Wer mag aus dem Nähkästchen plaudern und erzählen, was es so an skurilen/lustigen/berührenden Reaktionen gibt? Welche Nachrichten/Kontakte haben euch gefreut/überrascht oder auch entsetzt/geärgert?
Ich habe zwar schon einige Veröffentlichungen, aber da es nur phantastische Kurzgeschichten in kleinen Anthologien sind, halten sich die Rezensionen schon arg in Grenzen. Umso mehr habe ich mich gefreut, als eine meiner KGs als Lieblingsgeschichte in einer Anthologie bezeichnet wurde und neulich wurde ich direkt bei FB kontaktiert mit einer Nachricht voll des Lobes. Das ist für auflagenstarke Autoren und Autorinnen ja nichts Neues, aber für mich als kleines Licht schon etwas Besonderes.
Ich habe mich ganz besonders über “Ich möchte auch eine Sluga” gefreut.
Der Kommentar bezieht sich auf einen Kommunikationsroboter, der in einer Altenpflegeeinrichtung in der näheren Zukunft “arbeitet”.
Offensichtlich habe ich es geschafft, eine Maschine so zu kreieren, dass sie sympathisch rüberkommt.
Ich bin in der glücklichen Lage, Meinungen gleich bei mir im Laden um die sprichwörtlichen Ohren zu bekommen. Und ich bin ganz zufrieden.
Aber es gibt schon komische Ideen und Wünsche: Ob ich den Herrn/die Dame auch einmal in den Roman mit reinnehme. Ich habe darauf geantwortet, okay, Du bist eine eine Frau im Körper eines Mannes - oder umgekehrt - und prostituierst Dich in Kampen, um die Kohle für die nächse OP zusammen zusammen zu l…n. Da war der Wunsch von Tisch. Komisch…
Ein anderer Kunde hätte gern eine Zusammenfassung zu jedem Kapitel, damit er nicht den roten Faden verliert, wenn er mal eine Woche nicht drin liest. Ich sagte ihm, dass ich solche Bücher nicht schreibe.
Eine Dame aus der Schweiz zeigte mir auf ihrem Handy einen verwarzten, historischen Baum, den sie im Urlaub entdeckt hatte. Ob ich nicht darüber mal einen Roman schreiben könnte…
Und dann hab ich meinen Roman gebraucht bei Ebay entdeckt! Welche Schmach! Ich hab ihn gekauft und festgestellt, dass jemand das Vorblatt, auf dem ich die Widmungen schreibe, herausgerissen hat. Was soll ich dazu sagen…? Undank ist der Welten…, naja, ihr wisst schon.
Ein amputiertes Buch!
Dem hat man nicht nur das Vorblatt, sondern auch noch das Herz rausgerissen. Und damit nicht genug! Es wurde auch noch in die Wildnis des Internets gestoßen, damit es seinen misshandelten Körper verkauft. Nur um die letzten Krümel auch noch aus ihm auszuschlachten.
Das ist wirklich hart!
Gut, dass deine barmherzige Seele es wieder aufgenommen hat.
Stell es doch in ein öffentliches Buchregal für Jedermann. Vielleicht findet es so einen neuen Freund!
Muss ja nicht auf Sylt sein. Vielleicht mal, wenn du auf dem Festland Ruhe von den Touris brauchst oder so.
Dazu eine Anekdote von einem Autorenkollegen: Er hat ein paar Mängelexemplare seiner 1. Auflage in einen öffentlichen Bücherschrank gestellt (ich glaube ebenfalls mit kleinem Text zu den Büchern, aber das müsste ich nachfragen) – lange Rede, kurzer Sinn: Er hat diese Bücher bei einem Gebrauchtbuchshop mit Standort in der Nähe wiedergefunden.
Ich habe ein Werbebüchlein mit Kurzgeschichten in den Bücherschrank gestellt und habe extra außen “Preis: 0,- €” aufgedruckt und innen auch noch mal “unverkäufliches Werbeexemplar” rein geschrieben.
Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich die Bewertungen mit vier oder fünf Sternen lese, bei denen man merkt, dass es dem Schreiber fast schwerfiel, auszudrücken, wie gut er das Buch fand, wie sehr es ihn überrascht und wie tief es ihn berührt hat. Und natürlich, wenn jemand schreibt, wie einzigartig es ist. Da habe ich dann Tränen in den Augen vor Rührung, besonders, wenn ich die Leser und Rezensenten nicht kenne.
Eine 1-Stern-Bewertung hingegen versaut mir den ganzen Tag, zum Glück nur den laufenden Tag und noch mehr zum Glück sind die selten.
Über die erste Rezension zu meinem Debüt war ich ziemlich entsetzt. Jemand, der meinem Buch offensichtlich nicht viel abgewinnen kann, hat sich die Arbeit eines seitenweisen Verrisses gemacht. Auf keiner Literaturplattform ist mir eine derart ausführliche Besprechung begegnet (nicht einmal für echte Bestseller von Top Autoren). Vielleicht sollte ich mich geehrt fühlen. Jedenfalls habe ich meinen Frieden damit gemacht, und kann nur hoffen, dass Leser und Leserinnen, die das Genre mögen, sich nicht davon abschrecken lassen. Das Traurige ist, dass fast alles von der Geschichte preisgegeben wurde.
Ich hatte da mehr Glück, die Reaktionen auf mein Debut war erstmal sehr positiv. Beseonders freut man sich natürlich, wenn das Lob von Lesern kommt, die man nicht persönlich kennt.
Ja, genau dieser Jemand ist dann wohl auch bei mir aufgeschlagen. Wobei mich die Ein-Sterne-Wertung nicht weiter stört, die ist ok. Gerade dieses Buch war für mich mehr ein Experiment, ob ich dieses Genre überhaupt schreiben kann und ich weiß, dass es da viel zu kritisieren gibt. Geärgert hat mich aber, dass, so wie auch bei dir, in der Rezension die wesentlichen Punkte des Inhalts verraten wurden.
Da war offensichtlich eine echt arme Sau am Werke!
Verehrte Yoro - die wird es immer geben, in jeder Sparte des Lebens tauchen sie in den unterschiedlichsten Gestalten auf. Das ist kaum zu vermeiden. Aber wir sind unerschütterliche Künstler, ja, ich meine Künstler. Ich weiss, man denkt bei diesem Wort vielleicht eher an lehmverschmierte Bildhauer, bunte Maler und meinetwegen auch Christo, der wieder irgendwas einwickelt. Aber nein, wir haben uns der Kunst des Wortes verschrieben. Und ich denke, das sollte man nicht vergessen.
Wie sagte ein alternder Opernstar - man muss sich vorstellen, wie er dabei einen weissen Shal über die Schulter wirft.
“Kunst kommt ja von Können, nicht von Wollen, sonst hieße es ja Wunst!”