Hallo zusammen,
wer verfügt über Erfahrungen im Umgang mit Standesämtern u.ä. Behörden, wenn es um Recherchen in Sachen Familienforschung, Ahnenforschung und Stadtgeschichte geht, und wäre bereit, diese zu teilen?
``### Wichtig: Ich habe (weiter unten) geantwortet und eine zusätzliche Info eingefügt, da ich mich offensichtlich unklar ausgedrückt habe, sorry ###`
Mein Problem (evtl. nicht nur meins, wenn es um die bürokratischen Festungsmauern in deutschen Ämtern geht):
Ich hatte gehofft, etwas mehr über meine Ursprungsfamilie erfahren zu können, da mein Vater sehr früh verstarb (als ich noch zur Schule ging), sowie zu der sog. Kriegsgeneration gehörte, die nie oder nur bruchstückhaft etwas „von früher“ erzählt hat.
Im Laufe der Jahrzehnte sammelte ich etwas Material zusammen.
Ich erkannte, dass er verschwiegen hatte, dass er vor der Ehe mit meiner Mutter bereits zwei Mal verheiratet gewesen war,
- einmal zu Zeiten des WW2, aus dieser Ehe zwei Söhne stammten, also Halbbrüder, die in der damaligen DDR aufwuchsen, und zwar so, dass sie von meiner Existenz „im Westen“ wussten, ich aber nicht von ihrer
- die zweite Ehe unter Umständen zustande kam, die verflochten scheinen mit seiner Gefangennahme am Ende des WW2 (er war Offizier der Wehrmacht), da existieren zwei grundverschiedene Versionen, der Verlauf dieser Ehe (Wohnortwechsel, Berufswechsel nach dem Motto „ab heute bin ich Fotograf“), deren Ende, alles nur Hörensagen
- wie und wann genau er meine spätere Mutter kennenlernte, die fast drei Jahrzehnte jünger war als er (kein Witz) und die dann seine dritte Frau wurde
- und irgendwann wurde meine Recherche richtig „spooky“, da spielte die Zeit ab 1933 in Berlin eine große Rolle, so spooky, dass sogar vor etlichen Jahren der WDR darüber eine 45 min-Doku unter dem Motto Ahnenforschung gedreht hat.
So, und was war bei dieser WDR-Doku das größte Problem – und ist bis heute meins?
Es gibt fast keine Unterlagen bzw. komme ich nicht an die entscheidenden heran.
Mir war nicht bewusst, dass es in Deutschland offenbar keinen Rechtsanspruch gibt, Einsicht oder zumindest Kopien von Urkunden auf Standesämtern (bzw. Stadtarchiven) zu bekommen – selbst dann nicht, wenn es um persönliche Vorgänge der eigenen Biografie geht!
Ausnahmen sind die eigene Geburtsurkunde, für deren Abschrift ich €25,00 bezahlen durfte.
Die Sterbeurkunde meines Vaters sollte mich ebenfalls €25,00 kosten, aber als man erfuhr, dass sein Tod über 30 Jahre zurückliegt, sagte man, dass solche Urkunden „längst ins Archiv gewandert“ seien, das könne teurer werden.
Ich bekomme weder die Heiratsurkunde meiner eigenen Eltern; und die Nachfrage nach der Scheidungsurkunde der zweiten Ehe meines Vaters löste Heiterkeit aus.
By the way: Ich habe vor einem Jahr eine off. Anfrage beim Bundesarchiv gestellt, bezogen auf seine Wehrmachtszeit, bis heute keine Auskunft, allerdings sprach man vor einem Jahr auch von 6–18 Monaten Bearbeitungszeit.
Ich habe ebenfalls, schon wegen der zweiten Ehe mit den Halbbrüdern (s.o.) beim sog. Stasi-Archiv eine Anfrage gestellt, allerdings gehört das mittlerweile zum Bundesarchiv, da hieß es – und das ist kein Witz – ich solle am besten nach Berlin kommen, das sei einfacher, da ansonsten „der größte Teil geschwärzt sein kann“.
Und ja, das ist natürlich nicht alles, und selbstverständlich ist das m.E. bereits jetzt eine Geschichte, zumindest eine Grundlage – für eine etwas längere Erzählung, tief verwurzelt in der Geschichte dieses Landes.
Dann dachte ich, frag doch einfach mal im Papyrus-Forum, so in die Runde, quasi.
Kann es sein, dass ich einfach nur an genau die Amtsstubenbesetzer geraten bin, die einem das Leben schwer machen oder ist das überall so, auch was die „zeitgemäßen“ Tarife angeht?
Vielen Dank in alle Richtungen!