eine vollkommen andere Denkweise, als manch andere Leute.
Wir „sehen“ Verknüpfungen, können uns in andere Leute hineinversetzen, können querdenken, alles aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Verstehen das Prinzip Ursache und Wirkung.
Ich selbst kenne sehr viele, die nicht das kleinste Bisschen Fantasie haben.
Solche Leute tun sich schwer mitzudenken, weil denen das einfach fehlt.
Oder sie sehen alles wesentlich geradliniger, ohne Schattierungen. Für die gibt es nur Gut und Böse. Nichts dazwischen.
Danke, dass du das so auf den Punkt bringst.
Es gibt viele Reihen die super sind. Aber spätestens nach dem 15 Band hat man die Schnauze voll.
Am Ende ist es immer das Gleiche. Neue Charaktere werden sich aus den Fingern gezogen, die nichts mit der eigentlichen Truppe zu tun hatten, nur um immer weiter die Story zu verwässern.
Deshalb sollte man sich selbst als Autor auch die Frage stellen: Will ich das? Wenn ich eine Reihe mache, wo will ich hin?
Ich selbst schreibe zwar auch Reihen, aber diese Gedanken habe ich mir auch gemacht und beschlossen, dass bei der einen Reihe bei Band 6 Schluss ist und bei der anderen Reihe bei Band 12.
Daher schreibe ich beide Bände so, dass sie in sich komplett abschließen.
Dazu schreibe ich zurzeit in der einen Reihe die 3 letzten Bände parallel, da ich diese 3 in der Hintergrundstory miteinander verknüpfen möchte und vieles aus den vorigen Teilen noch hineinbringen will, was dann aufgeklärt wird.
Schließlich kann ich von meinen Lesern nicht verlangen zu lesen, was ich nicht selbst lesen will.
Ich finde, die vorangegange Handlung begreift man auch als Neueinsteiger einfach so, ohne Infos. Womit ich selbst immer Probleme habe, sind die Personen. Aber die kann man ganz einfach nochmal positionieren/vorstesllen, indem man Infos einstreut, z.B. …ihre Schwester XY… etc. Das hält nicht viel auf und unterbricht den Fluss meiner Meinung nach auch nicht. Gegen Infodumping habe ich grundsätzlich etwas. Das ist - auch wenn Infos das erste Mal gegeben werden - einfach langweilig.