Rechtschreibung: Warum nach Gedankenstrich klein?

Hallöle,

nochwas, was ich nicht abgestellt bekomme:
Manchmal wechseln meine Figuren beim Reden das Thema. Dazu verwende ich gerne einen Gedankenstrich zwischen den Sätzen. Die Rechtschreibkorrektur will aber dann unbedingt den Folgesatz klein anfangen und ich habe keine Möglichkeit gefunden, ihr das abzugewöhnen. Wo ist da der Kniff? Oder muss ich generell was abschalten?

Die Korrektur will ich eigentlich in der wörtlichen Rede beibehalten, weil man da ja auch gerne mal nen Fehler tippt…

LG,
Vroni

Das ist so, weil’s ja auch richtig ist …

Moin.
Ich habe es gerade ausprobiert. Sowohl in der wörtlichen Rede, als auch in zwei Sätzen, die durch Gedankenstrick getrennt sind, wird das erste Wort im Satz nach dem Gedankenstrich mit einem kleinen Buchstaben begonnen.
Im Duden D 44: ist aber ein Beispiel aufgeführt, indem das erste Wort nach dem Gedankenstrich mit einem Großbuchstaben beginnt:
https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/gedankenstrich

Habe ich einen Gedankenfehler, der Duden einen falschen Buchstaben verwendet oder Papyrus eine andere Interpretation? :wink:

Gruß vom linken Niederrhein

Klaus

Der Unterschied ist wohl, ob der Gedankenstrich einen eingeschobenen Gedanken einklammert – dann geht’s danach mit Kleinbuchstaben weiter – oder ob es sich um zwei eigenständige Sätze handelt, die optisch voneinander abgehoben werden sollen. – Im letzteren Fall beginnt der neue Satz nach dem Gedankenstrich groß.

Allerdings gibt es dann noch den Sonderfall, dass der eingeschobene Gedanke ein eigenes Satzzeichen hat, weil Frage oder Ausruf – verstehst, was ich mein? –, dann geht es nachher trotzdem klein weiter, weil der umklammernde Satz zusammengehört.

Ja, genau den meine ich :slight_smile:

Wäre schön, wenn Papyrus diese Regel mit aufnehmen könnte :kissing:

LG,
Vroni

Wäre mir auch nicht unrecht, wenn das als richtig anerkannt würde. Auch ich verwende öfter mal eine solche Konstruktion.

Ach so! Ungewöhnlich, hatte ich bewusst nicht wirklich auf dem Schirm. OK, Variante 2 schon. Melde ich mal den Duden Entwicklern.

Hinzu kommt, dass Frage- und Ausrufezeichen (und natürlich auch der Punkt) grundsätzlich als Satzende angesehen werden, auch wenn sie in Anführungszeichen stehen.
In einem Satz wie »Gleich nach „Wetten, dass?“ ging sie zu Bett.« wird das „ging“ gerügt, weil es am Satzanfang doch groß zu schreiben sei.
Dasselbe bei z. B. »Das „?“ steht am Ende jeder Frage.« Wobei hier zusätzlich noch das „?“ als möglicherweise überflüssiges Leerzeichen betrachtet wird (???).

Ja, ich ärgere mich auch immer, wenn Word (so ich denn mal mit Word arbeiten muss) mir nach Abkürzungen einen Großbuchstaben reinhaut. Die Funktion “Neuen Satz groß beginnen” schalte ich immer als erstes aus.

Ein Gedankenstrich innerhalb eines Dialogs, um das Thema zu wechseln, ist aber sehr unüblich. Also, in den Büchern, die ich lese, jedenfalls. Eleganter ist es, einen kleinen Handlungseinschub zu machen.

[INDENT]“Wir haben nur über die Neustrukturierung der Abteilung gesprochen, weiter nichts.” Sein Blick fiel auf die Uhr. “Ist eigentlich die Post schon gekommen?”[/INDENT]

Ein Gedankenstrich dient in Dialogen vorwiegend dazu, anzuzeigen, dass jemand im Satz unterbrochen wird.

[INDENT]“Wir haben über die Neustrukturierung der –”
“Ja, schon gut”, unterbrach ihn der Kommissar. “So genau wollten wir das gar nicht wissen.”[/INDENT]

Aber wenn das, was vor dem Gedankenstrich steht, mit einem Punkt oder einem anderen Satzendezeichen endet, sollte im Text danach in der Tat keine Kleinschreibung erzwungen werden. Das dürfte doch eigentlich eher eine von den computermäßig einfacheren Regeln sein.

Ja, stimmt. Das könnte ich an vielen Stellen so einbauen. Das ist mal ein Rat vom Profi ;):cool: Danke!

Aber ich hätte da auch ein Beispiel, in dem das in meinen Augen nicht so gut funktioniert:

Ohne auf sie zu hören, kroch er weiter in den Wald hinein. Dabei nahm er mehr und mehr das gelähmte Bein zur Hilfe. Sie lief hinter ihm her und lachte erleichtert: »Bleib stehen! Du wirst wieder ganz gesund. Schau! Es wirkt, es wirkt! Du bewegst dein Bein! – Nein, lauf nicht weg!« Er war aufgestanden und stolperte über das unebene Gelände.

Da fänd ich den Gedankenstrich schon angebracht. Aber das ist natürlich nur reine Geschmackssache. Vielleicht könnte man die wörtliche Rede hier auch ganz ohne Gedankenstrich lassen. Aber irgendwie ist da für mich eine Gedankenpause bei der Protagonistin, viel mehr gesagt: ein Schreck mit Luftholen.
Vielleicht ist ein Gedankenstrich an dieser Stelle doch nicht ganz so abwegig?

LG,
Vroni

Ohne auf sie zu hören, kroch er weiter in den Wald hinein. Dabei nahm er mehr und mehr das gelähmte Bein zur Hilfe.
Sie lief hinter ihm her und lachte erleichtert. »Bleib stehen! Du wirst wieder ganz gesund. Schau! Es wirkt, es wirkt! Du bewegst dein Bein!«
Er stand auf und stolperte über das unebene Gelände.
Sie beschleunigte. »Nein, lauf nicht weg!«

Kann man machen (als Autor kann man sowieso grundsätzlich alles machen – man schaue mal bei Arno Schmidt rein, was der sich alles traut :scream:), aber man sollte sich darüber im Klaren sein, was es *bewirkt: *Dadurch, dass man sozusagen die Erklärung dafür, was an dieser Stelle passiert, nachliefert, hat man in diesem Absatz eine winzige Rückblende eingebaut, und Rückblenden nehmen immer Tempo und Spannung aus dem Erzählfluss, auch und gerade in diesem Maßstab. Denn der Leser wird mit dem Blick wieder zurückwandern, um die Stelle zu suchen, zu der diese Erklärung gehört (Er war aufgestanden und …), den Gedankenstrich finden, „aha!“ denken und dann wieder die Stelle suchen, an der es weitergeht. Das heißt, er hat abgebremst und muss nun wieder beschleunigen.

Wenn es das ist, was man will (und solche Situationen gibt es), dann kann man das so machen. Das gilt generell für Rückblenden: Man muss vorher einen „Vorrat an Spannung“ aufbauen, der den Leser durch die Rückblende trägt (weil er wissen will, wie es danach weitergeht), dann sind Rückblenden OK.

Ein weiterer Einwand, den man speziell in diesem Beispiel aber haben könnte, ist, ob der zeitliche Verlauf des Gesagten auf diese Weise passend wiedergegeben ist: Geht das Aufstehen und über das Gelände davonstolpern wirklich so schnell, dass die sprechende Person in einem Atemzug weiterspricht? Wenn aber ohnehin eine Pause eintritt, dann wäre eine Aufteilung des Gesagten passender.