Prostitution und Gewalt

Guten Morgen!

Ich komme mir ja schon ein wenig komisch vor mit meiner Frage, andererseits wurden hier ja auch schon mögliche Todesarten diskutiert - also:

Eine meiner Nebenfiguren arbeitet als Prostituierte. Setting: Fantasy, grob spätes Mittelalter. Ich möchte ihr gern eine Verletzung mitgeben, die ihr in den letzten Jahren von einem Freier zugefügt wurde. Diese Verletzung soll nicht offensichtlich sein, sie soll also zum Beispiel kein nach einem Bruch abgeknicktes Handgelenk haben oder dauerhaft humpeln. Gesicht und Arme möchte ich dazu nicht nutzen, da sich die Verletzung nicht jedem erschließen soll. Etwas, das für gewöhnlich nicht auffällt, oder nur jemandem, der darauf achtet.

Ich hatte an einen Knochenbruch gedacht, aber durch die genannten Bedingungen fällt mir keiner ein (außer einem Rippenbruch), der dazu passen würde. Fällt Euch etwas ein? Eine verheilte Verletzung, die ihr aber zum Beispiel bei bestimmtem Wetter zu schaffen macht, oder ausgelöst durch andere, sporadisch auftretende Einflüsse? Etwas, das man meistens verbergen kann, aber nicht immer?

Danke für Eure Ideen!

Viele Grüße
Buchling

gebrochenes Schlüsselbein?

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Angelehnt an das Schlüsselbein: Je nachdem, wie viel Gewalt als Ursache hinter der Verletzung steckt, könnte auch das Brustbein verletzt worden sein? Da es ja recht zentral liegt, könnte man ihr verschiedene innere Schäden zuschreiben, die sich dann und wann bemerkbar machen.

LG

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Eine Brandnarbe, Schnittverletzung oder eventuell Peitschennarben?

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Wirbelsäulenverletzungen, beispielsweise nach Sturz oder Schlag, (z.B. mit angebrochenem Wirbel), können „unsichtbar bleiben“, die Wirbelsäule ist nach der Heilung wieder stabil, chronische Beschwerden / Schmerzen bleiben häufig.

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Danke Euch bis hier!
Was ich vergaß zu schreiben, weil es so offensichtlich in meinem Kopf war: Was wären typische Verletzungen für eine Prostituierte? Hat da jemand Ahnung von?

Hi @sbraun,

… stimmt schon, hatte auch in so eine Richtung gedacht, aber (speziell bei unvollständiger Fraktur):

Wer will denn das feststellen, so ganz ohne Röntgen …

mfg os|<ar

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Hallo @Buchling,

was hältst Du von einer klassischen Syphilis-Erkrankung?
Deine Figur könnte unter Hautveränderungen/Geschwüren an verdeckten Stellen leiden, die ihr mal mehr, mal weniger zu schaffen machen.
Wirf doch mal hier einen Blick darauf: https://focus-arztsuche.de/magazin/krankheiten/syphilis-erkennen-und-behandeln#:~:text=Die%20Syphilis-Symptome%20sind%20jedoch,und%20Rücken%2C%20der%20nicht%20juckt .

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Liebe @Buchling,

Denkbar wäre eine vaginale oder anale Verletzungen, problematisch in meinen Augen allerdings, dass es sich um eine Nebenfigur handeln soll, somit möglicherweise Zeit und Raum für eine angemessene Darstellung fehlt, der Figur auch gerecht zu werden.

Mir schwirrt nach deinen diversen Vorgaben eine unvollständige Verletzung des Gesichtsnerven (N. fascialis) vor. Soetwas könnte motorische Anteile des Nerven betreffen und sich beispielsweise nur bei Ermüdung und aufmerksamer Beobachtung zeigen oder nur sensible/sensorische Anteile betreffen und von einer einseitigen Gefühllosigkeiit der unteren Gesichtspartien begleitet sein, die ihrerseits zu “Fehlreaktionen” führt (z.B. sie spührt einen zärtlichen Kuss ihres heimlichen Liebhabers nicht …).

Na ja, könnte man vertiefen …

mfg os|<ar

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Hallo Buchling! :slight_smile:

Hmmm, Verletzung von einem Freier, die man nicht sieht, war die Ausgangsfrage…

Vielleicht war er sehr leidenschaftlich und hat sie in seinem Rausch (vielleicht zuviel von irgendwas?) richtig heftig gebissen? Eine Bisswunde kann sehr schnell eitrig werden und böse Narben hinterlassen. Das wäre dann auch eine Stelle am Körper, die wetterfühlig sein könnte. Wohin er sie beißt? Da gibt es wohl recht viele Stellen - hüstel - die recht schmerzhaft werden könnten. Wenn ich so etwas bräuchte, würde ich ihn wohl zwischen ihren Brüsten versinken lassen und dann im Eifer des Gefechts…

Liebe Grüße,
Vroni

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Apropos Diagnose im Mittelalter :wink:

Ich habe das so verstanden, dass es um einen gut beschreibbaren Verletzungsmechanismus geht, mit nicht offensichtlichen aber dafür deutlich spürbaren Folgen. Und weniger um eine präzise Diagnose. Da ist eine Gesichtsverletzung mit Schädigung des Nervus facialis sicher auch eine gute Möglichkeit.
Im übrigen halte ich jegliche Art von Verletzung bei Prostituierten im Mittelalter für möglich, ich glaube, Misshandlungen waren nichts Ungewöhnliches. Schläge auf den Kopf/ins Gesicht oder Stürze können zum Beispiel auch zu Hirnverletzungen mit chronischen Kopfschmerzen oder auch Krampfanfällen führen.

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Hallo @Buchling,

ich könnte mir, wie einige meiner Vorredner auch, einen schlecht verheilten Bruch vorstellen, der äußerlich nicht zu sehen ist, wohl aber deutlich tastbar und noch Jahre danach schmerzhaft. Was charakteristische Verletzungen von Prostituierten betrifft kenne ich mich zwar nicht aus. Im Kampfsport kommt sowas aber häufig vor. Und diese Verletzungen stammen ja von Schlägen und Tritten. Mein Trainer hat ein mehrfach gebrochenes Schienbein, was man kaum sieht. Wenn man mit den Fingern aber darüber fährt, wird einem plötzlich ganz anders. Bei einer Prostituierten könnte ich mir solche Verletzungen an den Rippen vorstellen, oder, noch versteckter am Schambein. Ein wütender Freier könnte auf die Idee kommen, ihr einen gezielten Tritt in den Intimbereich zu versetzen? Mies, fies und gemein, ich weiß. Aber wer eine Prostituierte misshandelt ist ja eh ein Schwein…

Gruß,
Claudia

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Dazu fällt mir noch etwas ein - allerdings bin ich keine Expertin für das Mittelalter, sondern eher für die Antike. Oftmals wurde das Geschäft damals in sehr engen Räumen ausgeführt, in denen nur eine Unterlage zu finden war. Wer an solchen Orten vielleicht etwas außer Kontrolle gerät, kann sicherlich reihenweise Verletzungen verursachen - von Kopfverletzungen bis zu Brüchen. Was vielleicht auch noch zum Thema Gewalt passt (aber nur indirekt durch den Freier begründet wird) wäre eine Abtreibung.

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Dankeschön nochmal an Euch alle! Jetzt habe ich einiges zum nachdenken :thumbsup:

Puh, hart. Die Arme ist erst 17 :wink: Aber ich denke darüber nach. Kann ja auch eine ihrer Kolleginnen haben… wie ich überhaupt viele Anregungen hier sicher nutzen kann, um die Damen in meinem Bordell anzureißen.

Genau: Die Diagnose ist im Buch an sich irrelevant, da sie damals vermutlich nicht gestellt werden konnte (jedenfalls je nach Verletzung). Für meine Recherche ist sie hilfreich, weil ich dann genauer nach Symptomen und Auswirkungen gucken kann.

Da würde ich gern mehr zu lesen - gibt es da empfehlenswerte Seiten im Netz zu? Sonst frage ich schlicht Dr. Google.

Auch das klingt gut. Sind wir hier auch beim Nervus fascialis, oder woanders? Gibt’s Lesetips? Sonst setze ich das ebenfalls auf meine Google-Liste.

Lieber @sbraun,

Ohne jetzt mit spezieller Sachkunde dienen zu können, mag ich mir durchaus vorstellen, dass der eine oder andere Feldscherer auch im ausgehenden Mittelalter durchaus in der Lage war, die „klinischen“ Folgen einer Gesichtsverletzung einem vorausgehenden Trauma zuzuordnen. (?):thinking:

Hier muss ich korrigieren!

Die Gefühllosigkeit der unteren Gesichtspartien wäre nicht durch eine Verletzung sensorische Anteile N. fascials (7. Hirnnerv) zu erklären, sondern vielmehr auf eine Schädigung des 2. Astes des Nervus Trigeminus (5. Hirnnerv) zurückzuführen, wie man sie sich z.B. durch eine Fraktur des Unterkiefers zuziehen kann.

Die Feinheiten dieser Anatomie waren gewiss nicht im ausgehenden Mittelalter bekannt, die Folgen dürften aber zumindest in Militärkreisen zu Zeiten stumpfer Gewaltsanwendung gegen des Gegners Schädel durchaus vertraut gewesen sein.

Liebe @Buchling

Die Sache mit den Hirnnerven ist etwas kompliziert und mag nicht nur den Laien im ersten Anlauf durchaus verwirren. Ich habe mal Recherche betrieben und füge ein paar zielführende Verweise hier an:

Fazialisparese DocCheck,
Fazialisparese Wiki,
Trigeminus Wiki,
Beh. Trigeminusschaden ZM-Online,
Trigeminusschaden Übersicht,
Trigeminusschaden Fallbeispiel

Davon jetzt bitte nicht abschrecken lassen, ist nur Hintergrundwissen, das sich bei Bedarf auch gut auf verständliche Sprache zurückführen lässt.

mfg os|<ar

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War nur gefrotzelt:smirk:, ich bin mir sicher, dass es bei den Badern und Barbieren auch gute klinische Diagnostiker gegeben hat.

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Was Syphilis und Mittelalter anbelangt: Wurde die nicht erst später durch Kolumbus eingeschleppt? Habe gerade gelesen, dass man sich da nicht sicher ist, aber dann würde Mittelalter nicht passen (vielleicht hat da jemand aktuelleres Wissen?) Wann genau spielt denn die Geschichte?

Habe gerade so gedacht: Wie wäre es mit etwas richtig fiesem, also z.B., dass ein früherer Freier dem armen Mädchen ein Besitzzeichen verpasst hat? Eine Markierung die besagt: Du bist meine? Das könnte ein Ritzzeichen sein oder eine Verbrennung. Was das psychisch an Narben hinterlässt, kann man sich denken.

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Das stimmt wahrscheinlich schon. Aber bei Infektionskrankheiten kann man sich nie sicher sein, ob die früher immer dieselbe Krankheit gemeint haben. Es gibt wohl auch Quellen, die in der Antike schon von dieser Krankheit sprechen. Da es nicht möglich war, auf bestimmte Erreger (die ja noch gar nicht bekannt waren) zu testen, wurden manchmal mehrere Krankheiten unter einem Namen subsummiert, ohne dass sich die Menschen der Unterschiede bewusst gewesen wären. Für heutige Wissenschaftler ist es oft unmöglich nachzuvollziehen, welche Krankheit tatsächlich jeweils gemeint war.
Das gilt z.B. auch für das Kindbettfieber. Wenn es sich tatsächlich um eine Sepsis handelte, war es unheilbar. Es gibt aber wohl auch Fälle, in denen manche Frauen das Kindbettfieber überlebt haben. Aber es war dann wahrscheinlich nicht dasselbe, wie das, was durch eine Sepsis hervorgerufen wurde. Fieber ist ja ein Symptom, das bei vielen Krankheiten auftreten kann.
Mit Kolumbus würde ich hier aber nicht argumentieren. Es ist ja Fantasy. Da kann Syphilis auch nach der Großen Invasion der Piratenvölker von den Südinseln im vierten Zeitalter eingeschleppt worden sein. Am besten gibt man der Krankheit dann noch einen neuen Namen und die Sache ist geritzt. Aber es ist natürlich gut, eine “echte” Krankheit im Hinterkopf zu haben, um sich an den Symptomen und Folgen zu orientieren.

LG
Pamina

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Das Thema ist tatsächlich sehr interessant :wink:

Es gibt wohl einige Quellen, in denen Symptome dieser Art genannt werden. Und es wurden in einigen Ausgrabungen Hinweise darauf gefunden, dass es in der Antike bereits Erkrankungen mit einer Syphilisform gegeben haben *könnte *- und zwar nicht derselben, die mit Kolumbus eingeschleppt wurde. Das Thema wurde in den letzten Jahren in der Wissenschaft wieder aufgenommen, heiß diskutiert und ist meines Wissens bis heute nicht eindeutig geklärt. Grund für die Wiederaufnahme war, dass es technisch gelungen ist, gewisse Bakterienstämme nachzuweisen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich es auch nicht weiter verfolgt habe. Es ist wie Pamina schon sagte - Man wusste es früher nicht besser und viele Krankheiten endeten in einem „Einheitsbrei“ der sich für Forscher heute nicht mehr unterscheiden lässt.

Für eine Fantasygeschichte ist das letztlich alles nicht so bedeutend. Vermutlich gab es sehr viele Krankheiten schon sehr viel früher, als wir wissen. Ein Leser wird jedenfalls vermutlich (hoffentlich?) nicht nach den Symptomen einer solchen Figur googlen, ihnen eine Krankheit zuweisen und anschließend recherchieren, wann diese zum ersten Mal auftrat :laughing:

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Dann habe ich es falsch verstanden. Ich dachte, es geht um einen Mittelalterroman (sorry, war noch sehr früh am Morgen, als ich die Frage las):footprints:

Man könnte ja in einer Fantasygeschichte auch eine eigene Krankheit ausdenken. Das habe ich so gemacht. Finde ich irgendwie besser, als eine reale zu verwenden.